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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Neue Bücher über Musik

a aus dem Leserkreis dieser Blätter der Wunsch laut geworden ist,
hier und da auch von neuen Büchern etwas zu hören, die über
Musik und Musiker belehren, so soll hier versucht werden, aus
dem jüngern Ertrag dieser Litteratur die Stücke hervorzuheben,
die einem größern Publikum verstündlich und nützlich sind.

Den Anfang machen wir mit dem Hinweis auf ein neues Unternehmen
des bekannten Verlags von Breitkopf und Hürtel, der Sammlung musik¬
wissenschaftlicher Arbeiten von deutschen Hochschulen. Sie ist ge¬
wissermaßen eine Fortsetzung der frühern Walderseeschen "Sammlung musika¬
lischer Vorträge" auf einer höhern Stufe: an die Stelle bescheidner Hefte sind
Monographien von stattlichem Umfang getreten, der Inhalt schließt Kompila¬
tionen aus und bietet in gcmeinfaßlicher Sprache selbständige Forschungen, die
Verfasser sind Doktoranden und junge Dozenten.

Die Sammlung beweist, daß der Buchhandel mit der Musikwissenschaft
auf den deutschen Hochschulen rechnet. Hat sie doch im letzten Menschenalter
einen Aufschwung genommen, der die Aufmerksamkeit und den Neid des Aus¬
lands erregt. Jährlich mehrt sich die Zahl junger Männer, die das Musik¬
bild, das sie auf den Konservatorien gewonnen haben, durch Universitäts¬
besuch vertiefen und von hier aus eine Summe höherer Bildung in ihren
Stand hineintragen wollen, und im gleichen Schritt wächst die Zahl von Mit¬
arbeitern an den Aufgaben der Musikwissenschaft, insbesondre der Musik¬
geschichte. Für sie hat jede größere Universität mehrfache Lehrkräfte -- an
Österreichs deutschen Universitäten find es Ordinarien --, und auf deren An¬
regungen entstehn zahlreiche Dissertationen, denen zum guten Teil wissenschaft¬
licher Wert zugesprochen werden muß. Öffnet sich den hervorragenden und
besonders geeigneten durch die Breitkopfsche Sammlung ein breiterer Weg in
die Öffentlichkeit, so ist das ein erfreulicher Beweis von Anerkennung und Auf¬
munterung, für das musikalische Publikum eine Gelegenheit zu prüfen und an
der weitern Entwicklung des Fachs mitzuhelfen.

Bis jetzt, d. h. ungefähr in Jahresfrist, ist die Sammlung auf vier
Nummern gediehn. Das Eröffnungsstück: Ed. Bernouillis (241 Seiten
Text und 130 Seiten Beispiele umfassende) Studie über "Die Choralnoten-
schrift bei Hymnen und Sequenzen" übergehn wir hier. Sie hat bei den
Spezialisten gebührende Beachtung gefunden, ihr Gegenstand liegt aber einem
größern Leserkreise, aus dem vielleicht Theologen aufzunehmen wären, zu fern.




Neue Bücher über Musik

a aus dem Leserkreis dieser Blätter der Wunsch laut geworden ist,
hier und da auch von neuen Büchern etwas zu hören, die über
Musik und Musiker belehren, so soll hier versucht werden, aus
dem jüngern Ertrag dieser Litteratur die Stücke hervorzuheben,
die einem größern Publikum verstündlich und nützlich sind.

Den Anfang machen wir mit dem Hinweis auf ein neues Unternehmen
des bekannten Verlags von Breitkopf und Hürtel, der Sammlung musik¬
wissenschaftlicher Arbeiten von deutschen Hochschulen. Sie ist ge¬
wissermaßen eine Fortsetzung der frühern Walderseeschen „Sammlung musika¬
lischer Vorträge" auf einer höhern Stufe: an die Stelle bescheidner Hefte sind
Monographien von stattlichem Umfang getreten, der Inhalt schließt Kompila¬
tionen aus und bietet in gcmeinfaßlicher Sprache selbständige Forschungen, die
Verfasser sind Doktoranden und junge Dozenten.

Die Sammlung beweist, daß der Buchhandel mit der Musikwissenschaft
auf den deutschen Hochschulen rechnet. Hat sie doch im letzten Menschenalter
einen Aufschwung genommen, der die Aufmerksamkeit und den Neid des Aus¬
lands erregt. Jährlich mehrt sich die Zahl junger Männer, die das Musik¬
bild, das sie auf den Konservatorien gewonnen haben, durch Universitäts¬
besuch vertiefen und von hier aus eine Summe höherer Bildung in ihren
Stand hineintragen wollen, und im gleichen Schritt wächst die Zahl von Mit¬
arbeitern an den Aufgaben der Musikwissenschaft, insbesondre der Musik¬
geschichte. Für sie hat jede größere Universität mehrfache Lehrkräfte — an
Österreichs deutschen Universitäten find es Ordinarien —, und auf deren An¬
regungen entstehn zahlreiche Dissertationen, denen zum guten Teil wissenschaft¬
licher Wert zugesprochen werden muß. Öffnet sich den hervorragenden und
besonders geeigneten durch die Breitkopfsche Sammlung ein breiterer Weg in
die Öffentlichkeit, so ist das ein erfreulicher Beweis von Anerkennung und Auf¬
munterung, für das musikalische Publikum eine Gelegenheit zu prüfen und an
der weitern Entwicklung des Fachs mitzuhelfen.

Bis jetzt, d. h. ungefähr in Jahresfrist, ist die Sammlung auf vier
Nummern gediehn. Das Eröffnungsstück: Ed. Bernouillis (241 Seiten
Text und 130 Seiten Beispiele umfassende) Studie über „Die Choralnoten-
schrift bei Hymnen und Sequenzen" übergehn wir hier. Sie hat bei den
Spezialisten gebührende Beachtung gefunden, ihr Gegenstand liegt aber einem
größern Leserkreise, aus dem vielleicht Theologen aufzunehmen wären, zu fern.


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[0361] [Abbildung] Neue Bücher über Musik a aus dem Leserkreis dieser Blätter der Wunsch laut geworden ist, hier und da auch von neuen Büchern etwas zu hören, die über Musik und Musiker belehren, so soll hier versucht werden, aus dem jüngern Ertrag dieser Litteratur die Stücke hervorzuheben, die einem größern Publikum verstündlich und nützlich sind. Den Anfang machen wir mit dem Hinweis auf ein neues Unternehmen des bekannten Verlags von Breitkopf und Hürtel, der Sammlung musik¬ wissenschaftlicher Arbeiten von deutschen Hochschulen. Sie ist ge¬ wissermaßen eine Fortsetzung der frühern Walderseeschen „Sammlung musika¬ lischer Vorträge" auf einer höhern Stufe: an die Stelle bescheidner Hefte sind Monographien von stattlichem Umfang getreten, der Inhalt schließt Kompila¬ tionen aus und bietet in gcmeinfaßlicher Sprache selbständige Forschungen, die Verfasser sind Doktoranden und junge Dozenten. Die Sammlung beweist, daß der Buchhandel mit der Musikwissenschaft auf den deutschen Hochschulen rechnet. Hat sie doch im letzten Menschenalter einen Aufschwung genommen, der die Aufmerksamkeit und den Neid des Aus¬ lands erregt. Jährlich mehrt sich die Zahl junger Männer, die das Musik¬ bild, das sie auf den Konservatorien gewonnen haben, durch Universitäts¬ besuch vertiefen und von hier aus eine Summe höherer Bildung in ihren Stand hineintragen wollen, und im gleichen Schritt wächst die Zahl von Mit¬ arbeitern an den Aufgaben der Musikwissenschaft, insbesondre der Musik¬ geschichte. Für sie hat jede größere Universität mehrfache Lehrkräfte — an Österreichs deutschen Universitäten find es Ordinarien —, und auf deren An¬ regungen entstehn zahlreiche Dissertationen, denen zum guten Teil wissenschaft¬ licher Wert zugesprochen werden muß. Öffnet sich den hervorragenden und besonders geeigneten durch die Breitkopfsche Sammlung ein breiterer Weg in die Öffentlichkeit, so ist das ein erfreulicher Beweis von Anerkennung und Auf¬ munterung, für das musikalische Publikum eine Gelegenheit zu prüfen und an der weitern Entwicklung des Fachs mitzuhelfen. Bis jetzt, d. h. ungefähr in Jahresfrist, ist die Sammlung auf vier Nummern gediehn. Das Eröffnungsstück: Ed. Bernouillis (241 Seiten Text und 130 Seiten Beispiele umfassende) Studie über „Die Choralnoten- schrift bei Hymnen und Sequenzen" übergehn wir hier. Sie hat bei den Spezialisten gebührende Beachtung gefunden, ihr Gegenstand liegt aber einem größern Leserkreise, aus dem vielleicht Theologen aufzunehmen wären, zu fern.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/361>, abgerufen am 24.05.2024.