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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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vor sieben Jahrhunderten

Meinung, trotz dem Aufsichtsamt und trotz dem Versicherungsvertragsgesetz ihre
Pflicht zu tun und einen schirmenden und schützenden Zweig am Baume der
deutschen Volkswirtschaft auch fernerhin sorgsam zum Heile des Ganzen zu
L. Girth pflegen.




vor sieben Jahrhunderten

eit einiger Zeit liegt der vierte Band von Albert Haucks großer
Kirchengeschichte Deutschlands, der das Jahrhundert der Hohen-
staufen behandelt, vollständig vor. Wenn dieser Band der
juristischen Fakultät der Universität Freiburg zum Danke für
die dem Verfasser verliehene Ehrendoktorwürde gewidmet ist, wie
seinerzeit der erste Band der philosophischen Fakultät zu Leipzig aus demselben
Anlaß gewidmet war, so beweisen diese Tatsachen am besten, welche Bedeutung
dem Werke nicht nur in den Kreisen der Theologen zugeschrieben wird; wir
haben also nicht nötig, darauf hier noch besonders hinzuweisen. Aber das
Lessingsche Wort: "Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein"
gilt ja nicht nur von Schöpfungen der Poesie, sondern auch von solchen
Werken wissenschaftlicher Forschung, die wie Haucks Kirchengeschichte in -- man
darf wohl sagen -- künstlerischer Vollendung die Geschichte, die Mutter und
Lehrmeisterin unsers eignen Lebens, vor unser Auge stellen, und die darum
nicht nnr für einen engen Kreis wissenschaftlicher Forscher geschrieben sind.
Freilich erinnern die Anmerkungen und die Beilagen am Schlüsse des Bandes
den Leser auch bei diesem neuen Teile des großen Werkes immer wieder
daran, welche staunenswerte Kleinarbeit in und an dem gewaltigen Quellen¬
material die Voraussetzung für die Abfassung eines solchen Werkes ist; aber
die sich in schlichter Schönheit aufbauende Darstellung selbst, in der die
Stimme ruhigster Sachlichkeit überall mit feinem persönlichen Urteil zusammen¬
klingt, in der sich überall der unbestechlich scharfe Blick wie das groß denkende,
gerecht urteilende Herz verrät, bietet einen so reinen und bereichernden Genuß,
daß sich jeder wahrhaft Gebildete mit Freuden und zu bleibendem Gewinn in
Haucks Werk versenken wird. Um unsern Lesern dazu Lust zu machen, indem
wir ihnen eine bescheidne Vorstellung von dem Reichtum der in diesem neuen
Bande dargestellten Entwicklungsbilder geben, versuchen wir. was ja einen be¬
sondern Reiz hat. in einem Querschnitt die in einem bestimmten Zeitraum in
der Geschichte wirksamen Kräfte zu beobachten. Wir versetzen uns in das erste
Jahrzehnt des dreizehnten Jahrhunderts und tun einen Blick in das Leben
der deutschen Kirche vor sieben Jahrhunderten.

Man kann die Zeit, in der wir da stehn, eine Übergangszeit nennen.
Wenn wir aber mit diesem Namen leicht die Begriffe des Epigonenhaften,
Zerfahrnen, Umreisen verbinden, so trifft das für diese Zeit nicht zu: diese
Übergangszeit war doch eine große Zeit.

Noch immer bewegte Deutschland vor allem der gewaltige Kampf zwischen


vor sieben Jahrhunderten

Meinung, trotz dem Aufsichtsamt und trotz dem Versicherungsvertragsgesetz ihre
Pflicht zu tun und einen schirmenden und schützenden Zweig am Baume der
deutschen Volkswirtschaft auch fernerhin sorgsam zum Heile des Ganzen zu
L. Girth pflegen.




vor sieben Jahrhunderten

eit einiger Zeit liegt der vierte Band von Albert Haucks großer
Kirchengeschichte Deutschlands, der das Jahrhundert der Hohen-
staufen behandelt, vollständig vor. Wenn dieser Band der
juristischen Fakultät der Universität Freiburg zum Danke für
die dem Verfasser verliehene Ehrendoktorwürde gewidmet ist, wie
seinerzeit der erste Band der philosophischen Fakultät zu Leipzig aus demselben
Anlaß gewidmet war, so beweisen diese Tatsachen am besten, welche Bedeutung
dem Werke nicht nur in den Kreisen der Theologen zugeschrieben wird; wir
haben also nicht nötig, darauf hier noch besonders hinzuweisen. Aber das
Lessingsche Wort: „Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein"
gilt ja nicht nur von Schöpfungen der Poesie, sondern auch von solchen
Werken wissenschaftlicher Forschung, die wie Haucks Kirchengeschichte in — man
darf wohl sagen — künstlerischer Vollendung die Geschichte, die Mutter und
Lehrmeisterin unsers eignen Lebens, vor unser Auge stellen, und die darum
nicht nnr für einen engen Kreis wissenschaftlicher Forscher geschrieben sind.
Freilich erinnern die Anmerkungen und die Beilagen am Schlüsse des Bandes
den Leser auch bei diesem neuen Teile des großen Werkes immer wieder
daran, welche staunenswerte Kleinarbeit in und an dem gewaltigen Quellen¬
material die Voraussetzung für die Abfassung eines solchen Werkes ist; aber
die sich in schlichter Schönheit aufbauende Darstellung selbst, in der die
Stimme ruhigster Sachlichkeit überall mit feinem persönlichen Urteil zusammen¬
klingt, in der sich überall der unbestechlich scharfe Blick wie das groß denkende,
gerecht urteilende Herz verrät, bietet einen so reinen und bereichernden Genuß,
daß sich jeder wahrhaft Gebildete mit Freuden und zu bleibendem Gewinn in
Haucks Werk versenken wird. Um unsern Lesern dazu Lust zu machen, indem
wir ihnen eine bescheidne Vorstellung von dem Reichtum der in diesem neuen
Bande dargestellten Entwicklungsbilder geben, versuchen wir. was ja einen be¬
sondern Reiz hat. in einem Querschnitt die in einem bestimmten Zeitraum in
der Geschichte wirksamen Kräfte zu beobachten. Wir versetzen uns in das erste
Jahrzehnt des dreizehnten Jahrhunderts und tun einen Blick in das Leben
der deutschen Kirche vor sieben Jahrhunderten.

Man kann die Zeit, in der wir da stehn, eine Übergangszeit nennen.
Wenn wir aber mit diesem Namen leicht die Begriffe des Epigonenhaften,
Zerfahrnen, Umreisen verbinden, so trifft das für diese Zeit nicht zu: diese
Übergangszeit war doch eine große Zeit.

Noch immer bewegte Deutschland vor allem der gewaltige Kampf zwischen


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[0705] vor sieben Jahrhunderten Meinung, trotz dem Aufsichtsamt und trotz dem Versicherungsvertragsgesetz ihre Pflicht zu tun und einen schirmenden und schützenden Zweig am Baume der deutschen Volkswirtschaft auch fernerhin sorgsam zum Heile des Ganzen zu L. Girth pflegen. vor sieben Jahrhunderten eit einiger Zeit liegt der vierte Band von Albert Haucks großer Kirchengeschichte Deutschlands, der das Jahrhundert der Hohen- staufen behandelt, vollständig vor. Wenn dieser Band der juristischen Fakultät der Universität Freiburg zum Danke für die dem Verfasser verliehene Ehrendoktorwürde gewidmet ist, wie seinerzeit der erste Band der philosophischen Fakultät zu Leipzig aus demselben Anlaß gewidmet war, so beweisen diese Tatsachen am besten, welche Bedeutung dem Werke nicht nur in den Kreisen der Theologen zugeschrieben wird; wir haben also nicht nötig, darauf hier noch besonders hinzuweisen. Aber das Lessingsche Wort: „Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein" gilt ja nicht nur von Schöpfungen der Poesie, sondern auch von solchen Werken wissenschaftlicher Forschung, die wie Haucks Kirchengeschichte in — man darf wohl sagen — künstlerischer Vollendung die Geschichte, die Mutter und Lehrmeisterin unsers eignen Lebens, vor unser Auge stellen, und die darum nicht nnr für einen engen Kreis wissenschaftlicher Forscher geschrieben sind. Freilich erinnern die Anmerkungen und die Beilagen am Schlüsse des Bandes den Leser auch bei diesem neuen Teile des großen Werkes immer wieder daran, welche staunenswerte Kleinarbeit in und an dem gewaltigen Quellen¬ material die Voraussetzung für die Abfassung eines solchen Werkes ist; aber die sich in schlichter Schönheit aufbauende Darstellung selbst, in der die Stimme ruhigster Sachlichkeit überall mit feinem persönlichen Urteil zusammen¬ klingt, in der sich überall der unbestechlich scharfe Blick wie das groß denkende, gerecht urteilende Herz verrät, bietet einen so reinen und bereichernden Genuß, daß sich jeder wahrhaft Gebildete mit Freuden und zu bleibendem Gewinn in Haucks Werk versenken wird. Um unsern Lesern dazu Lust zu machen, indem wir ihnen eine bescheidne Vorstellung von dem Reichtum der in diesem neuen Bande dargestellten Entwicklungsbilder geben, versuchen wir. was ja einen be¬ sondern Reiz hat. in einem Querschnitt die in einem bestimmten Zeitraum in der Geschichte wirksamen Kräfte zu beobachten. Wir versetzen uns in das erste Jahrzehnt des dreizehnten Jahrhunderts und tun einen Blick in das Leben der deutschen Kirche vor sieben Jahrhunderten. Man kann die Zeit, in der wir da stehn, eine Übergangszeit nennen. Wenn wir aber mit diesem Namen leicht die Begriffe des Epigonenhaften, Zerfahrnen, Umreisen verbinden, so trifft das für diese Zeit nicht zu: diese Übergangszeit war doch eine große Zeit. Noch immer bewegte Deutschland vor allem der gewaltige Kampf zwischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/705>, abgerufen am 28.04.2024.