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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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des Reichstages wird damit in dem Geiste handeln, in welchem die preußischen
Wähler soeben die Wahlen zu ihrem Abgeordnetenhaus vollzogen haben.
Eine solche Haltung wird es erleichtern, daß die Reichstagswahlen in dem¬
selben Sinn ausfallen, und die Uebereinstimmung der parlamentarischen
Hauptkörper Deutschlands wird dadurch wiederum ermöglicht sein. Die her¬
gestellte Einheit des Gerichtsverfahrens aber wird ein Gewinn sein, welchen
die deutsche Nation nicht aufhören wird, seinen Schöpfern zu danken.


Q --r.


Literatur.

Frankreich und England in Nordamerika von Franz Parkman.
1. Bd. Die Pioniere Frankreichs in der Neuen Welt. 2. Bd. Das Arnim
Regime in Canada. Stuttgart, Verlag von A. B. Auerbach. 1876.

Der amerikanische Geschichtsschreiber Parkman hat sich die Aufgabe gestellt,
die Kämpfe zu schildern, welche Frankreich gegen England, mit andern Worten,
welche die absolutistische Monarchie, der Feudalismus und Romanismus gegen
die Republik, die Demokratie und den Protestantismus in Nordamerika um die
Oberherrschaft geführt haben. Er hat diese Aufgabe in fünf Werken verfolgt, die
sich chronologisch in nachstehender Weise aneinanderreihen: "Die Pioniere Frank¬
reichs in der Neuen Welt" -- "Die Jesuiten in Nordamerika" -- "Das Arnim
Regime in Canada" -- "Die Entdeckung des großen Westens" und "Die
Verschwörung Pontiacs." In den "Pionieren" schildert der Verfasser die
Entdeckung und erste Colonistrung Canadas durch die Franzosen und die
rüstige Thätigkeit und den furchtlosen Heldensinn Champlains und seiner
Gefährten, wie sie in hartem Kampfe mit allerlei Mühen, Entbehrungen und
Gefahren den irokesischen Wilden das Land abringen, wie sie Quebec und
Montreal gründen und tief in das Jndianergebiet vordringen, und wie sie
endlich das sauer Erkämpfte den Jesuiten überlassen, die es zu einer Theokratie
gestalten. Im "Arnim Re'gine" führt er uns die Besitzergreifung der jungen
Colonie durch den aufstrebenden Absolutismus Ludwigs des Vierzehnten vor.
welcher die Jesuiten als Werkzeuge für seine politischen Pläne zu benutzen
wähnt, während er in Wirklichkeit von ihnen nur vorgeschoben und aus¬
gebeutet wird. Die Ausgangspunkte und Stützen der bourbonischen Politik
des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts lassen sich in Canadas Wild¬
nissen viel leichter erkennen als in Europa. Ursache und Wirkung arbeiten


des Reichstages wird damit in dem Geiste handeln, in welchem die preußischen
Wähler soeben die Wahlen zu ihrem Abgeordnetenhaus vollzogen haben.
Eine solche Haltung wird es erleichtern, daß die Reichstagswahlen in dem¬
selben Sinn ausfallen, und die Uebereinstimmung der parlamentarischen
Hauptkörper Deutschlands wird dadurch wiederum ermöglicht sein. Die her¬
gestellte Einheit des Gerichtsverfahrens aber wird ein Gewinn sein, welchen
die deutsche Nation nicht aufhören wird, seinen Schöpfern zu danken.


Q —r.


Literatur.

Frankreich und England in Nordamerika von Franz Parkman.
1. Bd. Die Pioniere Frankreichs in der Neuen Welt. 2. Bd. Das Arnim
Regime in Canada. Stuttgart, Verlag von A. B. Auerbach. 1876.

Der amerikanische Geschichtsschreiber Parkman hat sich die Aufgabe gestellt,
die Kämpfe zu schildern, welche Frankreich gegen England, mit andern Worten,
welche die absolutistische Monarchie, der Feudalismus und Romanismus gegen
die Republik, die Demokratie und den Protestantismus in Nordamerika um die
Oberherrschaft geführt haben. Er hat diese Aufgabe in fünf Werken verfolgt, die
sich chronologisch in nachstehender Weise aneinanderreihen: „Die Pioniere Frank¬
reichs in der Neuen Welt" — „Die Jesuiten in Nordamerika" — „Das Arnim
Regime in Canada" — „Die Entdeckung des großen Westens" und „Die
Verschwörung Pontiacs." In den „Pionieren" schildert der Verfasser die
Entdeckung und erste Colonistrung Canadas durch die Franzosen und die
rüstige Thätigkeit und den furchtlosen Heldensinn Champlains und seiner
Gefährten, wie sie in hartem Kampfe mit allerlei Mühen, Entbehrungen und
Gefahren den irokesischen Wilden das Land abringen, wie sie Quebec und
Montreal gründen und tief in das Jndianergebiet vordringen, und wie sie
endlich das sauer Erkämpfte den Jesuiten überlassen, die es zu einer Theokratie
gestalten. Im „Arnim Re'gine" führt er uns die Besitzergreifung der jungen
Colonie durch den aufstrebenden Absolutismus Ludwigs des Vierzehnten vor.
welcher die Jesuiten als Werkzeuge für seine politischen Pläne zu benutzen
wähnt, während er in Wirklichkeit von ihnen nur vorgeschoben und aus¬
gebeutet wird. Die Ausgangspunkte und Stützen der bourbonischen Politik
des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts lassen sich in Canadas Wild¬
nissen viel leichter erkennen als in Europa. Ursache und Wirkung arbeiten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/283>, abgerufen am 29.04.2024.