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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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erlangt. Als der Kurfürst die Unterschrift des Friedenstractates vollzog, da soll er
voll Schmerz und Ingrimm in die Worte Virgils ausgebrochen sein: "Nun so er¬
stehe mir einst aus meinen Gebeinen der Rächer!" Der Anblick dieses Heeres,
wie es ihm die Existenz verdankte, durfte ihm dafür bürgen, daß sein Wunsch
nicht unerfüllt bleibe.




Literatur.
Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde, unter Mit¬
wirkung von Droysen, L. v. Ledebur. Preuß, L. Ranke und Riedel herausgegeben
von Prof. I)r. N. Foß. 1. Jahrg. 1. und 2. Heft. Berlin, A. Bath. 1864.

Mit aufrichtiger Freude und ungewöhnlicher Erwartung begrüßen wir diese
neue Monatsschrift, die darnach angelegt scheint, eine würdige preußische Revue im
strengeren Sinne zu werden, wie wir deren noch immer ermangelt haben. Eine
literarische Selbstrechcnschnst in dem Umkreis der preußischen Geschichte und Landes¬
kunde kann nur unter den Auspizien hervorragender Namen und auch nur dann
gedeihen, wenn diese Namen nicht blos als Einladungszicrdcn figuriren, sondern
mit thätigem Antheil das Unternehmen fordern. Für ersteres ist trefflich gesorgt;
das andere setzen wir um so lieber voraus, da wir in der Lage sind, den Fortgang
und Erfolg der Zeitschrift mit der ganzen Eifersucht des Gefühles zu beobachten,
daß hier die Gründung eines im besten Sinne nationalen Werkes in Aussicht steht.
Die Gaben, welche uns versprochen werden, sollen bestehen 1) in selbständigen Ab¬
handlungen, bei denen Neuheit des Materials oder Eigenthümlichkeit der Auffassung
bedingt ist, und bei welchen auch neue Archivalien nicht ausgeschlossen sind; 2) Kri¬
tiken über hervorragende literarische Erscheinungen auf dem bezeichneten Gebiete;
3) Bibliographie der neu erschienenen Schriften, wobei auch auf die periodische Lite¬
ratur der Vcrcinsblütter, Schulprogrammc und andere dem Publicum oft gänzlich
unzugängliche Arbeiten Rücksicht genommen werden soll. Endlich 4) sollen Berichte
gegeben werden über Sitzungen solcher wissenschaftlicher Vereine, welche sich vorwie¬
gend mit preußischer Geschichte und Landeskunde beschäftigen. So erwünscht und
nothwendig Artikel der drei letztgenannten Kategorien erscheinen, so können wir doch
die Befürchtung nicht unterdrücken, daß es äußerst schwer halten wird, auf den drei
bis vier Bogen, die monatlich ausgegeben werden sollen, neben dem wichtigen Haupt-
theile auch auf diesem Gebiet die erstrebte Vollständigkeit zu erreichen, besonders da
ausdrücklich bemerkt wird, daß auch der Antikritik, so lange sie der Sache dient,
bereitwillig Raum gegeben werden soll. Aeußerste Knappheit ist dabei selbstverständ¬
lich und vielleicht trägt die Zeitschrift dazu bei, einen wissenschaftlichen Rcccnsionsstil


erlangt. Als der Kurfürst die Unterschrift des Friedenstractates vollzog, da soll er
voll Schmerz und Ingrimm in die Worte Virgils ausgebrochen sein: „Nun so er¬
stehe mir einst aus meinen Gebeinen der Rächer!" Der Anblick dieses Heeres,
wie es ihm die Existenz verdankte, durfte ihm dafür bürgen, daß sein Wunsch
nicht unerfüllt bleibe.




Literatur.
Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde, unter Mit¬
wirkung von Droysen, L. v. Ledebur. Preuß, L. Ranke und Riedel herausgegeben
von Prof. I)r. N. Foß. 1. Jahrg. 1. und 2. Heft. Berlin, A. Bath. 1864.

Mit aufrichtiger Freude und ungewöhnlicher Erwartung begrüßen wir diese
neue Monatsschrift, die darnach angelegt scheint, eine würdige preußische Revue im
strengeren Sinne zu werden, wie wir deren noch immer ermangelt haben. Eine
literarische Selbstrechcnschnst in dem Umkreis der preußischen Geschichte und Landes¬
kunde kann nur unter den Auspizien hervorragender Namen und auch nur dann
gedeihen, wenn diese Namen nicht blos als Einladungszicrdcn figuriren, sondern
mit thätigem Antheil das Unternehmen fordern. Für ersteres ist trefflich gesorgt;
das andere setzen wir um so lieber voraus, da wir in der Lage sind, den Fortgang
und Erfolg der Zeitschrift mit der ganzen Eifersucht des Gefühles zu beobachten,
daß hier die Gründung eines im besten Sinne nationalen Werkes in Aussicht steht.
Die Gaben, welche uns versprochen werden, sollen bestehen 1) in selbständigen Ab¬
handlungen, bei denen Neuheit des Materials oder Eigenthümlichkeit der Auffassung
bedingt ist, und bei welchen auch neue Archivalien nicht ausgeschlossen sind; 2) Kri¬
tiken über hervorragende literarische Erscheinungen auf dem bezeichneten Gebiete;
3) Bibliographie der neu erschienenen Schriften, wobei auch auf die periodische Lite¬
ratur der Vcrcinsblütter, Schulprogrammc und andere dem Publicum oft gänzlich
unzugängliche Arbeiten Rücksicht genommen werden soll. Endlich 4) sollen Berichte
gegeben werden über Sitzungen solcher wissenschaftlicher Vereine, welche sich vorwie¬
gend mit preußischer Geschichte und Landeskunde beschäftigen. So erwünscht und
nothwendig Artikel der drei letztgenannten Kategorien erscheinen, so können wir doch
die Befürchtung nicht unterdrücken, daß es äußerst schwer halten wird, auf den drei
bis vier Bogen, die monatlich ausgegeben werden sollen, neben dem wichtigen Haupt-
theile auch auf diesem Gebiet die erstrebte Vollständigkeit zu erreichen, besonders da
ausdrücklich bemerkt wird, daß auch der Antikritik, so lange sie der Sache dient,
bereitwillig Raum gegeben werden soll. Aeußerste Knappheit ist dabei selbstverständ¬
lich und vielleicht trägt die Zeitschrift dazu bei, einen wissenschaftlichen Rcccnsionsstil


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/478>, abgerufen am 05.05.2024.