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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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einer großen arabischen Stadt, kam am 7. April nach Mombas, "dessen hell-
schinunernde Hänser und glatte Dächer die Portugiesen an ihre heimatlichen
Städte erinnerten/' Am 14. April waren sie endlich in Malinda, dessen ara¬
bischer Herrscher sie freundlich empfing -- von Mozambique an hatten sie mit
Verrat und Tücke zu kämpfen gehabt --, lind von hier fuhren sie am 24. April,
nachdem die am Skorbut erkrankte Mannschaft genesen war -- die Hälfte war
gestorben --, quer über den indischen Ozean und landeten am 20. Mai in
Calicut, wo man ihnen zu ihrer Verwunderung in bekannter Sprache zurief:
"Willkommen alle! Preiset Gott, der euch in das reichste Land der Welt ge¬
führt hat!"

Suchen wir uns Malinda und Mombas ans der Karte auf, so machen wir
die Bemerkung, daß wir uns hier in bekannten Gegenden befinden; etwa zwei
Grade südlich von Mombas liegt Sansibar. Es liegt also der Küstenstrich
vor unsern Augen, hinter welchem sich die weiten Ländermassen bergen, welche
in den Besitz der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft übergegangen sind. Die
portugiesischen Küstenentdeckungen führen historisch und geographisch auf die
deutschen Erwerbungen hinüber.

Mit der Ankunft des Vasco da Gama in Mnliuda schloß sich der Ring
der Küstencnthüllnng, welche Sesostris begonnen hatte. Mögen die Deutschen
einst an hervorragender Stelle unter denen genannt werden, welche die trüge
Masse des dunkeln Erbteiles in den belebenden Fluß der Kultur gebracht
haben! Möge die neue Aufgabe auch immer mehr zu einem Bande werden,
welches alle Deutschen umschließt und fest zusammenhält.




Ostpreußische Skizzen.
I. Städte und städtische Gewerbe.

s dürfte schwer sein, eine Stadt zu finden, welche in solchem Maße
die natürliche und notwendige Hauptstadt und der Mittelpunkt
des gesamten geistigen, wirtschaftlichen und öffentlichen Lebeus
einer Provinz ist, wie dies bei Königsberg für Ostpreußen zu¬
trifft. Die Stadt liegt nicht nur recht eigentlich im Mittel¬
punkte der Provinz, sondern auch an der Mündung des Hauptstrvmgebietes
desselben, zwischen den Wasserbecken des frischen und des kurischen Haffs, und
am Ausgangspunkte der von der Natur gebotenen Straße aus dem Norden in


einer großen arabischen Stadt, kam am 7. April nach Mombas, „dessen hell-
schinunernde Hänser und glatte Dächer die Portugiesen an ihre heimatlichen
Städte erinnerten/' Am 14. April waren sie endlich in Malinda, dessen ara¬
bischer Herrscher sie freundlich empfing — von Mozambique an hatten sie mit
Verrat und Tücke zu kämpfen gehabt —, lind von hier fuhren sie am 24. April,
nachdem die am Skorbut erkrankte Mannschaft genesen war — die Hälfte war
gestorben —, quer über den indischen Ozean und landeten am 20. Mai in
Calicut, wo man ihnen zu ihrer Verwunderung in bekannter Sprache zurief:
„Willkommen alle! Preiset Gott, der euch in das reichste Land der Welt ge¬
führt hat!"

Suchen wir uns Malinda und Mombas ans der Karte auf, so machen wir
die Bemerkung, daß wir uns hier in bekannten Gegenden befinden; etwa zwei
Grade südlich von Mombas liegt Sansibar. Es liegt also der Küstenstrich
vor unsern Augen, hinter welchem sich die weiten Ländermassen bergen, welche
in den Besitz der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft übergegangen sind. Die
portugiesischen Küstenentdeckungen führen historisch und geographisch auf die
deutschen Erwerbungen hinüber.

Mit der Ankunft des Vasco da Gama in Mnliuda schloß sich der Ring
der Küstencnthüllnng, welche Sesostris begonnen hatte. Mögen die Deutschen
einst an hervorragender Stelle unter denen genannt werden, welche die trüge
Masse des dunkeln Erbteiles in den belebenden Fluß der Kultur gebracht
haben! Möge die neue Aufgabe auch immer mehr zu einem Bande werden,
welches alle Deutschen umschließt und fest zusammenhält.




Ostpreußische Skizzen.
I. Städte und städtische Gewerbe.

s dürfte schwer sein, eine Stadt zu finden, welche in solchem Maße
die natürliche und notwendige Hauptstadt und der Mittelpunkt
des gesamten geistigen, wirtschaftlichen und öffentlichen Lebeus
einer Provinz ist, wie dies bei Königsberg für Ostpreußen zu¬
trifft. Die Stadt liegt nicht nur recht eigentlich im Mittel¬
punkte der Provinz, sondern auch an der Mündung des Hauptstrvmgebietes
desselben, zwischen den Wasserbecken des frischen und des kurischen Haffs, und
am Ausgangspunkte der von der Natur gebotenen Straße aus dem Norden in


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[0233] einer großen arabischen Stadt, kam am 7. April nach Mombas, „dessen hell- schinunernde Hänser und glatte Dächer die Portugiesen an ihre heimatlichen Städte erinnerten/' Am 14. April waren sie endlich in Malinda, dessen ara¬ bischer Herrscher sie freundlich empfing — von Mozambique an hatten sie mit Verrat und Tücke zu kämpfen gehabt —, lind von hier fuhren sie am 24. April, nachdem die am Skorbut erkrankte Mannschaft genesen war — die Hälfte war gestorben —, quer über den indischen Ozean und landeten am 20. Mai in Calicut, wo man ihnen zu ihrer Verwunderung in bekannter Sprache zurief: „Willkommen alle! Preiset Gott, der euch in das reichste Land der Welt ge¬ führt hat!" Suchen wir uns Malinda und Mombas ans der Karte auf, so machen wir die Bemerkung, daß wir uns hier in bekannten Gegenden befinden; etwa zwei Grade südlich von Mombas liegt Sansibar. Es liegt also der Küstenstrich vor unsern Augen, hinter welchem sich die weiten Ländermassen bergen, welche in den Besitz der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft übergegangen sind. Die portugiesischen Küstenentdeckungen führen historisch und geographisch auf die deutschen Erwerbungen hinüber. Mit der Ankunft des Vasco da Gama in Mnliuda schloß sich der Ring der Küstencnthüllnng, welche Sesostris begonnen hatte. Mögen die Deutschen einst an hervorragender Stelle unter denen genannt werden, welche die trüge Masse des dunkeln Erbteiles in den belebenden Fluß der Kultur gebracht haben! Möge die neue Aufgabe auch immer mehr zu einem Bande werden, welches alle Deutschen umschließt und fest zusammenhält. Ostpreußische Skizzen. I. Städte und städtische Gewerbe. s dürfte schwer sein, eine Stadt zu finden, welche in solchem Maße die natürliche und notwendige Hauptstadt und der Mittelpunkt des gesamten geistigen, wirtschaftlichen und öffentlichen Lebeus einer Provinz ist, wie dies bei Königsberg für Ostpreußen zu¬ trifft. Die Stadt liegt nicht nur recht eigentlich im Mittel¬ punkte der Provinz, sondern auch an der Mündung des Hauptstrvmgebietes desselben, zwischen den Wasserbecken des frischen und des kurischen Haffs, und am Ausgangspunkte der von der Natur gebotenen Straße aus dem Norden in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/233>, abgerufen am 03.05.2024.