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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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sein wird, als der Beitritt Oestreichs, und wozu sie sogar längst eingeladen
sind, seitdem der Art. 79 der Bundesverfassung den süddeutschen Staaten
den Eintritt eröffnet hat.




Die WelaAoa-Gunst.

Nachdem mehrfach schon das Gerücht aufgetaucht, daß Preußen Colonial-
besitz erworben habe, melden jetzt aufs Neue die Zeitungen, daß man wegen
käuflicher Uebernahme der Delagoa-Bucht mit Portugal verhandle. Ein
officiöses Dementi ist unseres Wissens bis jetzt nicht erfolgt, im Uebrigen hat
über die Sache.noch nichts Näheres verlautet. In Erwartung eingehenderer
Kunde über Grund oder Ungrund der bezüglichen Nachrichten, lassen wir
eine Reihe Notizen über diesen wenig bekannten Punkt folgen, um die Leser
über denselben in Kürze zu orientiren.

Die fragliche Bucht, welche über dem 26° südlicher Breite an der afri¬
kanischen Ostküste sich befindet, bildet den Abschluß des portugiesischen Colonial-
besitzes, welcher sich zu ihr in einer gedehnten Spitze von Nord nach Süd
hinzieht. Sie öffnet sich ziemlich gegen Norden, ist nach Osten durch eine
ins Cap Colatto auslaufende Landzunge und deren Verlängerung, die Insel
Se. Maria, gegen das Meer geschützt und nimmt in ihr Becken, welches wir
etwa auf 3 Meilen ins Geviert schätzen, außer mehreren kleinen Zuflüssen
den König Georg Marine von Norden her und den Pongola von Süden auf.

Im Allgemeinen gilt das Klima der portugiesischen Colonien sür unge¬
sund, so daß vom Mutterlande sogar zu Beamten exilirte Verbrecher genom¬
men werden und bisweilen nur 6<V<> einen mehrjährigen Aufenthalt ertragen.
Die Umgebung der Delagoabat wird noch besonders als sumpfig, aber von
dichtem Wald umgeben dargestellt. -- Indeß es ist einmal zweifelhaft, ob
Seitens der portugiesischen Regierung irgend welche nennenswerthe Energie
in der Bewirtschaftung und Organisator entwickelt wird und dann kann
der geographischen Lage nach die Bai nur als der günstigere Theil betrachtet
werden. Es ist kaum anzunehmen, daß einem umsichtigen Vorgehen nicht
gelingen sollte, die Sümpfe trocken zu legen in einer Gegend, wo man ge¬
wohnt ist, über Wassermangel klagen zu hören.

Selbst wenn die unmittelbare Umgebung der Bucht nicht zu dem ge-
sündesten Wohnort sich gestalten ließe, so wäre doch selbstredend die weitere
Ausdehnung des Territoriums ins Land hinein in Erwägung zu ziehen.


sein wird, als der Beitritt Oestreichs, und wozu sie sogar längst eingeladen
sind, seitdem der Art. 79 der Bundesverfassung den süddeutschen Staaten
den Eintritt eröffnet hat.




Die WelaAoa-Gunst.

Nachdem mehrfach schon das Gerücht aufgetaucht, daß Preußen Colonial-
besitz erworben habe, melden jetzt aufs Neue die Zeitungen, daß man wegen
käuflicher Uebernahme der Delagoa-Bucht mit Portugal verhandle. Ein
officiöses Dementi ist unseres Wissens bis jetzt nicht erfolgt, im Uebrigen hat
über die Sache.noch nichts Näheres verlautet. In Erwartung eingehenderer
Kunde über Grund oder Ungrund der bezüglichen Nachrichten, lassen wir
eine Reihe Notizen über diesen wenig bekannten Punkt folgen, um die Leser
über denselben in Kürze zu orientiren.

Die fragliche Bucht, welche über dem 26° südlicher Breite an der afri¬
kanischen Ostküste sich befindet, bildet den Abschluß des portugiesischen Colonial-
besitzes, welcher sich zu ihr in einer gedehnten Spitze von Nord nach Süd
hinzieht. Sie öffnet sich ziemlich gegen Norden, ist nach Osten durch eine
ins Cap Colatto auslaufende Landzunge und deren Verlängerung, die Insel
Se. Maria, gegen das Meer geschützt und nimmt in ihr Becken, welches wir
etwa auf 3 Meilen ins Geviert schätzen, außer mehreren kleinen Zuflüssen
den König Georg Marine von Norden her und den Pongola von Süden auf.

Im Allgemeinen gilt das Klima der portugiesischen Colonien sür unge¬
sund, so daß vom Mutterlande sogar zu Beamten exilirte Verbrecher genom¬
men werden und bisweilen nur 6<V<> einen mehrjährigen Aufenthalt ertragen.
Die Umgebung der Delagoabat wird noch besonders als sumpfig, aber von
dichtem Wald umgeben dargestellt. — Indeß es ist einmal zweifelhaft, ob
Seitens der portugiesischen Regierung irgend welche nennenswerthe Energie
in der Bewirtschaftung und Organisator entwickelt wird und dann kann
der geographischen Lage nach die Bai nur als der günstigere Theil betrachtet
werden. Es ist kaum anzunehmen, daß einem umsichtigen Vorgehen nicht
gelingen sollte, die Sümpfe trocken zu legen in einer Gegend, wo man ge¬
wohnt ist, über Wassermangel klagen zu hören.

Selbst wenn die unmittelbare Umgebung der Bucht nicht zu dem ge-
sündesten Wohnort sich gestalten ließe, so wäre doch selbstredend die weitere
Ausdehnung des Territoriums ins Land hinein in Erwägung zu ziehen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/252>, abgerufen am 05.05.2024.