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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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bin Ihnen noch einmal so gut, H. Pr, G.^°) macht sich Hofnung, diesen Sommer
Wider nach Leipzig zu geheim Können Sie mir nicht eine von Ihren Grazien zn-
schikken? Alles Vergnügen, auch das Meinige, sei Ihre. 1774 den 13. April.

Geben Sie mir wenigstens, wenn Sie ja noch etwas von Ihrer ehemaligen
Kezzerei an sich haben, gedrukt einen Wink in ihren Beitrügen,") daß Sie diesen
Brief gelesen.


h. Markgraf.
Sprachliche Neubildungen.

eit etwa sechs oder sieben Jahren ist wohl kein Jahr vergangen,
ohne daß sich von irgend einer Seite eine Stimme erhoben Hütte
über die zunehmende Verschlechterung unsrer Schriftsprache. Den An-
fang machte F. A. Brandstäter mit seinem Buche über die "Galli¬
cismen in der deutschen Schriftsprache" (Leipzig, Hartknoch); dann
folgte A. Lehmann mit seinen "Sprachlichen Sünden der Gegenwart" (Braun¬
schweig, Wreden), die, ein erfreulicher Beweis dafür, daß der Uebelstand wenigstens
anfing Aufmerksamkeit zu erregen, schnell nacheinander zwei Auflagen erlebten; ihnen
schloß sich R. Hildebrand an in der zweiten, erweiterten Bearbeitung seines vor¬
trefflichen, mir ans der Seele geschriebnen Buches "Vom deutschen Sprachunter¬
richt und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt" (Leipzig, Kunt'hardt),
kleinere Kampfschriften kamen dazwischen, und neuerdings ist K. G. Autrefer, in
weiten Kreisen bekannt durch sein interessantes Buch "Ueber deutsche Volksety¬
mologie" in die Behandlung die Frage mit eingetreten durch ein äußerst gründ¬
liches und umfassendes Werk: "Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit im Deutschen"
(Heilbronn, Gebr. Henninger, 1880).

Umdrehen begnügt sich nicht mit einer Sammlung einzelner, besonders häufig
zu beobachtender Sprachverstöße, sondern was er bietet, ist beinahe ein systema¬
tisches Buch. Er verfolgt die Abweichungen des Sprachgebrauches von der gramma¬
tisch richtige" Sprache durch alle Capitel der Formenlehre und der Syntax hindurch,
und während eine gewöhnliche Grammatik sich nur mit den gesetzmäßigen, nor¬
malen Erscheinungen der Sprache beschäftigt, könnte man die seine ein "Buch von




Soviel ich sehen kann, ist GciN'e, im Sommer 1774 nicht nach Leipzig gekommen.
") In den Beürögen wenigstens ist Lessing diesem Wunsche nicht nachgekommen.

bin Ihnen noch einmal so gut, H. Pr, G.^°) macht sich Hofnung, diesen Sommer
Wider nach Leipzig zu geheim Können Sie mir nicht eine von Ihren Grazien zn-
schikken? Alles Vergnügen, auch das Meinige, sei Ihre. 1774 den 13. April.

Geben Sie mir wenigstens, wenn Sie ja noch etwas von Ihrer ehemaligen
Kezzerei an sich haben, gedrukt einen Wink in ihren Beitrügen,") daß Sie diesen
Brief gelesen.


h. Markgraf.
Sprachliche Neubildungen.

eit etwa sechs oder sieben Jahren ist wohl kein Jahr vergangen,
ohne daß sich von irgend einer Seite eine Stimme erhoben Hütte
über die zunehmende Verschlechterung unsrer Schriftsprache. Den An-
fang machte F. A. Brandstäter mit seinem Buche über die „Galli¬
cismen in der deutschen Schriftsprache" (Leipzig, Hartknoch); dann
folgte A. Lehmann mit seinen „Sprachlichen Sünden der Gegenwart" (Braun¬
schweig, Wreden), die, ein erfreulicher Beweis dafür, daß der Uebelstand wenigstens
anfing Aufmerksamkeit zu erregen, schnell nacheinander zwei Auflagen erlebten; ihnen
schloß sich R. Hildebrand an in der zweiten, erweiterten Bearbeitung seines vor¬
trefflichen, mir ans der Seele geschriebnen Buches „Vom deutschen Sprachunter¬
richt und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt" (Leipzig, Kunt'hardt),
kleinere Kampfschriften kamen dazwischen, und neuerdings ist K. G. Autrefer, in
weiten Kreisen bekannt durch sein interessantes Buch „Ueber deutsche Volksety¬
mologie" in die Behandlung die Frage mit eingetreten durch ein äußerst gründ¬
liches und umfassendes Werk: „Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit im Deutschen"
(Heilbronn, Gebr. Henninger, 1880).

Umdrehen begnügt sich nicht mit einer Sammlung einzelner, besonders häufig
zu beobachtender Sprachverstöße, sondern was er bietet, ist beinahe ein systema¬
tisches Buch. Er verfolgt die Abweichungen des Sprachgebrauches von der gramma¬
tisch richtige» Sprache durch alle Capitel der Formenlehre und der Syntax hindurch,
und während eine gewöhnliche Grammatik sich nur mit den gesetzmäßigen, nor¬
malen Erscheinungen der Sprache beschäftigt, könnte man die seine ein „Buch von




Soviel ich sehen kann, ist GciN'e, im Sommer 1774 nicht nach Leipzig gekommen.
") In den Beürögen wenigstens ist Lessing diesem Wunsche nicht nachgekommen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/571>, abgerufen am 29.04.2024.