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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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ist weicher, das nährende Gerüst derselben mit einer dunkeln blutigen Feuchtig¬
keit erfüllt. Der Glanz der oberen Spulendecken ist matter, die ganze Feder
borstiger und, obgleich gewöhnlich reiner und weniger beschädigt, so fehlt ihr
doch die Weichheit, Fülle und Grazie der wilden Feder, welche aus der
Karru, aus der Kalahari-Wüste oder dem Orampo-Lande kommt. Der Ge-
sammtwerth der brauchbaren Federn eines Straußes übersteigt selten 1-6 Pfund
Sterling, da davon nur vier bis sechs Loth feine weiße Federn sind.

Der Werth der Straußenfedern wechselt begreiflicherweise je nach Güte und
Farbe. Feinste weiße Federn, wovon ein Pfund 70 bis 8V Stück enthält, werden
für 32 bis 50 Pfund Sterling verkauft; lange, schwarze und graue für nur 2
bis 5 Pfund Sterling Pro Pfund. Die schönsten Exemplare, wie sie nur ganz
reiche Damen erschwingen können, werden 25 Zoll lang und 9 Zoll breit.

Nicht ganz reine Federn werden mit Seife gewaschen. Von großer Wich¬
tigkeit ist der 1871 von Vivi, Deflot und Roetzcl in Paris erfundene Prozeß,
schwarze und grüne Federn zu entfärben; sie werden dann graugelb und
können nun grau, blau, rosa gefärbt werden, was bisher nur mit weißen
Federn geschah. Man erkennt die ursprünglichen schwarzen, nun gefärbten
Federn jedoch an dem dunkel gebliebenen Kiel, den zu entfärben noch nicht
gelungen ist.




Dom "Zrmszischen Landtag.

In den zwölf Tagen, welche der Landtag zur dritten und letzten Session
versammelt ist, trat der Unterschied der jetzigen Lage von derjenigen am Schlüsse
der vorigen Session bereits mehrfach recht auffällig hervor. Während damals
die sogenannte innere Krisis, welche sich schon vom Beginne der vorigen Session
(21. Oktober v. I.) an fortdauernd unangenehm fühlbar gemacht hatte, schlie߬
lich die Arbeitslust der Abgeordneten fast gänzlich lähmte, macht sich jetzt im
Gegentheil eine große Schaffenslust bemerklich. Wenn auch die Regierung in
der Eröffnungsrede vom 19. November in manchen Punkten ihre Stellung
noch nicht umfassend angegeben hat, so sieht und fühlt man doch, daß nach dem
in der Zwischenzeit erfolgten Wechsel im Vorstande dreier Ministerien die
frühere bedauerliche Unklarheit der Regierung gewichen ist und die offensichtlich
in fast allen Ressorts herrschenden umfangreichen gesetzgeberischen Arbeiten
haben von vornherein eine entsprechende Arbeitssrendigteit in allen Parteien
hervorgerufen. Hiermit ist für die ganze Session von vornherein viel ge-


ist weicher, das nährende Gerüst derselben mit einer dunkeln blutigen Feuchtig¬
keit erfüllt. Der Glanz der oberen Spulendecken ist matter, die ganze Feder
borstiger und, obgleich gewöhnlich reiner und weniger beschädigt, so fehlt ihr
doch die Weichheit, Fülle und Grazie der wilden Feder, welche aus der
Karru, aus der Kalahari-Wüste oder dem Orampo-Lande kommt. Der Ge-
sammtwerth der brauchbaren Federn eines Straußes übersteigt selten 1-6 Pfund
Sterling, da davon nur vier bis sechs Loth feine weiße Federn sind.

Der Werth der Straußenfedern wechselt begreiflicherweise je nach Güte und
Farbe. Feinste weiße Federn, wovon ein Pfund 70 bis 8V Stück enthält, werden
für 32 bis 50 Pfund Sterling verkauft; lange, schwarze und graue für nur 2
bis 5 Pfund Sterling Pro Pfund. Die schönsten Exemplare, wie sie nur ganz
reiche Damen erschwingen können, werden 25 Zoll lang und 9 Zoll breit.

Nicht ganz reine Federn werden mit Seife gewaschen. Von großer Wich¬
tigkeit ist der 1871 von Vivi, Deflot und Roetzcl in Paris erfundene Prozeß,
schwarze und grüne Federn zu entfärben; sie werden dann graugelb und
können nun grau, blau, rosa gefärbt werden, was bisher nur mit weißen
Federn geschah. Man erkennt die ursprünglichen schwarzen, nun gefärbten
Federn jedoch an dem dunkel gebliebenen Kiel, den zu entfärben noch nicht
gelungen ist.




Dom "Zrmszischen Landtag.

In den zwölf Tagen, welche der Landtag zur dritten und letzten Session
versammelt ist, trat der Unterschied der jetzigen Lage von derjenigen am Schlüsse
der vorigen Session bereits mehrfach recht auffällig hervor. Während damals
die sogenannte innere Krisis, welche sich schon vom Beginne der vorigen Session
(21. Oktober v. I.) an fortdauernd unangenehm fühlbar gemacht hatte, schlie߬
lich die Arbeitslust der Abgeordneten fast gänzlich lähmte, macht sich jetzt im
Gegentheil eine große Schaffenslust bemerklich. Wenn auch die Regierung in
der Eröffnungsrede vom 19. November in manchen Punkten ihre Stellung
noch nicht umfassend angegeben hat, so sieht und fühlt man doch, daß nach dem
in der Zwischenzeit erfolgten Wechsel im Vorstande dreier Ministerien die
frühere bedauerliche Unklarheit der Regierung gewichen ist und die offensichtlich
in fast allen Ressorts herrschenden umfangreichen gesetzgeberischen Arbeiten
haben von vornherein eine entsprechende Arbeitssrendigteit in allen Parteien
hervorgerufen. Hiermit ist für die ganze Session von vornherein viel ge-


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[0395] ist weicher, das nährende Gerüst derselben mit einer dunkeln blutigen Feuchtig¬ keit erfüllt. Der Glanz der oberen Spulendecken ist matter, die ganze Feder borstiger und, obgleich gewöhnlich reiner und weniger beschädigt, so fehlt ihr doch die Weichheit, Fülle und Grazie der wilden Feder, welche aus der Karru, aus der Kalahari-Wüste oder dem Orampo-Lande kommt. Der Ge- sammtwerth der brauchbaren Federn eines Straußes übersteigt selten 1-6 Pfund Sterling, da davon nur vier bis sechs Loth feine weiße Federn sind. Der Werth der Straußenfedern wechselt begreiflicherweise je nach Güte und Farbe. Feinste weiße Federn, wovon ein Pfund 70 bis 8V Stück enthält, werden für 32 bis 50 Pfund Sterling verkauft; lange, schwarze und graue für nur 2 bis 5 Pfund Sterling Pro Pfund. Die schönsten Exemplare, wie sie nur ganz reiche Damen erschwingen können, werden 25 Zoll lang und 9 Zoll breit. Nicht ganz reine Federn werden mit Seife gewaschen. Von großer Wich¬ tigkeit ist der 1871 von Vivi, Deflot und Roetzcl in Paris erfundene Prozeß, schwarze und grüne Federn zu entfärben; sie werden dann graugelb und können nun grau, blau, rosa gefärbt werden, was bisher nur mit weißen Federn geschah. Man erkennt die ursprünglichen schwarzen, nun gefärbten Federn jedoch an dem dunkel gebliebenen Kiel, den zu entfärben noch nicht gelungen ist. Dom "Zrmszischen Landtag. In den zwölf Tagen, welche der Landtag zur dritten und letzten Session versammelt ist, trat der Unterschied der jetzigen Lage von derjenigen am Schlüsse der vorigen Session bereits mehrfach recht auffällig hervor. Während damals die sogenannte innere Krisis, welche sich schon vom Beginne der vorigen Session (21. Oktober v. I.) an fortdauernd unangenehm fühlbar gemacht hatte, schlie߬ lich die Arbeitslust der Abgeordneten fast gänzlich lähmte, macht sich jetzt im Gegentheil eine große Schaffenslust bemerklich. Wenn auch die Regierung in der Eröffnungsrede vom 19. November in manchen Punkten ihre Stellung noch nicht umfassend angegeben hat, so sieht und fühlt man doch, daß nach dem in der Zwischenzeit erfolgten Wechsel im Vorstande dreier Ministerien die frühere bedauerliche Unklarheit der Regierung gewichen ist und die offensichtlich in fast allen Ressorts herrschenden umfangreichen gesetzgeberischen Arbeiten haben von vornherein eine entsprechende Arbeitssrendigteit in allen Parteien hervorgerufen. Hiermit ist für die ganze Session von vornherein viel ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/395>, abgerufen am 29.04.2024.