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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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versuchen. Daß es eigentlich Unsinn ist, da der Mensch weiter nichts ist als eine
etwas komplizierte Kapsel zur Aufbewahrung und Weitergabe des Keimplasmas,
daß es für den fühlenden Spiegel so wenig einen Unterschied von Gut und Böse
geben kann wie für die Atvmschwingmigen, sondern nur den von Lust und Unlust,
das gesteht er ja offen ein, aber er'eodem versucht ers. Das Wesen der differen¬
zierten Weltsubstanz ist Kampf, der Verzicht uns den Kampf in Gennsz oder
Resignation führt den Tod herbei -- also ist Kampf die Qnasipflicht - von einer
wirklichen Pflicht kann bei dem Fehlen sowohl des verpflichtenden wie des zu ver¬
pflichtende" Subjekts keine Rede sein -- des empfindenden Spiegels. Freilich
müßte man aus der pylnotischen Weltansicht vielmehr das Gegenteil folgern, da
nach ihr die Weltsubstanz der Ruhe durch Verdichtung bis zur Erstarrung zustrebt.
Man sieht, daß Vogts Metaphysik -- er muß uns schon diese ihm widerwärtige
Bezeichnung erlauben -- praktisch ans die von Hartmann hinausläuft, die er auch
lobt, uur daß ihm die den Weltprozeß leitende Intelligenz fehlt, mit deren Hilfe
Hartmann die aus dem Ausgangspunkte seines Systems auftauchende Gefahr des
Quietismus abgewehrt hat. Der ersten Quasipflicht schließt sich bei Vogt die
zweite an, den jetzt grausamen und nicht bloß unmenschlichen, sondern unnatürlichen,
mehr als bestialischer Kampf der Mensche" untereinander natürlich und gerecht zu
machen; wobei die Idee der Gerechtigkeit ga"z "nbefange" der Rüstkammer des
angeblich abgethanen Idealismus entlehnt und die Frage, wie die nur ihren eignen
Gesetzen folgende Natur etwas Unnatürliches hervorbringe" könne, unbeantwortet
gelassen wird. Natürlich und gerecht soll der Kampf durch die Beseitigung aller
Vorrechte gemacht werden, sodaß alle mit gleichen Waffen kämpfen. Daß dieses
der Anfangszustand jeder Gesellschaft ist, und daß eben der Kampf und die durch
ihn bewirkte Differenzierung die Individuen und ihre Waffe" immer ungleicher
"lachen, weiß er selbst nur'zu gut, deun er sagt es ausdrücklich, daß die Entwick¬
lung von der Freiheit und Gleichheit zur Ungleichheit und Unfreiheit geht, nicht
"zugekehrt. Nun muß ja freilich, wen" die Ungleichheit "ut Unfreiheit einen ge¬
wissen Grad erreicht haben, eine Umkehr eintreten, wenn das Übermaß nicht den
Untergang herbeiführen soll, und müssen die Bedingungen wieder hergestellt werden,
unter denen allein der Kampf uns Dasein eine Auslese der Besten bedeutet.
Nebenbei bemerkt, läßt Vogt den Daseinskampf als Mittel der Artbildung nicht
gelten, weil der im Daseinskampf siegende schon der stärkere sei, es nicht erst
werde, und alle lebendigen Wesen ohne Ausnahme ihrem Milieu angepaßt seien,
uicht erst nötig haben, sich ihm durch Veränderung anzupassen. In der Schiloe-
n"'g des Daseinskampfes, wie er heute geführt wird, hält Vogt unsrer Gesellschaft
einen Spiegel vor, der ihr el" nichts weniger als schmeichelhaftes Bild zeigt, und
unserm deutscheu Volke stellt er eine schlimme Zuknifft, wo nicht den Untergang in
Aussicht. Mau wird seinem Gemälde nicht alle Wahrheit absprechen, es aber als
übertreibend bezeichnen dürfen, und noch mehr übertreibt er in dem Bilde, das
er von dem Glück und der Vortrefflichkeit Nordamerikas "ut -- Chinas entwirft.


L. I-
Das Wirtschaftsjahr 1900.

Thatsachen, nicht Theorien! ist der Wahl-
spruch des Hamburger Großhändlers N. E. May bei seinen bekannten "ationnl-
ökonomischen Arbeiten. Dieser Forderung entspricht Richard C"wer in ,einem
Buche Handel und Wandel <M John Edelhcim, Berlin-Bern ")01), das als
erster Jahrgang (>W0) einer periodischen Zeitschrift erschienen sse. die alljährlich
..für Volkswirte und Geschäftsmänner, für Arbeitgeber- und Arde.terorganffatwne"
über den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt" berichten soll. Man findet darin in der
That jede gewünschte Auskunft. Die Hauptabschnitte sind überschrieben- Vorboten
"ut Beginn der Krise; Zunahme der Produktivkräfte und Aufnahmefähigkeit des
Markes; Entwicklung der Produktiv". Kartellwesen "ut Rentabilität der Gro߬
industrie; die Lage des Arbeitsmarkts (Landwirtschaft. Kohlenbergba", Eisen- und


versuchen. Daß es eigentlich Unsinn ist, da der Mensch weiter nichts ist als eine
etwas komplizierte Kapsel zur Aufbewahrung und Weitergabe des Keimplasmas,
daß es für den fühlenden Spiegel so wenig einen Unterschied von Gut und Böse
geben kann wie für die Atvmschwingmigen, sondern nur den von Lust und Unlust,
das gesteht er ja offen ein, aber er'eodem versucht ers. Das Wesen der differen¬
zierten Weltsubstanz ist Kampf, der Verzicht uns den Kampf in Gennsz oder
Resignation führt den Tod herbei — also ist Kampf die Qnasipflicht - von einer
wirklichen Pflicht kann bei dem Fehlen sowohl des verpflichtenden wie des zu ver¬
pflichtende» Subjekts keine Rede sein — des empfindenden Spiegels. Freilich
müßte man aus der pylnotischen Weltansicht vielmehr das Gegenteil folgern, da
nach ihr die Weltsubstanz der Ruhe durch Verdichtung bis zur Erstarrung zustrebt.
Man sieht, daß Vogts Metaphysik — er muß uns schon diese ihm widerwärtige
Bezeichnung erlauben — praktisch ans die von Hartmann hinausläuft, die er auch
lobt, uur daß ihm die den Weltprozeß leitende Intelligenz fehlt, mit deren Hilfe
Hartmann die aus dem Ausgangspunkte seines Systems auftauchende Gefahr des
Quietismus abgewehrt hat. Der ersten Quasipflicht schließt sich bei Vogt die
zweite an, den jetzt grausamen und nicht bloß unmenschlichen, sondern unnatürlichen,
mehr als bestialischer Kampf der Mensche» untereinander natürlich und gerecht zu
machen; wobei die Idee der Gerechtigkeit ga»z »nbefange» der Rüstkammer des
angeblich abgethanen Idealismus entlehnt und die Frage, wie die nur ihren eignen
Gesetzen folgende Natur etwas Unnatürliches hervorbringe» könne, unbeantwortet
gelassen wird. Natürlich und gerecht soll der Kampf durch die Beseitigung aller
Vorrechte gemacht werden, sodaß alle mit gleichen Waffen kämpfen. Daß dieses
der Anfangszustand jeder Gesellschaft ist, und daß eben der Kampf und die durch
ihn bewirkte Differenzierung die Individuen und ihre Waffe» immer ungleicher
"lachen, weiß er selbst nur'zu gut, deun er sagt es ausdrücklich, daß die Entwick¬
lung von der Freiheit und Gleichheit zur Ungleichheit und Unfreiheit geht, nicht
»zugekehrt. Nun muß ja freilich, wen« die Ungleichheit »ut Unfreiheit einen ge¬
wissen Grad erreicht haben, eine Umkehr eintreten, wenn das Übermaß nicht den
Untergang herbeiführen soll, und müssen die Bedingungen wieder hergestellt werden,
unter denen allein der Kampf uns Dasein eine Auslese der Besten bedeutet.
Nebenbei bemerkt, läßt Vogt den Daseinskampf als Mittel der Artbildung nicht
gelten, weil der im Daseinskampf siegende schon der stärkere sei, es nicht erst
werde, und alle lebendigen Wesen ohne Ausnahme ihrem Milieu angepaßt seien,
uicht erst nötig haben, sich ihm durch Veränderung anzupassen. In der Schiloe-
n»'g des Daseinskampfes, wie er heute geführt wird, hält Vogt unsrer Gesellschaft
einen Spiegel vor, der ihr el» nichts weniger als schmeichelhaftes Bild zeigt, und
unserm deutscheu Volke stellt er eine schlimme Zuknifft, wo nicht den Untergang in
Aussicht. Mau wird seinem Gemälde nicht alle Wahrheit absprechen, es aber als
übertreibend bezeichnen dürfen, und noch mehr übertreibt er in dem Bilde, das
er von dem Glück und der Vortrefflichkeit Nordamerikas »ut — Chinas entwirft.


L. I-
Das Wirtschaftsjahr 1900.

Thatsachen, nicht Theorien! ist der Wahl-
spruch des Hamburger Großhändlers N. E. May bei seinen bekannten »ationnl-
ökonomischen Arbeiten. Dieser Forderung entspricht Richard C"wer in ,einem
Buche Handel und Wandel <M John Edelhcim, Berlin-Bern ")01), das als
erster Jahrgang (>W0) einer periodischen Zeitschrift erschienen sse. die alljährlich
..für Volkswirte und Geschäftsmänner, für Arbeitgeber- und Arde.terorganffatwne»
über den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt" berichten soll. Man findet darin in der
That jede gewünschte Auskunft. Die Hauptabschnitte sind überschrieben- Vorboten
"ut Beginn der Krise; Zunahme der Produktivkräfte und Aufnahmefähigkeit des
Markes; Entwicklung der Produktiv». Kartellwesen »ut Rentabilität der Gro߬
industrie; die Lage des Arbeitsmarkts (Landwirtschaft. Kohlenbergba», Eisen- und


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[0171] versuchen. Daß es eigentlich Unsinn ist, da der Mensch weiter nichts ist als eine etwas komplizierte Kapsel zur Aufbewahrung und Weitergabe des Keimplasmas, daß es für den fühlenden Spiegel so wenig einen Unterschied von Gut und Böse geben kann wie für die Atvmschwingmigen, sondern nur den von Lust und Unlust, das gesteht er ja offen ein, aber er'eodem versucht ers. Das Wesen der differen¬ zierten Weltsubstanz ist Kampf, der Verzicht uns den Kampf in Gennsz oder Resignation führt den Tod herbei — also ist Kampf die Qnasipflicht - von einer wirklichen Pflicht kann bei dem Fehlen sowohl des verpflichtenden wie des zu ver¬ pflichtende» Subjekts keine Rede sein — des empfindenden Spiegels. Freilich müßte man aus der pylnotischen Weltansicht vielmehr das Gegenteil folgern, da nach ihr die Weltsubstanz der Ruhe durch Verdichtung bis zur Erstarrung zustrebt. Man sieht, daß Vogts Metaphysik — er muß uns schon diese ihm widerwärtige Bezeichnung erlauben — praktisch ans die von Hartmann hinausläuft, die er auch lobt, uur daß ihm die den Weltprozeß leitende Intelligenz fehlt, mit deren Hilfe Hartmann die aus dem Ausgangspunkte seines Systems auftauchende Gefahr des Quietismus abgewehrt hat. Der ersten Quasipflicht schließt sich bei Vogt die zweite an, den jetzt grausamen und nicht bloß unmenschlichen, sondern unnatürlichen, mehr als bestialischer Kampf der Mensche» untereinander natürlich und gerecht zu machen; wobei die Idee der Gerechtigkeit ga»z »nbefange» der Rüstkammer des angeblich abgethanen Idealismus entlehnt und die Frage, wie die nur ihren eignen Gesetzen folgende Natur etwas Unnatürliches hervorbringe» könne, unbeantwortet gelassen wird. Natürlich und gerecht soll der Kampf durch die Beseitigung aller Vorrechte gemacht werden, sodaß alle mit gleichen Waffen kämpfen. Daß dieses der Anfangszustand jeder Gesellschaft ist, und daß eben der Kampf und die durch ihn bewirkte Differenzierung die Individuen und ihre Waffe» immer ungleicher "lachen, weiß er selbst nur'zu gut, deun er sagt es ausdrücklich, daß die Entwick¬ lung von der Freiheit und Gleichheit zur Ungleichheit und Unfreiheit geht, nicht »zugekehrt. Nun muß ja freilich, wen« die Ungleichheit »ut Unfreiheit einen ge¬ wissen Grad erreicht haben, eine Umkehr eintreten, wenn das Übermaß nicht den Untergang herbeiführen soll, und müssen die Bedingungen wieder hergestellt werden, unter denen allein der Kampf uns Dasein eine Auslese der Besten bedeutet. Nebenbei bemerkt, läßt Vogt den Daseinskampf als Mittel der Artbildung nicht gelten, weil der im Daseinskampf siegende schon der stärkere sei, es nicht erst werde, und alle lebendigen Wesen ohne Ausnahme ihrem Milieu angepaßt seien, uicht erst nötig haben, sich ihm durch Veränderung anzupassen. In der Schiloe- n»'g des Daseinskampfes, wie er heute geführt wird, hält Vogt unsrer Gesellschaft einen Spiegel vor, der ihr el» nichts weniger als schmeichelhaftes Bild zeigt, und unserm deutscheu Volke stellt er eine schlimme Zuknifft, wo nicht den Untergang in Aussicht. Mau wird seinem Gemälde nicht alle Wahrheit absprechen, es aber als übertreibend bezeichnen dürfen, und noch mehr übertreibt er in dem Bilde, das er von dem Glück und der Vortrefflichkeit Nordamerikas »ut — Chinas entwirft. L. I- Das Wirtschaftsjahr 1900. Thatsachen, nicht Theorien! ist der Wahl- spruch des Hamburger Großhändlers N. E. May bei seinen bekannten »ationnl- ökonomischen Arbeiten. Dieser Forderung entspricht Richard C"wer in ,einem Buche Handel und Wandel <M John Edelhcim, Berlin-Bern ")01), das als erster Jahrgang (>W0) einer periodischen Zeitschrift erschienen sse. die alljährlich ..für Volkswirte und Geschäftsmänner, für Arbeitgeber- und Arde.terorganffatwne» über den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt" berichten soll. Man findet darin in der That jede gewünschte Auskunft. Die Hauptabschnitte sind überschrieben- Vorboten "ut Beginn der Krise; Zunahme der Produktivkräfte und Aufnahmefähigkeit des Markes; Entwicklung der Produktiv». Kartellwesen »ut Rentabilität der Gro߬ industrie; die Lage des Arbeitsmarkts (Landwirtschaft. Kohlenbergba», Eisen- und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/171>, abgerufen am 29.04.2024.