Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeichnung und fein stilisirten gehaltvollen Composition ein maßvoll wirk¬
sames, naturwahres Colorit verbindet, und dessen Einfluß auf eine günstige
Entwickelung der hiesigen Kunstzustände von größter Tragweite gewesen
wäre -- jede Aussicht auf einen entsprechenden Wirkungskreis rundweg ab¬
geschnitten worden ist, so daß derselbe, ebenso wie der bedeutende Landschafts¬
maler von Kameele, der Kunststadt Dresden nach kurzem Aufenthalte den
Rücken zu wenden sich veranlaßt fühlte; -- zieht man ferner in Erwägung,
daß einer unserer genialsten Künstler, Erwin Oehme (von Sr. Majestät
König Albert aus eigener, selbständiger Entschließung zum Professor ernannt)
als Lehrkraft für die Akademie gar nicht in Betracht gezogen wird, wie auch
sonst jeder außerhalb der Dresdener Sphäre liegende Einfluß consequent fern
gehalten worden ist, so erklärt es sich hinlänglich, weshalb eine gesunde zeit¬
gemäße Entwickelung und ein frischer Aufschwung der Malerei der Dresdener
Schule vollständig abgeht. Die nachtheiligen Folgen davon zeigen sich in
jeder Ausstellung und den Schaden trägt die junge aufstrebende Künstlerschaft.




Ile demokratischen "FräsidentschaftsKandidaten in den
Vereinigten Staaten.

In unserm letzten Artikel besprachen wir das Annahmeschreiben von
Rutherford B. Hayes, dem Bannerträger der republikanischen Partei,
und mußten zu dem Schluße kommen, daß Hayes in allen Hauptpunkten,
namentlich in der Geld- und Aemterfrage, den dringenden Anforderungen der
Zeit und den gerechten Wünschen der unabhängigen Reformfreunde in hohem
Grade Genüge gethan habe. In ähnlicher Weise, wie Hayes, äußerte sich
auch sein Mitkandidat William A. Wheler. Unterdessen haben wir nun auch
die demokratischen Präsidentschaftskandidaten, Samuel I. Tilden und
Thomas A. Herdriecks, nach langem Zögern die Briefe veröffentlicht,
in denen sie officiell die ihnen angetragene Kandidatur (Tilden für das Prä¬
sidentenamt, Hendriecks für das Amt des Vicepräsidenten) annehmen und
die Grundsätze entwickeln, welche sie, wenn gewählt, zu befolgen gedenken.

Das vom 31. Juli d. I. datirte Annahmeschreiben Tilden's ist sehr
umfangreich, obschon es fast durchweg nur dieselben Punkte berührt, über
die Hayes seine Ansichten kundgethan hatte. Man merkt es den Ausführungen


Zeichnung und fein stilisirten gehaltvollen Composition ein maßvoll wirk¬
sames, naturwahres Colorit verbindet, und dessen Einfluß auf eine günstige
Entwickelung der hiesigen Kunstzustände von größter Tragweite gewesen
wäre — jede Aussicht auf einen entsprechenden Wirkungskreis rundweg ab¬
geschnitten worden ist, so daß derselbe, ebenso wie der bedeutende Landschafts¬
maler von Kameele, der Kunststadt Dresden nach kurzem Aufenthalte den
Rücken zu wenden sich veranlaßt fühlte; — zieht man ferner in Erwägung,
daß einer unserer genialsten Künstler, Erwin Oehme (von Sr. Majestät
König Albert aus eigener, selbständiger Entschließung zum Professor ernannt)
als Lehrkraft für die Akademie gar nicht in Betracht gezogen wird, wie auch
sonst jeder außerhalb der Dresdener Sphäre liegende Einfluß consequent fern
gehalten worden ist, so erklärt es sich hinlänglich, weshalb eine gesunde zeit¬
gemäße Entwickelung und ein frischer Aufschwung der Malerei der Dresdener
Schule vollständig abgeht. Die nachtheiligen Folgen davon zeigen sich in
jeder Ausstellung und den Schaden trägt die junge aufstrebende Künstlerschaft.




Ile demokratischen "FräsidentschaftsKandidaten in den
Vereinigten Staaten.

In unserm letzten Artikel besprachen wir das Annahmeschreiben von
Rutherford B. Hayes, dem Bannerträger der republikanischen Partei,
und mußten zu dem Schluße kommen, daß Hayes in allen Hauptpunkten,
namentlich in der Geld- und Aemterfrage, den dringenden Anforderungen der
Zeit und den gerechten Wünschen der unabhängigen Reformfreunde in hohem
Grade Genüge gethan habe. In ähnlicher Weise, wie Hayes, äußerte sich
auch sein Mitkandidat William A. Wheler. Unterdessen haben wir nun auch
die demokratischen Präsidentschaftskandidaten, Samuel I. Tilden und
Thomas A. Herdriecks, nach langem Zögern die Briefe veröffentlicht,
in denen sie officiell die ihnen angetragene Kandidatur (Tilden für das Prä¬
sidentenamt, Hendriecks für das Amt des Vicepräsidenten) annehmen und
die Grundsätze entwickeln, welche sie, wenn gewählt, zu befolgen gedenken.

Das vom 31. Juli d. I. datirte Annahmeschreiben Tilden's ist sehr
umfangreich, obschon es fast durchweg nur dieselben Punkte berührt, über
die Hayes seine Ansichten kundgethan hatte. Man merkt es den Ausführungen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136675"/>
          <p xml:id="ID_84" prev="#ID_83"> Zeichnung und fein stilisirten gehaltvollen Composition ein maßvoll wirk¬<lb/>
sames, naturwahres Colorit verbindet, und dessen Einfluß auf eine günstige<lb/>
Entwickelung der hiesigen Kunstzustände von größter Tragweite gewesen<lb/>
wäre &#x2014; jede Aussicht auf einen entsprechenden Wirkungskreis rundweg ab¬<lb/>
geschnitten worden ist, so daß derselbe, ebenso wie der bedeutende Landschafts¬<lb/>
maler von Kameele, der Kunststadt Dresden nach kurzem Aufenthalte den<lb/>
Rücken zu wenden sich veranlaßt fühlte; &#x2014; zieht man ferner in Erwägung,<lb/>
daß einer unserer genialsten Künstler, Erwin Oehme (von Sr. Majestät<lb/>
König Albert aus eigener, selbständiger Entschließung zum Professor ernannt)<lb/>
als Lehrkraft für die Akademie gar nicht in Betracht gezogen wird, wie auch<lb/>
sonst jeder außerhalb der Dresdener Sphäre liegende Einfluß consequent fern<lb/>
gehalten worden ist, so erklärt es sich hinlänglich, weshalb eine gesunde zeit¬<lb/>
gemäße Entwickelung und ein frischer Aufschwung der Malerei der Dresdener<lb/>
Schule vollständig abgeht. Die nachtheiligen Folgen davon zeigen sich in<lb/>
jeder Ausstellung und den Schaden trägt die junge aufstrebende Künstlerschaft.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ile demokratischen "FräsidentschaftsKandidaten in den<lb/>
Vereinigten Staaten.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_85"> In unserm letzten Artikel besprachen wir das Annahmeschreiben von<lb/>
Rutherford B. Hayes, dem Bannerträger der republikanischen Partei,<lb/>
und mußten zu dem Schluße kommen, daß Hayes in allen Hauptpunkten,<lb/>
namentlich in der Geld- und Aemterfrage, den dringenden Anforderungen der<lb/>
Zeit und den gerechten Wünschen der unabhängigen Reformfreunde in hohem<lb/>
Grade Genüge gethan habe. In ähnlicher Weise, wie Hayes, äußerte sich<lb/>
auch sein Mitkandidat William A. Wheler. Unterdessen haben wir nun auch<lb/>
die demokratischen Präsidentschaftskandidaten, Samuel I. Tilden und<lb/>
Thomas A. Herdriecks, nach langem Zögern die Briefe veröffentlicht,<lb/>
in denen sie officiell die ihnen angetragene Kandidatur (Tilden für das Prä¬<lb/>
sidentenamt, Hendriecks für das Amt des Vicepräsidenten) annehmen und<lb/>
die Grundsätze entwickeln, welche sie, wenn gewählt, zu befolgen gedenken.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_86" next="#ID_87"> Das vom 31. Juli d. I. datirte Annahmeschreiben Tilden's ist sehr<lb/>
umfangreich, obschon es fast durchweg nur dieselben Punkte berührt, über<lb/>
die Hayes seine Ansichten kundgethan hatte. Man merkt es den Ausführungen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0036] Zeichnung und fein stilisirten gehaltvollen Composition ein maßvoll wirk¬ sames, naturwahres Colorit verbindet, und dessen Einfluß auf eine günstige Entwickelung der hiesigen Kunstzustände von größter Tragweite gewesen wäre — jede Aussicht auf einen entsprechenden Wirkungskreis rundweg ab¬ geschnitten worden ist, so daß derselbe, ebenso wie der bedeutende Landschafts¬ maler von Kameele, der Kunststadt Dresden nach kurzem Aufenthalte den Rücken zu wenden sich veranlaßt fühlte; — zieht man ferner in Erwägung, daß einer unserer genialsten Künstler, Erwin Oehme (von Sr. Majestät König Albert aus eigener, selbständiger Entschließung zum Professor ernannt) als Lehrkraft für die Akademie gar nicht in Betracht gezogen wird, wie auch sonst jeder außerhalb der Dresdener Sphäre liegende Einfluß consequent fern gehalten worden ist, so erklärt es sich hinlänglich, weshalb eine gesunde zeit¬ gemäße Entwickelung und ein frischer Aufschwung der Malerei der Dresdener Schule vollständig abgeht. Die nachtheiligen Folgen davon zeigen sich in jeder Ausstellung und den Schaden trägt die junge aufstrebende Künstlerschaft. Ile demokratischen "FräsidentschaftsKandidaten in den Vereinigten Staaten. In unserm letzten Artikel besprachen wir das Annahmeschreiben von Rutherford B. Hayes, dem Bannerträger der republikanischen Partei, und mußten zu dem Schluße kommen, daß Hayes in allen Hauptpunkten, namentlich in der Geld- und Aemterfrage, den dringenden Anforderungen der Zeit und den gerechten Wünschen der unabhängigen Reformfreunde in hohem Grade Genüge gethan habe. In ähnlicher Weise, wie Hayes, äußerte sich auch sein Mitkandidat William A. Wheler. Unterdessen haben wir nun auch die demokratischen Präsidentschaftskandidaten, Samuel I. Tilden und Thomas A. Herdriecks, nach langem Zögern die Briefe veröffentlicht, in denen sie officiell die ihnen angetragene Kandidatur (Tilden für das Prä¬ sidentenamt, Hendriecks für das Amt des Vicepräsidenten) annehmen und die Grundsätze entwickeln, welche sie, wenn gewählt, zu befolgen gedenken. Das vom 31. Juli d. I. datirte Annahmeschreiben Tilden's ist sehr umfangreich, obschon es fast durchweg nur dieselben Punkte berührt, über die Hayes seine Ansichten kundgethan hatte. Man merkt es den Ausführungen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/36
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/36>, abgerufen am 29.04.2024.