Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Vie Uynastsagen

Und so ließe sich noch vieles anführen, die Behauptung zu begründen,
daß der große Rechtslehrer Jhering, wenn er praktischer Jurist gewesen oder
viel mit dein Gericht zu thun gehabt hatte, seinen "Kampf uns Recht" -- un¬
gedruckt gelassen Hütte, Da der Kampf ums Recht aber nun einmal zu den
notwendige" Übeln gehört, so wird er wohl oder Übel öfter aufgenommen
werde" müssen. Dabei entsteht die Frage, was wohl der Gesetzgeber thun
kaun, um bei dein gegenwärtigen Zustand unsers materiellen und des formellen
Prozeßrechts durch zweckmäßige Vorschriften die Notwendigkeit dieses Kampfs
möglichst zu vermeiden und seine Mißlichkeiten abzuschwächen,

(Fortsetzung folgt)




Die Kynastsagen
F. p. Scholz von

meer den Burgen Schlesiens ist keine bekannter als die ehrwürdige
Ruine des Khnasts. Zwar tritt er an geschichtlicher Bedeutung
hinter mancher andern zurück; denn seine Mauern sind nie der
Schauplatz wichtiger Ereignisse gewesen, und schon seine Lage,
abseits von einer starken Verkehrsader, weist darauf hin, daß er
'"ehe zur Beherrschung der Gegend, sondern als Zufluchtsort in Zeiten der
esahr erbaut war. Und doch hat er vor den andern Ritterfesten der Provinz
chlesien unendlich viel voraus: der herrliche Buchenwald an seiner südvst-
Lehne, die malerischen Felsen, die um der dem Kamme zugewandten Seite
"ut ihrer gleichmäßigen Wölbung einer Anzahl übereinander getürmter Riesen-
glocken gleichen, die abwechslungsreiche Aussicht auf die gesegnete Ebne des
^nlchberg-Petersdorfer Thals und andrerseits auf die emporstarrende Mauer
Hochgebirges bieten landschaftliche Reize dar, denen sich niemand entziehn
^ni. Em eigner, neuer Zauber umfängt den Wandrer ferner, wenn er unter
jahrhundertealten Buchen des Schloßhofs sitzt und in ihrem Rauschen die
^ager der Burg dunkel wiederklingen hört.

Stark fließt hier der Strom geschichtlicher Überlieferungen. Sie führen
uns zurück bis in das Halbdunkel des fernen Jahrhunderts, wo die deutschen
^olouisteu aus Thüringen und dein Meißnerlande als Trüger einer höhern
mltur in die Thäler'des Bobers und seiner Nebenflüsse vordrangen; sie
Mießen erst ab mit dem Mitgliede der Schaffgotsche, das durch seinen Tod
une tragische Persönlichkeit geworden und von den schlesischen Protestanten
um Märtyrer seines Glaubens gefeiert worden ist. Genau vier Jahrzehnte
""es dem gewaltsamen Ende des Generalleutnants Hans Ulrich in Regeus-


Grmzboten 111 19V1 10
Vie Uynastsagen

Und so ließe sich noch vieles anführen, die Behauptung zu begründen,
daß der große Rechtslehrer Jhering, wenn er praktischer Jurist gewesen oder
viel mit dein Gericht zu thun gehabt hatte, seinen „Kampf uns Recht" — un¬
gedruckt gelassen Hütte, Da der Kampf ums Recht aber nun einmal zu den
notwendige» Übeln gehört, so wird er wohl oder Übel öfter aufgenommen
werde» müssen. Dabei entsteht die Frage, was wohl der Gesetzgeber thun
kaun, um bei dein gegenwärtigen Zustand unsers materiellen und des formellen
Prozeßrechts durch zweckmäßige Vorschriften die Notwendigkeit dieses Kampfs
möglichst zu vermeiden und seine Mißlichkeiten abzuschwächen,

(Fortsetzung folgt)




Die Kynastsagen
F. p. Scholz von

meer den Burgen Schlesiens ist keine bekannter als die ehrwürdige
Ruine des Khnasts. Zwar tritt er an geschichtlicher Bedeutung
hinter mancher andern zurück; denn seine Mauern sind nie der
Schauplatz wichtiger Ereignisse gewesen, und schon seine Lage,
abseits von einer starken Verkehrsader, weist darauf hin, daß er
'"ehe zur Beherrschung der Gegend, sondern als Zufluchtsort in Zeiten der
esahr erbaut war. Und doch hat er vor den andern Ritterfesten der Provinz
chlesien unendlich viel voraus: der herrliche Buchenwald an seiner südvst-
Lehne, die malerischen Felsen, die um der dem Kamme zugewandten Seite
"ut ihrer gleichmäßigen Wölbung einer Anzahl übereinander getürmter Riesen-
glocken gleichen, die abwechslungsreiche Aussicht auf die gesegnete Ebne des
^nlchberg-Petersdorfer Thals und andrerseits auf die emporstarrende Mauer
Hochgebirges bieten landschaftliche Reize dar, denen sich niemand entziehn
^ni. Em eigner, neuer Zauber umfängt den Wandrer ferner, wenn er unter
jahrhundertealten Buchen des Schloßhofs sitzt und in ihrem Rauschen die
^ager der Burg dunkel wiederklingen hört.

Stark fließt hier der Strom geschichtlicher Überlieferungen. Sie führen
uns zurück bis in das Halbdunkel des fernen Jahrhunderts, wo die deutschen
^olouisteu aus Thüringen und dein Meißnerlande als Trüger einer höhern
mltur in die Thäler'des Bobers und seiner Nebenflüsse vordrangen; sie
Mießen erst ab mit dem Mitgliede der Schaffgotsche, das durch seinen Tod
une tragische Persönlichkeit geworden und von den schlesischen Protestanten
um Märtyrer seines Glaubens gefeiert worden ist. Genau vier Jahrzehnte
""es dem gewaltsamen Ende des Generalleutnants Hans Ulrich in Regeus-


Grmzboten 111 19V1 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0081" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235253"/>
          <fw type="header" place="top"> Vie Uynastsagen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_284"> Und so ließe sich noch vieles anführen, die Behauptung zu begründen,<lb/>
daß der große Rechtslehrer Jhering, wenn er praktischer Jurist gewesen oder<lb/>
viel mit dein Gericht zu thun gehabt hatte, seinen &#x201E;Kampf uns Recht" &#x2014; un¬<lb/>
gedruckt gelassen Hütte, Da der Kampf ums Recht aber nun einmal zu den<lb/>
notwendige» Übeln gehört, so wird er wohl oder Übel öfter aufgenommen<lb/>
werde» müssen. Dabei entsteht die Frage, was wohl der Gesetzgeber thun<lb/>
kaun, um bei dein gegenwärtigen Zustand unsers materiellen und des formellen<lb/>
Prozeßrechts durch zweckmäßige Vorschriften die Notwendigkeit dieses Kampfs<lb/>
möglichst zu vermeiden und seine Mißlichkeiten abzuschwächen,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_285"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Kynastsagen<lb/><note type="byline"> F. p. Scholz</note> von</head><lb/>
          <p xml:id="ID_286"> meer den Burgen Schlesiens ist keine bekannter als die ehrwürdige<lb/>
Ruine des Khnasts. Zwar tritt er an geschichtlicher Bedeutung<lb/>
hinter mancher andern zurück; denn seine Mauern sind nie der<lb/>
Schauplatz wichtiger Ereignisse gewesen, und schon seine Lage,<lb/>
abseits von einer starken Verkehrsader, weist darauf hin, daß er<lb/>
'"ehe zur Beherrschung der Gegend, sondern als Zufluchtsort in Zeiten der<lb/>
esahr erbaut war. Und doch hat er vor den andern Ritterfesten der Provinz<lb/>
chlesien unendlich viel voraus: der herrliche Buchenwald an seiner südvst-<lb/>
Lehne, die malerischen Felsen, die um der dem Kamme zugewandten Seite<lb/>
"ut ihrer gleichmäßigen Wölbung einer Anzahl übereinander getürmter Riesen-<lb/>
glocken gleichen, die abwechslungsreiche Aussicht auf die gesegnete Ebne des<lb/>
^nlchberg-Petersdorfer Thals und andrerseits auf die emporstarrende Mauer<lb/>
Hochgebirges bieten landschaftliche Reize dar, denen sich niemand entziehn<lb/>
^ni. Em eigner, neuer Zauber umfängt den Wandrer ferner, wenn er unter<lb/>
jahrhundertealten Buchen des Schloßhofs sitzt und in ihrem Rauschen die<lb/>
^ager der Burg dunkel wiederklingen hört.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_287" next="#ID_288"> Stark fließt hier der Strom geschichtlicher Überlieferungen.  Sie führen<lb/>
uns zurück bis in das Halbdunkel des fernen Jahrhunderts, wo die deutschen<lb/>
^olouisteu aus Thüringen und dein Meißnerlande als Trüger einer höhern<lb/>
mltur in die Thäler'des Bobers und seiner Nebenflüsse vordrangen; sie<lb/>
Mießen erst ab mit dem Mitgliede der Schaffgotsche, das durch seinen Tod<lb/>
une tragische Persönlichkeit geworden und von den schlesischen Protestanten<lb/>
um Märtyrer seines Glaubens gefeiert worden ist. Genau vier Jahrzehnte<lb/>
""es dem gewaltsamen Ende des Generalleutnants Hans Ulrich in Regeus-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grmzboten 111 19V1 10</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0081] Vie Uynastsagen Und so ließe sich noch vieles anführen, die Behauptung zu begründen, daß der große Rechtslehrer Jhering, wenn er praktischer Jurist gewesen oder viel mit dein Gericht zu thun gehabt hatte, seinen „Kampf uns Recht" — un¬ gedruckt gelassen Hütte, Da der Kampf ums Recht aber nun einmal zu den notwendige» Übeln gehört, so wird er wohl oder Übel öfter aufgenommen werde» müssen. Dabei entsteht die Frage, was wohl der Gesetzgeber thun kaun, um bei dein gegenwärtigen Zustand unsers materiellen und des formellen Prozeßrechts durch zweckmäßige Vorschriften die Notwendigkeit dieses Kampfs möglichst zu vermeiden und seine Mißlichkeiten abzuschwächen, (Fortsetzung folgt) Die Kynastsagen F. p. Scholz von meer den Burgen Schlesiens ist keine bekannter als die ehrwürdige Ruine des Khnasts. Zwar tritt er an geschichtlicher Bedeutung hinter mancher andern zurück; denn seine Mauern sind nie der Schauplatz wichtiger Ereignisse gewesen, und schon seine Lage, abseits von einer starken Verkehrsader, weist darauf hin, daß er '"ehe zur Beherrschung der Gegend, sondern als Zufluchtsort in Zeiten der esahr erbaut war. Und doch hat er vor den andern Ritterfesten der Provinz chlesien unendlich viel voraus: der herrliche Buchenwald an seiner südvst- Lehne, die malerischen Felsen, die um der dem Kamme zugewandten Seite "ut ihrer gleichmäßigen Wölbung einer Anzahl übereinander getürmter Riesen- glocken gleichen, die abwechslungsreiche Aussicht auf die gesegnete Ebne des ^nlchberg-Petersdorfer Thals und andrerseits auf die emporstarrende Mauer Hochgebirges bieten landschaftliche Reize dar, denen sich niemand entziehn ^ni. Em eigner, neuer Zauber umfängt den Wandrer ferner, wenn er unter jahrhundertealten Buchen des Schloßhofs sitzt und in ihrem Rauschen die ^ager der Burg dunkel wiederklingen hört. Stark fließt hier der Strom geschichtlicher Überlieferungen. Sie führen uns zurück bis in das Halbdunkel des fernen Jahrhunderts, wo die deutschen ^olouisteu aus Thüringen und dein Meißnerlande als Trüger einer höhern mltur in die Thäler'des Bobers und seiner Nebenflüsse vordrangen; sie Mießen erst ab mit dem Mitgliede der Schaffgotsche, das durch seinen Tod une tragische Persönlichkeit geworden und von den schlesischen Protestanten um Märtyrer seines Glaubens gefeiert worden ist. Genau vier Jahrzehnte ""es dem gewaltsamen Ende des Generalleutnants Hans Ulrich in Regeus- Grmzboten 111 19V1 10

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/81
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/81>, abgerufen am 28.04.2024.