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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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der, wie nur der Kustode sagte, Kardinal Vincenz Vmnitelli ist, nach Anhörung
des Knstoden besmidre Stunden täglich dazu festsetzen könnte. Es wäre dann
ni D.O. cht nötig, den oben angegebnen, umständlicher" Weg zu machen.

Aus diesem Schreiben geht hervor, daß die Verwaltung des Borgia-
mnsenms recht wohlwollend ist, daß jedoch die Besuchszeiten des Museums
keineswegs dessen Bedeutung entsprechen. Es wäre darum sehr schön, wenn
diese hochinteressante Anstalt dadurch mehr in den Kreis der großen Sehens¬
würdigkeiten Roms gezogen würde, daß sie hänfiger geöffnet würde. Ans diese
Weise würde auch den Forschern ein großer Dienst erwiesen, und die dort
aufgespeicherten Schätze würden durch wissenschaftliche Erörterung in unser
Wissensgebiet systematisch eingeordnet werden. Freilich wäre es dazu nötig,
daß ein besondrer Knstode ernannt würde, da die Verwaltung des Postens
w Nebenamt immer zu Unzuträglichsten führen muß. Auch diese An¬
gelegenheit lege ich dem Generalprüfekten Kardinal Ledochowski ans Herz,
damit auch hier allmählich und nach Maßgabe der verfügbaren Mittel ein
moderner Betrieb eingerichtet werde.

Eine Erörterung über die nnter der Propaganda stehende philosophisch¬
philologisch-theologische Hochschule, volle^inen Ilrwnuin genannt, sollte eigent¬
lich hier angeschlossen werden. Doch verschiebe ich sie ans spätere zusammen¬
fassende Aufsätze über die sämtlichen päpstlichen Hochschulen Roms.




Marx als Philosoph
(Schluß)

nde 1843 ging Marx mit seiner Gattin nach Paris, um dort
die von Ruge und Fröbel geplanten Deutsch-französischen Jahr¬
bücher zu redigieren, von denen nur ein Heft (im März 1844)
erschienen ist. Die der Gründung vorangehende Korrespondenz
-- zwischen Ruge, Marx und Bnkunin und die zwei Beiträge Marxens
Wr das Heft (zur Hegelschen Rechtsphilosophie und zur Judenfrage) zeigen,
Me Marx zum Sozinlismus gekommen ist: nicht durch die Nationalökonomie
>"w nicht durch die Entrüstung über das Fabrikarbeiterelend -- beide Gebiete
ernte er gerade erst von da ab, vorzugsweise durch Engels, kennen; sondern
urch eine verschrobne Dialektik, mit der er sich, nachdem die Bourgeoisie seine
Öffnung getäuscht hatte, die Illusion vorgaukelte, daß die Proletarier berufen
kenn, dre Völker, zunächst das deutsche, zu befreien.

-"ach Hegels Vorbild in Selbstaufhebungen jeder Position fortschreitend,
rgumentiert er folgendermaßen. Die alte Welt gehört dein Philister. Der
^ymster ist kein Mensch. Was er will, leben und sich fortpflanzen, das will
ka . keuschen, das wären geistige Wesen, freie Männer, Republi-
"'er. Beides wollen die Spießbürger nicht sein. Diesem politischen Tier-


der, wie nur der Kustode sagte, Kardinal Vincenz Vmnitelli ist, nach Anhörung
des Knstoden besmidre Stunden täglich dazu festsetzen könnte. Es wäre dann
ni D.O. cht nötig, den oben angegebnen, umständlicher» Weg zu machen.

Aus diesem Schreiben geht hervor, daß die Verwaltung des Borgia-
mnsenms recht wohlwollend ist, daß jedoch die Besuchszeiten des Museums
keineswegs dessen Bedeutung entsprechen. Es wäre darum sehr schön, wenn
diese hochinteressante Anstalt dadurch mehr in den Kreis der großen Sehens¬
würdigkeiten Roms gezogen würde, daß sie hänfiger geöffnet würde. Ans diese
Weise würde auch den Forschern ein großer Dienst erwiesen, und die dort
aufgespeicherten Schätze würden durch wissenschaftliche Erörterung in unser
Wissensgebiet systematisch eingeordnet werden. Freilich wäre es dazu nötig,
daß ein besondrer Knstode ernannt würde, da die Verwaltung des Postens
w Nebenamt immer zu Unzuträglichsten führen muß. Auch diese An¬
gelegenheit lege ich dem Generalprüfekten Kardinal Ledochowski ans Herz,
damit auch hier allmählich und nach Maßgabe der verfügbaren Mittel ein
moderner Betrieb eingerichtet werde.

Eine Erörterung über die nnter der Propaganda stehende philosophisch¬
philologisch-theologische Hochschule, volle^inen Ilrwnuin genannt, sollte eigent¬
lich hier angeschlossen werden. Doch verschiebe ich sie ans spätere zusammen¬
fassende Aufsätze über die sämtlichen päpstlichen Hochschulen Roms.




Marx als Philosoph
(Schluß)

nde 1843 ging Marx mit seiner Gattin nach Paris, um dort
die von Ruge und Fröbel geplanten Deutsch-französischen Jahr¬
bücher zu redigieren, von denen nur ein Heft (im März 1844)
erschienen ist. Die der Gründung vorangehende Korrespondenz
— zwischen Ruge, Marx und Bnkunin und die zwei Beiträge Marxens
Wr das Heft (zur Hegelschen Rechtsphilosophie und zur Judenfrage) zeigen,
Me Marx zum Sozinlismus gekommen ist: nicht durch die Nationalökonomie
>"w nicht durch die Entrüstung über das Fabrikarbeiterelend — beide Gebiete
ernte er gerade erst von da ab, vorzugsweise durch Engels, kennen; sondern
urch eine verschrobne Dialektik, mit der er sich, nachdem die Bourgeoisie seine
Öffnung getäuscht hatte, die Illusion vorgaukelte, daß die Proletarier berufen
kenn, dre Völker, zunächst das deutsche, zu befreien.

-"ach Hegels Vorbild in Selbstaufhebungen jeder Position fortschreitend,
rgumentiert er folgendermaßen. Die alte Welt gehört dein Philister. Der
^ymster ist kein Mensch. Was er will, leben und sich fortpflanzen, das will
ka . keuschen, das wären geistige Wesen, freie Männer, Republi-
"'er. Beides wollen die Spießbürger nicht sein. Diesem politischen Tier-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/725>, abgerufen am 29.04.2024.