Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung einen Getreidezoll (außer auf Mais) von zwei Schillingen für den Quarter, Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung H. Forst von lor dem Jahre 1866 hatte Preußen außer dem geheimen Staats¬ ") R. Hrym, Leben Max Dunckers, S. 422.
Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung einen Getreidezoll (außer auf Mais) von zwei Schillingen für den Quarter, Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung H. Forst von lor dem Jahre 1866 hatte Preußen außer dem geheimen Staats¬ ") R. Hrym, Leben Max Dunckers, S. 422.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294748"/> <fw type="header" place="top"> Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1417" prev="#ID_1416"> einen Getreidezoll (außer auf Mais) von zwei Schillingen für den Quarter,<lb/> einen entsprechenden Mehlzoll, einen fünfprozentigen Wertzoll auf Fleisch (ohne<lb/> Speck) und auf Molkereierzeugnisse eingeführt wissen. Auf alle diese Zölle, ferner<lb/> auf die Wein- und die Früchtezölle sollen die Kolonien einen Nachlaß oder völlige<lb/> Befreiung erhalten. Dagegen beabsichtigt er eine Ermäßigung des Teezolls auf<lb/> ein Viertel, des Zuckerzolls auf die Hälfte und des Kaffee- und Kakaozolls<lb/> vorzuschlagen, damit der Bevölkerung für eine etwa erfolgende, nach seiner An¬<lb/> sicht aber keineswegs unbedingt eintretende Verteuerung der Lebenshaltung ein<lb/> Ausgleich gegeben werde. Andrerseits will er die Erträge der Zölle für eine<lb/> soziale Arbeiterversicherung nach deutschem Muster verwandt sehen. Schließlich<lb/> soll ein Zoll auf Jndustrieerzeugnisse, abgestuft nach der in der Ware steckenden<lb/> Arbeitsleistung bis zu zehn Prozent vom Werte, den innern Markt besser sichern,<lb/> als das heute der Fall ist Schluß folgt) . </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung<lb/><note type="byline"> H. Forst</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1418" next="#ID_1419"> lor dem Jahre 1866 hatte Preußen außer dem geheimen Staats¬<lb/> archive zu Berlin Provinzialarchive zu Koblenz, Düsseldorf,<lb/> Münster in Westfalen, Magdeburg, Stettin, Königsberg in Preußen<lb/> und Breslau. Jedes davon wurde von einem Archivar ver-<lb/> ! waltet. Für dieses Amt war kein bestimmtes Fachstudium vorge¬<lb/> schrieben; die Regierung berief vielmehr nach Gutdünken Historiker oder Juristen.<lb/> So wurde im Jahre 1853 der bei der Zentraldirektion der Noriuiventa<lb/> HsrivWias als Hilfsarbeiter beschäftigte Roger Wilmans zum Archivar in<lb/> Münster, im Jahre 1855 der Privatdozent Wattenbach zum Archivar in<lb/> Breslau, im Jahre 1863 der Gerichtsassessor Eltester zum Archivar in Koblenz<lb/> ernannt. Der gemeinsame Vorgesetzte dieser Beamten war der Direktor der<lb/> Staatsarchive, der seinerseits unmittelbar unter dem Präsidenten des Staats¬<lb/> ministeriums stand. Außerdem führten die Oberpräsidenten der Provinzen die<lb/> Aufsicht über die Verwaltung der einzelnen Archive; sie vermittelten auch den<lb/> geschäftlichen Verkehr zwischen den Archiven und dem Direktorium. Den Posten<lb/> des Direktors bekleidete seit dem Jahre 1352 der Geheime Oberarchivrat<lb/> or. Karl Wilhelm von Lancizolle; er war vorher Professor in der juristischen<lb/> Fakultät zu Berlin gewesen. Über den Charakter seiner Verwaltung füllt der<lb/> Biograph seines Nachfolgers ein sehr ungünstiges Urteil*); dagegen haben<lb/> ältere Archivbeamte die Sorgfalt und die Sachkenntnis Lcmcizolles gerühmt.<lb/> Am 1. Juli 1867 trat er in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde der<lb/> Historiker und Politiker Max Duncker, bis dahin vortragender Rat des Kron¬<lb/> prinzen. Duncker arbeitete zunächst eine neue Instruktion für die Verwaltung</p><lb/> <note xml:id="FID_44" place="foot"> ") R. Hrym, Leben Max Dunckers, S. 422.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung
einen Getreidezoll (außer auf Mais) von zwei Schillingen für den Quarter,
einen entsprechenden Mehlzoll, einen fünfprozentigen Wertzoll auf Fleisch (ohne
Speck) und auf Molkereierzeugnisse eingeführt wissen. Auf alle diese Zölle, ferner
auf die Wein- und die Früchtezölle sollen die Kolonien einen Nachlaß oder völlige
Befreiung erhalten. Dagegen beabsichtigt er eine Ermäßigung des Teezolls auf
ein Viertel, des Zuckerzolls auf die Hälfte und des Kaffee- und Kakaozolls
vorzuschlagen, damit der Bevölkerung für eine etwa erfolgende, nach seiner An¬
sicht aber keineswegs unbedingt eintretende Verteuerung der Lebenshaltung ein
Ausgleich gegeben werde. Andrerseits will er die Erträge der Zölle für eine
soziale Arbeiterversicherung nach deutschem Muster verwandt sehen. Schließlich
soll ein Zoll auf Jndustrieerzeugnisse, abgestuft nach der in der Ware steckenden
Arbeitsleistung bis zu zehn Prozent vom Werte, den innern Markt besser sichern,
als das heute der Fall ist Schluß folgt) .
Erinnerungen aus der preußischen Archivverwaltung
H. Forst von
lor dem Jahre 1866 hatte Preußen außer dem geheimen Staats¬
archive zu Berlin Provinzialarchive zu Koblenz, Düsseldorf,
Münster in Westfalen, Magdeburg, Stettin, Königsberg in Preußen
und Breslau. Jedes davon wurde von einem Archivar ver-
! waltet. Für dieses Amt war kein bestimmtes Fachstudium vorge¬
schrieben; die Regierung berief vielmehr nach Gutdünken Historiker oder Juristen.
So wurde im Jahre 1853 der bei der Zentraldirektion der Noriuiventa
HsrivWias als Hilfsarbeiter beschäftigte Roger Wilmans zum Archivar in
Münster, im Jahre 1855 der Privatdozent Wattenbach zum Archivar in
Breslau, im Jahre 1863 der Gerichtsassessor Eltester zum Archivar in Koblenz
ernannt. Der gemeinsame Vorgesetzte dieser Beamten war der Direktor der
Staatsarchive, der seinerseits unmittelbar unter dem Präsidenten des Staats¬
ministeriums stand. Außerdem führten die Oberpräsidenten der Provinzen die
Aufsicht über die Verwaltung der einzelnen Archive; sie vermittelten auch den
geschäftlichen Verkehr zwischen den Archiven und dem Direktorium. Den Posten
des Direktors bekleidete seit dem Jahre 1352 der Geheime Oberarchivrat
or. Karl Wilhelm von Lancizolle; er war vorher Professor in der juristischen
Fakultät zu Berlin gewesen. Über den Charakter seiner Verwaltung füllt der
Biograph seines Nachfolgers ein sehr ungünstiges Urteil*); dagegen haben
ältere Archivbeamte die Sorgfalt und die Sachkenntnis Lcmcizolles gerühmt.
Am 1. Juli 1867 trat er in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde der
Historiker und Politiker Max Duncker, bis dahin vortragender Rat des Kron¬
prinzen. Duncker arbeitete zunächst eine neue Instruktion für die Verwaltung
") R. Hrym, Leben Max Dunckers, S. 422.
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