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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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heißt es wörtlich in der Botschaft, "die aus der Wiedereinsetzung der Süd¬
staaten in den Zustand der Selbstregierung sich ergeben konnte, ist gehoben
und in der Gesinnung der Bevölkerung hat ein äußerst wohlthätiger Wechsel
stattgefunden, der überall in jenen Landestheilen um sich greift, die einstmals
der Schauplatz eines unglückseligen Bürgerkrieges waren. An die'Stelle von
Verdacht, Mißtrauen und Kampf sind Eintracht, Freundschaft und patriotische
Anhänglichkeit an die Union getreten. Kein Vorurtheilsfreier wird in Abrede
stellen, daß die manchmal so schlimmen Zusammenstoße, die mehrere Jahre
hindurch so häufig waren, nahezu gänzlich aufgehört haben, und daß ein Geist
gegenseitiger Duldsamkeit (muwiü toi-dearimcö) und herzlichen nationalen In¬
teresses (divin't^ nktionel intei'We) den Sieg davon getragen hat. Allgemein
fand eine Wiederherstellung der Ordnung und der ordnungsmäßigen Gerechtig¬
keitspflege statt; Fälle von Gesetzlosigkeit sind äußerst selteu geworden; Pol

ischer Unfriede und Zank sind verschwunden, zweckmäßige industrielle Unter¬
nehmungen sind wieder aufgenommen, der öffentliche Kredit ist in den südlichen
Staaten bedeutend gekräftigt lind man erfreut sich an allen Orten der ermu¬
tigenden Wohlthaten eines Wiederauflebens des Handels zwischen den Lan¬
destheilen, die kürzlich in einen blutigen Bürgerkrieg verwickelt waren- Dies
sind einige der bereits erreichten Resultate, für welche der Union Glück zu
wüttschen ist; sie sind von solcher Wichtigkeit, daß man geduldig und mit Zu¬
versicht die Erfüllung der Wünsche abwarten kann, die sicher im natürlichen
Verlauf der Dinge eintreten wird."

Während Hayes die von ihm den südlichen Unionsstaaten, den früheren
Sklavenstaaten, gegenüber eingehaltene Politik als eine "konstitutionelle Pflicht"
(g, evllstiwtioual akut^) ansieht, erklärt er mit Bezug auf die farbige Be¬
völkerung der Vereinigten Staaten, namentlich des Südens, daß es sein
"fester und unerschütterlicher Entschluß" sei, auf jede angemessene Weise die
seit dem Sezessionskriege emanzipirte Rasse der Verfassung und den Gesetzen
gemäß in der Ausübung ihrer Rechte und Privilegien zu schützen. "Jeder
Bürger der Union", sagt er, "muß, ohne Rücksicht auf seine Abstammung und
Farbe, der freien, vollen Ausübung seiner verfassungsmäßigen Rechte sicher
sein. Ich werde nicht ermangeln, alle mir zustehende Autorität zu diesem Be¬
hufe zu verwenden, und was in die Machtsphäre des Vundeskongresses oder
in die Jurisdiktion des höchsten Bundesgerichts gehört, das wird ebenfalls zu
diesem Ende zur Anwendung kommen. Auch appellire ich ernstlich an die
Legislaturen, die Gerichtshöfe und die Exekutivbehörden der verschiedenen Einzel¬
staaten, daß sie durch geeignete und vernünftige Maßregeln innerhalb ihrer
Grenzen die gemeinsamen und gleichen Rechte unseres geeinigten Volkes sicher
stellen, welches die Freiheit liebt, die Unterdrückung verabscheut und die Ge-


Grenzboten I. 1373. 14

heißt es wörtlich in der Botschaft, „die aus der Wiedereinsetzung der Süd¬
staaten in den Zustand der Selbstregierung sich ergeben konnte, ist gehoben
und in der Gesinnung der Bevölkerung hat ein äußerst wohlthätiger Wechsel
stattgefunden, der überall in jenen Landestheilen um sich greift, die einstmals
der Schauplatz eines unglückseligen Bürgerkrieges waren. An die'Stelle von
Verdacht, Mißtrauen und Kampf sind Eintracht, Freundschaft und patriotische
Anhänglichkeit an die Union getreten. Kein Vorurtheilsfreier wird in Abrede
stellen, daß die manchmal so schlimmen Zusammenstoße, die mehrere Jahre
hindurch so häufig waren, nahezu gänzlich aufgehört haben, und daß ein Geist
gegenseitiger Duldsamkeit (muwiü toi-dearimcö) und herzlichen nationalen In¬
teresses (divin't^ nktionel intei'We) den Sieg davon getragen hat. Allgemein
fand eine Wiederherstellung der Ordnung und der ordnungsmäßigen Gerechtig¬
keitspflege statt; Fälle von Gesetzlosigkeit sind äußerst selteu geworden; Pol

ischer Unfriede und Zank sind verschwunden, zweckmäßige industrielle Unter¬
nehmungen sind wieder aufgenommen, der öffentliche Kredit ist in den südlichen
Staaten bedeutend gekräftigt lind man erfreut sich an allen Orten der ermu¬
tigenden Wohlthaten eines Wiederauflebens des Handels zwischen den Lan¬
destheilen, die kürzlich in einen blutigen Bürgerkrieg verwickelt waren- Dies
sind einige der bereits erreichten Resultate, für welche der Union Glück zu
wüttschen ist; sie sind von solcher Wichtigkeit, daß man geduldig und mit Zu¬
versicht die Erfüllung der Wünsche abwarten kann, die sicher im natürlichen
Verlauf der Dinge eintreten wird."

Während Hayes die von ihm den südlichen Unionsstaaten, den früheren
Sklavenstaaten, gegenüber eingehaltene Politik als eine „konstitutionelle Pflicht"
(g, evllstiwtioual akut^) ansieht, erklärt er mit Bezug auf die farbige Be¬
völkerung der Vereinigten Staaten, namentlich des Südens, daß es sein
„fester und unerschütterlicher Entschluß" sei, auf jede angemessene Weise die
seit dem Sezessionskriege emanzipirte Rasse der Verfassung und den Gesetzen
gemäß in der Ausübung ihrer Rechte und Privilegien zu schützen. „Jeder
Bürger der Union", sagt er, „muß, ohne Rücksicht auf seine Abstammung und
Farbe, der freien, vollen Ausübung seiner verfassungsmäßigen Rechte sicher
sein. Ich werde nicht ermangeln, alle mir zustehende Autorität zu diesem Be¬
hufe zu verwenden, und was in die Machtsphäre des Vundeskongresses oder
in die Jurisdiktion des höchsten Bundesgerichts gehört, das wird ebenfalls zu
diesem Ende zur Anwendung kommen. Auch appellire ich ernstlich an die
Legislaturen, die Gerichtshöfe und die Exekutivbehörden der verschiedenen Einzel¬
staaten, daß sie durch geeignete und vernünftige Maßregeln innerhalb ihrer
Grenzen die gemeinsamen und gleichen Rechte unseres geeinigten Volkes sicher
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Grenzboten I. 1373. 14
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[0113] heißt es wörtlich in der Botschaft, „die aus der Wiedereinsetzung der Süd¬ staaten in den Zustand der Selbstregierung sich ergeben konnte, ist gehoben und in der Gesinnung der Bevölkerung hat ein äußerst wohlthätiger Wechsel stattgefunden, der überall in jenen Landestheilen um sich greift, die einstmals der Schauplatz eines unglückseligen Bürgerkrieges waren. An die'Stelle von Verdacht, Mißtrauen und Kampf sind Eintracht, Freundschaft und patriotische Anhänglichkeit an die Union getreten. Kein Vorurtheilsfreier wird in Abrede stellen, daß die manchmal so schlimmen Zusammenstoße, die mehrere Jahre hindurch so häufig waren, nahezu gänzlich aufgehört haben, und daß ein Geist gegenseitiger Duldsamkeit (muwiü toi-dearimcö) und herzlichen nationalen In¬ teresses (divin't^ nktionel intei'We) den Sieg davon getragen hat. Allgemein fand eine Wiederherstellung der Ordnung und der ordnungsmäßigen Gerechtig¬ keitspflege statt; Fälle von Gesetzlosigkeit sind äußerst selteu geworden; Pol n¬ ischer Unfriede und Zank sind verschwunden, zweckmäßige industrielle Unter¬ nehmungen sind wieder aufgenommen, der öffentliche Kredit ist in den südlichen Staaten bedeutend gekräftigt lind man erfreut sich an allen Orten der ermu¬ tigenden Wohlthaten eines Wiederauflebens des Handels zwischen den Lan¬ destheilen, die kürzlich in einen blutigen Bürgerkrieg verwickelt waren- Dies sind einige der bereits erreichten Resultate, für welche der Union Glück zu wüttschen ist; sie sind von solcher Wichtigkeit, daß man geduldig und mit Zu¬ versicht die Erfüllung der Wünsche abwarten kann, die sicher im natürlichen Verlauf der Dinge eintreten wird." Während Hayes die von ihm den südlichen Unionsstaaten, den früheren Sklavenstaaten, gegenüber eingehaltene Politik als eine „konstitutionelle Pflicht" (g, evllstiwtioual akut^) ansieht, erklärt er mit Bezug auf die farbige Be¬ völkerung der Vereinigten Staaten, namentlich des Südens, daß es sein „fester und unerschütterlicher Entschluß" sei, auf jede angemessene Weise die seit dem Sezessionskriege emanzipirte Rasse der Verfassung und den Gesetzen gemäß in der Ausübung ihrer Rechte und Privilegien zu schützen. „Jeder Bürger der Union", sagt er, „muß, ohne Rücksicht auf seine Abstammung und Farbe, der freien, vollen Ausübung seiner verfassungsmäßigen Rechte sicher sein. Ich werde nicht ermangeln, alle mir zustehende Autorität zu diesem Be¬ hufe zu verwenden, und was in die Machtsphäre des Vundeskongresses oder in die Jurisdiktion des höchsten Bundesgerichts gehört, das wird ebenfalls zu diesem Ende zur Anwendung kommen. Auch appellire ich ernstlich an die Legislaturen, die Gerichtshöfe und die Exekutivbehörden der verschiedenen Einzel¬ staaten, daß sie durch geeignete und vernünftige Maßregeln innerhalb ihrer Grenzen die gemeinsamen und gleichen Rechte unseres geeinigten Volkes sicher stellen, welches die Freiheit liebt, die Unterdrückung verabscheut und die Ge- Grenzboten I. 1373. 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/113>, abgerufen am 15.05.2024.