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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Umnaßgcbliches

Partei nicht gerade aus der Rolle fallen zu lassen. Fürst Bülow hatte also Recht,
seine ganze Aufmerksamkeit auf die Wirkungen zu konzentrieren, die seine Worte im
Auslande hervorrufen mußten. Das; er hierin einen vollen Erfolg erreicht hat, ist
aus den Preßstimmen der verschiednen Länder deutlich zu ersehen. Gewisse Dinge
zu ändern liegt freilich außerhalb der Macht eines einzelnen Staatsmannes.

Bei so vorsichtiger und fein durchdachter Behandlung des rein Tatsächliche"
in uusern auswärtigen Beziehungen konnte es nicht ausbleiben, daß mau sich in
Deutschland selbst enttäuscht eingestand: "So klug waren wir eigentlich auch vorher."
Dem Fürsten Bülow ist daraus kein Vorwurf zu machen. Wenn er in diskreter
Weise nachweist, daß er trotz des verbreiteten Unbehagens und trotz vermeintlicher
impulsiver Eingriffe seinen Weg zu gehn versteht und eine gute Politik macht, so
zeigt er damit durch die Tat -- besser als durch vielleicht überraschende Reden --,
daß er für die gegebnen Verhältnisse der rechte Mann an der rechten Stelle ist.

Und das wußte auch der Reichstag recht gut; daraus erklärt sich manches in
seinem Verhalten. Seine Kritik wurde dadurch abgeschwächt, daß er sie an deu
Reichskanzler richten mußte, dessen Stellung er aber doch nicht erschüttern wollte.
Der Versuch wird hoffentlich trotzdem nicht abschreckend wirken. Die nationalen
Parteien müssen es lernen, ihre Kritik mit Nachdruck und Würde zu üben. Dann
werden sie auch auf einen geistig hochstehenden und pflichttreuen Monarchen Eindruck
machen, sonst nicht.

Wer nun die große Rede des Fürsten Bülow genauer prüft, der wird finden,
daß sie unsre internationale Lage keineswegs so rosig schildert, wie in den Beur¬
teilungen einzelner Tageszeitungen behauptet worden ist. Aber man wird zugeben
dürfen, daß, was an Gefahren in dieser Lage enthalten ist, im wesentliche" ohne
Schuld der deutschen Politik geschah und schwerlich dnrch sie verhindert werden
konnte. Dazu kommt das Bewußtsei", daß wir diesen Gefahren in jedem Falle
"und i" Zukunft trotzen können, wie wir ihnen bisher getrotzt haben. Hier ist auch
der Abgeordnete Bassermann nicht ganz von den, Vorwurf einer kleinen Übertreibung
i" seiner sonst so maßvollen Rede freizusprechen. Er meinte, Deutschland sei zur
^eit des Fürsten Bismnrck im Auslande geliebt worden. Auch in der verärgerten
Stimmung unsrer Tage sollte man sich nicht zu einer solchen Legendenbildnng hin¬
reißen lassen. Deutschland ist niemals geliebt worden, seit es ein großes, mächtiges
Reich, und seit das deutsche Volk aus einem Volke der Dichter, Denker und
Träumer ein wohlhabender Träger des Fortschritts ans allen Gebieten geworden
ist- Fürst Bismarck hat das vielfach betont.

In unsern auswärtigen Beziehungen sind es vornehmlich drei Punkte, die uns
Besorgnisse erweckt haben: die Zweifel, ob der Fortbestand des Dreibundes für uns
'was einen Wert hat, ferner die Frage, welche Nachwirkungen sich ans der fran¬
zösisch-englischen Freundschaft für uns ergeben, und endlich, wie sich unser Ver¬
hältnis zu Rußland gestalten wird, wenn die Verhandlungen zwischen Rußland und
England vielleicht zu dem Ziele führen sollten, die Isolierung Deutschlands zu ver¬
vollständigen. Der Reichskanzler hat in allen drei Fragen nicht abgeleugnet, daß
sie manches für Deutschland Bedenkliche enthalten, er hat aber diese Bedenken auch
"uf ihr richtiges Maß zurückgeführt. "

Im Dreibund können wir nach wie vor auf Österreich-Ungarn zahlen, aber
es besteht die Gefahr, daß sich Italien zwar der Vorteile dieses Bündnisverhält-
"isses bedient, sich aber vielleicht seinen Verpflichtungen zu entziehn suchen wird.
wenn Deutschland seiner bedarf. Es ist richtig, daß Italien dieses Bündnis mehr
bedarf als wir. Darin liegt ein Vorteil für uns, der den Wert dieses Verhält¬
nisses in der europäischen Konstellation immer noch bedeutend genug erscheinen laßt,
um es festzuhalte", wenn wir auch stark genug sein müssen, um im Notfall ohne
d'ehe Hilfe zu bestehn. Die geschickteste Politik würde an diesem Tatbestand nichts


Maßgebliches und Umnaßgcbliches

Partei nicht gerade aus der Rolle fallen zu lassen. Fürst Bülow hatte also Recht,
seine ganze Aufmerksamkeit auf die Wirkungen zu konzentrieren, die seine Worte im
Auslande hervorrufen mußten. Das; er hierin einen vollen Erfolg erreicht hat, ist
aus den Preßstimmen der verschiednen Länder deutlich zu ersehen. Gewisse Dinge
zu ändern liegt freilich außerhalb der Macht eines einzelnen Staatsmannes.

Bei so vorsichtiger und fein durchdachter Behandlung des rein Tatsächliche»
in uusern auswärtigen Beziehungen konnte es nicht ausbleiben, daß mau sich in
Deutschland selbst enttäuscht eingestand: „So klug waren wir eigentlich auch vorher."
Dem Fürsten Bülow ist daraus kein Vorwurf zu machen. Wenn er in diskreter
Weise nachweist, daß er trotz des verbreiteten Unbehagens und trotz vermeintlicher
impulsiver Eingriffe seinen Weg zu gehn versteht und eine gute Politik macht, so
zeigt er damit durch die Tat — besser als durch vielleicht überraschende Reden —,
daß er für die gegebnen Verhältnisse der rechte Mann an der rechten Stelle ist.

Und das wußte auch der Reichstag recht gut; daraus erklärt sich manches in
seinem Verhalten. Seine Kritik wurde dadurch abgeschwächt, daß er sie an deu
Reichskanzler richten mußte, dessen Stellung er aber doch nicht erschüttern wollte.
Der Versuch wird hoffentlich trotzdem nicht abschreckend wirken. Die nationalen
Parteien müssen es lernen, ihre Kritik mit Nachdruck und Würde zu üben. Dann
werden sie auch auf einen geistig hochstehenden und pflichttreuen Monarchen Eindruck
machen, sonst nicht.

Wer nun die große Rede des Fürsten Bülow genauer prüft, der wird finden,
daß sie unsre internationale Lage keineswegs so rosig schildert, wie in den Beur¬
teilungen einzelner Tageszeitungen behauptet worden ist. Aber man wird zugeben
dürfen, daß, was an Gefahren in dieser Lage enthalten ist, im wesentliche» ohne
Schuld der deutschen Politik geschah und schwerlich dnrch sie verhindert werden
konnte. Dazu kommt das Bewußtsei», daß wir diesen Gefahren in jedem Falle
"und i» Zukunft trotzen können, wie wir ihnen bisher getrotzt haben. Hier ist auch
der Abgeordnete Bassermann nicht ganz von den, Vorwurf einer kleinen Übertreibung
i" seiner sonst so maßvollen Rede freizusprechen. Er meinte, Deutschland sei zur
^eit des Fürsten Bismnrck im Auslande geliebt worden. Auch in der verärgerten
Stimmung unsrer Tage sollte man sich nicht zu einer solchen Legendenbildnng hin¬
reißen lassen. Deutschland ist niemals geliebt worden, seit es ein großes, mächtiges
Reich, und seit das deutsche Volk aus einem Volke der Dichter, Denker und
Träumer ein wohlhabender Träger des Fortschritts ans allen Gebieten geworden
ist- Fürst Bismarck hat das vielfach betont.

In unsern auswärtigen Beziehungen sind es vornehmlich drei Punkte, die uns
Besorgnisse erweckt haben: die Zweifel, ob der Fortbestand des Dreibundes für uns
'was einen Wert hat, ferner die Frage, welche Nachwirkungen sich ans der fran¬
zösisch-englischen Freundschaft für uns ergeben, und endlich, wie sich unser Ver¬
hältnis zu Rußland gestalten wird, wenn die Verhandlungen zwischen Rußland und
England vielleicht zu dem Ziele führen sollten, die Isolierung Deutschlands zu ver¬
vollständigen. Der Reichskanzler hat in allen drei Fragen nicht abgeleugnet, daß
sie manches für Deutschland Bedenkliche enthalten, er hat aber diese Bedenken auch
"uf ihr richtiges Maß zurückgeführt. „

Im Dreibund können wir nach wie vor auf Österreich-Ungarn zahlen, aber
es besteht die Gefahr, daß sich Italien zwar der Vorteile dieses Bündnisverhält-
"isses bedient, sich aber vielleicht seinen Verpflichtungen zu entziehn suchen wird.
wenn Deutschland seiner bedarf. Es ist richtig, daß Italien dieses Bündnis mehr
bedarf als wir. Darin liegt ein Vorteil für uns, der den Wert dieses Verhält¬
nisses in der europäischen Konstellation immer noch bedeutend genug erscheinen laßt,
um es festzuhalte», wenn wir auch stark genug sein müssen, um im Notfall ohne
d'ehe Hilfe zu bestehn. Die geschickteste Politik würde an diesem Tatbestand nichts


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[0451] Maßgebliches und Umnaßgcbliches Partei nicht gerade aus der Rolle fallen zu lassen. Fürst Bülow hatte also Recht, seine ganze Aufmerksamkeit auf die Wirkungen zu konzentrieren, die seine Worte im Auslande hervorrufen mußten. Das; er hierin einen vollen Erfolg erreicht hat, ist aus den Preßstimmen der verschiednen Länder deutlich zu ersehen. Gewisse Dinge zu ändern liegt freilich außerhalb der Macht eines einzelnen Staatsmannes. Bei so vorsichtiger und fein durchdachter Behandlung des rein Tatsächliche» in uusern auswärtigen Beziehungen konnte es nicht ausbleiben, daß mau sich in Deutschland selbst enttäuscht eingestand: „So klug waren wir eigentlich auch vorher." Dem Fürsten Bülow ist daraus kein Vorwurf zu machen. Wenn er in diskreter Weise nachweist, daß er trotz des verbreiteten Unbehagens und trotz vermeintlicher impulsiver Eingriffe seinen Weg zu gehn versteht und eine gute Politik macht, so zeigt er damit durch die Tat — besser als durch vielleicht überraschende Reden —, daß er für die gegebnen Verhältnisse der rechte Mann an der rechten Stelle ist. Und das wußte auch der Reichstag recht gut; daraus erklärt sich manches in seinem Verhalten. Seine Kritik wurde dadurch abgeschwächt, daß er sie an deu Reichskanzler richten mußte, dessen Stellung er aber doch nicht erschüttern wollte. Der Versuch wird hoffentlich trotzdem nicht abschreckend wirken. Die nationalen Parteien müssen es lernen, ihre Kritik mit Nachdruck und Würde zu üben. Dann werden sie auch auf einen geistig hochstehenden und pflichttreuen Monarchen Eindruck machen, sonst nicht. Wer nun die große Rede des Fürsten Bülow genauer prüft, der wird finden, daß sie unsre internationale Lage keineswegs so rosig schildert, wie in den Beur¬ teilungen einzelner Tageszeitungen behauptet worden ist. Aber man wird zugeben dürfen, daß, was an Gefahren in dieser Lage enthalten ist, im wesentliche» ohne Schuld der deutschen Politik geschah und schwerlich dnrch sie verhindert werden konnte. Dazu kommt das Bewußtsei», daß wir diesen Gefahren in jedem Falle "und i» Zukunft trotzen können, wie wir ihnen bisher getrotzt haben. Hier ist auch der Abgeordnete Bassermann nicht ganz von den, Vorwurf einer kleinen Übertreibung i" seiner sonst so maßvollen Rede freizusprechen. Er meinte, Deutschland sei zur ^eit des Fürsten Bismnrck im Auslande geliebt worden. Auch in der verärgerten Stimmung unsrer Tage sollte man sich nicht zu einer solchen Legendenbildnng hin¬ reißen lassen. Deutschland ist niemals geliebt worden, seit es ein großes, mächtiges Reich, und seit das deutsche Volk aus einem Volke der Dichter, Denker und Träumer ein wohlhabender Träger des Fortschritts ans allen Gebieten geworden ist- Fürst Bismarck hat das vielfach betont. In unsern auswärtigen Beziehungen sind es vornehmlich drei Punkte, die uns Besorgnisse erweckt haben: die Zweifel, ob der Fortbestand des Dreibundes für uns 'was einen Wert hat, ferner die Frage, welche Nachwirkungen sich ans der fran¬ zösisch-englischen Freundschaft für uns ergeben, und endlich, wie sich unser Ver¬ hältnis zu Rußland gestalten wird, wenn die Verhandlungen zwischen Rußland und England vielleicht zu dem Ziele führen sollten, die Isolierung Deutschlands zu ver¬ vollständigen. Der Reichskanzler hat in allen drei Fragen nicht abgeleugnet, daß sie manches für Deutschland Bedenkliche enthalten, er hat aber diese Bedenken auch "uf ihr richtiges Maß zurückgeführt. „ Im Dreibund können wir nach wie vor auf Österreich-Ungarn zahlen, aber es besteht die Gefahr, daß sich Italien zwar der Vorteile dieses Bündnisverhält- "isses bedient, sich aber vielleicht seinen Verpflichtungen zu entziehn suchen wird. wenn Deutschland seiner bedarf. Es ist richtig, daß Italien dieses Bündnis mehr bedarf als wir. Darin liegt ein Vorteil für uns, der den Wert dieses Verhält¬ nisses in der europäischen Konstellation immer noch bedeutend genug erscheinen laßt, um es festzuhalte», wenn wir auch stark genug sein müssen, um im Notfall ohne d'ehe Hilfe zu bestehn. Die geschickteste Politik würde an diesem Tatbestand nichts

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/451>, abgerufen am 15.05.2024.