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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

einen Kreuzer der russischen freiwilligen Flotte. Um den letzten Fall vorweg ab¬
zutun, von dem ein Berliner freisinniges Blatt behauptet, "daß er einen tiefen
Schatten auf unsre Beziehungen zu Rußland werfe," so ist es selbstverständlich, daß
die russische Regierung erst dann verantwortlich gemacht werden könnte, wenn sie
den Übergriff oder die Taktlosigkeit ihres Schiffskommandanten nicht desavouierte,
sondern die Beschlagnahme der deutschen Postsäcke aufrecht erhielte. Dann würde
allerdings auch nötig werden, unsre Postdampfer nach Japan durch ein Kriegsschiff
eskortieren zu lassen; denn es würde übel um den Nimbus der deutschen Postflagge
stehn, wenn wir uns solche Übergriffe gefallen ließen. Zugleich würden dann
aber die Mächte veranlaßt sein, sich näher mit dieser freiwilligen Flotte zu be¬
schäftigen, deren Schiffe die Dardanellen unter der Handelsflagge passieren, und
sobald sie die türkischen Forts hinter sich haben, die Kriegsflagge bisher und die
Funktionen von Kriegsschiffen in übergreifender Weise ausüben. Gerade der Um¬
stand, daß die Engländer während des südafrikanischen Krieges unsre Postdampfer
anhielten und die Post nach Südafrika wegnahmen, was allerdings dnrch wirkliche
englische Kriegsschiffe geschah, hat nicht wenig dazu beigetragen, die öffentliche
Meinung in Deutschland so stark gegen England einzunehmen. Und dabei bestand
insofern für England noch ein Schein von Berechtigung, als den Buren von Europa
aus, auch aus Deutschland, allerlei Lieferungen zugingen, was nach Japan wohl
nur in Gestalt von Medikamenten geschieht.

Wer Handel nach einem im Kriege begriffnen Lande treibt, wird das immer
auf eigne Gefahr tun, aber die mit dem amtlichen Siegel eines neutralen Staates
versehene Post sollte unverletzlich sein. Läßt sich das nicht durch internationale Ab¬
machungen erreichen, so wäre jeder Staat, der auf sein Ansehen hält, verpflichtet, für
den militärischen Schutz seiner Postflagge zu sorgen. In einem englisch-amerikanischen
Kriege z. B. würde die gesamte Korrespondenz von Deutschland nach Amerika eng¬
lischen Kreuzern preisgegeben sein, und das wäre doch ein unhaltbarer Zustand.
Hoffentlich ist die Angelegenheit schon erledigt, bis diese Zeilen im Druck erscheinen.
Sie zeugt aufs neue für die Notwendigkeit einer größern Anzahl von schnellgehenden,
gefechtsstarken Panzerkreuzern; innerhalb vier Jahren ist das der zweite solche Fall.

Mit den Raisonnements und spitzen Bemerkungen zu dem Telegramm Kaiser
Wilhelms an das Wyborgsche Infanterieregiment hat sich wieder einmal ein nicht
geringer Teil unsrer Presse blamiert. Nach dem Bekanntwerden der Abschiedsmeldung
des russischen Kommandeurs hat eine Anzahl Blätter das selbst zugegeben. Aber
auch wenn eine Abschiedsmeldung nicht vorgelegen hätte, würde der Kaiser durchaus
berechtigt gewesen sein, seinem ausziehenden Regiment gute Wünsche mit auf den
Weg zu geben, die selbstverständlich nur dem Waffenerfolge gelten konnten. Die
preußische und die russische Armee sowie die beiderseitigen Herrscherhäuser sind durch
eine nun bald hundertjährige Tradition miteinander verbunden, und auf diesem
Umstände beruht auch sehr die Festigkeit der deutsch-russischen Beziehungen, die
vorübergehend getrübt, aber nie völlig erschüttert werden konnten. Kaiser Alexander
der Zweite hat im Juni 1871 sein aus Frankreich heimkehrendes preußisches Garde-
Grenadierregiment der Kaiserin Augusta in Koblenz persönlich mit gezognen Degen
vorgeführt. Es geschah das zwar, als der Frieden schon geschlossen war, aber es war
immerhin eine starke Kundgebung gegen Frankreich, denn sie galt den Siegern. Damals
war man darüber in Deutschland sehr erfreut. Unsre Zeit vergißt sehr schnell. Die
starken persönlichen Beziehungen der beiden Herrscherhäuser zu den beiderseitigen
Heeren haben sich für Deutschland schon so oft nützlich erwiesen, daß die deutsche Presse
sie verständigerweise als ein moti ins tanZsi-s behandeln sollte. Wenn wir damit
nicht rechnen wollen -- wie kann man es von den Japanern verlangen!




Neues Leben.

Den immer stärker anschwellenden Strom philosophischer
Literaturerzeugnisse zu beherrschen, ist ja nicht möglich; aber wenigstens die
Richtung zu ermitteln, in der er sich bewegt, ist für den Publizisten Pflicht, und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

einen Kreuzer der russischen freiwilligen Flotte. Um den letzten Fall vorweg ab¬
zutun, von dem ein Berliner freisinniges Blatt behauptet, „daß er einen tiefen
Schatten auf unsre Beziehungen zu Rußland werfe," so ist es selbstverständlich, daß
die russische Regierung erst dann verantwortlich gemacht werden könnte, wenn sie
den Übergriff oder die Taktlosigkeit ihres Schiffskommandanten nicht desavouierte,
sondern die Beschlagnahme der deutschen Postsäcke aufrecht erhielte. Dann würde
allerdings auch nötig werden, unsre Postdampfer nach Japan durch ein Kriegsschiff
eskortieren zu lassen; denn es würde übel um den Nimbus der deutschen Postflagge
stehn, wenn wir uns solche Übergriffe gefallen ließen. Zugleich würden dann
aber die Mächte veranlaßt sein, sich näher mit dieser freiwilligen Flotte zu be¬
schäftigen, deren Schiffe die Dardanellen unter der Handelsflagge passieren, und
sobald sie die türkischen Forts hinter sich haben, die Kriegsflagge bisher und die
Funktionen von Kriegsschiffen in übergreifender Weise ausüben. Gerade der Um¬
stand, daß die Engländer während des südafrikanischen Krieges unsre Postdampfer
anhielten und die Post nach Südafrika wegnahmen, was allerdings dnrch wirkliche
englische Kriegsschiffe geschah, hat nicht wenig dazu beigetragen, die öffentliche
Meinung in Deutschland so stark gegen England einzunehmen. Und dabei bestand
insofern für England noch ein Schein von Berechtigung, als den Buren von Europa
aus, auch aus Deutschland, allerlei Lieferungen zugingen, was nach Japan wohl
nur in Gestalt von Medikamenten geschieht.

Wer Handel nach einem im Kriege begriffnen Lande treibt, wird das immer
auf eigne Gefahr tun, aber die mit dem amtlichen Siegel eines neutralen Staates
versehene Post sollte unverletzlich sein. Läßt sich das nicht durch internationale Ab¬
machungen erreichen, so wäre jeder Staat, der auf sein Ansehen hält, verpflichtet, für
den militärischen Schutz seiner Postflagge zu sorgen. In einem englisch-amerikanischen
Kriege z. B. würde die gesamte Korrespondenz von Deutschland nach Amerika eng¬
lischen Kreuzern preisgegeben sein, und das wäre doch ein unhaltbarer Zustand.
Hoffentlich ist die Angelegenheit schon erledigt, bis diese Zeilen im Druck erscheinen.
Sie zeugt aufs neue für die Notwendigkeit einer größern Anzahl von schnellgehenden,
gefechtsstarken Panzerkreuzern; innerhalb vier Jahren ist das der zweite solche Fall.

Mit den Raisonnements und spitzen Bemerkungen zu dem Telegramm Kaiser
Wilhelms an das Wyborgsche Infanterieregiment hat sich wieder einmal ein nicht
geringer Teil unsrer Presse blamiert. Nach dem Bekanntwerden der Abschiedsmeldung
des russischen Kommandeurs hat eine Anzahl Blätter das selbst zugegeben. Aber
auch wenn eine Abschiedsmeldung nicht vorgelegen hätte, würde der Kaiser durchaus
berechtigt gewesen sein, seinem ausziehenden Regiment gute Wünsche mit auf den
Weg zu geben, die selbstverständlich nur dem Waffenerfolge gelten konnten. Die
preußische und die russische Armee sowie die beiderseitigen Herrscherhäuser sind durch
eine nun bald hundertjährige Tradition miteinander verbunden, und auf diesem
Umstände beruht auch sehr die Festigkeit der deutsch-russischen Beziehungen, die
vorübergehend getrübt, aber nie völlig erschüttert werden konnten. Kaiser Alexander
der Zweite hat im Juni 1871 sein aus Frankreich heimkehrendes preußisches Garde-
Grenadierregiment der Kaiserin Augusta in Koblenz persönlich mit gezognen Degen
vorgeführt. Es geschah das zwar, als der Frieden schon geschlossen war, aber es war
immerhin eine starke Kundgebung gegen Frankreich, denn sie galt den Siegern. Damals
war man darüber in Deutschland sehr erfreut. Unsre Zeit vergißt sehr schnell. Die
starken persönlichen Beziehungen der beiden Herrscherhäuser zu den beiderseitigen
Heeren haben sich für Deutschland schon so oft nützlich erwiesen, daß die deutsche Presse
sie verständigerweise als ein moti ins tanZsi-s behandeln sollte. Wenn wir damit
nicht rechnen wollen — wie kann man es von den Japanern verlangen!




Neues Leben.

Den immer stärker anschwellenden Strom philosophischer
Literaturerzeugnisse zu beherrschen, ist ja nicht möglich; aber wenigstens die
Richtung zu ermitteln, in der er sich bewegt, ist für den Publizisten Pflicht, und


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[0182] Maßgebliches und Unmaßgebliches einen Kreuzer der russischen freiwilligen Flotte. Um den letzten Fall vorweg ab¬ zutun, von dem ein Berliner freisinniges Blatt behauptet, „daß er einen tiefen Schatten auf unsre Beziehungen zu Rußland werfe," so ist es selbstverständlich, daß die russische Regierung erst dann verantwortlich gemacht werden könnte, wenn sie den Übergriff oder die Taktlosigkeit ihres Schiffskommandanten nicht desavouierte, sondern die Beschlagnahme der deutschen Postsäcke aufrecht erhielte. Dann würde allerdings auch nötig werden, unsre Postdampfer nach Japan durch ein Kriegsschiff eskortieren zu lassen; denn es würde übel um den Nimbus der deutschen Postflagge stehn, wenn wir uns solche Übergriffe gefallen ließen. Zugleich würden dann aber die Mächte veranlaßt sein, sich näher mit dieser freiwilligen Flotte zu be¬ schäftigen, deren Schiffe die Dardanellen unter der Handelsflagge passieren, und sobald sie die türkischen Forts hinter sich haben, die Kriegsflagge bisher und die Funktionen von Kriegsschiffen in übergreifender Weise ausüben. Gerade der Um¬ stand, daß die Engländer während des südafrikanischen Krieges unsre Postdampfer anhielten und die Post nach Südafrika wegnahmen, was allerdings dnrch wirkliche englische Kriegsschiffe geschah, hat nicht wenig dazu beigetragen, die öffentliche Meinung in Deutschland so stark gegen England einzunehmen. Und dabei bestand insofern für England noch ein Schein von Berechtigung, als den Buren von Europa aus, auch aus Deutschland, allerlei Lieferungen zugingen, was nach Japan wohl nur in Gestalt von Medikamenten geschieht. Wer Handel nach einem im Kriege begriffnen Lande treibt, wird das immer auf eigne Gefahr tun, aber die mit dem amtlichen Siegel eines neutralen Staates versehene Post sollte unverletzlich sein. Läßt sich das nicht durch internationale Ab¬ machungen erreichen, so wäre jeder Staat, der auf sein Ansehen hält, verpflichtet, für den militärischen Schutz seiner Postflagge zu sorgen. In einem englisch-amerikanischen Kriege z. B. würde die gesamte Korrespondenz von Deutschland nach Amerika eng¬ lischen Kreuzern preisgegeben sein, und das wäre doch ein unhaltbarer Zustand. Hoffentlich ist die Angelegenheit schon erledigt, bis diese Zeilen im Druck erscheinen. Sie zeugt aufs neue für die Notwendigkeit einer größern Anzahl von schnellgehenden, gefechtsstarken Panzerkreuzern; innerhalb vier Jahren ist das der zweite solche Fall. Mit den Raisonnements und spitzen Bemerkungen zu dem Telegramm Kaiser Wilhelms an das Wyborgsche Infanterieregiment hat sich wieder einmal ein nicht geringer Teil unsrer Presse blamiert. Nach dem Bekanntwerden der Abschiedsmeldung des russischen Kommandeurs hat eine Anzahl Blätter das selbst zugegeben. Aber auch wenn eine Abschiedsmeldung nicht vorgelegen hätte, würde der Kaiser durchaus berechtigt gewesen sein, seinem ausziehenden Regiment gute Wünsche mit auf den Weg zu geben, die selbstverständlich nur dem Waffenerfolge gelten konnten. Die preußische und die russische Armee sowie die beiderseitigen Herrscherhäuser sind durch eine nun bald hundertjährige Tradition miteinander verbunden, und auf diesem Umstände beruht auch sehr die Festigkeit der deutsch-russischen Beziehungen, die vorübergehend getrübt, aber nie völlig erschüttert werden konnten. Kaiser Alexander der Zweite hat im Juni 1871 sein aus Frankreich heimkehrendes preußisches Garde- Grenadierregiment der Kaiserin Augusta in Koblenz persönlich mit gezognen Degen vorgeführt. Es geschah das zwar, als der Frieden schon geschlossen war, aber es war immerhin eine starke Kundgebung gegen Frankreich, denn sie galt den Siegern. Damals war man darüber in Deutschland sehr erfreut. Unsre Zeit vergißt sehr schnell. Die starken persönlichen Beziehungen der beiden Herrscherhäuser zu den beiderseitigen Heeren haben sich für Deutschland schon so oft nützlich erwiesen, daß die deutsche Presse sie verständigerweise als ein moti ins tanZsi-s behandeln sollte. Wenn wir damit nicht rechnen wollen — wie kann man es von den Japanern verlangen! Neues Leben. Den immer stärker anschwellenden Strom philosophischer Literaturerzeugnisse zu beherrschen, ist ja nicht möglich; aber wenigstens die Richtung zu ermitteln, in der er sich bewegt, ist für den Publizisten Pflicht, und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/182>, abgerufen am 28.04.2024.