Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Franzosen bei ihrer Panzerflotte erstrebt und wenigstens soweit erreicht haben,
daß sie den Engländern in dieser Beziehung weit überlegen sind, indem ihre
langsameren Fahrzeuge nie weit zurückbleiben werden, sodaß selbst bei sehr schnel¬
ler Fahrt ihre Flotte stets sich zusammenhalten kann.




Springers Bilder aus der neuern Kunstgeschichte.

Bilder aus der neueren Kunstgeschichte von Anton Springer. Bonn, Adolph
Marcus. 1867.

Die kunsthistorischen Aufsätze, welche Anton Springer der Lesewelt dieses
Jahr darbringt, sind zum großen Theil aus Vorträgen vor gebildeten Hörer"
kreisen entstanden; der erste in der Reihe gehörte in der ursprünglichen knap¬
pern Form den Grenzboten an (Jahrg. 1862).

Wenn wir andere der zahlreichen Essay-Sammlungen gleichen Ursprungs
zur Hand nehmen, begegnet uns als leitender Gesichtspunkt der Zusammen¬
stellung meist die Liebhaberei des Autors oder äußerliche Beweggründe; hier
zeigt schon ein Blick auf die Jnhaltörubriken den Historiker. Beginnend mit
Verfolgung der im Mittelalter nachlebenden Antike, die in viel umfassenderer
Weise und weit länger als die landläufigen Kunstansichten glauben wollen, den
Formensinn beherrschte, führt Springer im zweiten Bilde die Entwicklung der
Renaissance in Italien vor Augen, deren ganze Eigenthümlichkeit schon durch
den Inhalt der vorausgehenden Darstellung wesentlich modificirt wird und
zeichnet in Leon Battista Alberti, dem vir ZivirüWimus, den Typus eines jener
Wundermenschen des neuen Geistes, von welchem uns die Kunde am reichlichsten
zufließt. Die Würdigung dieser außerordentlichen Persönlichkeit bringt in ganz
ausdrücklicher Weise zum Bewußtsein, "daß in den bildenden Künsten sich die
herrschende Bildung ebenso deutlich ausspricht wie in der Poesie und im phi¬
losophischen Denken", und so lange uns versagt bleibt, Lionardo da Vinci ganz
erfassen zu können, wird das Studium Albertis in der Erkenntniß solcher Größe
c>in meisten fördern.

Die Betrachtung wendet sich sodann auf Rafael. Den Ausgangspunkt
bietet hier eine interessante Conti overse. welche vor kurzem durch Hermann
Grimm aufgeworfen, die Kunstfreunde und Forscher lebhaft beschäftigte, die
Frage nach dem eigentlichen Sujet der "Disputa" und der "Schule von Athen".

So verkehrt auch die bequemen Verwahrungen gegen Anfechtung der all"


10*

Franzosen bei ihrer Panzerflotte erstrebt und wenigstens soweit erreicht haben,
daß sie den Engländern in dieser Beziehung weit überlegen sind, indem ihre
langsameren Fahrzeuge nie weit zurückbleiben werden, sodaß selbst bei sehr schnel¬
ler Fahrt ihre Flotte stets sich zusammenhalten kann.




Springers Bilder aus der neuern Kunstgeschichte.

Bilder aus der neueren Kunstgeschichte von Anton Springer. Bonn, Adolph
Marcus. 1867.

Die kunsthistorischen Aufsätze, welche Anton Springer der Lesewelt dieses
Jahr darbringt, sind zum großen Theil aus Vorträgen vor gebildeten Hörer«
kreisen entstanden; der erste in der Reihe gehörte in der ursprünglichen knap¬
pern Form den Grenzboten an (Jahrg. 1862).

Wenn wir andere der zahlreichen Essay-Sammlungen gleichen Ursprungs
zur Hand nehmen, begegnet uns als leitender Gesichtspunkt der Zusammen¬
stellung meist die Liebhaberei des Autors oder äußerliche Beweggründe; hier
zeigt schon ein Blick auf die Jnhaltörubriken den Historiker. Beginnend mit
Verfolgung der im Mittelalter nachlebenden Antike, die in viel umfassenderer
Weise und weit länger als die landläufigen Kunstansichten glauben wollen, den
Formensinn beherrschte, führt Springer im zweiten Bilde die Entwicklung der
Renaissance in Italien vor Augen, deren ganze Eigenthümlichkeit schon durch
den Inhalt der vorausgehenden Darstellung wesentlich modificirt wird und
zeichnet in Leon Battista Alberti, dem vir ZivirüWimus, den Typus eines jener
Wundermenschen des neuen Geistes, von welchem uns die Kunde am reichlichsten
zufließt. Die Würdigung dieser außerordentlichen Persönlichkeit bringt in ganz
ausdrücklicher Weise zum Bewußtsein, „daß in den bildenden Künsten sich die
herrschende Bildung ebenso deutlich ausspricht wie in der Poesie und im phi¬
losophischen Denken", und so lange uns versagt bleibt, Lionardo da Vinci ganz
erfassen zu können, wird das Studium Albertis in der Erkenntniß solcher Größe
c>in meisten fördern.

Die Betrachtung wendet sich sodann auf Rafael. Den Ausgangspunkt
bietet hier eine interessante Conti overse. welche vor kurzem durch Hermann
Grimm aufgeworfen, die Kunstfreunde und Forscher lebhaft beschäftigte, die
Frage nach dem eigentlichen Sujet der „Disputa" und der „Schule von Athen".

So verkehrt auch die bequemen Verwahrungen gegen Anfechtung der all»


10*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191840"/>
            <p xml:id="ID_171" prev="#ID_170"> Franzosen bei ihrer Panzerflotte erstrebt und wenigstens soweit erreicht haben,<lb/>
daß sie den Engländern in dieser Beziehung weit überlegen sind, indem ihre<lb/>
langsameren Fahrzeuge nie weit zurückbleiben werden, sodaß selbst bei sehr schnel¬<lb/>
ler Fahrt ihre Flotte stets sich zusammenhalten kann.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Springers Bilder aus der neuern Kunstgeschichte.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_172"> Bilder aus der neueren Kunstgeschichte von Anton Springer.  Bonn, Adolph<lb/>
Marcus. 1867.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_173"> Die kunsthistorischen Aufsätze, welche Anton Springer der Lesewelt dieses<lb/>
Jahr darbringt, sind zum großen Theil aus Vorträgen vor gebildeten Hörer«<lb/>
kreisen entstanden; der erste in der Reihe gehörte in der ursprünglichen knap¬<lb/>
pern Form den Grenzboten an (Jahrg. 1862).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_174"> Wenn wir andere der zahlreichen Essay-Sammlungen gleichen Ursprungs<lb/>
zur Hand nehmen, begegnet uns als leitender Gesichtspunkt der Zusammen¬<lb/>
stellung meist die Liebhaberei des Autors oder äußerliche Beweggründe; hier<lb/>
zeigt schon ein Blick auf die Jnhaltörubriken den Historiker. Beginnend mit<lb/>
Verfolgung der im Mittelalter nachlebenden Antike, die in viel umfassenderer<lb/>
Weise und weit länger als die landläufigen Kunstansichten glauben wollen, den<lb/>
Formensinn beherrschte, führt Springer im zweiten Bilde die Entwicklung der<lb/>
Renaissance in Italien vor Augen, deren ganze Eigenthümlichkeit schon durch<lb/>
den Inhalt der vorausgehenden Darstellung wesentlich modificirt wird und<lb/>
zeichnet in Leon Battista Alberti, dem vir ZivirüWimus, den Typus eines jener<lb/>
Wundermenschen des neuen Geistes, von welchem uns die Kunde am reichlichsten<lb/>
zufließt. Die Würdigung dieser außerordentlichen Persönlichkeit bringt in ganz<lb/>
ausdrücklicher Weise zum Bewußtsein, &#x201E;daß in den bildenden Künsten sich die<lb/>
herrschende Bildung ebenso deutlich ausspricht wie in der Poesie und im phi¬<lb/>
losophischen Denken", und so lange uns versagt bleibt, Lionardo da Vinci ganz<lb/>
erfassen zu können, wird das Studium Albertis in der Erkenntniß solcher Größe<lb/>
c&gt;in meisten fördern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_175"> Die Betrachtung wendet sich sodann auf Rafael. Den Ausgangspunkt<lb/>
bietet hier eine interessante Conti overse. welche vor kurzem durch Hermann<lb/>
Grimm aufgeworfen, die Kunstfreunde und Forscher lebhaft beschäftigte, die<lb/>
Frage nach dem eigentlichen Sujet der &#x201E;Disputa" und der &#x201E;Schule von Athen".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_176" next="#ID_177"> So verkehrt auch die bequemen Verwahrungen gegen Anfechtung der all»</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 10*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0079] Franzosen bei ihrer Panzerflotte erstrebt und wenigstens soweit erreicht haben, daß sie den Engländern in dieser Beziehung weit überlegen sind, indem ihre langsameren Fahrzeuge nie weit zurückbleiben werden, sodaß selbst bei sehr schnel¬ ler Fahrt ihre Flotte stets sich zusammenhalten kann. Springers Bilder aus der neuern Kunstgeschichte. Bilder aus der neueren Kunstgeschichte von Anton Springer. Bonn, Adolph Marcus. 1867. Die kunsthistorischen Aufsätze, welche Anton Springer der Lesewelt dieses Jahr darbringt, sind zum großen Theil aus Vorträgen vor gebildeten Hörer« kreisen entstanden; der erste in der Reihe gehörte in der ursprünglichen knap¬ pern Form den Grenzboten an (Jahrg. 1862). Wenn wir andere der zahlreichen Essay-Sammlungen gleichen Ursprungs zur Hand nehmen, begegnet uns als leitender Gesichtspunkt der Zusammen¬ stellung meist die Liebhaberei des Autors oder äußerliche Beweggründe; hier zeigt schon ein Blick auf die Jnhaltörubriken den Historiker. Beginnend mit Verfolgung der im Mittelalter nachlebenden Antike, die in viel umfassenderer Weise und weit länger als die landläufigen Kunstansichten glauben wollen, den Formensinn beherrschte, führt Springer im zweiten Bilde die Entwicklung der Renaissance in Italien vor Augen, deren ganze Eigenthümlichkeit schon durch den Inhalt der vorausgehenden Darstellung wesentlich modificirt wird und zeichnet in Leon Battista Alberti, dem vir ZivirüWimus, den Typus eines jener Wundermenschen des neuen Geistes, von welchem uns die Kunde am reichlichsten zufließt. Die Würdigung dieser außerordentlichen Persönlichkeit bringt in ganz ausdrücklicher Weise zum Bewußtsein, „daß in den bildenden Künsten sich die herrschende Bildung ebenso deutlich ausspricht wie in der Poesie und im phi¬ losophischen Denken", und so lange uns versagt bleibt, Lionardo da Vinci ganz erfassen zu können, wird das Studium Albertis in der Erkenntniß solcher Größe c>in meisten fördern. Die Betrachtung wendet sich sodann auf Rafael. Den Ausgangspunkt bietet hier eine interessante Conti overse. welche vor kurzem durch Hermann Grimm aufgeworfen, die Kunstfreunde und Forscher lebhaft beschäftigte, die Frage nach dem eigentlichen Sujet der „Disputa" und der „Schule von Athen". So verkehrt auch die bequemen Verwahrungen gegen Anfechtung der all» 10*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/79
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/79>, abgerufen am 26.04.2024.