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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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wird von dem danziger Gesandten unterstützt. Es wird der Beschluß gefaßt,
für die bedrängten Bundesmitglieder Riga und Reval eine fünfjährige Contri-
bution aufzubringen, die nach der alten Taxe, aber auf einmal zu erheben
sei. Für das eingehende Geld wurden in Danzig Soldaten geworben.

Am 4. Februar 1360 bittet Reval, "im dritten Jahre des Krieges gegen
die Moskowiter", den Rath von Danzig, Entsatz und Zufuhr von Viktualien
nach Livland zu gestatten; im September leiht es zwei Last Salpeter und zehn
Schiffspfund Blei und ersucht ein Schiff mit Viktualien zu befrachten. Im
Januar 1661 dankt Reval für die geleistete Zufuhr an Viktualien; aber ein
mit Schwefel und Salpeter beladenes Schiff ist bei Oesel an einem Holm
gestrandet.

Ein flüchtiger Einblick in ein einzelnes hanseatisches Archiv hat, wie
W. Glaser bemerkt, Urkunden mit vorstehenden Nachrichten geliefert, welche
den innigen Zusammenhang zwischen Livland und Norddeutschland erkennen
lassen. Das ganze althanstsche Gebiet in weiter Ausdehnung von Reval bis
Köln steht mit Geld und Gut, mit Kriegsvolk und Waffen für die vom
Moskowiter hart bedrängten livländischen Landsleute und Genossen ein. Nur
die Leitung, die einheitliche Zusammenfassung der gewaltigen Kräfte fehlt;
so ist alles vergebens; das deutsche Livland geht als Staat verloren. Aber
die tüchtige kleine Gemeinde dort von deutscher Art und deutschem Sinn bleibt
aufrecht in der Noth und Drangsal der nächsten drei Jahrhunderte.


E. Kattner.


Weihnachtsbücherschau.

Wir beginnen auch dieses Jahr unsre Weihnachtsbücherschau mit den
Kinder- und Jugendschriften und nennen hier auch diesmal in erster
Reihe die im Verlage von Alphons Dürr in Leipzig von Julius Lohmeyer
herausgegebene "Deutsche Jugend", eine illustrirte Monatsschrift für die
Kleinen, die in nun vollendeten acht Bänden und in einem begonnenen
neunten Band alle die Versprechungen erfüllt hat, welche Verleger und
Herausgeber beim ersten Erscheinen der "Deutschen Jugend" in ihrem Pro-
spect veröffentlichten. Diese Monatsschrift hat immer darnach gestrebt, die
besten Textbeiträge mit wirklich vorzüglichen Bildern zu vereinigen. Die
namhaftesten Schriftsteller und Künstler sind Mitarbeiter der "Deutschen
Jugend." Mitunter erscheint allerdings der Inhalt (größerer Erzählungen,
der Knackmandeln u. f. w.) nicht ganz jugendlich genug. -- Einige der besten


wird von dem danziger Gesandten unterstützt. Es wird der Beschluß gefaßt,
für die bedrängten Bundesmitglieder Riga und Reval eine fünfjährige Contri-
bution aufzubringen, die nach der alten Taxe, aber auf einmal zu erheben
sei. Für das eingehende Geld wurden in Danzig Soldaten geworben.

Am 4. Februar 1360 bittet Reval, „im dritten Jahre des Krieges gegen
die Moskowiter", den Rath von Danzig, Entsatz und Zufuhr von Viktualien
nach Livland zu gestatten; im September leiht es zwei Last Salpeter und zehn
Schiffspfund Blei und ersucht ein Schiff mit Viktualien zu befrachten. Im
Januar 1661 dankt Reval für die geleistete Zufuhr an Viktualien; aber ein
mit Schwefel und Salpeter beladenes Schiff ist bei Oesel an einem Holm
gestrandet.

Ein flüchtiger Einblick in ein einzelnes hanseatisches Archiv hat, wie
W. Glaser bemerkt, Urkunden mit vorstehenden Nachrichten geliefert, welche
den innigen Zusammenhang zwischen Livland und Norddeutschland erkennen
lassen. Das ganze althanstsche Gebiet in weiter Ausdehnung von Reval bis
Köln steht mit Geld und Gut, mit Kriegsvolk und Waffen für die vom
Moskowiter hart bedrängten livländischen Landsleute und Genossen ein. Nur
die Leitung, die einheitliche Zusammenfassung der gewaltigen Kräfte fehlt;
so ist alles vergebens; das deutsche Livland geht als Staat verloren. Aber
die tüchtige kleine Gemeinde dort von deutscher Art und deutschem Sinn bleibt
aufrecht in der Noth und Drangsal der nächsten drei Jahrhunderte.


E. Kattner.


Weihnachtsbücherschau.

Wir beginnen auch dieses Jahr unsre Weihnachtsbücherschau mit den
Kinder- und Jugendschriften und nennen hier auch diesmal in erster
Reihe die im Verlage von Alphons Dürr in Leipzig von Julius Lohmeyer
herausgegebene „Deutsche Jugend", eine illustrirte Monatsschrift für die
Kleinen, die in nun vollendeten acht Bänden und in einem begonnenen
neunten Band alle die Versprechungen erfüllt hat, welche Verleger und
Herausgeber beim ersten Erscheinen der „Deutschen Jugend" in ihrem Pro-
spect veröffentlichten. Diese Monatsschrift hat immer darnach gestrebt, die
besten Textbeiträge mit wirklich vorzüglichen Bildern zu vereinigen. Die
namhaftesten Schriftsteller und Künstler sind Mitarbeiter der „Deutschen
Jugend." Mitunter erscheint allerdings der Inhalt (größerer Erzählungen,
der Knackmandeln u. f. w.) nicht ganz jugendlich genug. — Einige der besten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/440>, abgerufen am 29.04.2024.