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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Um eine perle.
Roman von Robert Wald mittler (Lo> Äuboc). (Fortsetzung.)

ich War, was Giuseppe Gonzaga gewünscht hatte, Mail war an
zwei Tischen beschäftigt. Da Schmucksachen vor allem bei Abend
ihren Glanz zu entfalten haben, war von Ephraim für seiue
Spangen, Ringe und sonstigen Angenbleuden der am weitesten
von dem einzigen Fenster des großen Zimmers befindliche Tisch
ausgewählt worden, und hier beherrschten das ganze Gebiet der ans einer grünen
Decke ausgebreiteten funkelnden Schaustellung drei mächtige, von einem silbernen
Armleuchter herab ihr Licht ausströmende Kerzen. Ans dem andern, dem Fenster
näherstehenden Tische, auf welchem die Barock-Perlen gemustert wurden, war die
nämliche Kerzenbeleuchtuug, in ihrer Wirkung aber durchkreuzt von dem herein¬
bringenden Lichte des noch rosig bewölkten Abendhimmels. Hier saß im gemächlichen
Armsessel der alte Vnouacolsi, jetzt nicht mehr unwirsch, da der alte Ephraim in
den Wirrwarr der von seinem Neffen unverständig aus ihren Fächern herausge¬
nommenen und durcheinander gebrachten Perlen-Ungetüme allmählich Ordnung zu
bringen begann, und da überhaupt eine frühere Leidenschaft für diese Art abson-
derlichen Schmuckes sich in dem nlteu Bnonaeolsi wieder regte. An dem Tische
im entlegenen Teile des Zimmers hatte sichs Florida ebenfalls in einem Sessel
bequem gemacht. Hinter ihr stand der gewesene Lakai, zum Auskunftgeber über
die Kostbarkeiten, wie sich gezeigt hatte, noch untauglich, eine bloße Sclnldwache,
die als Aufpasser von dem alten Ephraim hinter ihren Sessel postirt war,
damit sie -- eine Buouacolsi! -- nicht etwa Diamanten aus den Schmucksachen
herausbreche und verschlucke, wie es ja bei Goldschmiedsdiebstählen in Matera,
so sagte man, öfter vorgekommen war.

Wer den alten Bnonaeolsi vorhin über diejenigen Kinder hatte reden
hören, welche sich gegen das väterliche Ansehen vergehen, der würde aus den




Um eine perle.
Roman von Robert Wald mittler (Lo> Äuboc). (Fortsetzung.)

ich War, was Giuseppe Gonzaga gewünscht hatte, Mail war an
zwei Tischen beschäftigt. Da Schmucksachen vor allem bei Abend
ihren Glanz zu entfalten haben, war von Ephraim für seiue
Spangen, Ringe und sonstigen Angenbleuden der am weitesten
von dem einzigen Fenster des großen Zimmers befindliche Tisch
ausgewählt worden, und hier beherrschten das ganze Gebiet der ans einer grünen
Decke ausgebreiteten funkelnden Schaustellung drei mächtige, von einem silbernen
Armleuchter herab ihr Licht ausströmende Kerzen. Ans dem andern, dem Fenster
näherstehenden Tische, auf welchem die Barock-Perlen gemustert wurden, war die
nämliche Kerzenbeleuchtuug, in ihrer Wirkung aber durchkreuzt von dem herein¬
bringenden Lichte des noch rosig bewölkten Abendhimmels. Hier saß im gemächlichen
Armsessel der alte Vnouacolsi, jetzt nicht mehr unwirsch, da der alte Ephraim in
den Wirrwarr der von seinem Neffen unverständig aus ihren Fächern herausge¬
nommenen und durcheinander gebrachten Perlen-Ungetüme allmählich Ordnung zu
bringen begann, und da überhaupt eine frühere Leidenschaft für diese Art abson-
derlichen Schmuckes sich in dem nlteu Bnonaeolsi wieder regte. An dem Tische
im entlegenen Teile des Zimmers hatte sichs Florida ebenfalls in einem Sessel
bequem gemacht. Hinter ihr stand der gewesene Lakai, zum Auskunftgeber über
die Kostbarkeiten, wie sich gezeigt hatte, noch untauglich, eine bloße Sclnldwache,
die als Aufpasser von dem alten Ephraim hinter ihren Sessel postirt war,
damit sie — eine Buouacolsi! — nicht etwa Diamanten aus den Schmucksachen
herausbreche und verschlucke, wie es ja bei Goldschmiedsdiebstählen in Matera,
so sagte man, öfter vorgekommen war.

Wer den alten Bnonaeolsi vorhin über diejenigen Kinder hatte reden
hören, welche sich gegen das väterliche Ansehen vergehen, der würde aus den


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[0552] [Abbildung] Um eine perle. Roman von Robert Wald mittler (Lo> Äuboc). (Fortsetzung.) ich War, was Giuseppe Gonzaga gewünscht hatte, Mail war an zwei Tischen beschäftigt. Da Schmucksachen vor allem bei Abend ihren Glanz zu entfalten haben, war von Ephraim für seiue Spangen, Ringe und sonstigen Angenbleuden der am weitesten von dem einzigen Fenster des großen Zimmers befindliche Tisch ausgewählt worden, und hier beherrschten das ganze Gebiet der ans einer grünen Decke ausgebreiteten funkelnden Schaustellung drei mächtige, von einem silbernen Armleuchter herab ihr Licht ausströmende Kerzen. Ans dem andern, dem Fenster näherstehenden Tische, auf welchem die Barock-Perlen gemustert wurden, war die nämliche Kerzenbeleuchtuug, in ihrer Wirkung aber durchkreuzt von dem herein¬ bringenden Lichte des noch rosig bewölkten Abendhimmels. Hier saß im gemächlichen Armsessel der alte Vnouacolsi, jetzt nicht mehr unwirsch, da der alte Ephraim in den Wirrwarr der von seinem Neffen unverständig aus ihren Fächern herausge¬ nommenen und durcheinander gebrachten Perlen-Ungetüme allmählich Ordnung zu bringen begann, und da überhaupt eine frühere Leidenschaft für diese Art abson- derlichen Schmuckes sich in dem nlteu Bnonaeolsi wieder regte. An dem Tische im entlegenen Teile des Zimmers hatte sichs Florida ebenfalls in einem Sessel bequem gemacht. Hinter ihr stand der gewesene Lakai, zum Auskunftgeber über die Kostbarkeiten, wie sich gezeigt hatte, noch untauglich, eine bloße Sclnldwache, die als Aufpasser von dem alten Ephraim hinter ihren Sessel postirt war, damit sie — eine Buouacolsi! — nicht etwa Diamanten aus den Schmucksachen herausbreche und verschlucke, wie es ja bei Goldschmiedsdiebstählen in Matera, so sagte man, öfter vorgekommen war. Wer den alten Bnonaeolsi vorhin über diejenigen Kinder hatte reden hören, welche sich gegen das väterliche Ansehen vergehen, der würde aus den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/552>, abgerufen am 01.05.2024.