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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Fuchstaufe -- den Betreffenden Wein aus die Häupter und absolvirte sie in
herkömmlicher Weise vom Beanus und Bachanten. Er wird also in der
Nachahmung des Aeußerlichen des Sacraments keine EntHeiligung erblickt
haben. Die Taufe mit Wein kommt übrigens schon früher, wie ich oben
hätte erwähnen können, als integrirender Theil bei den Ceremonien vor, von
denen die Beförderungen in der Zunft der mittelalterlichen Herolde begleitet
waren. Die letztere zerfiel in Persevanten oder Lehrlinge, Herolde oder Ge¬
sellen und Wappenkönige oder Meister. Wer zum Persevanten aufgenommen
wurde, empfing die Weintaufe gewöhnlich von einem Wappenkönige. Wer
zum Herold befördert wurde, erhielt sie von dem Fürsten, dem er diente, selbst,
wie denn unter Andern Karl der Kühne von Burgund diesen Ritus zu voll¬
ziehen pflegte. Auch hier war der Act mit gewissen Ceremonien verknüpft, die
an das Häufeln der Handwerker erinnern.

Kehren wir zu den Studenten der Zeit Luther's zurück, so beließ man
es, abgesehen von dieser Taufe, im Wesentlichen bei der früheren Behandlung
der Füchse und fügte nur noch, wie das um die Mitte des sechszehnten Jahr¬
hunderts entstandene Lied ^Lalvvw, oanäiäi dospitös" besagt, zu den Hörnern,
mit denen sie erschienen und die ihnen abgesägt, zu den Schweinshauern, die
ihnen ausgebrochen, und zu den Bärten, die ihnen mit der Pflugschaar abge¬
kratzt wurden, einige andere Symbole, zum Beispiel Glättung der auf eine
Bank hingestreckten mit einem Hobel, hinzu.




Don Tribur nach Kanossa.
Von Dr. Wilhelm Kellner.
II. Der Mönch auf dem Thron. Zurücksinken der päpstlichen Ansprüche vor dem
Sieg von Canossci.

Eckart's von Meißen wurde Heinrich ledig durch einen Mord, an dem
ihm Betheiligung zugeschrieben wird; ersuchte dies später abzubüßen. Ueber
Hermann von Schwaben kam er mehr allmählich dadurch, daß er seine Er¬
wählung im Umherziehen von einem Herzogthum (Provinz sagt v. Sybel) zum
andern erwirkte und schließlich Hermann hoffnungslos machte. Ursprünglich
begünstigt von den bayrischen, fränkischen und oberlothringischen Herren, hier
schon weil seine Gemahlin eine Gräfin von Luxemburg war, deren Bruder
er dann auch nach Kräften bedachte, empfing er von den Sachsen erst das
Gelöbniß der Treue, nachdem er versprochen (der Anfang der Wahlcapitula-
tionen), sie in ihren herkömmlichen Gerechtsamen zu schützen. So blieb endlich


Fuchstaufe — den Betreffenden Wein aus die Häupter und absolvirte sie in
herkömmlicher Weise vom Beanus und Bachanten. Er wird also in der
Nachahmung des Aeußerlichen des Sacraments keine EntHeiligung erblickt
haben. Die Taufe mit Wein kommt übrigens schon früher, wie ich oben
hätte erwähnen können, als integrirender Theil bei den Ceremonien vor, von
denen die Beförderungen in der Zunft der mittelalterlichen Herolde begleitet
waren. Die letztere zerfiel in Persevanten oder Lehrlinge, Herolde oder Ge¬
sellen und Wappenkönige oder Meister. Wer zum Persevanten aufgenommen
wurde, empfing die Weintaufe gewöhnlich von einem Wappenkönige. Wer
zum Herold befördert wurde, erhielt sie von dem Fürsten, dem er diente, selbst,
wie denn unter Andern Karl der Kühne von Burgund diesen Ritus zu voll¬
ziehen pflegte. Auch hier war der Act mit gewissen Ceremonien verknüpft, die
an das Häufeln der Handwerker erinnern.

Kehren wir zu den Studenten der Zeit Luther's zurück, so beließ man
es, abgesehen von dieser Taufe, im Wesentlichen bei der früheren Behandlung
der Füchse und fügte nur noch, wie das um die Mitte des sechszehnten Jahr¬
hunderts entstandene Lied ^Lalvvw, oanäiäi dospitös" besagt, zu den Hörnern,
mit denen sie erschienen und die ihnen abgesägt, zu den Schweinshauern, die
ihnen ausgebrochen, und zu den Bärten, die ihnen mit der Pflugschaar abge¬
kratzt wurden, einige andere Symbole, zum Beispiel Glättung der auf eine
Bank hingestreckten mit einem Hobel, hinzu.




Don Tribur nach Kanossa.
Von Dr. Wilhelm Kellner.
II. Der Mönch auf dem Thron. Zurücksinken der päpstlichen Ansprüche vor dem
Sieg von Canossci.

Eckart's von Meißen wurde Heinrich ledig durch einen Mord, an dem
ihm Betheiligung zugeschrieben wird; ersuchte dies später abzubüßen. Ueber
Hermann von Schwaben kam er mehr allmählich dadurch, daß er seine Er¬
wählung im Umherziehen von einem Herzogthum (Provinz sagt v. Sybel) zum
andern erwirkte und schließlich Hermann hoffnungslos machte. Ursprünglich
begünstigt von den bayrischen, fränkischen und oberlothringischen Herren, hier
schon weil seine Gemahlin eine Gräfin von Luxemburg war, deren Bruder
er dann auch nach Kräften bedachte, empfing er von den Sachsen erst das
Gelöbniß der Treue, nachdem er versprochen (der Anfang der Wahlcapitula-
tionen), sie in ihren herkömmlichen Gerechtsamen zu schützen. So blieb endlich


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[0106] Fuchstaufe — den Betreffenden Wein aus die Häupter und absolvirte sie in herkömmlicher Weise vom Beanus und Bachanten. Er wird also in der Nachahmung des Aeußerlichen des Sacraments keine EntHeiligung erblickt haben. Die Taufe mit Wein kommt übrigens schon früher, wie ich oben hätte erwähnen können, als integrirender Theil bei den Ceremonien vor, von denen die Beförderungen in der Zunft der mittelalterlichen Herolde begleitet waren. Die letztere zerfiel in Persevanten oder Lehrlinge, Herolde oder Ge¬ sellen und Wappenkönige oder Meister. Wer zum Persevanten aufgenommen wurde, empfing die Weintaufe gewöhnlich von einem Wappenkönige. Wer zum Herold befördert wurde, erhielt sie von dem Fürsten, dem er diente, selbst, wie denn unter Andern Karl der Kühne von Burgund diesen Ritus zu voll¬ ziehen pflegte. Auch hier war der Act mit gewissen Ceremonien verknüpft, die an das Häufeln der Handwerker erinnern. Kehren wir zu den Studenten der Zeit Luther's zurück, so beließ man es, abgesehen von dieser Taufe, im Wesentlichen bei der früheren Behandlung der Füchse und fügte nur noch, wie das um die Mitte des sechszehnten Jahr¬ hunderts entstandene Lied ^Lalvvw, oanäiäi dospitös" besagt, zu den Hörnern, mit denen sie erschienen und die ihnen abgesägt, zu den Schweinshauern, die ihnen ausgebrochen, und zu den Bärten, die ihnen mit der Pflugschaar abge¬ kratzt wurden, einige andere Symbole, zum Beispiel Glättung der auf eine Bank hingestreckten mit einem Hobel, hinzu. Don Tribur nach Kanossa. Von Dr. Wilhelm Kellner. II. Der Mönch auf dem Thron. Zurücksinken der päpstlichen Ansprüche vor dem Sieg von Canossci. Eckart's von Meißen wurde Heinrich ledig durch einen Mord, an dem ihm Betheiligung zugeschrieben wird; ersuchte dies später abzubüßen. Ueber Hermann von Schwaben kam er mehr allmählich dadurch, daß er seine Er¬ wählung im Umherziehen von einem Herzogthum (Provinz sagt v. Sybel) zum andern erwirkte und schließlich Hermann hoffnungslos machte. Ursprünglich begünstigt von den bayrischen, fränkischen und oberlothringischen Herren, hier schon weil seine Gemahlin eine Gräfin von Luxemburg war, deren Bruder er dann auch nach Kräften bedachte, empfing er von den Sachsen erst das Gelöbniß der Treue, nachdem er versprochen (der Anfang der Wahlcapitula- tionen), sie in ihren herkömmlichen Gerechtsamen zu schützen. So blieb endlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/106>, abgerufen am 05.05.2024.