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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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September 480 in der Meerenge zwischen der attischen Küste und Salamis
die berühmte Seeschlacht, in welcher die persische Flotte gänzlich geschlagen
wurde. Der Plan, den der Großkönig bisher gehegt, mit dieser Flotte Kythera
zu besetzen und durch eine solche Diversion die Spartaner um ihre Heimath
besorgt zu machen und von den andern Griechen zu trennen, mußte nun auf¬
gegeben werden, und da sich gezeigt hatte, daß die großen Massen als solche
in dem gebirgigen Lande wenig leisten konnten, ihre Verpflegung aber nach
Vernichtung der Flotte auf sehr schwachen Füßen stand, so trat Xerxes mit
dem Gros des Heeres den Abmarsch an, ließ aber Mardonius mit 300,000
Mann ausgesuchter Truppen zurück.

Deu Kampf sofort weiterzuführen, schien die Jahreszeit zu weit vorgerückt.
Mardonius setzte sich daher in Böotien fest und beschäftigte sich mit der
materiellen Basirung sowie der besseren Schulung seiner immer noch so
großen Armee.

Da nun bewog Themistokles die Bundesgenossen, ihre Stellung am Jsthmos
zu verlassen und offensiv gegen die Perser vorzugehen. -- Niemals haben die
Griechen ein stärkeres Heer aufgestellt als das, welches sich, 40,000 Hopliten
und gegen 90,000 Leichtbewaffnete zählend, bei Eleusis vereinigte und endlich
am AbHange des Kythäron nahe der Stadt Erythrä Stellung nahm. Hier
kam es zu der glorreichen Schlacht von Platäci.




Zur Lage in der nordamerikanischen Union.

Die erste Jahresbotschaft des Präsidenten Rutherford B. Hayes,
welche am 3. Dezember v. I. im amerikanischen Kongresse zur Vorlesung kam,
ist in der Hauptsache so ausgefallen, wie die Freunde einer gesunden Reform¬
politik zu erwarten berechtigt waren. Dies gilt namentlich von der Finanz¬
frage, die den eigentlichen Kernpunkt der innern Politik der Vereinigten
Staaten bildet, obschon dieselbe auch für das Ausland ans leicht erklärlichen
Gründen von hoher Bedeutung ist.

Die Botschaft beginnt mit einer Darstellung und Rechtfertigung der vom
Präsidenten dem Süden der Union gegenüber befolgten, von einem großen
Theile der republikanischen Partei getadelten Versöhnungspolitik. Seit
Zurückziehung der Bundestruppen aus den Südstaaten ist daselbst das unter
der Grantadministration so oft und so schwer verletzte Prinzip der Selbst-
regierung wieder zur vollsten Anerkennung gelangt. "Alle Furcht vor Gefahr",


September 480 in der Meerenge zwischen der attischen Küste und Salamis
die berühmte Seeschlacht, in welcher die persische Flotte gänzlich geschlagen
wurde. Der Plan, den der Großkönig bisher gehegt, mit dieser Flotte Kythera
zu besetzen und durch eine solche Diversion die Spartaner um ihre Heimath
besorgt zu machen und von den andern Griechen zu trennen, mußte nun auf¬
gegeben werden, und da sich gezeigt hatte, daß die großen Massen als solche
in dem gebirgigen Lande wenig leisten konnten, ihre Verpflegung aber nach
Vernichtung der Flotte auf sehr schwachen Füßen stand, so trat Xerxes mit
dem Gros des Heeres den Abmarsch an, ließ aber Mardonius mit 300,000
Mann ausgesuchter Truppen zurück.

Deu Kampf sofort weiterzuführen, schien die Jahreszeit zu weit vorgerückt.
Mardonius setzte sich daher in Böotien fest und beschäftigte sich mit der
materiellen Basirung sowie der besseren Schulung seiner immer noch so
großen Armee.

Da nun bewog Themistokles die Bundesgenossen, ihre Stellung am Jsthmos
zu verlassen und offensiv gegen die Perser vorzugehen. — Niemals haben die
Griechen ein stärkeres Heer aufgestellt als das, welches sich, 40,000 Hopliten
und gegen 90,000 Leichtbewaffnete zählend, bei Eleusis vereinigte und endlich
am AbHange des Kythäron nahe der Stadt Erythrä Stellung nahm. Hier
kam es zu der glorreichen Schlacht von Platäci.




Zur Lage in der nordamerikanischen Union.

Die erste Jahresbotschaft des Präsidenten Rutherford B. Hayes,
welche am 3. Dezember v. I. im amerikanischen Kongresse zur Vorlesung kam,
ist in der Hauptsache so ausgefallen, wie die Freunde einer gesunden Reform¬
politik zu erwarten berechtigt waren. Dies gilt namentlich von der Finanz¬
frage, die den eigentlichen Kernpunkt der innern Politik der Vereinigten
Staaten bildet, obschon dieselbe auch für das Ausland ans leicht erklärlichen
Gründen von hoher Bedeutung ist.

Die Botschaft beginnt mit einer Darstellung und Rechtfertigung der vom
Präsidenten dem Süden der Union gegenüber befolgten, von einem großen
Theile der republikanischen Partei getadelten Versöhnungspolitik. Seit
Zurückziehung der Bundestruppen aus den Südstaaten ist daselbst das unter
der Grantadministration so oft und so schwer verletzte Prinzip der Selbst-
regierung wieder zur vollsten Anerkennung gelangt. „Alle Furcht vor Gefahr",


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[0112] September 480 in der Meerenge zwischen der attischen Küste und Salamis die berühmte Seeschlacht, in welcher die persische Flotte gänzlich geschlagen wurde. Der Plan, den der Großkönig bisher gehegt, mit dieser Flotte Kythera zu besetzen und durch eine solche Diversion die Spartaner um ihre Heimath besorgt zu machen und von den andern Griechen zu trennen, mußte nun auf¬ gegeben werden, und da sich gezeigt hatte, daß die großen Massen als solche in dem gebirgigen Lande wenig leisten konnten, ihre Verpflegung aber nach Vernichtung der Flotte auf sehr schwachen Füßen stand, so trat Xerxes mit dem Gros des Heeres den Abmarsch an, ließ aber Mardonius mit 300,000 Mann ausgesuchter Truppen zurück. Deu Kampf sofort weiterzuführen, schien die Jahreszeit zu weit vorgerückt. Mardonius setzte sich daher in Böotien fest und beschäftigte sich mit der materiellen Basirung sowie der besseren Schulung seiner immer noch so großen Armee. Da nun bewog Themistokles die Bundesgenossen, ihre Stellung am Jsthmos zu verlassen und offensiv gegen die Perser vorzugehen. — Niemals haben die Griechen ein stärkeres Heer aufgestellt als das, welches sich, 40,000 Hopliten und gegen 90,000 Leichtbewaffnete zählend, bei Eleusis vereinigte und endlich am AbHange des Kythäron nahe der Stadt Erythrä Stellung nahm. Hier kam es zu der glorreichen Schlacht von Platäci. Zur Lage in der nordamerikanischen Union. Die erste Jahresbotschaft des Präsidenten Rutherford B. Hayes, welche am 3. Dezember v. I. im amerikanischen Kongresse zur Vorlesung kam, ist in der Hauptsache so ausgefallen, wie die Freunde einer gesunden Reform¬ politik zu erwarten berechtigt waren. Dies gilt namentlich von der Finanz¬ frage, die den eigentlichen Kernpunkt der innern Politik der Vereinigten Staaten bildet, obschon dieselbe auch für das Ausland ans leicht erklärlichen Gründen von hoher Bedeutung ist. Die Botschaft beginnt mit einer Darstellung und Rechtfertigung der vom Präsidenten dem Süden der Union gegenüber befolgten, von einem großen Theile der republikanischen Partei getadelten Versöhnungspolitik. Seit Zurückziehung der Bundestruppen aus den Südstaaten ist daselbst das unter der Grantadministration so oft und so schwer verletzte Prinzip der Selbst- regierung wieder zur vollsten Anerkennung gelangt. „Alle Furcht vor Gefahr",

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/112>, abgerufen am 29.04.2024.