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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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Mit der Diogeneslaterne.

Arbeiten zu leben gedachte. In der lebendigen Teilnahme an diesen literarischen
Bestrebungen lag der Berührungspunkt der beiden übrigens grundverschiednen
Geister; eine innige, hingebende Liebe hatte wenigstens von Karolinens Seite
den Bund nicht geknüpft. (Schluß folgt.)




Mit der Diogeneslaterne.
satirische Streifzüge von Albert Gehrke.

1^. Amor und Hymen.



NmorK Velegrung.
nor, böser Arabe, schalt Gott Hymen,
Warum machst du die Verliebten blind,
Daß sie hinterher, statt mich zu rühmen,
Mißvergnügte Unterthanen sind? Amor sprach: Die Gluten anzufachen,
Spiel' ich mit deu Herzen Blindekuh.
würde sonst das Haschen Freude machen?
sehend griffe schwerlich jemand zu.
Hymen, fürchte nicht um deinen Thron,
Erblich ist die Liebesillnsioul
Moderner Bescheid.
Noch treibst du mit der Liebe Scherz,
Glaubst, unverwundbar sei dein Herz. Trifft Amor mich in's Herz hinein,
So muß der Pfeil von Golde sein.
Schlangenschölchett.
Lucinde spricht: Mein Spiegel lügt mir nicht,
Und doch bisher kein Freiersmann in Sicht,
verlockt nicht meiner Augen Sterngefnnkel,
Mein leichter Gang, das Ringelhaar so dunkel?
Ja, schlangenschön bist du! Daß nichts gebricht,
So hast du auch die Zunge, welche sticht.

Mit der Diogeneslaterne.

Arbeiten zu leben gedachte. In der lebendigen Teilnahme an diesen literarischen
Bestrebungen lag der Berührungspunkt der beiden übrigens grundverschiednen
Geister; eine innige, hingebende Liebe hatte wenigstens von Karolinens Seite
den Bund nicht geknüpft. (Schluß folgt.)




Mit der Diogeneslaterne.
satirische Streifzüge von Albert Gehrke.

1^. Amor und Hymen.



NmorK Velegrung.
nor, böser Arabe, schalt Gott Hymen,
Warum machst du die Verliebten blind,
Daß sie hinterher, statt mich zu rühmen,
Mißvergnügte Unterthanen sind? Amor sprach: Die Gluten anzufachen,
Spiel' ich mit deu Herzen Blindekuh.
würde sonst das Haschen Freude machen?
sehend griffe schwerlich jemand zu.
Hymen, fürchte nicht um deinen Thron,
Erblich ist die Liebesillnsioul
Moderner Bescheid.
Noch treibst du mit der Liebe Scherz,
Glaubst, unverwundbar sei dein Herz. Trifft Amor mich in's Herz hinein,
So muß der Pfeil von Golde sein.
Schlangenschölchett.
Lucinde spricht: Mein Spiegel lügt mir nicht,
Und doch bisher kein Freiersmann in Sicht,
verlockt nicht meiner Augen Sterngefnnkel,
Mein leichter Gang, das Ringelhaar so dunkel?
Ja, schlangenschön bist du! Daß nichts gebricht,
So hast du auch die Zunge, welche sticht.

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[0192] Mit der Diogeneslaterne. Arbeiten zu leben gedachte. In der lebendigen Teilnahme an diesen literarischen Bestrebungen lag der Berührungspunkt der beiden übrigens grundverschiednen Geister; eine innige, hingebende Liebe hatte wenigstens von Karolinens Seite den Bund nicht geknüpft. (Schluß folgt.) Mit der Diogeneslaterne. satirische Streifzüge von Albert Gehrke. 1^. Amor und Hymen. NmorK Velegrung. nor, böser Arabe, schalt Gott Hymen, Warum machst du die Verliebten blind, Daß sie hinterher, statt mich zu rühmen, Mißvergnügte Unterthanen sind? Amor sprach: Die Gluten anzufachen, Spiel' ich mit deu Herzen Blindekuh. würde sonst das Haschen Freude machen? sehend griffe schwerlich jemand zu. Hymen, fürchte nicht um deinen Thron, Erblich ist die Liebesillnsioul Moderner Bescheid. Noch treibst du mit der Liebe Scherz, Glaubst, unverwundbar sei dein Herz. Trifft Amor mich in's Herz hinein, So muß der Pfeil von Golde sein. Schlangenschölchett. Lucinde spricht: Mein Spiegel lügt mir nicht, Und doch bisher kein Freiersmann in Sicht, verlockt nicht meiner Augen Sterngefnnkel, Mein leichter Gang, das Ringelhaar so dunkel? Ja, schlangenschön bist du! Daß nichts gebricht, So hast du auch die Zunge, welche sticht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/192>, abgerufen am 01.05.2024.