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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.

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Lin Lid-Trave-Ranal

gerichten gegen die Antrüge des Amtsanwalts eine völlig unangebrachte und
die Strafrechtspflege lähmende Milde waltet.

Schließlich bleibt noch zu erwähnen, daß nach einem weitern Borschlage
zu 362 des Strafgesetzbuchs Prostituirte, die nach 361 Ur. 6 verurteilt
worden sind, statt in ein Arbeitshaus, in eine Besserungs- oder Erziehungs¬
anstalt oder in ein Asyl gebracht werden können. Diese mildere Behandlung
würde jedoch nur bei jugendlichen Personen einen günstigen Erfolg erwarten
lassen.




Gin Gib-Trave-Kanal^)

s ist
eine bedauerliche Thatsache, daß die Ausfuhr Deutschlands
seit einer Reihe von Jahren nicht die Fortschritte aufweist, die
im Interesse des deutschen Handels und der deutschen Industrie
zu wünschen wären. Während sich Englands Übergewicht im
internationalen Berkehr, gestützt auf seine reichen natürlichen
Hilfsquellen, besonders auch auf die Leistungen seiner Kolonien, fast un¬
verändert erhalten hat, auch Frankreich seine Jndustrieerzeugnisse in jährlich
gesteigerten Mengen ausführt, hat die Ausfuhr Deutschlands in dem letzten
Jahrzehnt, wie sich ans den Angaben des statistischen Jahrbuchs für 1892
ergiebt, keine Fortschritte gemacht; sie betrug:

1882 20428282 Tonnen t"87 22295112 Tonnen
1883 2264308!) " 1888 23841217
1884 22061945 " 1889 21446922
1885 21643219 " 1890 22 414247
1886 21482972 " 1891 23338635

Für dieses Stehenbleiben mögen mannichfache Gründe geltend gemacht
werden können: die Erhöhung der Zollschranken im Auslande, das Erstarken
der Industrie fremder Münder, wesentliche Erhöhung der Produktionskosten im
Inlande n. a. Aber eine wichtige Ursache sollte bei der mangelhaften Aus¬
bildung unsrer Verkehrswege auch nicht übersehen werden. Der Standort unsrer
Industrien ist vielfach für die Ausfuhr sehr ungünstig, weil sie größtenteils
an die tiesbinnenländische Lage der Kohlen- und Eisenlager gebunden sind,



") Da die Berhcindlmigen über die Ausführung eines Eid-Trave-K-mens zwischen Lübeck
und Preußen dahin geführt haben, daß nicht nur eine grundsätzliche Einigung über die ge¬
meinsame Ausführung erreicht, sondern auch eine Verständigung über die gemeinschaftliche
Tragung der Kosten erzielt worden ist, dürfte der vorstehende Aufsatz nicht ohne aktuelles"
"
D. Red. Interesse sein.
Lin Lid-Trave-Ranal

gerichten gegen die Antrüge des Amtsanwalts eine völlig unangebrachte und
die Strafrechtspflege lähmende Milde waltet.

Schließlich bleibt noch zu erwähnen, daß nach einem weitern Borschlage
zu 362 des Strafgesetzbuchs Prostituirte, die nach 361 Ur. 6 verurteilt
worden sind, statt in ein Arbeitshaus, in eine Besserungs- oder Erziehungs¬
anstalt oder in ein Asyl gebracht werden können. Diese mildere Behandlung
würde jedoch nur bei jugendlichen Personen einen günstigen Erfolg erwarten
lassen.




Gin Gib-Trave-Kanal^)

s ist
eine bedauerliche Thatsache, daß die Ausfuhr Deutschlands
seit einer Reihe von Jahren nicht die Fortschritte aufweist, die
im Interesse des deutschen Handels und der deutschen Industrie
zu wünschen wären. Während sich Englands Übergewicht im
internationalen Berkehr, gestützt auf seine reichen natürlichen
Hilfsquellen, besonders auch auf die Leistungen seiner Kolonien, fast un¬
verändert erhalten hat, auch Frankreich seine Jndustrieerzeugnisse in jährlich
gesteigerten Mengen ausführt, hat die Ausfuhr Deutschlands in dem letzten
Jahrzehnt, wie sich ans den Angaben des statistischen Jahrbuchs für 1892
ergiebt, keine Fortschritte gemacht; sie betrug:

1882 20428282 Tonnen t»87 22295112 Tonnen
1883 2264308!) „ 1888 23841217
1884 22061945 „ 1889 21446922
1885 21643219 „ 1890 22 414247
1886 21482972 „ 1891 23338635

Für dieses Stehenbleiben mögen mannichfache Gründe geltend gemacht
werden können: die Erhöhung der Zollschranken im Auslande, das Erstarken
der Industrie fremder Münder, wesentliche Erhöhung der Produktionskosten im
Inlande n. a. Aber eine wichtige Ursache sollte bei der mangelhaften Aus¬
bildung unsrer Verkehrswege auch nicht übersehen werden. Der Standort unsrer
Industrien ist vielfach für die Ausfuhr sehr ungünstig, weil sie größtenteils
an die tiesbinnenländische Lage der Kohlen- und Eisenlager gebunden sind,



") Da die Berhcindlmigen über die Ausführung eines Eid-Trave-K-mens zwischen Lübeck
und Preußen dahin geführt haben, daß nicht nur eine grundsätzliche Einigung über die ge¬
meinsame Ausführung erreicht, sondern auch eine Verständigung über die gemeinschaftliche
Tragung der Kosten erzielt worden ist, dürfte der vorstehende Aufsatz nicht ohne aktuelles"

D. Red. Interesse sein.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/82>, abgerufen am 28.04.2024.