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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

kreisen, auch wohl die Spekulation, und auf keinen Fall dürfen die Interessen unsrer
unter den schwierigsten Verhältnissen arbeitenden Landwirtschaft geschädigt werden,
denn wir wollen und müssen in ihr ein gesundes, soziales Gegengewicht gegen das
rapide Wachstum der Industrie konservieren, die immer größere Massen in großen
Zentren unter oft so unnatürlichen Lebensbedingungen zusammendrängt; wir wollen
nicht, daß Deutschland ein solches reines Industrieland wird, wie England es ge¬
worden ist, denn ein solcher Staat ist nur einmal in der Welt möglich. Man darf
doch Podbielskis Wirksamkeit als Landwirtschaftsminister nicht einseitig von dem
städtisch-industriellen Standpunkt aus, der selten ein Verständnis für die Landwirt¬
schaft gehabt hat, beurteilen, und man kann es begreiflich finden, daß es dem Kaiser,
trotz mancher Vorkommnisse, sehr schwer gefallen ist, sich von einem so bewährten
Ratgeber zu trennen, für den einen Ersatz zu finden nicht leicht sein wird. Aber
das "Duell" zwischen Bülow und Podbielsli beruht auf Klatsch, der aus vereinzelten
Vorkommnissen zusammengebraut ist. Und warum tritt die liberale Presse diese
schon bündig dementierten "Krisengerüchte" breit? Hat sie etwa ein Interesse an
Bülows Rücktritt?

Die Lage der auswärtige" Politik bietet zu einem solchen Wunsche keine
Veranlassung. Von einer "Isolierung" Deutschlands kann man doch im Ernste
nicht reden. Das Verhältnis zu Österreich steht felsenfest, und wenn der Nationali-
täteustreit durch die geplante Wahlreform gemildert, die Gesamtstaatsidee energisch
betont wird, dann wird der Zerfall Österreichs nie eintreten. Die "Mißverständnisse"
zwischen Österreich und Italien, die daraus gelegentlich entspringen, daß wichtige
und berechtigte Interessen beider Mächte eben nicht parallel laufen, und daß der
Dreibund nicht alle Interessen der Verbündeten deckt und decken soll, daß deshalb
manche Wünsche der einen oder der andern Macht mit Rücksicht auf das allen wert¬
volle Bundesverhältnis zurückgestellt werdeu müssen, scheinen beseitigt zu sein. Unser
Verhältnis zu Rußland ist so gut, wie es sein kauu -- es hat bekanntlich unter Bismarcks
Verwaltung zweimal, 1879 und 1886, dicht am Kriege gestanden, und er hat sich
immer unter dem Alpdruck der Koalitionen gefühlt. Das französisch-russische
Bündnis, das uus bisher übrigens gar nichts geschadet, sondern eher genützt hat,
indem es Frankreich "an die Kette legte", oder das englisch-französische Ein¬
vernehmen, das dem alten englischen Bedürfnis, einen festländischen Bundesgenossen
zu haben, der wir ja auch hätten sein können, entspricht, die hätte auch Fürst
Bismarcks Staatskunst uicht verhindern können. Aber ein russisch-französisch-englischer
Dreibund besteht anrichten, und es ist dafür gesorgt, daß auch die englisch-fran¬
zösischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Denn unsre heutige Politik um¬
spannt uicht nur Europa.

Gerade in diesen Wochen ist die Erinnerung an den gewaltigen Staatsmann aufs
neue und besonders stark erweckt worden. Daß die Hohenlohischen Denkwürdigkeiten
den Unwillen des Kaisers erregt haben, ist sehr natürlich, denn welchem Monarchen
kann es angenehm sein, wenn vertrauliche Äußerungen, ohne daß er gefragt worden
wäre, in die breite Öffentlichkeit gebracht werden! Sachlich haben sie ihm persönlich
nicht geschadet, sondern ganz wesentlich genützt. Was Eingeweihte längst wußten, andre,
besser Unterrichtete mehr als ahnten, das ist jetzt ganz klar geworden: die Tiefe der
Kluft, die den jungen, tatkräftigen, selbstbewußten Kaiser von dem greisen, hcrrsch-
kundigen und herrschgewaltigen Reichskanzler trennte, und wer diese Dinge unbefangen,
historisch würdigt, wozu es doch uun allmählich Zeit wird, der muß jetzt zu dem
Urteil kommen: mit der Trennung beider vollzog sich ein tragisches, aber unver¬
meidliches Geschick. Ältere haben es mit Zorn und Kummer erlebt; es fronimt
aber nicht, bei diesen Empfindungen zu verharren, sondern zu verstehen. Was ein
der Behauptung der Preußischen Jahrbücher (im N-wemverheft) ist, Bismcirck habe


Maßgebliches und Unmaßgebliches

kreisen, auch wohl die Spekulation, und auf keinen Fall dürfen die Interessen unsrer
unter den schwierigsten Verhältnissen arbeitenden Landwirtschaft geschädigt werden,
denn wir wollen und müssen in ihr ein gesundes, soziales Gegengewicht gegen das
rapide Wachstum der Industrie konservieren, die immer größere Massen in großen
Zentren unter oft so unnatürlichen Lebensbedingungen zusammendrängt; wir wollen
nicht, daß Deutschland ein solches reines Industrieland wird, wie England es ge¬
worden ist, denn ein solcher Staat ist nur einmal in der Welt möglich. Man darf
doch Podbielskis Wirksamkeit als Landwirtschaftsminister nicht einseitig von dem
städtisch-industriellen Standpunkt aus, der selten ein Verständnis für die Landwirt¬
schaft gehabt hat, beurteilen, und man kann es begreiflich finden, daß es dem Kaiser,
trotz mancher Vorkommnisse, sehr schwer gefallen ist, sich von einem so bewährten
Ratgeber zu trennen, für den einen Ersatz zu finden nicht leicht sein wird. Aber
das „Duell" zwischen Bülow und Podbielsli beruht auf Klatsch, der aus vereinzelten
Vorkommnissen zusammengebraut ist. Und warum tritt die liberale Presse diese
schon bündig dementierten „Krisengerüchte" breit? Hat sie etwa ein Interesse an
Bülows Rücktritt?

Die Lage der auswärtige» Politik bietet zu einem solchen Wunsche keine
Veranlassung. Von einer „Isolierung" Deutschlands kann man doch im Ernste
nicht reden. Das Verhältnis zu Österreich steht felsenfest, und wenn der Nationali-
täteustreit durch die geplante Wahlreform gemildert, die Gesamtstaatsidee energisch
betont wird, dann wird der Zerfall Österreichs nie eintreten. Die „Mißverständnisse"
zwischen Österreich und Italien, die daraus gelegentlich entspringen, daß wichtige
und berechtigte Interessen beider Mächte eben nicht parallel laufen, und daß der
Dreibund nicht alle Interessen der Verbündeten deckt und decken soll, daß deshalb
manche Wünsche der einen oder der andern Macht mit Rücksicht auf das allen wert¬
volle Bundesverhältnis zurückgestellt werdeu müssen, scheinen beseitigt zu sein. Unser
Verhältnis zu Rußland ist so gut, wie es sein kauu — es hat bekanntlich unter Bismarcks
Verwaltung zweimal, 1879 und 1886, dicht am Kriege gestanden, und er hat sich
immer unter dem Alpdruck der Koalitionen gefühlt. Das französisch-russische
Bündnis, das uus bisher übrigens gar nichts geschadet, sondern eher genützt hat,
indem es Frankreich „an die Kette legte", oder das englisch-französische Ein¬
vernehmen, das dem alten englischen Bedürfnis, einen festländischen Bundesgenossen
zu haben, der wir ja auch hätten sein können, entspricht, die hätte auch Fürst
Bismarcks Staatskunst uicht verhindern können. Aber ein russisch-französisch-englischer
Dreibund besteht anrichten, und es ist dafür gesorgt, daß auch die englisch-fran¬
zösischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Denn unsre heutige Politik um¬
spannt uicht nur Europa.

Gerade in diesen Wochen ist die Erinnerung an den gewaltigen Staatsmann aufs
neue und besonders stark erweckt worden. Daß die Hohenlohischen Denkwürdigkeiten
den Unwillen des Kaisers erregt haben, ist sehr natürlich, denn welchem Monarchen
kann es angenehm sein, wenn vertrauliche Äußerungen, ohne daß er gefragt worden
wäre, in die breite Öffentlichkeit gebracht werden! Sachlich haben sie ihm persönlich
nicht geschadet, sondern ganz wesentlich genützt. Was Eingeweihte längst wußten, andre,
besser Unterrichtete mehr als ahnten, das ist jetzt ganz klar geworden: die Tiefe der
Kluft, die den jungen, tatkräftigen, selbstbewußten Kaiser von dem greisen, hcrrsch-
kundigen und herrschgewaltigen Reichskanzler trennte, und wer diese Dinge unbefangen,
historisch würdigt, wozu es doch uun allmählich Zeit wird, der muß jetzt zu dem
Urteil kommen: mit der Trennung beider vollzog sich ein tragisches, aber unver¬
meidliches Geschick. Ältere haben es mit Zorn und Kummer erlebt; es fronimt
aber nicht, bei diesen Empfindungen zu verharren, sondern zu verstehen. Was ein
der Behauptung der Preußischen Jahrbücher (im N-wemverheft) ist, Bismcirck habe


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[0396] Maßgebliches und Unmaßgebliches kreisen, auch wohl die Spekulation, und auf keinen Fall dürfen die Interessen unsrer unter den schwierigsten Verhältnissen arbeitenden Landwirtschaft geschädigt werden, denn wir wollen und müssen in ihr ein gesundes, soziales Gegengewicht gegen das rapide Wachstum der Industrie konservieren, die immer größere Massen in großen Zentren unter oft so unnatürlichen Lebensbedingungen zusammendrängt; wir wollen nicht, daß Deutschland ein solches reines Industrieland wird, wie England es ge¬ worden ist, denn ein solcher Staat ist nur einmal in der Welt möglich. Man darf doch Podbielskis Wirksamkeit als Landwirtschaftsminister nicht einseitig von dem städtisch-industriellen Standpunkt aus, der selten ein Verständnis für die Landwirt¬ schaft gehabt hat, beurteilen, und man kann es begreiflich finden, daß es dem Kaiser, trotz mancher Vorkommnisse, sehr schwer gefallen ist, sich von einem so bewährten Ratgeber zu trennen, für den einen Ersatz zu finden nicht leicht sein wird. Aber das „Duell" zwischen Bülow und Podbielsli beruht auf Klatsch, der aus vereinzelten Vorkommnissen zusammengebraut ist. Und warum tritt die liberale Presse diese schon bündig dementierten „Krisengerüchte" breit? Hat sie etwa ein Interesse an Bülows Rücktritt? Die Lage der auswärtige» Politik bietet zu einem solchen Wunsche keine Veranlassung. Von einer „Isolierung" Deutschlands kann man doch im Ernste nicht reden. Das Verhältnis zu Österreich steht felsenfest, und wenn der Nationali- täteustreit durch die geplante Wahlreform gemildert, die Gesamtstaatsidee energisch betont wird, dann wird der Zerfall Österreichs nie eintreten. Die „Mißverständnisse" zwischen Österreich und Italien, die daraus gelegentlich entspringen, daß wichtige und berechtigte Interessen beider Mächte eben nicht parallel laufen, und daß der Dreibund nicht alle Interessen der Verbündeten deckt und decken soll, daß deshalb manche Wünsche der einen oder der andern Macht mit Rücksicht auf das allen wert¬ volle Bundesverhältnis zurückgestellt werdeu müssen, scheinen beseitigt zu sein. Unser Verhältnis zu Rußland ist so gut, wie es sein kauu — es hat bekanntlich unter Bismarcks Verwaltung zweimal, 1879 und 1886, dicht am Kriege gestanden, und er hat sich immer unter dem Alpdruck der Koalitionen gefühlt. Das französisch-russische Bündnis, das uus bisher übrigens gar nichts geschadet, sondern eher genützt hat, indem es Frankreich „an die Kette legte", oder das englisch-französische Ein¬ vernehmen, das dem alten englischen Bedürfnis, einen festländischen Bundesgenossen zu haben, der wir ja auch hätten sein können, entspricht, die hätte auch Fürst Bismarcks Staatskunst uicht verhindern können. Aber ein russisch-französisch-englischer Dreibund besteht anrichten, und es ist dafür gesorgt, daß auch die englisch-fran¬ zösischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Denn unsre heutige Politik um¬ spannt uicht nur Europa. Gerade in diesen Wochen ist die Erinnerung an den gewaltigen Staatsmann aufs neue und besonders stark erweckt worden. Daß die Hohenlohischen Denkwürdigkeiten den Unwillen des Kaisers erregt haben, ist sehr natürlich, denn welchem Monarchen kann es angenehm sein, wenn vertrauliche Äußerungen, ohne daß er gefragt worden wäre, in die breite Öffentlichkeit gebracht werden! Sachlich haben sie ihm persönlich nicht geschadet, sondern ganz wesentlich genützt. Was Eingeweihte längst wußten, andre, besser Unterrichtete mehr als ahnten, das ist jetzt ganz klar geworden: die Tiefe der Kluft, die den jungen, tatkräftigen, selbstbewußten Kaiser von dem greisen, hcrrsch- kundigen und herrschgewaltigen Reichskanzler trennte, und wer diese Dinge unbefangen, historisch würdigt, wozu es doch uun allmählich Zeit wird, der muß jetzt zu dem Urteil kommen: mit der Trennung beider vollzog sich ein tragisches, aber unver¬ meidliches Geschick. Ältere haben es mit Zorn und Kummer erlebt; es fronimt aber nicht, bei diesen Empfindungen zu verharren, sondern zu verstehen. Was ein der Behauptung der Preußischen Jahrbücher (im N-wemverheft) ist, Bismcirck habe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/396>, abgerufen am 15.05.2024.