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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

andern können. Denn es kam immer nur das eigne Interesse sein, das Italien
um unsre Seite fesselt. Eben dieses Interesse aber gebietet ihm, sich zu den Mittel¬
meermächten Frankreich und England so freundlich wie möglich zu stellen, zumal
wenn diese zusammenhalten. Die Beziehungen zu Deutschland können nur den Zweck
haben, eine Abhängigkeit Italiens zu verhindern und ihm einen Rückhalt an einer
im Mittelmeer uninteressierten Macht zu geben, die ihm zugleich die Freundschaft
Österreich-Ungarns verbürgt und die bedenklichen Neibnngsflächen nach dieser Seite
hin glätten hilft. Ans diesen Daten, die keine Diplomatie der Mächte und auch
keine Shmpathie oder Antipathie der Völker beseitigen kann, ergibt sich einfach für
Italien die Notwendigkeit der deutschen Freundschaft, aber auch ihre Grenze.

Die Bedeutung der sutores oorclig.to zwischen Frankreich und England ist vom
Fürsten Bülow dahin gekennzeichnet worden, das; sie keine Spitze gegen Deutsch¬
land zu kehren braucht, daß sie aber sehr wohl -- wie er durchblicken ließ -- eine
Spitze gegen Deutschland kehren kann. Es wird die Arbeit einer geschickten Staats¬
kunst sein, diese Möglichkeit zu verhindern, aber auch die Völker können viel dazu
tun. Man darf wohl hoffen, daß die Verständigung zwischen dem deutschen und
dem englischen Volk weitere Fortschritte machen wird. Daß wir von Frankreich
vorläufig nicht zu viel erwarten dürfen, hat auch Fürst Bülow mit großer Offen¬
heit erklärt. Die Art aber, wie er dies tat, war so wohlberechnet auf die Empfin¬
dungsweise der Franzosen, daß er damit den besten Eindruck in Frankreich gemacht
hat. Mit derselben Feinheit wußte der Reichskanzler die Bemerkung einzuflechten,
daß es gerade die ontönto Lor,ki,Tip den Franzosen wünschenswert macheu müsse,
daß England freundliche Beziehungen zu Deutschland unterhalte. In Frankreich
selbst verbreitet sich in der Tat die Erkenntnis: je enger die Beziehungen zwischen
Frankreich und England, desto mehr muß Frankreich darauf achten, daß es nicht
zum Werkzeug englischer Verstimmungen gegen Deutschland wird; denn die Lasten
einer "Explosion" würde es doch in der Hauptsache zu tragen haben.

Auch in der englisch-russischen Verständigung kann eine Gefahr für Deutschland
liegen. Aber es ist doch auch eine falsche Vorstellung, den Vorteil Deutschlands
darin zu suchen, daß der englisch-russische Gegensatz, der lange Zeit hindurch das
Schicksal Asiens zu beherrschen schien, dauernd aufrecht erhalten bleibe. Wir dürfen
auf diesen Gegensatz um so weniger irgendwelche Hoffnungen setzen, je unsichrer
die innern Verhältnisse Rußlands nach wie vor sind. Es würde eine große Kurz¬
sichtigkeit und Torheit sein, wenn wir unsern östlichen Nachbarn durch diplomatische
Künste daran verhindern wollten, sich mit England über asiatische Fragen zu einigen.
Wir würden bei einer solchen Politik doch zuletzt die Zeche am teuersten bezahlen.

Bei den Beziehungen zu Rußland sind nicht um letzter Stelle auch die Zu¬
sammenhänge in Rechnung zu ziehen, die wir bei der Regelung unsrer Polenfrage
zu berücksichtigen haben. Das Polentum hat in der Sprachenfrage im Religions¬
unterricht das ersehnte Kampfmittel gefunden, seine nationale Sache mit einem ihm
angeblich auferlegten Gewissenszwang in Verbindung bringen zu können. Die Frage
wird nächstens den Reichstag beschäftigen, und so können wir uus noch vorbehalten,
näher darauf einzugehn. Vorläufig mag nur so viel gesagt sein, daß alles auf die
Festigkeit der Negierung gegenüber der Auflehnung der polnischen Bevölkerung ou-
lommt. Denn ein wirklicher Gewissenszwang besteht nicht; er ist erst zu politischen
Zwecke" konstruiert worden, nud die Regierung darf nicht darauf verzichten, dem
schwer gefährdeten Deutschtum in der Ostmark einen festen Rückhalt zu geben. Doch
von manchen Einzelheiten dieser Verhältnisse in einer spätern Betrachtung!




Über den Rückgang der deutschen Presse in den Vereinigten
Staaten von Amerika.

"Nur noch zwölf Jahre, erklärte neulich ein deutscher
Zeitungsbesitzer in Ohio, und die deutsch-amerikanische Presse wird, vielleicht ab¬
gesehen von der Staatszeitung in Newyork, dem Herold in Milwaukee, der West-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

andern können. Denn es kam immer nur das eigne Interesse sein, das Italien
um unsre Seite fesselt. Eben dieses Interesse aber gebietet ihm, sich zu den Mittel¬
meermächten Frankreich und England so freundlich wie möglich zu stellen, zumal
wenn diese zusammenhalten. Die Beziehungen zu Deutschland können nur den Zweck
haben, eine Abhängigkeit Italiens zu verhindern und ihm einen Rückhalt an einer
im Mittelmeer uninteressierten Macht zu geben, die ihm zugleich die Freundschaft
Österreich-Ungarns verbürgt und die bedenklichen Neibnngsflächen nach dieser Seite
hin glätten hilft. Ans diesen Daten, die keine Diplomatie der Mächte und auch
keine Shmpathie oder Antipathie der Völker beseitigen kann, ergibt sich einfach für
Italien die Notwendigkeit der deutschen Freundschaft, aber auch ihre Grenze.

Die Bedeutung der sutores oorclig.to zwischen Frankreich und England ist vom
Fürsten Bülow dahin gekennzeichnet worden, das; sie keine Spitze gegen Deutsch¬
land zu kehren braucht, daß sie aber sehr wohl — wie er durchblicken ließ — eine
Spitze gegen Deutschland kehren kann. Es wird die Arbeit einer geschickten Staats¬
kunst sein, diese Möglichkeit zu verhindern, aber auch die Völker können viel dazu
tun. Man darf wohl hoffen, daß die Verständigung zwischen dem deutschen und
dem englischen Volk weitere Fortschritte machen wird. Daß wir von Frankreich
vorläufig nicht zu viel erwarten dürfen, hat auch Fürst Bülow mit großer Offen¬
heit erklärt. Die Art aber, wie er dies tat, war so wohlberechnet auf die Empfin¬
dungsweise der Franzosen, daß er damit den besten Eindruck in Frankreich gemacht
hat. Mit derselben Feinheit wußte der Reichskanzler die Bemerkung einzuflechten,
daß es gerade die ontönto Lor,ki,Tip den Franzosen wünschenswert macheu müsse,
daß England freundliche Beziehungen zu Deutschland unterhalte. In Frankreich
selbst verbreitet sich in der Tat die Erkenntnis: je enger die Beziehungen zwischen
Frankreich und England, desto mehr muß Frankreich darauf achten, daß es nicht
zum Werkzeug englischer Verstimmungen gegen Deutschland wird; denn die Lasten
einer „Explosion" würde es doch in der Hauptsache zu tragen haben.

Auch in der englisch-russischen Verständigung kann eine Gefahr für Deutschland
liegen. Aber es ist doch auch eine falsche Vorstellung, den Vorteil Deutschlands
darin zu suchen, daß der englisch-russische Gegensatz, der lange Zeit hindurch das
Schicksal Asiens zu beherrschen schien, dauernd aufrecht erhalten bleibe. Wir dürfen
auf diesen Gegensatz um so weniger irgendwelche Hoffnungen setzen, je unsichrer
die innern Verhältnisse Rußlands nach wie vor sind. Es würde eine große Kurz¬
sichtigkeit und Torheit sein, wenn wir unsern östlichen Nachbarn durch diplomatische
Künste daran verhindern wollten, sich mit England über asiatische Fragen zu einigen.
Wir würden bei einer solchen Politik doch zuletzt die Zeche am teuersten bezahlen.

Bei den Beziehungen zu Rußland sind nicht um letzter Stelle auch die Zu¬
sammenhänge in Rechnung zu ziehen, die wir bei der Regelung unsrer Polenfrage
zu berücksichtigen haben. Das Polentum hat in der Sprachenfrage im Religions¬
unterricht das ersehnte Kampfmittel gefunden, seine nationale Sache mit einem ihm
angeblich auferlegten Gewissenszwang in Verbindung bringen zu können. Die Frage
wird nächstens den Reichstag beschäftigen, und so können wir uus noch vorbehalten,
näher darauf einzugehn. Vorläufig mag nur so viel gesagt sein, daß alles auf die
Festigkeit der Negierung gegenüber der Auflehnung der polnischen Bevölkerung ou-
lommt. Denn ein wirklicher Gewissenszwang besteht nicht; er ist erst zu politischen
Zwecke» konstruiert worden, nud die Regierung darf nicht darauf verzichten, dem
schwer gefährdeten Deutschtum in der Ostmark einen festen Rückhalt zu geben. Doch
von manchen Einzelheiten dieser Verhältnisse in einer spätern Betrachtung!




Über den Rückgang der deutschen Presse in den Vereinigten
Staaten von Amerika.

„Nur noch zwölf Jahre, erklärte neulich ein deutscher
Zeitungsbesitzer in Ohio, und die deutsch-amerikanische Presse wird, vielleicht ab¬
gesehen von der Staatszeitung in Newyork, dem Herold in Milwaukee, der West-


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[0452] Maßgebliches und Unmaßgebliches andern können. Denn es kam immer nur das eigne Interesse sein, das Italien um unsre Seite fesselt. Eben dieses Interesse aber gebietet ihm, sich zu den Mittel¬ meermächten Frankreich und England so freundlich wie möglich zu stellen, zumal wenn diese zusammenhalten. Die Beziehungen zu Deutschland können nur den Zweck haben, eine Abhängigkeit Italiens zu verhindern und ihm einen Rückhalt an einer im Mittelmeer uninteressierten Macht zu geben, die ihm zugleich die Freundschaft Österreich-Ungarns verbürgt und die bedenklichen Neibnngsflächen nach dieser Seite hin glätten hilft. Ans diesen Daten, die keine Diplomatie der Mächte und auch keine Shmpathie oder Antipathie der Völker beseitigen kann, ergibt sich einfach für Italien die Notwendigkeit der deutschen Freundschaft, aber auch ihre Grenze. Die Bedeutung der sutores oorclig.to zwischen Frankreich und England ist vom Fürsten Bülow dahin gekennzeichnet worden, das; sie keine Spitze gegen Deutsch¬ land zu kehren braucht, daß sie aber sehr wohl — wie er durchblicken ließ — eine Spitze gegen Deutschland kehren kann. Es wird die Arbeit einer geschickten Staats¬ kunst sein, diese Möglichkeit zu verhindern, aber auch die Völker können viel dazu tun. Man darf wohl hoffen, daß die Verständigung zwischen dem deutschen und dem englischen Volk weitere Fortschritte machen wird. Daß wir von Frankreich vorläufig nicht zu viel erwarten dürfen, hat auch Fürst Bülow mit großer Offen¬ heit erklärt. Die Art aber, wie er dies tat, war so wohlberechnet auf die Empfin¬ dungsweise der Franzosen, daß er damit den besten Eindruck in Frankreich gemacht hat. Mit derselben Feinheit wußte der Reichskanzler die Bemerkung einzuflechten, daß es gerade die ontönto Lor,ki,Tip den Franzosen wünschenswert macheu müsse, daß England freundliche Beziehungen zu Deutschland unterhalte. In Frankreich selbst verbreitet sich in der Tat die Erkenntnis: je enger die Beziehungen zwischen Frankreich und England, desto mehr muß Frankreich darauf achten, daß es nicht zum Werkzeug englischer Verstimmungen gegen Deutschland wird; denn die Lasten einer „Explosion" würde es doch in der Hauptsache zu tragen haben. Auch in der englisch-russischen Verständigung kann eine Gefahr für Deutschland liegen. Aber es ist doch auch eine falsche Vorstellung, den Vorteil Deutschlands darin zu suchen, daß der englisch-russische Gegensatz, der lange Zeit hindurch das Schicksal Asiens zu beherrschen schien, dauernd aufrecht erhalten bleibe. Wir dürfen auf diesen Gegensatz um so weniger irgendwelche Hoffnungen setzen, je unsichrer die innern Verhältnisse Rußlands nach wie vor sind. Es würde eine große Kurz¬ sichtigkeit und Torheit sein, wenn wir unsern östlichen Nachbarn durch diplomatische Künste daran verhindern wollten, sich mit England über asiatische Fragen zu einigen. Wir würden bei einer solchen Politik doch zuletzt die Zeche am teuersten bezahlen. Bei den Beziehungen zu Rußland sind nicht um letzter Stelle auch die Zu¬ sammenhänge in Rechnung zu ziehen, die wir bei der Regelung unsrer Polenfrage zu berücksichtigen haben. Das Polentum hat in der Sprachenfrage im Religions¬ unterricht das ersehnte Kampfmittel gefunden, seine nationale Sache mit einem ihm angeblich auferlegten Gewissenszwang in Verbindung bringen zu können. Die Frage wird nächstens den Reichstag beschäftigen, und so können wir uus noch vorbehalten, näher darauf einzugehn. Vorläufig mag nur so viel gesagt sein, daß alles auf die Festigkeit der Negierung gegenüber der Auflehnung der polnischen Bevölkerung ou- lommt. Denn ein wirklicher Gewissenszwang besteht nicht; er ist erst zu politischen Zwecke» konstruiert worden, nud die Regierung darf nicht darauf verzichten, dem schwer gefährdeten Deutschtum in der Ostmark einen festen Rückhalt zu geben. Doch von manchen Einzelheiten dieser Verhältnisse in einer spätern Betrachtung! Über den Rückgang der deutschen Presse in den Vereinigten Staaten von Amerika. „Nur noch zwölf Jahre, erklärte neulich ein deutscher Zeitungsbesitzer in Ohio, und die deutsch-amerikanische Presse wird, vielleicht ab¬ gesehen von der Staatszeitung in Newyork, dem Herold in Milwaukee, der West-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/452>, abgerufen am 29.04.2024.