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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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wagen, die Lösung des im Eingange erwähnten "Problems" einen Schritt
zu fördern, wozu eine genaues vergleichendes Studium nicht blos der betref¬
fenden Monumente selbst, sondern eines viel weiteren Denkmalerkreises gehören
würde, und zwar ein Studium der Originale, fehlt es mir an zweierlei,
woran es Andreas, wenn er gewollt hätte, wahrscheinlich nicht gefehlt haben
würde: an Muße und Mitteln.

Ein Wunsch aber möge zum Schlüsse noch ausgesprochen sein: der, daß
diese "Monumente des Mittelalters und der Renaissance aus dem sächsischen
Erzgebirge" nicht eine vereinzelte Erscheinung bleiben, sondern womöglich den
Anfang zu einer Reihe weiterer Publicationen in dieser Richtung bilden
mögen. Vor allem scheint mir eine Aufgabe des Schweißes der Edlen werth:
eine zusammenhängende, von Grund aus neu aus den Schätzen der sächsischen
Archive geschöpfte und in würdiger Weise illustrirte Geschichte der reichen
und vielseitigen Kunstthätigkeit, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, von
Kurfürst Moritz an bis herab zu August dem Starken, fast ununterbrochen
am sächsischen Hofe geübt worden ist. Ein solches Werk könnte natürlich
nur mit Unterstützung der sächsischen Regierung geschaffen werden.




Studien user LisenbahnpolitiK
im Hinblick auf den Plan der Erwerbung deutscher Eisenbahnen durch
das Reich.
Von Max Wirth. III.

Es ist mir seit dem Erscheinen des ersten Theiles dieser Studien*) der
Vorwurf gemacht worden, daß ich meine Ansicht über die Eisenbahnpolitik ge¬
ändert, indem ich in meinen "Grundzügen der Nationalökonomie" den Privat¬
bahnen den Vorzug gegeben habe.**) Dies ist allerdings richtig; allein es
sollte doch dabei nicht verschwiegen werden, daß ich gleichzeitig dem System
der Staatsbahnen volle Gerechtigkeit habe widerfahren lassen und an der
gleichen Stelle ausdrücklich bemerkt habe, daß es sich in Deutschland sowohl
in Beziehung auf den Bau als auf den Betrieb trefflich bewährt habe.
Seit ich jene Ansicht niederschrieb, sind fast zehn Jahre vorübergegangen. Es




"> Grenzboten 1876, III. Quartal Heft 34 S. 281. Heft 3S S. 3S2.
"*
) Siehe Grundzüge der Nationalökonomie 3. Band 3. Auflage Seite 363 und folg.

wagen, die Lösung des im Eingange erwähnten „Problems" einen Schritt
zu fördern, wozu eine genaues vergleichendes Studium nicht blos der betref¬
fenden Monumente selbst, sondern eines viel weiteren Denkmalerkreises gehören
würde, und zwar ein Studium der Originale, fehlt es mir an zweierlei,
woran es Andreas, wenn er gewollt hätte, wahrscheinlich nicht gefehlt haben
würde: an Muße und Mitteln.

Ein Wunsch aber möge zum Schlüsse noch ausgesprochen sein: der, daß
diese „Monumente des Mittelalters und der Renaissance aus dem sächsischen
Erzgebirge" nicht eine vereinzelte Erscheinung bleiben, sondern womöglich den
Anfang zu einer Reihe weiterer Publicationen in dieser Richtung bilden
mögen. Vor allem scheint mir eine Aufgabe des Schweißes der Edlen werth:
eine zusammenhängende, von Grund aus neu aus den Schätzen der sächsischen
Archive geschöpfte und in würdiger Weise illustrirte Geschichte der reichen
und vielseitigen Kunstthätigkeit, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, von
Kurfürst Moritz an bis herab zu August dem Starken, fast ununterbrochen
am sächsischen Hofe geübt worden ist. Ein solches Werk könnte natürlich
nur mit Unterstützung der sächsischen Regierung geschaffen werden.




Studien user LisenbahnpolitiK
im Hinblick auf den Plan der Erwerbung deutscher Eisenbahnen durch
das Reich.
Von Max Wirth. III.

Es ist mir seit dem Erscheinen des ersten Theiles dieser Studien*) der
Vorwurf gemacht worden, daß ich meine Ansicht über die Eisenbahnpolitik ge¬
ändert, indem ich in meinen „Grundzügen der Nationalökonomie" den Privat¬
bahnen den Vorzug gegeben habe.**) Dies ist allerdings richtig; allein es
sollte doch dabei nicht verschwiegen werden, daß ich gleichzeitig dem System
der Staatsbahnen volle Gerechtigkeit habe widerfahren lassen und an der
gleichen Stelle ausdrücklich bemerkt habe, daß es sich in Deutschland sowohl
in Beziehung auf den Bau als auf den Betrieb trefflich bewährt habe.
Seit ich jene Ansicht niederschrieb, sind fast zehn Jahre vorübergegangen. Es




"> Grenzboten 1876, III. Quartal Heft 34 S. 281. Heft 3S S. 3S2.
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) Siehe Grundzüge der Nationalökonomie 3. Band 3. Auflage Seite 363 und folg.
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[0503] wagen, die Lösung des im Eingange erwähnten „Problems" einen Schritt zu fördern, wozu eine genaues vergleichendes Studium nicht blos der betref¬ fenden Monumente selbst, sondern eines viel weiteren Denkmalerkreises gehören würde, und zwar ein Studium der Originale, fehlt es mir an zweierlei, woran es Andreas, wenn er gewollt hätte, wahrscheinlich nicht gefehlt haben würde: an Muße und Mitteln. Ein Wunsch aber möge zum Schlüsse noch ausgesprochen sein: der, daß diese „Monumente des Mittelalters und der Renaissance aus dem sächsischen Erzgebirge" nicht eine vereinzelte Erscheinung bleiben, sondern womöglich den Anfang zu einer Reihe weiterer Publicationen in dieser Richtung bilden mögen. Vor allem scheint mir eine Aufgabe des Schweißes der Edlen werth: eine zusammenhängende, von Grund aus neu aus den Schätzen der sächsischen Archive geschöpfte und in würdiger Weise illustrirte Geschichte der reichen und vielseitigen Kunstthätigkeit, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, von Kurfürst Moritz an bis herab zu August dem Starken, fast ununterbrochen am sächsischen Hofe geübt worden ist. Ein solches Werk könnte natürlich nur mit Unterstützung der sächsischen Regierung geschaffen werden. Studien user LisenbahnpolitiK im Hinblick auf den Plan der Erwerbung deutscher Eisenbahnen durch das Reich. Von Max Wirth. III. Es ist mir seit dem Erscheinen des ersten Theiles dieser Studien*) der Vorwurf gemacht worden, daß ich meine Ansicht über die Eisenbahnpolitik ge¬ ändert, indem ich in meinen „Grundzügen der Nationalökonomie" den Privat¬ bahnen den Vorzug gegeben habe.**) Dies ist allerdings richtig; allein es sollte doch dabei nicht verschwiegen werden, daß ich gleichzeitig dem System der Staatsbahnen volle Gerechtigkeit habe widerfahren lassen und an der gleichen Stelle ausdrücklich bemerkt habe, daß es sich in Deutschland sowohl in Beziehung auf den Bau als auf den Betrieb trefflich bewährt habe. Seit ich jene Ansicht niederschrieb, sind fast zehn Jahre vorübergegangen. Es "> Grenzboten 1876, III. Quartal Heft 34 S. 281. Heft 3S S. 3S2. "* ) Siehe Grundzüge der Nationalökonomie 3. Band 3. Auflage Seite 363 und folg.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/503>, abgerufen am 29.04.2024.