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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.

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Hans ^achs und sein Kätzchen
G. von Heinemann von

sich die Hochflut der Aufsätze und Erörterungen, die
der letzten Monate fast in allen deutschen Zeitungen
und Zeitschriften über Hans Sachs aus berufnen und unberufner
Federn zu Tage getreten sind, verlaufen hat, möge es vergönnt
i" diesen Blättern durch Besprechung eines merkwürdigen
Bildes des Nürnberger Meistersängers noch nachträglich einen kleinen Veitrag
zur Hans-Sachs-Litteratur zu liefern.

Es sind von Hans Sachs überhaupt nnr drei Originalbilder bekannt ge¬
worden, die sämtlich demselben Maler zugeschrieben werden, und von diesen
Bildern scheinen zwei verschollen zu sein, sie sind wenigstens trotz verschiedner
Anfragen nicht zu ermitteln gewesen. Das eine von ihnen befand sich nach einer
Notiz Naglers*) früher im Besitze des verstorbnen Ministers von Nagler in
Berlin und trug außer dem Monogramm des Malers die Jahreszahl 1576.
es ist aber seit seines Besitzers Tode verschwunden. Daß es das hier zu be¬
sprechende Bild sei, ist nicht anzunehmen, da sich dieses schon länger an seinem
jetzigen Aufbewahrungsorte befand, als die Sammlung v. Naglers (gestorben
1846) verstreut wurde. Von dem zweiten Bilde berichtet Lützelbcrger in seinem
Buche über Hans Sachs,"*) daß es die Stadt Nürnberg besessen habe, und
daß es erst in der bairischen Zeit gegen Bescheinigung nach München abge¬
geben worden sei, wo es sich wohl noch befinde. Allein nach der Versicherung
Arnolds in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Schriften des Hans Sachs**")
sind alle Nachforschungen nach dem Bilde in Nürnberg, München und anderswo
in Vaiern erfolglos geblieben. Somit bleibt von sämtlichen Originalbildnissen
des Nürnberger Schuhmachers und Poeten nur das übrig, von dem hier die
Rede sein soll.

Alle die erwähnten Bildnisse sind merkwürdigerweise in demselben Jahre,
j.a in demselben Monat entstanden, nämlich als der Dichter "zwei Monat und
einundachtzig Jahre" zählte, also etwa Anfang Januar 1576. Diese Zeit-





') Die Mvnogrammisten, I, 321, Ur. 664.
Hans Sachs, sein Leben und seine Dichtung, 2.
***) In der Kinschuerschen Nationallitteratur.


Hans ^achs und sein Kätzchen
G. von Heinemann von

sich die Hochflut der Aufsätze und Erörterungen, die
der letzten Monate fast in allen deutschen Zeitungen
und Zeitschriften über Hans Sachs aus berufnen und unberufner
Federn zu Tage getreten sind, verlaufen hat, möge es vergönnt
i„ diesen Blättern durch Besprechung eines merkwürdigen
Bildes des Nürnberger Meistersängers noch nachträglich einen kleinen Veitrag
zur Hans-Sachs-Litteratur zu liefern.

Es sind von Hans Sachs überhaupt nnr drei Originalbilder bekannt ge¬
worden, die sämtlich demselben Maler zugeschrieben werden, und von diesen
Bildern scheinen zwei verschollen zu sein, sie sind wenigstens trotz verschiedner
Anfragen nicht zu ermitteln gewesen. Das eine von ihnen befand sich nach einer
Notiz Naglers*) früher im Besitze des verstorbnen Ministers von Nagler in
Berlin und trug außer dem Monogramm des Malers die Jahreszahl 1576.
es ist aber seit seines Besitzers Tode verschwunden. Daß es das hier zu be¬
sprechende Bild sei, ist nicht anzunehmen, da sich dieses schon länger an seinem
jetzigen Aufbewahrungsorte befand, als die Sammlung v. Naglers (gestorben
1846) verstreut wurde. Von dem zweiten Bilde berichtet Lützelbcrger in seinem
Buche über Hans Sachs,"*) daß es die Stadt Nürnberg besessen habe, und
daß es erst in der bairischen Zeit gegen Bescheinigung nach München abge¬
geben worden sei, wo es sich wohl noch befinde. Allein nach der Versicherung
Arnolds in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Schriften des Hans Sachs**")
sind alle Nachforschungen nach dem Bilde in Nürnberg, München und anderswo
in Vaiern erfolglos geblieben. Somit bleibt von sämtlichen Originalbildnissen
des Nürnberger Schuhmachers und Poeten nur das übrig, von dem hier die
Rede sein soll.

Alle die erwähnten Bildnisse sind merkwürdigerweise in demselben Jahre,
j.a in demselben Monat entstanden, nämlich als der Dichter „zwei Monat und
einundachtzig Jahre" zählte, also etwa Anfang Januar 1576. Diese Zeit-





') Die Mvnogrammisten, I, 321, Ur. 664.
Hans Sachs, sein Leben und seine Dichtung, 2.
***) In der Kinschuerschen Nationallitteratur.
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[0176] [Abbildung] Hans ^achs und sein Kätzchen G. von Heinemann von sich die Hochflut der Aufsätze und Erörterungen, die der letzten Monate fast in allen deutschen Zeitungen und Zeitschriften über Hans Sachs aus berufnen und unberufner Federn zu Tage getreten sind, verlaufen hat, möge es vergönnt i„ diesen Blättern durch Besprechung eines merkwürdigen Bildes des Nürnberger Meistersängers noch nachträglich einen kleinen Veitrag zur Hans-Sachs-Litteratur zu liefern. Es sind von Hans Sachs überhaupt nnr drei Originalbilder bekannt ge¬ worden, die sämtlich demselben Maler zugeschrieben werden, und von diesen Bildern scheinen zwei verschollen zu sein, sie sind wenigstens trotz verschiedner Anfragen nicht zu ermitteln gewesen. Das eine von ihnen befand sich nach einer Notiz Naglers*) früher im Besitze des verstorbnen Ministers von Nagler in Berlin und trug außer dem Monogramm des Malers die Jahreszahl 1576. es ist aber seit seines Besitzers Tode verschwunden. Daß es das hier zu be¬ sprechende Bild sei, ist nicht anzunehmen, da sich dieses schon länger an seinem jetzigen Aufbewahrungsorte befand, als die Sammlung v. Naglers (gestorben 1846) verstreut wurde. Von dem zweiten Bilde berichtet Lützelbcrger in seinem Buche über Hans Sachs,"*) daß es die Stadt Nürnberg besessen habe, und daß es erst in der bairischen Zeit gegen Bescheinigung nach München abge¬ geben worden sei, wo es sich wohl noch befinde. Allein nach der Versicherung Arnolds in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Schriften des Hans Sachs**") sind alle Nachforschungen nach dem Bilde in Nürnberg, München und anderswo in Vaiern erfolglos geblieben. Somit bleibt von sämtlichen Originalbildnissen des Nürnberger Schuhmachers und Poeten nur das übrig, von dem hier die Rede sein soll. Alle die erwähnten Bildnisse sind merkwürdigerweise in demselben Jahre, j.a in demselben Monat entstanden, nämlich als der Dichter „zwei Monat und einundachtzig Jahre" zählte, also etwa Anfang Januar 1576. Diese Zeit- ') Die Mvnogrammisten, I, 321, Ur. 664. Hans Sachs, sein Leben und seine Dichtung, 2. ***) In der Kinschuerschen Nationallitteratur.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219001/176>, abgerufen am 28.04.2024.