Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
1784. 4. März.
Untertänigstes Promemoria (an Carl August).

Nach Ew. Hochfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehle habe ich diejenigen
Aufträge, welche mir Höchstdieselben an den Hofrath Büttner in Jena zu er¬
theilen geruhet, bey meiner Anwesenheit daselbst auszurichten, ohnermangelt.
Es erkennt derselbe das gnädigste Anerbieten der 8000 Thaler als den höchsten
auf seine Bibliothek gesetzten Preiß mit untertänigstem Dank und behält sich
vor etwa in der Folge, wenn er es benöthigt seyn sollte, Ew. Durchlaucht um
Erhöhung seines Pensionsquanti anzugehen. Und da ihm solches bisher nur
in cassemäßigen Sorten bezahlt worden, im Kontrakte aber ihm Louisd'or zu
5 Thaler zugesichert sind: so bittet er hierüber um gnädigsten Befehl an die
hiesige Kammer.


Der ich mich mit tiefster Ehrfurcht unterzeichne
Weimar den 4. März 1784. Ew. Hochfürstl. Durchl.
unterthänigster*)
I. W. Goethe.
. 1785. 24. Februar.
Untertänigstes Promemoria (an Carl August).

Aus beiliegenden an Endesunterzeichneten gerichteten Promemoria werden
Ew. Hochfürstl. Durchl. in Gnaden zu ersehen geruhen, was mir der Berg¬
rath Bucholz von Ew. Hochfürstl. Durchl. Absichten auf dessen bisherigen
Provisor Göttlina/*), die mir schon zum Theil bekannt gewesen, neuerdings




Von hier an eigenhändig, sonst von Philipp Seidel geschrieben.
Das angezogene vom 13. Februar 178S datirte Promemoria des Dr. Bucholz zeigt,
wie Carl August nicht allein ein Interesse für die Wissenschaft, sondern auch für die hatte,
welche sich ihr in ernster Weise widmeten. Der Herzog sah den Provisor Göttling, der dann
von 1789--1809 die Professur für Chemie in Jena einnahm, zuerst im Hause des Bergraths
Bucholz, der dem Herzog einige physikalisch-chemische Versuche vorführte. Göttling documen-
tirte dabei eine vorzügliche Geschicklichkeit und Wissenschaft, daß der Herzog sich sofort für
ihn interessirte und frug, unter welchen "Conditionen dieser Mensch" bei dem Bergrath sei,
und was endlich wohl mit diesem werden würde. Bucholz äußerte, "ich habe versprochen,
ihm das Geld zum Ankauf einer in hiesiger Gegend feil werdenden Apotheke vorzuschießen,"
worauf der Herzog auch seine Unterstützung in gleicher Richtung anbot. Aber nach einigen
Wochen hatte der Herzog einen andern Entschluß gefaßt- Auf einer Redoute äußerte er,
daß Göttling in Göttingen doch Physik, Mathematik und verwandte Wissenschaften studiren
möchte, dann sollte er nach Frankreich und England geschickt werden. Wenn dies geschehen,
glaubte der Herzog, werde Göttling ein tüchtiger Lehrer der Physik und Chemie werden.
Bucholz fügte hinzu, auch wohl der Technologie, und im Falle einmal eine Apotheke in
Jena vacant werde, so könne man ihm immer noch eine solche kaufen, betonte aber auch,
daß Göttling vorher die lateinische, englische und französische Sprache erlernen möge, und
hierzu noch ein Jahr nöthig sei. Der Herzog schloß sich dieser Ansicht an und beauftragte
1784. 4. März.
Untertänigstes Promemoria (an Carl August).

Nach Ew. Hochfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehle habe ich diejenigen
Aufträge, welche mir Höchstdieselben an den Hofrath Büttner in Jena zu er¬
theilen geruhet, bey meiner Anwesenheit daselbst auszurichten, ohnermangelt.
Es erkennt derselbe das gnädigste Anerbieten der 8000 Thaler als den höchsten
auf seine Bibliothek gesetzten Preiß mit untertänigstem Dank und behält sich
vor etwa in der Folge, wenn er es benöthigt seyn sollte, Ew. Durchlaucht um
Erhöhung seines Pensionsquanti anzugehen. Und da ihm solches bisher nur
in cassemäßigen Sorten bezahlt worden, im Kontrakte aber ihm Louisd'or zu
5 Thaler zugesichert sind: so bittet er hierüber um gnädigsten Befehl an die
hiesige Kammer.


Der ich mich mit tiefster Ehrfurcht unterzeichne
Weimar den 4. März 1784. Ew. Hochfürstl. Durchl.
unterthänigster*)
I. W. Goethe.
. 1785. 24. Februar.
Untertänigstes Promemoria (an Carl August).

Aus beiliegenden an Endesunterzeichneten gerichteten Promemoria werden
Ew. Hochfürstl. Durchl. in Gnaden zu ersehen geruhen, was mir der Berg¬
rath Bucholz von Ew. Hochfürstl. Durchl. Absichten auf dessen bisherigen
Provisor Göttlina/*), die mir schon zum Theil bekannt gewesen, neuerdings




Von hier an eigenhändig, sonst von Philipp Seidel geschrieben.
Das angezogene vom 13. Februar 178S datirte Promemoria des Dr. Bucholz zeigt,
wie Carl August nicht allein ein Interesse für die Wissenschaft, sondern auch für die hatte,
welche sich ihr in ernster Weise widmeten. Der Herzog sah den Provisor Göttling, der dann
von 1789—1809 die Professur für Chemie in Jena einnahm, zuerst im Hause des Bergraths
Bucholz, der dem Herzog einige physikalisch-chemische Versuche vorführte. Göttling documen-
tirte dabei eine vorzügliche Geschicklichkeit und Wissenschaft, daß der Herzog sich sofort für
ihn interessirte und frug, unter welchen „Conditionen dieser Mensch" bei dem Bergrath sei,
und was endlich wohl mit diesem werden würde. Bucholz äußerte, „ich habe versprochen,
ihm das Geld zum Ankauf einer in hiesiger Gegend feil werdenden Apotheke vorzuschießen,"
worauf der Herzog auch seine Unterstützung in gleicher Richtung anbot. Aber nach einigen
Wochen hatte der Herzog einen andern Entschluß gefaßt- Auf einer Redoute äußerte er,
daß Göttling in Göttingen doch Physik, Mathematik und verwandte Wissenschaften studiren
möchte, dann sollte er nach Frankreich und England geschickt werden. Wenn dies geschehen,
glaubte der Herzog, werde Göttling ein tüchtiger Lehrer der Physik und Chemie werden.
Bucholz fügte hinzu, auch wohl der Technologie, und im Falle einmal eine Apotheke in
Jena vacant werde, so könne man ihm immer noch eine solche kaufen, betonte aber auch,
daß Göttling vorher die lateinische, englische und französische Sprache erlernen möge, und
hierzu noch ein Jahr nöthig sei. Der Herzog schloß sich dieser Ansicht an und beauftragte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141110"/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 1784. 4. März.<lb/>
Untertänigstes Promemoria (an Carl August).</head><lb/>
            <p xml:id="ID_777"> Nach Ew. Hochfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehle habe ich diejenigen<lb/>
Aufträge, welche mir Höchstdieselben an den Hofrath Büttner in Jena zu er¬<lb/>
theilen geruhet, bey meiner Anwesenheit daselbst auszurichten, ohnermangelt.<lb/>
Es erkennt derselbe das gnädigste Anerbieten der 8000 Thaler als den höchsten<lb/>
auf seine Bibliothek gesetzten Preiß mit untertänigstem Dank und behält sich<lb/>
vor etwa in der Folge, wenn er es benöthigt seyn sollte, Ew. Durchlaucht um<lb/>
Erhöhung seines Pensionsquanti anzugehen. Und da ihm solches bisher nur<lb/>
in cassemäßigen Sorten bezahlt worden, im Kontrakte aber ihm Louisd'or zu<lb/>
5 Thaler zugesichert sind: so bittet er hierüber um gnädigsten Befehl an die<lb/>
hiesige Kammer.</p><lb/>
            <note type="closer"> Der ich mich mit tiefster Ehrfurcht unterzeichne<lb/>
Weimar den 4. März 1784. Ew. Hochfürstl. Durchl.<lb/>
unterthänigster*)<lb/><note type="bibl"> I. W. Goethe.</note></note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> . 1785. 24. Februar.<lb/>
Untertänigstes Promemoria (an Carl August).</head><lb/>
            <p xml:id="ID_778" next="#ID_779"> Aus beiliegenden an Endesunterzeichneten gerichteten Promemoria werden<lb/>
Ew. Hochfürstl. Durchl. in Gnaden zu ersehen geruhen, was mir der Berg¬<lb/>
rath Bucholz von Ew. Hochfürstl. Durchl. Absichten auf dessen bisherigen<lb/>
Provisor Göttlina/*), die mir schon zum Theil bekannt gewesen, neuerdings</p><lb/>
            <note xml:id="FID_72" place="foot"> Von hier an eigenhändig, sonst von Philipp Seidel geschrieben.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_73" place="foot" next="#FID_74"> Das angezogene vom 13. Februar 178S datirte Promemoria des Dr. Bucholz zeigt,<lb/>
wie Carl August nicht allein ein Interesse für die Wissenschaft, sondern auch für die hatte,<lb/>
welche sich ihr in ernster Weise widmeten. Der Herzog sah den Provisor Göttling, der dann<lb/>
von 1789&#x2014;1809 die Professur für Chemie in Jena einnahm, zuerst im Hause des Bergraths<lb/>
Bucholz, der dem Herzog einige physikalisch-chemische Versuche vorführte. Göttling documen-<lb/>
tirte dabei eine vorzügliche Geschicklichkeit und Wissenschaft, daß der Herzog sich sofort für<lb/>
ihn interessirte und frug, unter welchen &#x201E;Conditionen dieser Mensch" bei dem Bergrath sei,<lb/>
und was endlich wohl mit diesem werden würde. Bucholz äußerte, &#x201E;ich habe versprochen,<lb/>
ihm das Geld zum Ankauf einer in hiesiger Gegend feil werdenden Apotheke vorzuschießen,"<lb/>
worauf der Herzog auch seine Unterstützung in gleicher Richtung anbot. Aber nach einigen<lb/>
Wochen hatte der Herzog einen andern Entschluß gefaßt- Auf einer Redoute äußerte er,<lb/>
daß Göttling in Göttingen doch Physik, Mathematik und verwandte Wissenschaften studiren<lb/>
möchte, dann sollte er nach Frankreich und England geschickt werden. Wenn dies geschehen,<lb/>
glaubte der Herzog, werde Göttling ein tüchtiger Lehrer der Physik und Chemie werden.<lb/>
Bucholz fügte hinzu, auch wohl der Technologie, und im Falle einmal eine Apotheke in<lb/>
Jena vacant werde, so könne man ihm immer noch eine solche kaufen, betonte aber auch,<lb/>
daß Göttling vorher die lateinische, englische und französische Sprache erlernen möge, und<lb/>
hierzu noch ein Jahr nöthig sei. Der Herzog schloß sich dieser Ansicht an und beauftragte</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0231] 1784. 4. März. Untertänigstes Promemoria (an Carl August). Nach Ew. Hochfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehle habe ich diejenigen Aufträge, welche mir Höchstdieselben an den Hofrath Büttner in Jena zu er¬ theilen geruhet, bey meiner Anwesenheit daselbst auszurichten, ohnermangelt. Es erkennt derselbe das gnädigste Anerbieten der 8000 Thaler als den höchsten auf seine Bibliothek gesetzten Preiß mit untertänigstem Dank und behält sich vor etwa in der Folge, wenn er es benöthigt seyn sollte, Ew. Durchlaucht um Erhöhung seines Pensionsquanti anzugehen. Und da ihm solches bisher nur in cassemäßigen Sorten bezahlt worden, im Kontrakte aber ihm Louisd'or zu 5 Thaler zugesichert sind: so bittet er hierüber um gnädigsten Befehl an die hiesige Kammer. Der ich mich mit tiefster Ehrfurcht unterzeichne Weimar den 4. März 1784. Ew. Hochfürstl. Durchl. unterthänigster*) I. W. Goethe. . 1785. 24. Februar. Untertänigstes Promemoria (an Carl August). Aus beiliegenden an Endesunterzeichneten gerichteten Promemoria werden Ew. Hochfürstl. Durchl. in Gnaden zu ersehen geruhen, was mir der Berg¬ rath Bucholz von Ew. Hochfürstl. Durchl. Absichten auf dessen bisherigen Provisor Göttlina/*), die mir schon zum Theil bekannt gewesen, neuerdings Von hier an eigenhändig, sonst von Philipp Seidel geschrieben. Das angezogene vom 13. Februar 178S datirte Promemoria des Dr. Bucholz zeigt, wie Carl August nicht allein ein Interesse für die Wissenschaft, sondern auch für die hatte, welche sich ihr in ernster Weise widmeten. Der Herzog sah den Provisor Göttling, der dann von 1789—1809 die Professur für Chemie in Jena einnahm, zuerst im Hause des Bergraths Bucholz, der dem Herzog einige physikalisch-chemische Versuche vorführte. Göttling documen- tirte dabei eine vorzügliche Geschicklichkeit und Wissenschaft, daß der Herzog sich sofort für ihn interessirte und frug, unter welchen „Conditionen dieser Mensch" bei dem Bergrath sei, und was endlich wohl mit diesem werden würde. Bucholz äußerte, „ich habe versprochen, ihm das Geld zum Ankauf einer in hiesiger Gegend feil werdenden Apotheke vorzuschießen," worauf der Herzog auch seine Unterstützung in gleicher Richtung anbot. Aber nach einigen Wochen hatte der Herzog einen andern Entschluß gefaßt- Auf einer Redoute äußerte er, daß Göttling in Göttingen doch Physik, Mathematik und verwandte Wissenschaften studiren möchte, dann sollte er nach Frankreich und England geschickt werden. Wenn dies geschehen, glaubte der Herzog, werde Göttling ein tüchtiger Lehrer der Physik und Chemie werden. Bucholz fügte hinzu, auch wohl der Technologie, und im Falle einmal eine Apotheke in Jena vacant werde, so könne man ihm immer noch eine solche kaufen, betonte aber auch, daß Göttling vorher die lateinische, englische und französische Sprache erlernen möge, und hierzu noch ein Jahr nöthig sei. Der Herzog schloß sich dieser Ansicht an und beauftragte

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/231
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/231>, abgerufen am 29.04.2024.