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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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Märchen und Lieder, die Julius Sturm in die "Deutsche Jugend" ge¬
stiftet, mit andern Sachen desselben Autors vereinigt, sind in derselben Ver¬
lagshandlung soeben, reich illustrirt von Thumann, Flinzer, Pietsch, Ludwig
Richter, Bürkner u. A., unter dem Titel "Das Buch für meine Kinder"
als sehr passendes Weihnachtsgeschenk erschienen. Auch Oskar Pietsch hat
ein neues Kind seiner Muse, "Unser Hausgärtchen" in demselben Ver¬
lag den Lebensweg antreten lassen, das uns besonders freut, weil es, im
Gegensatz zu mancher früheren Jahresgabe dieses Künstlers, die einen
Stillstand, ein Einspinnen in Manier verrieth, einen erheblichen Fortschritt
in dem Wirken des Künstlers bekundet. Die landschaftliche Beigabe ist
nicht nur wesentlich reicher als früher, auch die Ktndergestalten find
viel origineller und individueller gehalten. Blätter wie "Sinnpflanze",
"Kornblume", "Vergißmeinnicht" und vor Allem "Unkraut", gehören unsres
Erachtens zu dem besten, was Pietsch gezeichnet hat. An dem unerschöpflichen
Hausschatz, welchen die Gebrüder Grimm in ihren Märchen der deutschen
Nation hinterlassen haben, übt bekanntlich die Firma Ferd. Dümmler in
Berlin das irdische Verlagsrecht. Bon den zahlreichen Ausgaben dieses köst¬
lichen Buches erwähnen wir die bis jetzt leider nur auf sechs Bändchen ge-
diehene Ausgabe, in der jedes Märchen mit vier großen farbigen Bildern und
sehr deutlichem Schuldruck stark kartonnirt erscheint. -- Unter den Märchen¬
büchern, welche außer den bekanntesten durch die Gebrüder Grimm ge¬
sammelten einige der schönsten neueren Märchen enthalten, die dem
Horizont des Kindes wirklich entsprechen, erscheint uns bis jetzt das bet
Flemming in Glogau verlegte Märchenbuch von Godin nach Auswahl,
Form, Illustration und Ausstattung unübertroffen. Auch das wiederholt
von uns erwähnte "Roggenkörnlein" (desselben Verlags) von Jahde,
dessen reizende Bilder und Verse sich zur Anknüpfung der bedeutsamsten Be¬
lehrungen und Fingerzeige an das Kind eignen, ist durch die diesjährige
Novität desselben Verfassers "Häschen im Kraut" lange nicht erreicht. Da¬
gegen versucht Hermann Wagner in "Herzblättchens Naturgeschichte"
(Glogau, Flemming) für ein reiferes Alter Aehnliches zu bieten. Und die
Jugenderzählungen und Jahreswerke (Töchter-Album u. s. w.), die Thekla
von Gumpert in demselben Verlag herausgiebt, sind so frisch und mit
derselben Sorgfalt illustrirt, wie die früheren.

Besondere Sorgfalt hat auch die Verlagshandlung von Velhagen Klasing
w Bielefeld und Leipzig auf ihre Jugendschriften verwendet. Fast durchweg
^scheinen diese Schriften in ganz neuem Gewände, in wirklich stilvollen Ein¬
bänden , auch die älteren. Eine sehr nachahmenswerthe Neuerung! Wenn
K>ir an die Märchenliteratur, die soeben Erwähnung fand, anknüpfen, so hat
^eher Verlag in dem von uns oft schon rühmend erwähnten "Märchen-Lie-


Märchen und Lieder, die Julius Sturm in die „Deutsche Jugend" ge¬
stiftet, mit andern Sachen desselben Autors vereinigt, sind in derselben Ver¬
lagshandlung soeben, reich illustrirt von Thumann, Flinzer, Pietsch, Ludwig
Richter, Bürkner u. A., unter dem Titel „Das Buch für meine Kinder"
als sehr passendes Weihnachtsgeschenk erschienen. Auch Oskar Pietsch hat
ein neues Kind seiner Muse, „Unser Hausgärtchen" in demselben Ver¬
lag den Lebensweg antreten lassen, das uns besonders freut, weil es, im
Gegensatz zu mancher früheren Jahresgabe dieses Künstlers, die einen
Stillstand, ein Einspinnen in Manier verrieth, einen erheblichen Fortschritt
in dem Wirken des Künstlers bekundet. Die landschaftliche Beigabe ist
nicht nur wesentlich reicher als früher, auch die Ktndergestalten find
viel origineller und individueller gehalten. Blätter wie „Sinnpflanze",
„Kornblume", „Vergißmeinnicht" und vor Allem „Unkraut", gehören unsres
Erachtens zu dem besten, was Pietsch gezeichnet hat. An dem unerschöpflichen
Hausschatz, welchen die Gebrüder Grimm in ihren Märchen der deutschen
Nation hinterlassen haben, übt bekanntlich die Firma Ferd. Dümmler in
Berlin das irdische Verlagsrecht. Bon den zahlreichen Ausgaben dieses köst¬
lichen Buches erwähnen wir die bis jetzt leider nur auf sechs Bändchen ge-
diehene Ausgabe, in der jedes Märchen mit vier großen farbigen Bildern und
sehr deutlichem Schuldruck stark kartonnirt erscheint. — Unter den Märchen¬
büchern, welche außer den bekanntesten durch die Gebrüder Grimm ge¬
sammelten einige der schönsten neueren Märchen enthalten, die dem
Horizont des Kindes wirklich entsprechen, erscheint uns bis jetzt das bet
Flemming in Glogau verlegte Märchenbuch von Godin nach Auswahl,
Form, Illustration und Ausstattung unübertroffen. Auch das wiederholt
von uns erwähnte „Roggenkörnlein" (desselben Verlags) von Jahde,
dessen reizende Bilder und Verse sich zur Anknüpfung der bedeutsamsten Be¬
lehrungen und Fingerzeige an das Kind eignen, ist durch die diesjährige
Novität desselben Verfassers „Häschen im Kraut" lange nicht erreicht. Da¬
gegen versucht Hermann Wagner in „Herzblättchens Naturgeschichte"
(Glogau, Flemming) für ein reiferes Alter Aehnliches zu bieten. Und die
Jugenderzählungen und Jahreswerke (Töchter-Album u. s. w.), die Thekla
von Gumpert in demselben Verlag herausgiebt, sind so frisch und mit
derselben Sorgfalt illustrirt, wie die früheren.

Besondere Sorgfalt hat auch die Verlagshandlung von Velhagen Klasing
w Bielefeld und Leipzig auf ihre Jugendschriften verwendet. Fast durchweg
^scheinen diese Schriften in ganz neuem Gewände, in wirklich stilvollen Ein¬
bänden , auch die älteren. Eine sehr nachahmenswerthe Neuerung! Wenn
K>ir an die Märchenliteratur, die soeben Erwähnung fand, anknüpfen, so hat
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[0441] Märchen und Lieder, die Julius Sturm in die „Deutsche Jugend" ge¬ stiftet, mit andern Sachen desselben Autors vereinigt, sind in derselben Ver¬ lagshandlung soeben, reich illustrirt von Thumann, Flinzer, Pietsch, Ludwig Richter, Bürkner u. A., unter dem Titel „Das Buch für meine Kinder" als sehr passendes Weihnachtsgeschenk erschienen. Auch Oskar Pietsch hat ein neues Kind seiner Muse, „Unser Hausgärtchen" in demselben Ver¬ lag den Lebensweg antreten lassen, das uns besonders freut, weil es, im Gegensatz zu mancher früheren Jahresgabe dieses Künstlers, die einen Stillstand, ein Einspinnen in Manier verrieth, einen erheblichen Fortschritt in dem Wirken des Künstlers bekundet. Die landschaftliche Beigabe ist nicht nur wesentlich reicher als früher, auch die Ktndergestalten find viel origineller und individueller gehalten. Blätter wie „Sinnpflanze", „Kornblume", „Vergißmeinnicht" und vor Allem „Unkraut", gehören unsres Erachtens zu dem besten, was Pietsch gezeichnet hat. An dem unerschöpflichen Hausschatz, welchen die Gebrüder Grimm in ihren Märchen der deutschen Nation hinterlassen haben, übt bekanntlich die Firma Ferd. Dümmler in Berlin das irdische Verlagsrecht. Bon den zahlreichen Ausgaben dieses köst¬ lichen Buches erwähnen wir die bis jetzt leider nur auf sechs Bändchen ge- diehene Ausgabe, in der jedes Märchen mit vier großen farbigen Bildern und sehr deutlichem Schuldruck stark kartonnirt erscheint. — Unter den Märchen¬ büchern, welche außer den bekanntesten durch die Gebrüder Grimm ge¬ sammelten einige der schönsten neueren Märchen enthalten, die dem Horizont des Kindes wirklich entsprechen, erscheint uns bis jetzt das bet Flemming in Glogau verlegte Märchenbuch von Godin nach Auswahl, Form, Illustration und Ausstattung unübertroffen. Auch das wiederholt von uns erwähnte „Roggenkörnlein" (desselben Verlags) von Jahde, dessen reizende Bilder und Verse sich zur Anknüpfung der bedeutsamsten Be¬ lehrungen und Fingerzeige an das Kind eignen, ist durch die diesjährige Novität desselben Verfassers „Häschen im Kraut" lange nicht erreicht. Da¬ gegen versucht Hermann Wagner in „Herzblättchens Naturgeschichte" (Glogau, Flemming) für ein reiferes Alter Aehnliches zu bieten. Und die Jugenderzählungen und Jahreswerke (Töchter-Album u. s. w.), die Thekla von Gumpert in demselben Verlag herausgiebt, sind so frisch und mit derselben Sorgfalt illustrirt, wie die früheren. Besondere Sorgfalt hat auch die Verlagshandlung von Velhagen Klasing w Bielefeld und Leipzig auf ihre Jugendschriften verwendet. Fast durchweg ^scheinen diese Schriften in ganz neuem Gewände, in wirklich stilvollen Ein¬ bänden , auch die älteren. Eine sehr nachahmenswerthe Neuerung! Wenn K>ir an die Märchenliteratur, die soeben Erwähnung fand, anknüpfen, so hat ^eher Verlag in dem von uns oft schon rühmend erwähnten „Märchen-Lie-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/441>, abgerufen am 15.05.2024.