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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Zum sozialen Frieden

ern wir im nachstehenden von dem ungeheuer reichen Inhalte
des u"te"genn"nten Werkes") eine Übersicht zu gebe" versuchen,
so geschieht es in der Absicht, in allen unsern Lesern die Über-
zeugung zu begrmiden, daß es für jeden im öffentlichen Leben
stehenden Mann Pflicht sei, dieses Werk zu studiren. Es kommt
gerade noch zu rechter Zeit, um den Gegner" der kaiserlichen Sozialpolitik die
Grundlosigkeit ihrer Befürchtunge" und die UnHaltbarkeit ihres el" . wellig
feudalen Standpunktes klar zu mache" und sie vor falsche" Schritte" zu be¬
wahren, die für sie selbst "icht wemger verhättguisvoll werden könnten als für
das Vaterland.

In der Einleitung zeigt der Verfasser, was in der ersten Hälfte des
laufende" Jahrhunderts unter dem Einflusse der damals herrschende" indivi¬
dualistische" Nationalökonomie aus dem englische" Volke geworden ist. Die
Arbeiterbevölleruiig erdilldete einen Druck, wie er niemals vorher und bei
keinen, andern Bolle vorgekommen war und wie er selbst den Sklaven "nbe-
kaimt ist. Die unter" Klassen befanden sich in einem Zustande des leiblichen
Elends, der U"wissenden, der Verwilderung und der Lasterhaftigkeit, der i"
ihrer Körperbeschaffenheit für jedermann sichtbar wurde: der starke, behäbige
John Bull verwandelte sich in einen schwindsüchtiger, kurzlebigen, verlumpten
Proletarier. Was an Lebensenergie in ihm noch vorhanden war, ging in
wütendem Huß gegen seine Brotherren auf und äußerte sich in verbrecherischen
Augriffe" auf Lebe" und Eigentum. Die Verzweiflung trieb zu Vereinigungen,



Zum sozialen Frieden. Eine Darstellung der sozialpolitischen Erziehung des
englischen Volkes im "ennzelinten Jcihrhnndert. Von I)>. Gerhart v. Schutze-Gaevernitz.
Zwei Bände. Leipzig, Dunker und Humblot, 189".
Grenzboten III 1"W 7:;


Zum sozialen Frieden

ern wir im nachstehenden von dem ungeheuer reichen Inhalte
des u»te»genn»nten Werkes") eine Übersicht zu gebe» versuchen,
so geschieht es in der Absicht, in allen unsern Lesern die Über-
zeugung zu begrmiden, daß es für jeden im öffentlichen Leben
stehenden Mann Pflicht sei, dieses Werk zu studiren. Es kommt
gerade noch zu rechter Zeit, um den Gegner» der kaiserlichen Sozialpolitik die
Grundlosigkeit ihrer Befürchtunge» und die UnHaltbarkeit ihres el» . wellig
feudalen Standpunktes klar zu mache» und sie vor falsche» Schritte» zu be¬
wahren, die für sie selbst »icht wemger verhättguisvoll werden könnten als für
das Vaterland.

In der Einleitung zeigt der Verfasser, was in der ersten Hälfte des
laufende» Jahrhunderts unter dem Einflusse der damals herrschende» indivi¬
dualistische» Nationalökonomie aus dem englische» Volke geworden ist. Die
Arbeiterbevölleruiig erdilldete einen Druck, wie er niemals vorher und bei
keinen, andern Bolle vorgekommen war und wie er selbst den Sklaven »nbe-
kaimt ist. Die unter» Klassen befanden sich in einem Zustande des leiblichen
Elends, der U»wissenden, der Verwilderung und der Lasterhaftigkeit, der i»
ihrer Körperbeschaffenheit für jedermann sichtbar wurde: der starke, behäbige
John Bull verwandelte sich in einen schwindsüchtiger, kurzlebigen, verlumpten
Proletarier. Was an Lebensenergie in ihm noch vorhanden war, ging in
wütendem Huß gegen seine Brotherren auf und äußerte sich in verbrecherischen
Augriffe» auf Lebe» und Eigentum. Die Verzweiflung trieb zu Vereinigungen,



Zum sozialen Frieden. Eine Darstellung der sozialpolitischen Erziehung des
englischen Volkes im »ennzelinten Jcihrhnndert. Von I)>. Gerhart v. Schutze-Gaevernitz.
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[0585] [Abbildung] Zum sozialen Frieden ern wir im nachstehenden von dem ungeheuer reichen Inhalte des u»te»genn»nten Werkes") eine Übersicht zu gebe» versuchen, so geschieht es in der Absicht, in allen unsern Lesern die Über- zeugung zu begrmiden, daß es für jeden im öffentlichen Leben stehenden Mann Pflicht sei, dieses Werk zu studiren. Es kommt gerade noch zu rechter Zeit, um den Gegner» der kaiserlichen Sozialpolitik die Grundlosigkeit ihrer Befürchtunge» und die UnHaltbarkeit ihres el» . wellig feudalen Standpunktes klar zu mache» und sie vor falsche» Schritte» zu be¬ wahren, die für sie selbst »icht wemger verhättguisvoll werden könnten als für das Vaterland. In der Einleitung zeigt der Verfasser, was in der ersten Hälfte des laufende» Jahrhunderts unter dem Einflusse der damals herrschende» indivi¬ dualistische» Nationalökonomie aus dem englische» Volke geworden ist. Die Arbeiterbevölleruiig erdilldete einen Druck, wie er niemals vorher und bei keinen, andern Bolle vorgekommen war und wie er selbst den Sklaven »nbe- kaimt ist. Die unter» Klassen befanden sich in einem Zustande des leiblichen Elends, der U»wissenden, der Verwilderung und der Lasterhaftigkeit, der i» ihrer Körperbeschaffenheit für jedermann sichtbar wurde: der starke, behäbige John Bull verwandelte sich in einen schwindsüchtiger, kurzlebigen, verlumpten Proletarier. Was an Lebensenergie in ihm noch vorhanden war, ging in wütendem Huß gegen seine Brotherren auf und äußerte sich in verbrecherischen Augriffe» auf Lebe» und Eigentum. Die Verzweiflung trieb zu Vereinigungen, Zum sozialen Frieden. Eine Darstellung der sozialpolitischen Erziehung des englischen Volkes im »ennzelinten Jcihrhnndert. Von I)>. Gerhart v. Schutze-Gaevernitz. Zwei Bände. Leipzig, Dunker und Humblot, 189». Grenzboten III 1«W 7:;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/585>, abgerufen am 28.04.2024.