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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Hegemonie eine sozial-militärische Bewegung von der höchsten Wichtigkeit ein¬
geleitet: die Entwickelung des Söldnerwesens.




Jeti'er's neue philosophische und historische Abhandlungen.

Die Vielseitigkeit der Interessen, die unserer Zeit eigen ist, gestattet ihr
nur in sehr beschränktem Maße, umfassenden größeren literarischen Erzeugnissen,
wenn sie nicht das unmittelbare Arbeitsgebiet des Einzelnen berühren, die
Aufmerksamkeit zuzuwenden und weckt zugleich das Bedürfniß, sich über die
Richtung und die Ergebnisse der mannichfaltigen geistigen Bestrebungen zu
orientiren. Die Fülle von Zeitschriften, die im Laufe der letzten Jahre ent¬
standen ist, so wie die Essay-Literatur, die immer mehr Umfang gewinnt, legen
dafür Zeugniß ab. Auch die philosophischen Studien sind auf diesem Wege
einem größeren Kreise näher gebracht worden, und daß dieselben hier lebhafte
Theilnahme gefunden haben, ist eine nicht zu bezweifelnde Thatsache. Die
Vorträge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts, die E. Zeller 1867 ver¬
öffentlichte, und die, wenn sie auch zu einem großen Theile theologischer Natur
waren, doch den übrigen Stoff der Geschichte der Philosophie entlehnten, sind
vor zwei Jahren in zweiter Auflage erschienen. Und so konnte der Verfasser
mit Recht voraussetzen, daß eine zweite Sammlung von Aufsätzen gemischten
Inhalts ebenfalls willkommen sein werde.") Dieselbe trägt nun allerdings
einen anderen Charakter als die früheren. Im engsten Sinne theologisch sind
nur die Abhandlungen: "Lessing als Theolog" und "die Tage von Petrus
als römischem Bischof." Die Themata der anderen Essahs sind den verschie¬
denartigsten Disziplinen entnommen, der Logik und Metaphysik, der Politik,
der Religionsphilosophie und der Religionsgeschichte. Auch das biographische
Element ist durch die Erinnerungen an Gewinns, Th. Waitz und A. Schweg-
ler vertreten.

Doch, sehen wir ab von den logischen und politischen Aufsätzen, so pul-
sirt in den meisten der hier gesammelten Arbeiten eine theologische Ader. Und
was das religionsgeschichtliche Interesse betrifft, so können wir noch bestimmter
ihren Gegenstand bezeichnen. Zeller verweilt mit Vorliebe bei den Abschnitten


*) Nortrcige und Abhandlungen lion Eduin'd Zeller, Zweite Smmulnug. Leipzig
Fues's Verlag (R, RciSlcind), 1877.

Hegemonie eine sozial-militärische Bewegung von der höchsten Wichtigkeit ein¬
geleitet: die Entwickelung des Söldnerwesens.




Jeti'er's neue philosophische und historische Abhandlungen.

Die Vielseitigkeit der Interessen, die unserer Zeit eigen ist, gestattet ihr
nur in sehr beschränktem Maße, umfassenden größeren literarischen Erzeugnissen,
wenn sie nicht das unmittelbare Arbeitsgebiet des Einzelnen berühren, die
Aufmerksamkeit zuzuwenden und weckt zugleich das Bedürfniß, sich über die
Richtung und die Ergebnisse der mannichfaltigen geistigen Bestrebungen zu
orientiren. Die Fülle von Zeitschriften, die im Laufe der letzten Jahre ent¬
standen ist, so wie die Essay-Literatur, die immer mehr Umfang gewinnt, legen
dafür Zeugniß ab. Auch die philosophischen Studien sind auf diesem Wege
einem größeren Kreise näher gebracht worden, und daß dieselben hier lebhafte
Theilnahme gefunden haben, ist eine nicht zu bezweifelnde Thatsache. Die
Vorträge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts, die E. Zeller 1867 ver¬
öffentlichte, und die, wenn sie auch zu einem großen Theile theologischer Natur
waren, doch den übrigen Stoff der Geschichte der Philosophie entlehnten, sind
vor zwei Jahren in zweiter Auflage erschienen. Und so konnte der Verfasser
mit Recht voraussetzen, daß eine zweite Sammlung von Aufsätzen gemischten
Inhalts ebenfalls willkommen sein werde.") Dieselbe trägt nun allerdings
einen anderen Charakter als die früheren. Im engsten Sinne theologisch sind
nur die Abhandlungen: „Lessing als Theolog" und „die Tage von Petrus
als römischem Bischof." Die Themata der anderen Essahs sind den verschie¬
denartigsten Disziplinen entnommen, der Logik und Metaphysik, der Politik,
der Religionsphilosophie und der Religionsgeschichte. Auch das biographische
Element ist durch die Erinnerungen an Gewinns, Th. Waitz und A. Schweg-
ler vertreten.

Doch, sehen wir ab von den logischen und politischen Aufsätzen, so pul-
sirt in den meisten der hier gesammelten Arbeiten eine theologische Ader. Und
was das religionsgeschichtliche Interesse betrifft, so können wir noch bestimmter
ihren Gegenstand bezeichnen. Zeller verweilt mit Vorliebe bei den Abschnitten


*) Nortrcige und Abhandlungen lion Eduin'd Zeller, Zweite Smmulnug. Leipzig
Fues's Verlag (R, RciSlcind), 1877.
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[0218] Hegemonie eine sozial-militärische Bewegung von der höchsten Wichtigkeit ein¬ geleitet: die Entwickelung des Söldnerwesens. Jeti'er's neue philosophische und historische Abhandlungen. Die Vielseitigkeit der Interessen, die unserer Zeit eigen ist, gestattet ihr nur in sehr beschränktem Maße, umfassenden größeren literarischen Erzeugnissen, wenn sie nicht das unmittelbare Arbeitsgebiet des Einzelnen berühren, die Aufmerksamkeit zuzuwenden und weckt zugleich das Bedürfniß, sich über die Richtung und die Ergebnisse der mannichfaltigen geistigen Bestrebungen zu orientiren. Die Fülle von Zeitschriften, die im Laufe der letzten Jahre ent¬ standen ist, so wie die Essay-Literatur, die immer mehr Umfang gewinnt, legen dafür Zeugniß ab. Auch die philosophischen Studien sind auf diesem Wege einem größeren Kreise näher gebracht worden, und daß dieselben hier lebhafte Theilnahme gefunden haben, ist eine nicht zu bezweifelnde Thatsache. Die Vorträge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts, die E. Zeller 1867 ver¬ öffentlichte, und die, wenn sie auch zu einem großen Theile theologischer Natur waren, doch den übrigen Stoff der Geschichte der Philosophie entlehnten, sind vor zwei Jahren in zweiter Auflage erschienen. Und so konnte der Verfasser mit Recht voraussetzen, daß eine zweite Sammlung von Aufsätzen gemischten Inhalts ebenfalls willkommen sein werde.") Dieselbe trägt nun allerdings einen anderen Charakter als die früheren. Im engsten Sinne theologisch sind nur die Abhandlungen: „Lessing als Theolog" und „die Tage von Petrus als römischem Bischof." Die Themata der anderen Essahs sind den verschie¬ denartigsten Disziplinen entnommen, der Logik und Metaphysik, der Politik, der Religionsphilosophie und der Religionsgeschichte. Auch das biographische Element ist durch die Erinnerungen an Gewinns, Th. Waitz und A. Schweg- ler vertreten. Doch, sehen wir ab von den logischen und politischen Aufsätzen, so pul- sirt in den meisten der hier gesammelten Arbeiten eine theologische Ader. Und was das religionsgeschichtliche Interesse betrifft, so können wir noch bestimmter ihren Gegenstand bezeichnen. Zeller verweilt mit Vorliebe bei den Abschnitten *) Nortrcige und Abhandlungen lion Eduin'd Zeller, Zweite Smmulnug. Leipzig Fues's Verlag (R, RciSlcind), 1877.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/218>, abgerufen am 29.04.2024.