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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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^artmann über das Leben

Flammen, in Schlesien war es zu einer großen Schlacht gekommen, wobei
Veuedek durch den Arm geschossen worden, das Requisitionskommando vom 18.
war bei Hirschfelde von den Österreichern überfallen und zusammeugehnuen
wordeu, und dergleichen mehr. Denn in diesen Tagen waren wir auf das
angewiesen, was Reisende, Bauern, Botenweiber u. a. in. berichteten.

Bisher war Zittau noch von keiner Seite her besetzt worden, von beiden
Seiten waren nnr Rekognosziernngspatrouillen und von preußischer Seite
auch Nequisitionskommandos dahin vorgeschoben worden; noch lag es zwischen
den beiden Heeren. Der nächste Tag schon machte diesem Hangen und Bangen
ein Ende; was im blinden Glauben an die österreichische Heeresmacht niemand
erwartet hatte, geschah: der preußische Vormarsch nach Böhmen begann.




Hartmann über das Leben
i

duard von Hartmann hat mit seinein letzten großen Werke: Das
Problem des Lebens, biologische Studien (Hermann Haacke,
Bad Scichsa im Harz, 1906) der Wissenschaft und dem Leben
einen großen Dienst geleistet. Das Buch orientiert vollständig
über die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Biologie,
Zeigt, was wir wirklich von den Lcbensvorgüngen wissen, was wir in Zukunft
noch zu erfahren hoffen dürfen, und was wir niemals erfahren werden, und
bietet eine befriedigende Hypothese dar zur Verknüpfung der erforschbaren Er¬
scheinungen mit ihrem unerkennbaren Grunde. Hartmann steht auch in diesem
Werke auf der Höhe universeller naturwissenschaftlicher Fachkenutuis und offen¬
bart einen solchen Scharfsinn, eine solche Klarheit des Blicks, verbindet in so
hohem Grade die erstaunlichste Abstraktionskraft mit dem gesundesten Menschen¬
verstande und Wirklichkeitssiune, daß man sich versucht fühlt, das Mageuübel
zu verwünschen, das dieses außerordentliche Gehirn vorzeitig außer Tätigkeit
gesetzt hat. Wir versuchen zunächst den ersten, historischen Teil zu skizziere"
und verfahren dabei der Hauptsache nach chronologisch, während der Verfasser
den Stoff in die drei Abschnitte teilt: die Abstammungslehre seit Darwin,
Mechanismus und Vitnlismus in der modernen Biologie, die qualitative Energetik
'u der modernen Biologie. Selbstverständlich können wir von den zahlreichen
Naturforschern, die Hartmann sprechen läßt, nur die wichtigsten anführen. Um
Raum zu sparen und Umständlichkeit zu meiden, ziehen wir in den Zitaten zu¬
sammen, ohne das bemerkbar zu machen, und unterscheiden nicht, was Hartmann
uus andern Autoren mit deren Worten anführt von dem, was er mit seinen
eignen Worten berichtet.


^artmann über das Leben

Flammen, in Schlesien war es zu einer großen Schlacht gekommen, wobei
Veuedek durch den Arm geschossen worden, das Requisitionskommando vom 18.
war bei Hirschfelde von den Österreichern überfallen und zusammeugehnuen
wordeu, und dergleichen mehr. Denn in diesen Tagen waren wir auf das
angewiesen, was Reisende, Bauern, Botenweiber u. a. in. berichteten.

Bisher war Zittau noch von keiner Seite her besetzt worden, von beiden
Seiten waren nnr Rekognosziernngspatrouillen und von preußischer Seite
auch Nequisitionskommandos dahin vorgeschoben worden; noch lag es zwischen
den beiden Heeren. Der nächste Tag schon machte diesem Hangen und Bangen
ein Ende; was im blinden Glauben an die österreichische Heeresmacht niemand
erwartet hatte, geschah: der preußische Vormarsch nach Böhmen begann.




Hartmann über das Leben
i

duard von Hartmann hat mit seinein letzten großen Werke: Das
Problem des Lebens, biologische Studien (Hermann Haacke,
Bad Scichsa im Harz, 1906) der Wissenschaft und dem Leben
einen großen Dienst geleistet. Das Buch orientiert vollständig
über die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Biologie,
Zeigt, was wir wirklich von den Lcbensvorgüngen wissen, was wir in Zukunft
noch zu erfahren hoffen dürfen, und was wir niemals erfahren werden, und
bietet eine befriedigende Hypothese dar zur Verknüpfung der erforschbaren Er¬
scheinungen mit ihrem unerkennbaren Grunde. Hartmann steht auch in diesem
Werke auf der Höhe universeller naturwissenschaftlicher Fachkenutuis und offen¬
bart einen solchen Scharfsinn, eine solche Klarheit des Blicks, verbindet in so
hohem Grade die erstaunlichste Abstraktionskraft mit dem gesundesten Menschen¬
verstande und Wirklichkeitssiune, daß man sich versucht fühlt, das Mageuübel
zu verwünschen, das dieses außerordentliche Gehirn vorzeitig außer Tätigkeit
gesetzt hat. Wir versuchen zunächst den ersten, historischen Teil zu skizziere»
und verfahren dabei der Hauptsache nach chronologisch, während der Verfasser
den Stoff in die drei Abschnitte teilt: die Abstammungslehre seit Darwin,
Mechanismus und Vitnlismus in der modernen Biologie, die qualitative Energetik
'u der modernen Biologie. Selbstverständlich können wir von den zahlreichen
Naturforschern, die Hartmann sprechen läßt, nur die wichtigsten anführen. Um
Raum zu sparen und Umständlichkeit zu meiden, ziehen wir in den Zitaten zu¬
sammen, ohne das bemerkbar zu machen, und unterscheiden nicht, was Hartmann
uus andern Autoren mit deren Worten anführt von dem, was er mit seinen
eignen Worten berichtet.


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[0369] ^artmann über das Leben Flammen, in Schlesien war es zu einer großen Schlacht gekommen, wobei Veuedek durch den Arm geschossen worden, das Requisitionskommando vom 18. war bei Hirschfelde von den Österreichern überfallen und zusammeugehnuen wordeu, und dergleichen mehr. Denn in diesen Tagen waren wir auf das angewiesen, was Reisende, Bauern, Botenweiber u. a. in. berichteten. Bisher war Zittau noch von keiner Seite her besetzt worden, von beiden Seiten waren nnr Rekognosziernngspatrouillen und von preußischer Seite auch Nequisitionskommandos dahin vorgeschoben worden; noch lag es zwischen den beiden Heeren. Der nächste Tag schon machte diesem Hangen und Bangen ein Ende; was im blinden Glauben an die österreichische Heeresmacht niemand erwartet hatte, geschah: der preußische Vormarsch nach Böhmen begann. Hartmann über das Leben i duard von Hartmann hat mit seinein letzten großen Werke: Das Problem des Lebens, biologische Studien (Hermann Haacke, Bad Scichsa im Harz, 1906) der Wissenschaft und dem Leben einen großen Dienst geleistet. Das Buch orientiert vollständig über die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Biologie, Zeigt, was wir wirklich von den Lcbensvorgüngen wissen, was wir in Zukunft noch zu erfahren hoffen dürfen, und was wir niemals erfahren werden, und bietet eine befriedigende Hypothese dar zur Verknüpfung der erforschbaren Er¬ scheinungen mit ihrem unerkennbaren Grunde. Hartmann steht auch in diesem Werke auf der Höhe universeller naturwissenschaftlicher Fachkenutuis und offen¬ bart einen solchen Scharfsinn, eine solche Klarheit des Blicks, verbindet in so hohem Grade die erstaunlichste Abstraktionskraft mit dem gesundesten Menschen¬ verstande und Wirklichkeitssiune, daß man sich versucht fühlt, das Mageuübel zu verwünschen, das dieses außerordentliche Gehirn vorzeitig außer Tätigkeit gesetzt hat. Wir versuchen zunächst den ersten, historischen Teil zu skizziere» und verfahren dabei der Hauptsache nach chronologisch, während der Verfasser den Stoff in die drei Abschnitte teilt: die Abstammungslehre seit Darwin, Mechanismus und Vitnlismus in der modernen Biologie, die qualitative Energetik 'u der modernen Biologie. Selbstverständlich können wir von den zahlreichen Naturforschern, die Hartmann sprechen läßt, nur die wichtigsten anführen. Um Raum zu sparen und Umständlichkeit zu meiden, ziehen wir in den Zitaten zu¬ sammen, ohne das bemerkbar zu machen, und unterscheiden nicht, was Hartmann uus andern Autoren mit deren Worten anführt von dem, was er mit seinen eignen Worten berichtet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/369>, abgerufen am 29.04.2024.