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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

David Hansemcnin.

In den Nummern 7 und 8 der Grenzboten hat
A. Robolski einen vom 19. Januar 1849 datierten "Brief aus trüber Zeit" mit¬
geteilt, worin ein deutscher Gutsbesitzer aus Posen über seine Erlebnisse während
der polnischen Insurrektion von 1848 berichtet. Auf Seite 459 findet sich nun
ein heftiger, von derben Schmähungen begleiteter Ausfall gegen David Hansemann,
den der Briefschreiber im Frühling 1848 in Berlin als Finanzminister getroffen
hatte. Wir haben den Satz ebenso wie den ganzen Brief als Stimmungs¬
bild aus der Revolutionszeit wortgetreu wiedergegeben, ohne die der augenblick¬
lichen Erregung des Briefschreibers entstammenden Urteile zu berichtigen, weil
wir annahmen, daß jeder Leser in ihm nur einen neuen Beweis dafür sehen
würde, bis zu welchem Grade die leidenschaftliche Erhitzung der Zeit das Urteil
auch vernünftiger Männer beeinflussen konnte. Da wir aber darauf aufmerksam
gemacht werden, daß das Fehlen jeder redaktionellen Bemerkung zu dem schmähenden
Urteil doch der Mißdeutung ausgesetzt sein kann, als hätten wir gegen den Inhalt
des Satzes nichts einzuwenden, so möchten wir an dieser Stelle noch ausdrücklich
erklären, daß Hansemann nicht nur ein treuer Patriot und lauterer Charakter ge¬
wesen ist, sondern sich gerade als Finanzminister im Jahre 1848 trotz allen An¬
feindungen von demokratischer und reaktionärer Seite bleibende Verdienste um den
Staat erworben hat. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf die 1901 er¬
schienene Biographie Hansemanns von Alexander Bergengrün, die die Bedeu¬
tung des hervorragenden Mannes zum erstenmal in das rechte Licht gerückt hat.


Vrba.

Der Tscheche mit dem unaussprechlichen Namen kämpft im Namen
des Christentums gegen den Anspruch der herrschenden Kulturvölker, daß sich ihnen
die kleinen Nationalitäten unterordnen oder wohl gar auf ihr Sonderdasein ver¬
zichten sollen, und weist dem österreichischen Staate die providentielle Bestimmung
zu, den kleinen Völkern des südöstlichen Europas diese ihre Sonderexistenz zu wahren.
Bei der Besprechung einer Schrift des Mannes, der offenbar ein sehr achtungs¬
werter Charakter ist, im letzten Hefte des Jahrgangs 1898 der Grenzboten haben
wir geäußert, daß wir die Betrübnis und den Ingrimm der Patrioten solcher
Völker verstehn, daß aber der Unterschied zwischen großen und kleinen, höher und
minder begabten, fortgeschrittnen und zurückgebliebnen, herrschenden und abhängigen
Nationen eine Tatsache ist, die man weder durch Raisonnement noch durch das
Christentum aus der Welt schaffen kann, und wir haben bei der Gelegenheit ge¬
zeigt, daß sich gerade den Tschechen sehr gute Aussichten eröffnen, weil in der Lage,
die seit 1866 eingetreten ist, die Auflösung Österreichs in einen Bund kleiner
Staaten für die Deutschen das beste sein und damit auch das Ideal der Tschechen,
die Wiederherstellung der Wenzelskrone, verwirklicht werden würde. Die Deutschen
der Alpenländer wären dann unter sich und Herren in ihrem Hause; die Deutschen
der Sudeteuländer blieben zwar in einer Übeln Lage, die jedoch nicht schlimmer
werden könnte, als sie jetzt ist, aber alle Deutschen wären der Notwendigkeit über¬
hoben, die Mißwirtschaft der polnischen Schlachtschitzen und der magyarischen Magnaten
aus ihrer Tasche zu bezahlen und sich noch obendrein in ihrer Gesamtheit von den
interessanten Nationalitäten majorisieren zu lassen. Vrba hat seiner ersten Schrift
(Die Palackyfeier und ihre Widersacher) zwei weitere folgen lassen, die dasselbe
Thema breittreten: "Der Nationalitäten- und Verfassungskonflikt in
Österreich," 1999, und "Österreichs Bedränger; die Los-von-Rom-Bewegung;
Studien über politische, religiöse und soziale Zustände der Gegenwart," 1993.
(Beide im Selbstverlage des Verfassers Rudolf Vrba in Prag erschienen, die erste
in Kommission der Cyrillv - Mcthodschen Buchhandlung, G. Fränkl, die zweite in
Kommission der Buchhandlung Fr. Rivnac.) Auch diese beiden Bücher sind ein
wüstes Gemengsel von Zeitungsartikel", Reden, Zitaten ans Büchern und Statistiker,
aber eben wegen der großen Stoffmasse, die der sehr fleißige Verfasser zusammen¬
getragen hat, eine wertvolle Vorarbeit für Historiker. Ja man könnte das zuletzt


Maßgebliches und Unmaßgebliches

David Hansemcnin.

In den Nummern 7 und 8 der Grenzboten hat
A. Robolski einen vom 19. Januar 1849 datierten „Brief aus trüber Zeit" mit¬
geteilt, worin ein deutscher Gutsbesitzer aus Posen über seine Erlebnisse während
der polnischen Insurrektion von 1848 berichtet. Auf Seite 459 findet sich nun
ein heftiger, von derben Schmähungen begleiteter Ausfall gegen David Hansemann,
den der Briefschreiber im Frühling 1848 in Berlin als Finanzminister getroffen
hatte. Wir haben den Satz ebenso wie den ganzen Brief als Stimmungs¬
bild aus der Revolutionszeit wortgetreu wiedergegeben, ohne die der augenblick¬
lichen Erregung des Briefschreibers entstammenden Urteile zu berichtigen, weil
wir annahmen, daß jeder Leser in ihm nur einen neuen Beweis dafür sehen
würde, bis zu welchem Grade die leidenschaftliche Erhitzung der Zeit das Urteil
auch vernünftiger Männer beeinflussen konnte. Da wir aber darauf aufmerksam
gemacht werden, daß das Fehlen jeder redaktionellen Bemerkung zu dem schmähenden
Urteil doch der Mißdeutung ausgesetzt sein kann, als hätten wir gegen den Inhalt
des Satzes nichts einzuwenden, so möchten wir an dieser Stelle noch ausdrücklich
erklären, daß Hansemann nicht nur ein treuer Patriot und lauterer Charakter ge¬
wesen ist, sondern sich gerade als Finanzminister im Jahre 1848 trotz allen An¬
feindungen von demokratischer und reaktionärer Seite bleibende Verdienste um den
Staat erworben hat. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf die 1901 er¬
schienene Biographie Hansemanns von Alexander Bergengrün, die die Bedeu¬
tung des hervorragenden Mannes zum erstenmal in das rechte Licht gerückt hat.


Vrba.

Der Tscheche mit dem unaussprechlichen Namen kämpft im Namen
des Christentums gegen den Anspruch der herrschenden Kulturvölker, daß sich ihnen
die kleinen Nationalitäten unterordnen oder wohl gar auf ihr Sonderdasein ver¬
zichten sollen, und weist dem österreichischen Staate die providentielle Bestimmung
zu, den kleinen Völkern des südöstlichen Europas diese ihre Sonderexistenz zu wahren.
Bei der Besprechung einer Schrift des Mannes, der offenbar ein sehr achtungs¬
werter Charakter ist, im letzten Hefte des Jahrgangs 1898 der Grenzboten haben
wir geäußert, daß wir die Betrübnis und den Ingrimm der Patrioten solcher
Völker verstehn, daß aber der Unterschied zwischen großen und kleinen, höher und
minder begabten, fortgeschrittnen und zurückgebliebnen, herrschenden und abhängigen
Nationen eine Tatsache ist, die man weder durch Raisonnement noch durch das
Christentum aus der Welt schaffen kann, und wir haben bei der Gelegenheit ge¬
zeigt, daß sich gerade den Tschechen sehr gute Aussichten eröffnen, weil in der Lage,
die seit 1866 eingetreten ist, die Auflösung Österreichs in einen Bund kleiner
Staaten für die Deutschen das beste sein und damit auch das Ideal der Tschechen,
die Wiederherstellung der Wenzelskrone, verwirklicht werden würde. Die Deutschen
der Alpenländer wären dann unter sich und Herren in ihrem Hause; die Deutschen
der Sudeteuländer blieben zwar in einer Übeln Lage, die jedoch nicht schlimmer
werden könnte, als sie jetzt ist, aber alle Deutschen wären der Notwendigkeit über¬
hoben, die Mißwirtschaft der polnischen Schlachtschitzen und der magyarischen Magnaten
aus ihrer Tasche zu bezahlen und sich noch obendrein in ihrer Gesamtheit von den
interessanten Nationalitäten majorisieren zu lassen. Vrba hat seiner ersten Schrift
(Die Palackyfeier und ihre Widersacher) zwei weitere folgen lassen, die dasselbe
Thema breittreten: „Der Nationalitäten- und Verfassungskonflikt in
Österreich," 1999, und „Österreichs Bedränger; die Los-von-Rom-Bewegung;
Studien über politische, religiöse und soziale Zustände der Gegenwart," 1993.
(Beide im Selbstverlage des Verfassers Rudolf Vrba in Prag erschienen, die erste
in Kommission der Cyrillv - Mcthodschen Buchhandlung, G. Fränkl, die zweite in
Kommission der Buchhandlung Fr. Rivnac.) Auch diese beiden Bücher sind ein
wüstes Gemengsel von Zeitungsartikel», Reden, Zitaten ans Büchern und Statistiker,
aber eben wegen der großen Stoffmasse, die der sehr fleißige Verfasser zusammen¬
getragen hat, eine wertvolle Vorarbeit für Historiker. Ja man könnte das zuletzt


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[0400] Maßgebliches und Unmaßgebliches David Hansemcnin. In den Nummern 7 und 8 der Grenzboten hat A. Robolski einen vom 19. Januar 1849 datierten „Brief aus trüber Zeit" mit¬ geteilt, worin ein deutscher Gutsbesitzer aus Posen über seine Erlebnisse während der polnischen Insurrektion von 1848 berichtet. Auf Seite 459 findet sich nun ein heftiger, von derben Schmähungen begleiteter Ausfall gegen David Hansemann, den der Briefschreiber im Frühling 1848 in Berlin als Finanzminister getroffen hatte. Wir haben den Satz ebenso wie den ganzen Brief als Stimmungs¬ bild aus der Revolutionszeit wortgetreu wiedergegeben, ohne die der augenblick¬ lichen Erregung des Briefschreibers entstammenden Urteile zu berichtigen, weil wir annahmen, daß jeder Leser in ihm nur einen neuen Beweis dafür sehen würde, bis zu welchem Grade die leidenschaftliche Erhitzung der Zeit das Urteil auch vernünftiger Männer beeinflussen konnte. Da wir aber darauf aufmerksam gemacht werden, daß das Fehlen jeder redaktionellen Bemerkung zu dem schmähenden Urteil doch der Mißdeutung ausgesetzt sein kann, als hätten wir gegen den Inhalt des Satzes nichts einzuwenden, so möchten wir an dieser Stelle noch ausdrücklich erklären, daß Hansemann nicht nur ein treuer Patriot und lauterer Charakter ge¬ wesen ist, sondern sich gerade als Finanzminister im Jahre 1848 trotz allen An¬ feindungen von demokratischer und reaktionärer Seite bleibende Verdienste um den Staat erworben hat. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf die 1901 er¬ schienene Biographie Hansemanns von Alexander Bergengrün, die die Bedeu¬ tung des hervorragenden Mannes zum erstenmal in das rechte Licht gerückt hat. Vrba. Der Tscheche mit dem unaussprechlichen Namen kämpft im Namen des Christentums gegen den Anspruch der herrschenden Kulturvölker, daß sich ihnen die kleinen Nationalitäten unterordnen oder wohl gar auf ihr Sonderdasein ver¬ zichten sollen, und weist dem österreichischen Staate die providentielle Bestimmung zu, den kleinen Völkern des südöstlichen Europas diese ihre Sonderexistenz zu wahren. Bei der Besprechung einer Schrift des Mannes, der offenbar ein sehr achtungs¬ werter Charakter ist, im letzten Hefte des Jahrgangs 1898 der Grenzboten haben wir geäußert, daß wir die Betrübnis und den Ingrimm der Patrioten solcher Völker verstehn, daß aber der Unterschied zwischen großen und kleinen, höher und minder begabten, fortgeschrittnen und zurückgebliebnen, herrschenden und abhängigen Nationen eine Tatsache ist, die man weder durch Raisonnement noch durch das Christentum aus der Welt schaffen kann, und wir haben bei der Gelegenheit ge¬ zeigt, daß sich gerade den Tschechen sehr gute Aussichten eröffnen, weil in der Lage, die seit 1866 eingetreten ist, die Auflösung Österreichs in einen Bund kleiner Staaten für die Deutschen das beste sein und damit auch das Ideal der Tschechen, die Wiederherstellung der Wenzelskrone, verwirklicht werden würde. Die Deutschen der Alpenländer wären dann unter sich und Herren in ihrem Hause; die Deutschen der Sudeteuländer blieben zwar in einer Übeln Lage, die jedoch nicht schlimmer werden könnte, als sie jetzt ist, aber alle Deutschen wären der Notwendigkeit über¬ hoben, die Mißwirtschaft der polnischen Schlachtschitzen und der magyarischen Magnaten aus ihrer Tasche zu bezahlen und sich noch obendrein in ihrer Gesamtheit von den interessanten Nationalitäten majorisieren zu lassen. Vrba hat seiner ersten Schrift (Die Palackyfeier und ihre Widersacher) zwei weitere folgen lassen, die dasselbe Thema breittreten: „Der Nationalitäten- und Verfassungskonflikt in Österreich," 1999, und „Österreichs Bedränger; die Los-von-Rom-Bewegung; Studien über politische, religiöse und soziale Zustände der Gegenwart," 1993. (Beide im Selbstverlage des Verfassers Rudolf Vrba in Prag erschienen, die erste in Kommission der Cyrillv - Mcthodschen Buchhandlung, G. Fränkl, die zweite in Kommission der Buchhandlung Fr. Rivnac.) Auch diese beiden Bücher sind ein wüstes Gemengsel von Zeitungsartikel», Reden, Zitaten ans Büchern und Statistiker, aber eben wegen der großen Stoffmasse, die der sehr fleißige Verfasser zusammen¬ getragen hat, eine wertvolle Vorarbeit für Historiker. Ja man könnte das zuletzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/400>, abgerufen am 07.05.2024.