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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

Beust sagte er: Er hat viel zum Ausbruch des Krieges beigetragen. Er ist unter
allen Bedingungen feindlich gegen Preußen gewesen. Als ich das liberale Mini¬
sterium hatte, sprach er xis ni"s pöncirs von Preußen, pi8 qus xenäro.

Am folgenden Tage wurde Bernhardt vom Kronprinzen empfangen. Er sprach
zuerst davon, daß sich der Krieg hätte vermeiden lassen, und daß die Gefahr für
Preußen, besonders wegen einer spätern Einmischung Frankreichs, sehr groß sei.
Von seinen weitern Äußerungen ist besonders folgende merkwürdig: Wenn man
den Forderungen der Zeit gerecht wird und den Erbprinzen von Augustenburg in
den Elbherzogtümeru einsetzt, ist der Friede heute noch zu habe".




Litteratur
Ägypten. Handbuch für Reisende von K. Baedeker, Mit 2L Karten und Plänen, 48 Grund¬
rissen, W Ansichten und Textvignetten. Vierte Anfluge
Spanien und Portugal, Handbuch für Reisende von K> Baedeker, Mit (> Karten,
8t Plänen und 11 Grundrissen. (Leipzig, Karl Baedeker, 1897)

Das Erscheinen einer neuen Auflage des "Baedeker" für Ägypten, der vierten
seit 1877, und eines ganz neuen Bandes über Spanien und Portugal geht nicht
bloß die reisende Welt an. Es liegt darin etwas kulturgeschichtlich Interessantes.
Diese Bücher bezeugen ein Hinausschweifen der alten germanischen Reiselust in
immer weitere Fernen, das auch ein Stück deutscher "Expansion" ist. Deutsche
Reisebücher werden notwendig für Länder, wo der deutsche Belehrungs- und Ver¬
gnügungsreisende früher nur vereinzelt erschien. Aber ohne Zweifel regt das Er¬
scheinen solcher Führer viele auch erst an, nach Ländern zu reisen, wo sie sich nnn
an der Hand eines deutschen Führers weniger fremd fühlen. Nachdem sie sich aus
dem Reisehandbuch ordentlich unterrichtet haben, wagen sie den Schritt.

So wenig wir dem seichten, kurzatmigen Touristen- und Sommerfrischlertum
hold sind, das allsommerlich Hunderttausende von Deutschen zu einem erholungs¬
armen Opfer an die Mode zwingt, so herzlich freut es uns, wenn immer mehr
Deutsche in die Welt hinausziehen, um fremde Länder und Volker kennen zu lernen
und Kenntnisse und Anschauungen mit nach Hause zu bringe". Wir haben ja unsre
Pioniere da draußen seit langem, die gewöhnlich ohne Baedeker reisen, unsre jungen
Kaufleute und Geschäftsreisenden vor allem, deren Landes- und Volkskenntnis be¬
sonders den englischen und französischen Lieferanten so unbequem ist. Es ist aber
wünschenswert, daß ihnen noch viele andre nachfolgen. Und gerade Spanien und
Portugal sind zu lauge fast ausschließlich von Engländern besucht worden, die sich
in ihrer Weise dort heimisch gemacht haben. Die Franzosen haben einfach den über¬
wiegenden Einfluß des nächsten Nachbars in Anspruch genommen. Ein Deutscher
aber konnte sich vor fünfundzwanzig Jahren selbst in Barcelona recht einsam sühlen,
und in den größer" Städten des Immer" ist es überall so, daß für Engländer und
Franzosen zur Not gesorgt ist, während der Deutsche nur so mit durchgeht. Wenn
man erwägt, daß ein großer Teil der Stärke Frankreichs in der sanften Gewalt
liegt, mit der es Spanien um sich fesselt und dem Einfluß des übrigen Enropa


Litteratur

Beust sagte er: Er hat viel zum Ausbruch des Krieges beigetragen. Er ist unter
allen Bedingungen feindlich gegen Preußen gewesen. Als ich das liberale Mini¬
sterium hatte, sprach er xis ni»s pöncirs von Preußen, pi8 qus xenäro.

Am folgenden Tage wurde Bernhardt vom Kronprinzen empfangen. Er sprach
zuerst davon, daß sich der Krieg hätte vermeiden lassen, und daß die Gefahr für
Preußen, besonders wegen einer spätern Einmischung Frankreichs, sehr groß sei.
Von seinen weitern Äußerungen ist besonders folgende merkwürdig: Wenn man
den Forderungen der Zeit gerecht wird und den Erbprinzen von Augustenburg in
den Elbherzogtümeru einsetzt, ist der Friede heute noch zu habe».




Litteratur
Ägypten. Handbuch für Reisende von K. Baedeker, Mit 2L Karten und Plänen, 48 Grund¬
rissen, W Ansichten und Textvignetten. Vierte Anfluge
Spanien und Portugal, Handbuch für Reisende von K> Baedeker, Mit (> Karten,
8t Plänen und 11 Grundrissen. (Leipzig, Karl Baedeker, 1897)

Das Erscheinen einer neuen Auflage des „Baedeker" für Ägypten, der vierten
seit 1877, und eines ganz neuen Bandes über Spanien und Portugal geht nicht
bloß die reisende Welt an. Es liegt darin etwas kulturgeschichtlich Interessantes.
Diese Bücher bezeugen ein Hinausschweifen der alten germanischen Reiselust in
immer weitere Fernen, das auch ein Stück deutscher „Expansion" ist. Deutsche
Reisebücher werden notwendig für Länder, wo der deutsche Belehrungs- und Ver¬
gnügungsreisende früher nur vereinzelt erschien. Aber ohne Zweifel regt das Er¬
scheinen solcher Führer viele auch erst an, nach Ländern zu reisen, wo sie sich nnn
an der Hand eines deutschen Führers weniger fremd fühlen. Nachdem sie sich aus
dem Reisehandbuch ordentlich unterrichtet haben, wagen sie den Schritt.

So wenig wir dem seichten, kurzatmigen Touristen- und Sommerfrischlertum
hold sind, das allsommerlich Hunderttausende von Deutschen zu einem erholungs¬
armen Opfer an die Mode zwingt, so herzlich freut es uns, wenn immer mehr
Deutsche in die Welt hinausziehen, um fremde Länder und Volker kennen zu lernen
und Kenntnisse und Anschauungen mit nach Hause zu bringe». Wir haben ja unsre
Pioniere da draußen seit langem, die gewöhnlich ohne Baedeker reisen, unsre jungen
Kaufleute und Geschäftsreisenden vor allem, deren Landes- und Volkskenntnis be¬
sonders den englischen und französischen Lieferanten so unbequem ist. Es ist aber
wünschenswert, daß ihnen noch viele andre nachfolgen. Und gerade Spanien und
Portugal sind zu lauge fast ausschließlich von Engländern besucht worden, die sich
in ihrer Weise dort heimisch gemacht haben. Die Franzosen haben einfach den über¬
wiegenden Einfluß des nächsten Nachbars in Anspruch genommen. Ein Deutscher
aber konnte sich vor fünfundzwanzig Jahren selbst in Barcelona recht einsam sühlen,
und in den größer» Städten des Immer» ist es überall so, daß für Engländer und
Franzosen zur Not gesorgt ist, während der Deutsche nur so mit durchgeht. Wenn
man erwägt, daß ein großer Teil der Stärke Frankreichs in der sanften Gewalt
liegt, mit der es Spanien um sich fesselt und dem Einfluß des übrigen Enropa


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/566>, abgerufen am 01.05.2024.