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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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der Richter oder eines Theils derselben. -- Haben wir einmal diese neue
Doppel-Instruction, Seegerichte und Seemannsordnung, so mögen wir immer¬
hin hoffen, die neuerdings so häufig gewordenen Zusammenstöße von Dampf¬
und Segelschiffen und vielleicht auch die Strandungen von Passagierdampfern
etwas seltener werden zu sehen. Der Capitän wird sich dann nicht aus¬
schließlich mehr zur äußersten Eile, zur Aufbietung der vollen Dampfkraft
auch im Nebel angetrieben fühlen wie jetzt, wo seines Rheders Interesse
nur darauf gerichtet ist, daß das Schiff den Ruf der Schnelligkeit erlange
und bewahre; er wird von gefährlichen Wagnissen zurückgehalten sein durch
das Bewußtsein > daß ein Gesetz und ein Richter über ihm stehen, deren Con-
trole ihn nöthigenfalls gegen Vorwürfe des Rheders über geschäftsstörende
Langsamkeit in Schutz nimmt.

In gleicher Richtung liegt, was der Deutsche nautische Verein sammt
seinen Zweigvereinen bisher für Reform des Leucht- und Lootsenwesens an
unseren Küsten gethan hat. Es dient ebenfalls der Sicherheit der Schiff¬
fahrt. Er wird aber wohl darauf zurückkommen müssen, denn die Initiative
der Bundesgewalt, deren es zur Vervollständigung des vorhandenen Kranzes
von Leuchtthürmen und Feuerschiffen ebenso wie zur Ausbildung des Tonnen-
und Bakenwesens und zur Regelung des Lootsenwesens bedarf, läßt un¬
geachtet eines auf Grundrecht's Antrag gefaßten förderlichen Reichstags-
beschlusfes befremdend lange auf sich warten.

Ohne die Wachsamkeit und beständig anregende, aufhellende Thätigkeit
eigener Vereine, das sieht man wohl aus dieser flüchtigen Skizze, würden die
nothwendigen See-Einrichtungen selbst in dem verjüngten Leben Norddeutsch¬
lands nur sehr zögernd von Statten gehen. Die nautischen Vereine füllen
darum in unserer nationalen Organisation eine wahre Lücke aus, und von
einem ganz allgemeinen Gesichtspunkte aus muß man wünschen, daß ihre
Fortentwickelung dem frischen, kräftigen Anfang entsprechen möge.




Die deutsche Druckschrift.

Zum Verständniß der Bemerkungen, welche im Folgenden über unsere
Druckschrift gemacht werden sollen, wird zunächst an Bekanntes, an Ursprung
und Ausbildung der deutschen Lettern erinnert.

Unsere deutsche Schrift, wegen ihrer gebrochenen Ecken Fracturschrift
genannt, ist die Druckschrift aller politischen und populären Zeitschriften, und fast
aller in deutscher Sprache geschriebenen Bücher, mit theilweiser Ausnahme jener,


der Richter oder eines Theils derselben. — Haben wir einmal diese neue
Doppel-Instruction, Seegerichte und Seemannsordnung, so mögen wir immer¬
hin hoffen, die neuerdings so häufig gewordenen Zusammenstöße von Dampf¬
und Segelschiffen und vielleicht auch die Strandungen von Passagierdampfern
etwas seltener werden zu sehen. Der Capitän wird sich dann nicht aus¬
schließlich mehr zur äußersten Eile, zur Aufbietung der vollen Dampfkraft
auch im Nebel angetrieben fühlen wie jetzt, wo seines Rheders Interesse
nur darauf gerichtet ist, daß das Schiff den Ruf der Schnelligkeit erlange
und bewahre; er wird von gefährlichen Wagnissen zurückgehalten sein durch
das Bewußtsein > daß ein Gesetz und ein Richter über ihm stehen, deren Con-
trole ihn nöthigenfalls gegen Vorwürfe des Rheders über geschäftsstörende
Langsamkeit in Schutz nimmt.

In gleicher Richtung liegt, was der Deutsche nautische Verein sammt
seinen Zweigvereinen bisher für Reform des Leucht- und Lootsenwesens an
unseren Küsten gethan hat. Es dient ebenfalls der Sicherheit der Schiff¬
fahrt. Er wird aber wohl darauf zurückkommen müssen, denn die Initiative
der Bundesgewalt, deren es zur Vervollständigung des vorhandenen Kranzes
von Leuchtthürmen und Feuerschiffen ebenso wie zur Ausbildung des Tonnen-
und Bakenwesens und zur Regelung des Lootsenwesens bedarf, läßt un¬
geachtet eines auf Grundrecht's Antrag gefaßten förderlichen Reichstags-
beschlusfes befremdend lange auf sich warten.

Ohne die Wachsamkeit und beständig anregende, aufhellende Thätigkeit
eigener Vereine, das sieht man wohl aus dieser flüchtigen Skizze, würden die
nothwendigen See-Einrichtungen selbst in dem verjüngten Leben Norddeutsch¬
lands nur sehr zögernd von Statten gehen. Die nautischen Vereine füllen
darum in unserer nationalen Organisation eine wahre Lücke aus, und von
einem ganz allgemeinen Gesichtspunkte aus muß man wünschen, daß ihre
Fortentwickelung dem frischen, kräftigen Anfang entsprechen möge.




Die deutsche Druckschrift.

Zum Verständniß der Bemerkungen, welche im Folgenden über unsere
Druckschrift gemacht werden sollen, wird zunächst an Bekanntes, an Ursprung
und Ausbildung der deutschen Lettern erinnert.

Unsere deutsche Schrift, wegen ihrer gebrochenen Ecken Fracturschrift
genannt, ist die Druckschrift aller politischen und populären Zeitschriften, und fast
aller in deutscher Sprache geschriebenen Bücher, mit theilweiser Ausnahme jener,


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[0094] der Richter oder eines Theils derselben. — Haben wir einmal diese neue Doppel-Instruction, Seegerichte und Seemannsordnung, so mögen wir immer¬ hin hoffen, die neuerdings so häufig gewordenen Zusammenstöße von Dampf¬ und Segelschiffen und vielleicht auch die Strandungen von Passagierdampfern etwas seltener werden zu sehen. Der Capitän wird sich dann nicht aus¬ schließlich mehr zur äußersten Eile, zur Aufbietung der vollen Dampfkraft auch im Nebel angetrieben fühlen wie jetzt, wo seines Rheders Interesse nur darauf gerichtet ist, daß das Schiff den Ruf der Schnelligkeit erlange und bewahre; er wird von gefährlichen Wagnissen zurückgehalten sein durch das Bewußtsein > daß ein Gesetz und ein Richter über ihm stehen, deren Con- trole ihn nöthigenfalls gegen Vorwürfe des Rheders über geschäftsstörende Langsamkeit in Schutz nimmt. In gleicher Richtung liegt, was der Deutsche nautische Verein sammt seinen Zweigvereinen bisher für Reform des Leucht- und Lootsenwesens an unseren Küsten gethan hat. Es dient ebenfalls der Sicherheit der Schiff¬ fahrt. Er wird aber wohl darauf zurückkommen müssen, denn die Initiative der Bundesgewalt, deren es zur Vervollständigung des vorhandenen Kranzes von Leuchtthürmen und Feuerschiffen ebenso wie zur Ausbildung des Tonnen- und Bakenwesens und zur Regelung des Lootsenwesens bedarf, läßt un¬ geachtet eines auf Grundrecht's Antrag gefaßten förderlichen Reichstags- beschlusfes befremdend lange auf sich warten. Ohne die Wachsamkeit und beständig anregende, aufhellende Thätigkeit eigener Vereine, das sieht man wohl aus dieser flüchtigen Skizze, würden die nothwendigen See-Einrichtungen selbst in dem verjüngten Leben Norddeutsch¬ lands nur sehr zögernd von Statten gehen. Die nautischen Vereine füllen darum in unserer nationalen Organisation eine wahre Lücke aus, und von einem ganz allgemeinen Gesichtspunkte aus muß man wünschen, daß ihre Fortentwickelung dem frischen, kräftigen Anfang entsprechen möge. Die deutsche Druckschrift. Zum Verständniß der Bemerkungen, welche im Folgenden über unsere Druckschrift gemacht werden sollen, wird zunächst an Bekanntes, an Ursprung und Ausbildung der deutschen Lettern erinnert. Unsere deutsche Schrift, wegen ihrer gebrochenen Ecken Fracturschrift genannt, ist die Druckschrift aller politischen und populären Zeitschriften, und fast aller in deutscher Sprache geschriebenen Bücher, mit theilweiser Ausnahme jener,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/94>, abgerufen am 28.04.2024.