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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Bismarck in vanchagen von Lusch Tagebüchern (^ZZZ bis ^858)

retten Streitigkeiten der letzten dreißig Jahre einigermaßen getrübt haben. Von
Harnack hat die Kölnische Volkszeitung die historische Gerechtigkeit wiederholt
anerkannt. Aus dieser Erkenntnis erwächst aber ihren Mitarbeitern und allen
wissenschaftlich gebildeten deutschen Katholiken die Ehrenpflicht, auch ihrerseits
gerecht zu urteilen und solchen Fanatikern, auch wenn sie, wie Herr Korum
in Trier, Bischöfe sind, entschieden abzusagen, die den evangelischen Glauben
immer noch als eine Ketzerei und jede Berührung mit Protestanten als eine
Vergiftungsgefahr behandeln. (An diesem Urteil über Herrn Korum würde es
auch nichts ändern, wenn die Trierer Katholiken, wie sie behaupten, begründete
Paritätsbeschwerden haben sollten; die Abstellung solcher muß in zivilisierten
und landesüblichen Formen angestrebt werden, nicht mit Maßregeln, die allen¬
falls vor 250 Jahren als ordnungsgemäß gelten konnten.)




Vismarck
in varnhagen von Lusch Tagebüchern (^835 bis ^858). ^ Bände
Nebst einem Ausspruche Bismcircks über diese Tagebücher

21. April 1849. (Bericht über die Sitzung der zweiten Kammer.) "Hr.
von Bismarck-Schönhausen in seiner Stellung nicht ohne Talent." (T. 6. B.
S. 133.)

2. Februar 1850. "Artikel in der Kreuzzeitung: Unsere Lage. (Von Bis-
marck-Schönhausen.) Heftige Ausfälle gegen den Mann, der an allem Schuld
ist; nicht Graf Armin, der sei ein blindes Werkzeug, sondern der Mann,
welcher -- man glaubt es sei der König selbst gemeint, aber die Rede biegt
ab und läßt sich etwas auf Radowitz deuten! Ein Mitverbündeter, ein Mit¬
arbeiter wird so preisgegeben?" (T. 7. B. S. 48.)

3. Februar 1850. "Der Artikel in der Kreuzzeitung (von Bismarck-
Schönhauscn) ist gegen Bodelschwingh gerichtet. Prinz Friedrich von Preußen
versichert, General von Prittwitz habe ihm selbst gesagt, daß Bodelschwingh
den Befehl zum Abzug der Truppen am 19. März gegeben, das heißt aus¬
gefertigt habe. Eigentlich geht alles gegen den König selbst." (T. 7. B.
S. 49. 50.)

8. Februar 1850. "Die scharfen kleinen Artikel der Kreuzzeitung sind von
Herrn von Bismarck-Schönhausen. --" (T- 7. B. S. 55.)

18. Februar 1850. "Die zweite Kammer macht doch noch Häkeleien wegen
des Preßgesetzes, und Graf von Schwerin greift die Kreuzzeitung an, die
von Bismarck-Schönhausen vertheidigt wird, -- er schreibt nämlich für sie. --"
(T. 7. B. S. 70.)

29. April 1850. (Bericht über die Sitzung des deutschen Parlaments in
Erfurt.) "Noch zuletzt der elende Streit des Präsidenten Simson und des
Herrn von Bismarck-Schönhausen gegen die Zeitungsberichter und deren öffent-


Grenzboten II 1903 11
Bismarck in vanchagen von Lusch Tagebüchern (^ZZZ bis ^858)

retten Streitigkeiten der letzten dreißig Jahre einigermaßen getrübt haben. Von
Harnack hat die Kölnische Volkszeitung die historische Gerechtigkeit wiederholt
anerkannt. Aus dieser Erkenntnis erwächst aber ihren Mitarbeitern und allen
wissenschaftlich gebildeten deutschen Katholiken die Ehrenpflicht, auch ihrerseits
gerecht zu urteilen und solchen Fanatikern, auch wenn sie, wie Herr Korum
in Trier, Bischöfe sind, entschieden abzusagen, die den evangelischen Glauben
immer noch als eine Ketzerei und jede Berührung mit Protestanten als eine
Vergiftungsgefahr behandeln. (An diesem Urteil über Herrn Korum würde es
auch nichts ändern, wenn die Trierer Katholiken, wie sie behaupten, begründete
Paritätsbeschwerden haben sollten; die Abstellung solcher muß in zivilisierten
und landesüblichen Formen angestrebt werden, nicht mit Maßregeln, die allen¬
falls vor 250 Jahren als ordnungsgemäß gelten konnten.)




Vismarck
in varnhagen von Lusch Tagebüchern (^835 bis ^858). ^ Bände
Nebst einem Ausspruche Bismcircks über diese Tagebücher

21. April 1849. (Bericht über die Sitzung der zweiten Kammer.) „Hr.
von Bismarck-Schönhausen in seiner Stellung nicht ohne Talent." (T. 6. B.
S. 133.)

2. Februar 1850. „Artikel in der Kreuzzeitung: Unsere Lage. (Von Bis-
marck-Schönhausen.) Heftige Ausfälle gegen den Mann, der an allem Schuld
ist; nicht Graf Armin, der sei ein blindes Werkzeug, sondern der Mann,
welcher — man glaubt es sei der König selbst gemeint, aber die Rede biegt
ab und läßt sich etwas auf Radowitz deuten! Ein Mitverbündeter, ein Mit¬
arbeiter wird so preisgegeben?" (T. 7. B. S. 48.)

3. Februar 1850. „Der Artikel in der Kreuzzeitung (von Bismarck-
Schönhauscn) ist gegen Bodelschwingh gerichtet. Prinz Friedrich von Preußen
versichert, General von Prittwitz habe ihm selbst gesagt, daß Bodelschwingh
den Befehl zum Abzug der Truppen am 19. März gegeben, das heißt aus¬
gefertigt habe. Eigentlich geht alles gegen den König selbst." (T. 7. B.
S. 49. 50.)

8. Februar 1850. „Die scharfen kleinen Artikel der Kreuzzeitung sind von
Herrn von Bismarck-Schönhausen. —" (T- 7. B. S. 55.)

18. Februar 1850. „Die zweite Kammer macht doch noch Häkeleien wegen
des Preßgesetzes, und Graf von Schwerin greift die Kreuzzeitung an, die
von Bismarck-Schönhausen vertheidigt wird, — er schreibt nämlich für sie. —"
(T. 7. B. S. 70.)

29. April 1850. (Bericht über die Sitzung des deutschen Parlaments in
Erfurt.) „Noch zuletzt der elende Streit des Präsidenten Simson und des
Herrn von Bismarck-Schönhausen gegen die Zeitungsberichter und deren öffent-


Grenzboten II 1903 11
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/89>, abgerufen am 04.05.2024.