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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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12) Tieck's Dramaturgeschichte.
13) Ein Exemplar des Codex.
14) Kunstzeitschrist für vergleichende Sprachforschung. Bd. 2.
15) Richard Wagner, das Judenthum in der Musik, und Beigel, Atlas der
Frauenkrankheiten.
16) Albert Schmidt, a. a. O. I.
17) Hänel.



Line Jahre auf den Mvmp.
Von Gustav v. Eckenbrecher. II.

In der Morgenfrühe, als die Sichel des aufgehenden Mondes mich ge¬
weckt, trieb ich Saccharc zur Abreise, und machte mich wieder auf den Weg.
Mein wohlwollender Wirth begleitete mich bis zu der gegen Osten gelegenen
sogenanntenKlephthenquelle, wo wir nach einigen Stunden fortwährenden
Steigens ankamen, und in einem schönen Thale auf grünem Bergabhange in
kühlem Bnumschatten rasteten. Uns gegenüber ragten imposant und scheinbar
sehr nahe die beschneiten Höhen des Olymp empor. Es wehte eine wundervolle
Mailuft, weder zu kalt noch zu warm, gewürzt mit den lebhaft an die Alpen
erinnernden Düften aromatischer Bergkräuter, welche die grünen Vorberge des
Hochgebirges bedeckten. Ueber die dunkelgrünen Abhänge waren viele Bäume
zerstreut, die in ihrem maifarbigen Kleide schön kontrastirten gegen die bräun¬
lichen kahlen Felsen des Olymp und die von seinen Abhängen erglänzenden
Schneefelder. Die Felsen dieser Abhänge sind nicht zerissen, sondern rundlicher
Gestalt, so daß mir Homers Beiwort sehr treffend erschien "vielgefaltet"
(?r"^?rr,^ve), denn der ganze Berg sah wie ein faltenreicher Mantel aus: auf
einigen der runden Abhänge waren viele von oben nach unten parallel dicht
neben einander verlaufende Rinnen sichtbar, wie ein verschiedenfarbig gestreiftes
Zeug anzusehen. Die Straße nach dem Dorfe Karia, das jetzt mein nächstes
Ziel war, zieht sich dicht oberhalb der erwähnten Klephthenquelle hin, welche
diesen Namen führt, weil hier ein Lieblingslauerplatz der Klephthen ist, wenn
sie diese Gegenden heimsuchen. Nachdem wir ausgeruht, ein Feuer angezündet
und Kaffee getrunken hatten, trennten wir uus, Palüospu zog zu seinem Dorfe
zurück, ich weiter hinauf ins Gebirge. Die Luft wurde nun immer kühler
und alpenmüßiger. Den Nachmittag gelangte ich in eine südlich von den


GMizlwl.in I, 137L. 34
12) Tieck's Dramaturgeschichte.
13) Ein Exemplar des Codex.
14) Kunstzeitschrist für vergleichende Sprachforschung. Bd. 2.
15) Richard Wagner, das Judenthum in der Musik, und Beigel, Atlas der
Frauenkrankheiten.
16) Albert Schmidt, a. a. O. I.
17) Hänel.



Line Jahre auf den Mvmp.
Von Gustav v. Eckenbrecher. II.

In der Morgenfrühe, als die Sichel des aufgehenden Mondes mich ge¬
weckt, trieb ich Saccharc zur Abreise, und machte mich wieder auf den Weg.
Mein wohlwollender Wirth begleitete mich bis zu der gegen Osten gelegenen
sogenanntenKlephthenquelle, wo wir nach einigen Stunden fortwährenden
Steigens ankamen, und in einem schönen Thale auf grünem Bergabhange in
kühlem Bnumschatten rasteten. Uns gegenüber ragten imposant und scheinbar
sehr nahe die beschneiten Höhen des Olymp empor. Es wehte eine wundervolle
Mailuft, weder zu kalt noch zu warm, gewürzt mit den lebhaft an die Alpen
erinnernden Düften aromatischer Bergkräuter, welche die grünen Vorberge des
Hochgebirges bedeckten. Ueber die dunkelgrünen Abhänge waren viele Bäume
zerstreut, die in ihrem maifarbigen Kleide schön kontrastirten gegen die bräun¬
lichen kahlen Felsen des Olymp und die von seinen Abhängen erglänzenden
Schneefelder. Die Felsen dieser Abhänge sind nicht zerissen, sondern rundlicher
Gestalt, so daß mir Homers Beiwort sehr treffend erschien „vielgefaltet"
(?r»^?rr,^ve), denn der ganze Berg sah wie ein faltenreicher Mantel aus: auf
einigen der runden Abhänge waren viele von oben nach unten parallel dicht
neben einander verlaufende Rinnen sichtbar, wie ein verschiedenfarbig gestreiftes
Zeug anzusehen. Die Straße nach dem Dorfe Karia, das jetzt mein nächstes
Ziel war, zieht sich dicht oberhalb der erwähnten Klephthenquelle hin, welche
diesen Namen führt, weil hier ein Lieblingslauerplatz der Klephthen ist, wenn
sie diese Gegenden heimsuchen. Nachdem wir ausgeruht, ein Feuer angezündet
und Kaffee getrunken hatten, trennten wir uus, Palüospu zog zu seinem Dorfe
zurück, ich weiter hinauf ins Gebirge. Die Luft wurde nun immer kühler
und alpenmüßiger. Den Nachmittag gelangte ich in eine südlich von den


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[0273] 12) Tieck's Dramaturgeschichte. 13) Ein Exemplar des Codex. 14) Kunstzeitschrist für vergleichende Sprachforschung. Bd. 2. 15) Richard Wagner, das Judenthum in der Musik, und Beigel, Atlas der Frauenkrankheiten. 16) Albert Schmidt, a. a. O. I. 17) Hänel. Line Jahre auf den Mvmp. Von Gustav v. Eckenbrecher. II. In der Morgenfrühe, als die Sichel des aufgehenden Mondes mich ge¬ weckt, trieb ich Saccharc zur Abreise, und machte mich wieder auf den Weg. Mein wohlwollender Wirth begleitete mich bis zu der gegen Osten gelegenen sogenanntenKlephthenquelle, wo wir nach einigen Stunden fortwährenden Steigens ankamen, und in einem schönen Thale auf grünem Bergabhange in kühlem Bnumschatten rasteten. Uns gegenüber ragten imposant und scheinbar sehr nahe die beschneiten Höhen des Olymp empor. Es wehte eine wundervolle Mailuft, weder zu kalt noch zu warm, gewürzt mit den lebhaft an die Alpen erinnernden Düften aromatischer Bergkräuter, welche die grünen Vorberge des Hochgebirges bedeckten. Ueber die dunkelgrünen Abhänge waren viele Bäume zerstreut, die in ihrem maifarbigen Kleide schön kontrastirten gegen die bräun¬ lichen kahlen Felsen des Olymp und die von seinen Abhängen erglänzenden Schneefelder. Die Felsen dieser Abhänge sind nicht zerissen, sondern rundlicher Gestalt, so daß mir Homers Beiwort sehr treffend erschien „vielgefaltet" (?r»^?rr,^ve), denn der ganze Berg sah wie ein faltenreicher Mantel aus: auf einigen der runden Abhänge waren viele von oben nach unten parallel dicht neben einander verlaufende Rinnen sichtbar, wie ein verschiedenfarbig gestreiftes Zeug anzusehen. Die Straße nach dem Dorfe Karia, das jetzt mein nächstes Ziel war, zieht sich dicht oberhalb der erwähnten Klephthenquelle hin, welche diesen Namen führt, weil hier ein Lieblingslauerplatz der Klephthen ist, wenn sie diese Gegenden heimsuchen. Nachdem wir ausgeruht, ein Feuer angezündet und Kaffee getrunken hatten, trennten wir uus, Palüospu zog zu seinem Dorfe zurück, ich weiter hinauf ins Gebirge. Die Luft wurde nun immer kühler und alpenmüßiger. Den Nachmittag gelangte ich in eine südlich von den GMizlwl.in I, 137L. 34

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/273>, abgerufen am 28.04.2024.