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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Urtheil auch viele Aeltern, die sonst den Standpunkt des Verfassers theilen,
ans unserer Seite zu haben. Hätte letzterer sich darauf beschränkt, seine Posi¬
tionen darzulegen, so würde das Unzureichende seiner theologischen Richtung
nicht minder zu Tage getreten sein, aber die Wärme und die Entschiedenheit,
mit der er für jene Positionen eintritt, mit der er gegen Materialismus
und Pantheismus kämpft, würden sein Buch doch geeignet gemacht haben, die
Grundlagen des Glaubens in jungen Gemüthern zu befestigen. Durch die
Polemik und Kritik aber, die er eingeflochten hat, ist das Buch unfähig ge¬
worden, als Gabe zur Konfirmation empfohlen zu werden.

3. Die Brochüre des "alten, erfahrenen Geistlichen" ist eine Flugschrift
welche die Laienkreise, besonders die Mitglieder von Gemeindevertretungen und
Synoden, für die Bestrebungen des Protestantenvereins gewinnen will. Neben
einigen Wahrheiten enthält sie viel Irriges, weil dem Verfasser die Tiefe und
Schärfe des Blicks fehlt, ohne welche eine gerechte Würdigung der kirchlichen
Parteien der Gegenwart nicht möglich ist. Er bleibt überall auf der Ober¬
fläche stehen, erhebt sich nirgends über das Gewöhnliche und wiederholt nur
was unzählige Male von seinen Parteigenossen gesagt ist. Der Reiz der
Neuheit fehlt der Schrift nach Inhalt und Form, so daß die Bemerkung:
"Uebersetzungsrecht vorbehalten" auch hier sehr auffällig erscheint. Der Styl
läßt viel zu wünschen übrig. Auch können wir den Wunsch nicht unterdrücken,
daß, wenn der Verfasser noch ferner literarisch thätig sein will, er sich be¬
fleißigen möge, die Namen der Männer, die er erwähnt, richtig zu schreiben.

4. Der Vortrag Hase's ist eine geistvolle und zutreffende Charakteristik
der Aufgaben der inneren Mission; der geschichtlichen Bedingungen, unter denen
sie entstanden ist; ihrer inneren Nothwendigkeit; ihrer Aussichten und Ziele.
Denen, welch sich von diesem Gebiet christlicher Lebensthätigkeit bisher fern
gehalten oder ihm mißtrauisch gegenüber gestanden haben, können wir diese
Schrift ganz besonders empfehlen. Sie ist sehr geeignet, sür weitere Kreise
Verständniß und Werthschätzung der innern Mission zu vermitteln.


H. Jacoby.


Das MMngswesen der Junftzeit.

Wenn im Nachstehenden versucht wird, ein Bild von der Entwickelung
des Lehrliugsweseus auf der Basis der Gewerbegesetzgebung des 17. und 18.
Jahrhunderts zu entwerfen, so macht diese Arbeit keinen Anspruch auf Voll-


Urtheil auch viele Aeltern, die sonst den Standpunkt des Verfassers theilen,
ans unserer Seite zu haben. Hätte letzterer sich darauf beschränkt, seine Posi¬
tionen darzulegen, so würde das Unzureichende seiner theologischen Richtung
nicht minder zu Tage getreten sein, aber die Wärme und die Entschiedenheit,
mit der er für jene Positionen eintritt, mit der er gegen Materialismus
und Pantheismus kämpft, würden sein Buch doch geeignet gemacht haben, die
Grundlagen des Glaubens in jungen Gemüthern zu befestigen. Durch die
Polemik und Kritik aber, die er eingeflochten hat, ist das Buch unfähig ge¬
worden, als Gabe zur Konfirmation empfohlen zu werden.

3. Die Brochüre des „alten, erfahrenen Geistlichen" ist eine Flugschrift
welche die Laienkreise, besonders die Mitglieder von Gemeindevertretungen und
Synoden, für die Bestrebungen des Protestantenvereins gewinnen will. Neben
einigen Wahrheiten enthält sie viel Irriges, weil dem Verfasser die Tiefe und
Schärfe des Blicks fehlt, ohne welche eine gerechte Würdigung der kirchlichen
Parteien der Gegenwart nicht möglich ist. Er bleibt überall auf der Ober¬
fläche stehen, erhebt sich nirgends über das Gewöhnliche und wiederholt nur
was unzählige Male von seinen Parteigenossen gesagt ist. Der Reiz der
Neuheit fehlt der Schrift nach Inhalt und Form, so daß die Bemerkung:
„Uebersetzungsrecht vorbehalten" auch hier sehr auffällig erscheint. Der Styl
läßt viel zu wünschen übrig. Auch können wir den Wunsch nicht unterdrücken,
daß, wenn der Verfasser noch ferner literarisch thätig sein will, er sich be¬
fleißigen möge, die Namen der Männer, die er erwähnt, richtig zu schreiben.

4. Der Vortrag Hase's ist eine geistvolle und zutreffende Charakteristik
der Aufgaben der inneren Mission; der geschichtlichen Bedingungen, unter denen
sie entstanden ist; ihrer inneren Nothwendigkeit; ihrer Aussichten und Ziele.
Denen, welch sich von diesem Gebiet christlicher Lebensthätigkeit bisher fern
gehalten oder ihm mißtrauisch gegenüber gestanden haben, können wir diese
Schrift ganz besonders empfehlen. Sie ist sehr geeignet, sür weitere Kreise
Verständniß und Werthschätzung der innern Mission zu vermitteln.


H. Jacoby.


Das MMngswesen der Junftzeit.

Wenn im Nachstehenden versucht wird, ein Bild von der Entwickelung
des Lehrliugsweseus auf der Basis der Gewerbegesetzgebung des 17. und 18.
Jahrhunderts zu entwerfen, so macht diese Arbeit keinen Anspruch auf Voll-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/347>, abgerufen am 28.04.2024.