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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

im Kampfe gegen die Sozialdemokratie an die Beseitigung des allgemeinen Wahl¬
rechts und sogar vermittels eines Staatsstreiches eventuell an ein gewaltsames
Vorgehn gedacht, so geht es nicht wohl an, einen Mann wie H. Delbrück mit ein paar
geringschätzigen Worten abzutun, wie manche Blätter versuchen. Die Sache klingt
aber so ungeheuerlich, daß man annehmen möchte, sein Gewährsmann habe falsch
gehört oder irgendeine Äußerung Fürst Bismarcks anders aufgefaßt, als sie gemeint
war. Daß dieser gegen die Sozialdemokratie sehr weit gehn wollte, gerade kurz
vor seiner Entlassung, und daß der Kaiser solchen Absichten widerstanden hat,
dafür bürgen uus authentische Worte des Fürsten, die wir aber vorläufig lieber
sür uns behalten wollen.

Ein nach verschiednen Richtungen hin höchst erfreuliches Ereignis dieser Woche
ist die Anwesenheit des Kaiserpaares in München. Je wichtiger für den Bestand
des Reichs das feste Vertrauensverhältnis zwischen seinen Fürstenhäusern ist. desto
wehr ist ein solches Zusammentreffen zwischen Hohenzollern und Wittelsbachern zu
begrüßen, und je peinlicher es zuweilen empfunden werden kann, daß sich das bayrische
Selbstbewußtsein gern hinter den blauweißen Grenzpfählen absperrt nud sich in einer
Sonderstellung gefällt, desto angenehmer berührt es, daß jetzt auf bayrischen Boden
im Beisein des Kaisers ein Museum begründet wird, das nicht bayrisch sein will,
sondern schlechtweg deutsch



Magyaren und Kroaten.

Ungarn und Kroaten sind grimmige Feinde
seit langem, aber Herzbrüdcr seit kurzem -- voraussichtlich bis auf recht baldigen
Widerruf, zwei gänzlich verschiedne Völker der Abstammung und der Sprache nach, aber
außerordentlich ähnlich im Wesen und in ihren Anschauungen. Wer sie genauer kennt,
findet bald die gleiche Charaktereigentümlichkeit bei beiden heraus: daß nämlich der
°me den andern haßt, und zwar mit dem wilden Haß der unlösbar aneinander
Geketteten, aber auseinander Strebenden. Das ist leicht erklärlich, denn Verwandten-
"bneignng ist die stärkste von allen. Freilich in Ungarn wollte man das nie ein-
gestehn. Mit Geringschätzung sprach man seit einem Menschenalter von den wenigen
und blutarmen Kroaten; stolz und natürlich auch ungerecht, im Bewußtsein dessen,
daß die Hegemonie in der Gesamtmonarchic von den Ungarn ausgeübt wurde,
daß also die Kroaten gewissermaßen im Abhängigkeitsverhältnis zu Ungarn standen.
Die verzweiflungsvollen Anstrengungen der Kroaten, ihre politische und wirtschaft¬
liche Lage zu verbessern, begegneten bei den bisherigen Machthabern in Budapest
der schroffsten Abweisung, und ihr unaufhörliches Klagen, daß sie schlecht behandelt
würden, entbehrte keineswegs der Berechtigung. .

Zu der Agrnmer Paschawirtschaft -- der frühere Baums von Kroatien. Graf
Khuen-Hederväry. regierte ganz absolutistisch, "magyarouisch" nannten es die
Kroaten -- gesellte sich noch eines: das arme, schwach bevölkerte und zurück¬
gebliebne Land war mich in wirtschaftlicher Beziehung gelähmt, und dies durch
ungarische Einrichtungen, namentlich durch das Verzehrungssteuergesetz von 1899.
Vordem wurden diese Abgaben vom Erzeuger der Ware erlegt, nun aber vom
Verzehrer. Kroatien ist aber ein Land ohne nennenswertes Großgewerbe und
wurde dadurch schwer geschädigt; das kroatische Geld wanderte nach Ungarn, das
°h"ehin bescheidne kroatische Budget geriet in Unordnung, man kam endlich so weit,
es in Agram an allem fehlte. Das erzeugte, wie sich denken läßt Unzufrieden¬
heit in hohen. Maße, die beim Volk, das sich ja das Warum und Weil nicht so
zergliedern kann wie der Unterrichteter", noch gesteigert wird durch das nieder¬
drückende Gefühl verletzten Nationalstolzes. Daß die Eisenbahnen in Kroatien - die
wütigsten Linien sind Eigentum der ungarischen Staatsbahn - das Ungar, che
sur Amts- und Geschäftssprache gemacht hatten, daß der Beamte in der kleinsten


Grenzboten IV 1906
Maßgebliches und Unmaßgebliches

im Kampfe gegen die Sozialdemokratie an die Beseitigung des allgemeinen Wahl¬
rechts und sogar vermittels eines Staatsstreiches eventuell an ein gewaltsames
Vorgehn gedacht, so geht es nicht wohl an, einen Mann wie H. Delbrück mit ein paar
geringschätzigen Worten abzutun, wie manche Blätter versuchen. Die Sache klingt
aber so ungeheuerlich, daß man annehmen möchte, sein Gewährsmann habe falsch
gehört oder irgendeine Äußerung Fürst Bismarcks anders aufgefaßt, als sie gemeint
war. Daß dieser gegen die Sozialdemokratie sehr weit gehn wollte, gerade kurz
vor seiner Entlassung, und daß der Kaiser solchen Absichten widerstanden hat,
dafür bürgen uus authentische Worte des Fürsten, die wir aber vorläufig lieber
sür uns behalten wollen.

Ein nach verschiednen Richtungen hin höchst erfreuliches Ereignis dieser Woche
ist die Anwesenheit des Kaiserpaares in München. Je wichtiger für den Bestand
des Reichs das feste Vertrauensverhältnis zwischen seinen Fürstenhäusern ist. desto
wehr ist ein solches Zusammentreffen zwischen Hohenzollern und Wittelsbachern zu
begrüßen, und je peinlicher es zuweilen empfunden werden kann, daß sich das bayrische
Selbstbewußtsein gern hinter den blauweißen Grenzpfählen absperrt nud sich in einer
Sonderstellung gefällt, desto angenehmer berührt es, daß jetzt auf bayrischen Boden
im Beisein des Kaisers ein Museum begründet wird, das nicht bayrisch sein will,
sondern schlechtweg deutsch



Magyaren und Kroaten.

Ungarn und Kroaten sind grimmige Feinde
seit langem, aber Herzbrüdcr seit kurzem — voraussichtlich bis auf recht baldigen
Widerruf, zwei gänzlich verschiedne Völker der Abstammung und der Sprache nach, aber
außerordentlich ähnlich im Wesen und in ihren Anschauungen. Wer sie genauer kennt,
findet bald die gleiche Charaktereigentümlichkeit bei beiden heraus: daß nämlich der
°me den andern haßt, und zwar mit dem wilden Haß der unlösbar aneinander
Geketteten, aber auseinander Strebenden. Das ist leicht erklärlich, denn Verwandten-
"bneignng ist die stärkste von allen. Freilich in Ungarn wollte man das nie ein-
gestehn. Mit Geringschätzung sprach man seit einem Menschenalter von den wenigen
und blutarmen Kroaten; stolz und natürlich auch ungerecht, im Bewußtsein dessen,
daß die Hegemonie in der Gesamtmonarchic von den Ungarn ausgeübt wurde,
daß also die Kroaten gewissermaßen im Abhängigkeitsverhältnis zu Ungarn standen.
Die verzweiflungsvollen Anstrengungen der Kroaten, ihre politische und wirtschaft¬
liche Lage zu verbessern, begegneten bei den bisherigen Machthabern in Budapest
der schroffsten Abweisung, und ihr unaufhörliches Klagen, daß sie schlecht behandelt
würden, entbehrte keineswegs der Berechtigung. .

Zu der Agrnmer Paschawirtschaft — der frühere Baums von Kroatien. Graf
Khuen-Hederväry. regierte ganz absolutistisch, „magyarouisch" nannten es die
Kroaten — gesellte sich noch eines: das arme, schwach bevölkerte und zurück¬
gebliebne Land war mich in wirtschaftlicher Beziehung gelähmt, und dies durch
ungarische Einrichtungen, namentlich durch das Verzehrungssteuergesetz von 1899.
Vordem wurden diese Abgaben vom Erzeuger der Ware erlegt, nun aber vom
Verzehrer. Kroatien ist aber ein Land ohne nennenswertes Großgewerbe und
wurde dadurch schwer geschädigt; das kroatische Geld wanderte nach Ungarn, das
°h"ehin bescheidne kroatische Budget geriet in Unordnung, man kam endlich so weit,
es in Agram an allem fehlte. Das erzeugte, wie sich denken läßt Unzufrieden¬
heit in hohen. Maße, die beim Volk, das sich ja das Warum und Weil nicht so
zergliedern kann wie der Unterrichteter«, noch gesteigert wird durch das nieder¬
drückende Gefühl verletzten Nationalstolzes. Daß die Eisenbahnen in Kroatien - die
wütigsten Linien sind Eigentum der ungarischen Staatsbahn - das Ungar, che
sur Amts- und Geschäftssprache gemacht hatten, daß der Beamte in der kleinsten


Grenzboten IV 1906
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[0397] Maßgebliches und Unmaßgebliches im Kampfe gegen die Sozialdemokratie an die Beseitigung des allgemeinen Wahl¬ rechts und sogar vermittels eines Staatsstreiches eventuell an ein gewaltsames Vorgehn gedacht, so geht es nicht wohl an, einen Mann wie H. Delbrück mit ein paar geringschätzigen Worten abzutun, wie manche Blätter versuchen. Die Sache klingt aber so ungeheuerlich, daß man annehmen möchte, sein Gewährsmann habe falsch gehört oder irgendeine Äußerung Fürst Bismarcks anders aufgefaßt, als sie gemeint war. Daß dieser gegen die Sozialdemokratie sehr weit gehn wollte, gerade kurz vor seiner Entlassung, und daß der Kaiser solchen Absichten widerstanden hat, dafür bürgen uus authentische Worte des Fürsten, die wir aber vorläufig lieber sür uns behalten wollen. Ein nach verschiednen Richtungen hin höchst erfreuliches Ereignis dieser Woche ist die Anwesenheit des Kaiserpaares in München. Je wichtiger für den Bestand des Reichs das feste Vertrauensverhältnis zwischen seinen Fürstenhäusern ist. desto wehr ist ein solches Zusammentreffen zwischen Hohenzollern und Wittelsbachern zu begrüßen, und je peinlicher es zuweilen empfunden werden kann, daß sich das bayrische Selbstbewußtsein gern hinter den blauweißen Grenzpfählen absperrt nud sich in einer Sonderstellung gefällt, desto angenehmer berührt es, daß jetzt auf bayrischen Boden im Beisein des Kaisers ein Museum begründet wird, das nicht bayrisch sein will, sondern schlechtweg deutsch Magyaren und Kroaten. Ungarn und Kroaten sind grimmige Feinde seit langem, aber Herzbrüdcr seit kurzem — voraussichtlich bis auf recht baldigen Widerruf, zwei gänzlich verschiedne Völker der Abstammung und der Sprache nach, aber außerordentlich ähnlich im Wesen und in ihren Anschauungen. Wer sie genauer kennt, findet bald die gleiche Charaktereigentümlichkeit bei beiden heraus: daß nämlich der °me den andern haßt, und zwar mit dem wilden Haß der unlösbar aneinander Geketteten, aber auseinander Strebenden. Das ist leicht erklärlich, denn Verwandten- "bneignng ist die stärkste von allen. Freilich in Ungarn wollte man das nie ein- gestehn. Mit Geringschätzung sprach man seit einem Menschenalter von den wenigen und blutarmen Kroaten; stolz und natürlich auch ungerecht, im Bewußtsein dessen, daß die Hegemonie in der Gesamtmonarchic von den Ungarn ausgeübt wurde, daß also die Kroaten gewissermaßen im Abhängigkeitsverhältnis zu Ungarn standen. Die verzweiflungsvollen Anstrengungen der Kroaten, ihre politische und wirtschaft¬ liche Lage zu verbessern, begegneten bei den bisherigen Machthabern in Budapest der schroffsten Abweisung, und ihr unaufhörliches Klagen, daß sie schlecht behandelt würden, entbehrte keineswegs der Berechtigung. . Zu der Agrnmer Paschawirtschaft — der frühere Baums von Kroatien. Graf Khuen-Hederväry. regierte ganz absolutistisch, „magyarouisch" nannten es die Kroaten — gesellte sich noch eines: das arme, schwach bevölkerte und zurück¬ gebliebne Land war mich in wirtschaftlicher Beziehung gelähmt, und dies durch ungarische Einrichtungen, namentlich durch das Verzehrungssteuergesetz von 1899. Vordem wurden diese Abgaben vom Erzeuger der Ware erlegt, nun aber vom Verzehrer. Kroatien ist aber ein Land ohne nennenswertes Großgewerbe und wurde dadurch schwer geschädigt; das kroatische Geld wanderte nach Ungarn, das °h"ehin bescheidne kroatische Budget geriet in Unordnung, man kam endlich so weit, es in Agram an allem fehlte. Das erzeugte, wie sich denken läßt Unzufrieden¬ heit in hohen. Maße, die beim Volk, das sich ja das Warum und Weil nicht so zergliedern kann wie der Unterrichteter«, noch gesteigert wird durch das nieder¬ drückende Gefühl verletzten Nationalstolzes. Daß die Eisenbahnen in Kroatien - die wütigsten Linien sind Eigentum der ungarischen Staatsbahn - das Ungar, che sur Amts- und Geschäftssprache gemacht hatten, daß der Beamte in der kleinsten Grenzboten IV 1906

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/397>, abgerufen am 29.04.2024.