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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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mengen, und Steffens erschien, wie er dort oben neben Gneisenau stand und
in der Abendbelenchtmig die eroberte Stadt überschaute, der heitere, siegreich
verklärte Held neben ihm wie der rettende und richtende Genius des Krieges.
Was Gneisenau vorausgesehen hatte, war richtig eingetroffen. Die Eroberung
von Paris besiegelte Napoleons Sturz. "Was Patrioten träumten und Egoisten
belächelten, ist geschehen" schrieb er nach Hause. Beim Einzuge aber machte er,
alle diplomatischen Rücksichten bei Seite lassend, seinem Herzen Luft. das
l"z r^ran rief er dem Volke zu, und ->> Kuh 1<z I^rar, hallte es wieder."

(Schluß folgt.)




Augsburger
Gefangenenhandel im vorigen Jahrhundert.
Adolf Buff. von 2.

Der Hauptmann von Langenmantel scheint seinem löblichen Entschlüsse treu
geblieben zu sein. Nirgends findet sich eine Spur, daß er sich späterhin noch
mit demi Transport von Sträflingen nach Venedig abgegeben hätte. Jenen
Unteroffizier Johannes Bernauer dagegen treffen wir noch mehrmals bei der¬
gleichen Unternehmungen mitwirkend. Im Jahre 1745 eskortierte er im Auf¬
trage der Stadt einen Verbrecher, der zu Augsburg wegen dringenden Ver¬
dachtes einer Mordthat zu den Galeeren verurtheilt worden war. Auch dabei
gerieth er wieder auf der Rückreise in Tirol in allerhand arge Verlegenheiten.
Viel schlimmer noch aber waren für ihn die Folgen einer späteren, im Jahre
1756 unternommenen Fahrt.

Diesmal transportierte er, selbstverständlich mit Erlaubniß seiner vorge¬
setzten städtischen Behörde, einen Räuber, der von dem Kloster Kaisheim zur
Ruderbank condemniert worden war. Die wohlhabende Reichsabtei bewies sich
bei dieser Gelegenheit, was den Geldpunkt anlangt, viel coulanter als der baieri-
sche Kurstaat im gleichen Falle l8 Jahre früher. Bernauer erhielt für Reise¬
auslagen vom Kloster von vornherein 100 Gulden und obendrein die Anwart¬
schaft auf die volle Summe, welche von Venedig als Bezahlung für den Ge¬
fangenen in Aussicht stand. Das Geschäft schien demnach kein schlechtes. Die


mengen, und Steffens erschien, wie er dort oben neben Gneisenau stand und
in der Abendbelenchtmig die eroberte Stadt überschaute, der heitere, siegreich
verklärte Held neben ihm wie der rettende und richtende Genius des Krieges.
Was Gneisenau vorausgesehen hatte, war richtig eingetroffen. Die Eroberung
von Paris besiegelte Napoleons Sturz. „Was Patrioten träumten und Egoisten
belächelten, ist geschehen" schrieb er nach Hause. Beim Einzuge aber machte er,
alle diplomatischen Rücksichten bei Seite lassend, seinem Herzen Luft. das
l«z r^ran rief er dem Volke zu, und ->> Kuh 1<z I^rar, hallte es wieder."

(Schluß folgt.)




Augsburger
Gefangenenhandel im vorigen Jahrhundert.
Adolf Buff. von 2.

Der Hauptmann von Langenmantel scheint seinem löblichen Entschlüsse treu
geblieben zu sein. Nirgends findet sich eine Spur, daß er sich späterhin noch
mit demi Transport von Sträflingen nach Venedig abgegeben hätte. Jenen
Unteroffizier Johannes Bernauer dagegen treffen wir noch mehrmals bei der¬
gleichen Unternehmungen mitwirkend. Im Jahre 1745 eskortierte er im Auf¬
trage der Stadt einen Verbrecher, der zu Augsburg wegen dringenden Ver¬
dachtes einer Mordthat zu den Galeeren verurtheilt worden war. Auch dabei
gerieth er wieder auf der Rückreise in Tirol in allerhand arge Verlegenheiten.
Viel schlimmer noch aber waren für ihn die Folgen einer späteren, im Jahre
1756 unternommenen Fahrt.

Diesmal transportierte er, selbstverständlich mit Erlaubniß seiner vorge¬
setzten städtischen Behörde, einen Räuber, der von dem Kloster Kaisheim zur
Ruderbank condemniert worden war. Die wohlhabende Reichsabtei bewies sich
bei dieser Gelegenheit, was den Geldpunkt anlangt, viel coulanter als der baieri-
sche Kurstaat im gleichen Falle l8 Jahre früher. Bernauer erhielt für Reise¬
auslagen vom Kloster von vornherein 100 Gulden und obendrein die Anwart¬
schaft auf die volle Summe, welche von Venedig als Bezahlung für den Ge¬
fangenen in Aussicht stand. Das Geschäft schien demnach kein schlechtes. Die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/61>, abgerufen am 14.05.2024.