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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Die Kurse für Regiermigsreferendare

gewaltige Erz-, besonders Kupferlager sowie große Kohlenfelder am untern
Lauf der Lena, die bisher noch fast gar nicht ausgebeutet worden sind,
werden ebenfalls durch die Bahn erschlossen werden. Die reichen Getreide¬
ernten Sibiriens, die oft so ergiebig sind, daß früher die Bauern ganze Felder
ungeschnitten stehn ließen, weil sie nicht wußten, was sie mit dem vielen Ge¬
treide anfangen sollten, sind zwar in vielen Teilen des Landes schon durch
die sibirische Bahn dem allgemeinen Nutzen zugänglich gemacht worden
aber auch die neue Bahn kann in dieser Hinsicht noch für weite Strecken
Sibiriens eine hohe, volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen, und ebenso kann
bei dem immer zunehmenden Wald- und Holzmangel die Weltwirtschaft große
Vorteile aus der fortschreitenden Erschließung des enormen sibirischen Wald¬
reichtums ziehen.

Die amerikanische Jntercssentengruppe, die das treibende Element des neuen
Bahnprojekts ist, verlangt als Gegenleistung für ihre Bemühungen vom
russischen Staat nichts andres, als daß ihr zu beiden Seiten der Bahn ein ins¬
gesamt 24 Kilometer breiter Streifen Land zur freien Verfügung, auch zur
bergmännischen Ausbeutung, überlassen wird. Nach dem Gesagten wird man
es nun wohl verstehn, daß unter solchen Umständen der Bau der Bahn trotz
des riesigen Kostenaufwandes von 54 Millionen Pfund Sterling ein sehr ren¬
tables Unternehmen werden kann.

Jedenfalls darf man dem beispiellos kühnen Projekt nach den sehr
gründlich betriebnen Vorstudien der amerikanischen Ingenieure einen ernsthaften,
realen Hintergrund nicht absprechen, und die Kulturwelt wird die weitere Ent¬
wicklung des gewaltigen Unternehmens, das einen der gewaltigsten Fortschritte
in der Entwickung des Verkehrs bedeuten würde, mit höchstem Interesse ver¬
folgen. Für die Verkehrsgeographie würde sie übrigens ein Kuriosum sein,
denn durch ihre Vermittlung würde es geradezu möglich sein, mit der Bahn
ohne Unterbrechung von Europa nach Amerika, von Paris bis Newuork oder
San Francisco zu fahren!




Die Kurse für Regierungsreferendare
Regierungsrat <Luno von in

i eher die Tätigkeit in den Kursen für die Regierungsreferendare
ist öffentlich wohl wenig bekannt. Dies ist ja auch durchaus er¬
klärlich, wenn man bedenkt, daß es sich um eine noch neue Ein¬
richtung handelt, die kaum seit Jahresfrist gesetzlich eingeführt
^ I worden ist. Und wenn da und dort diese Einrichtung einer nicht
gerade milden und anerkennenden Kritik unterworfen ist, so darf man sich darüber
nicht wundern. Alles Neue muß sich durchringen, bis es Anerkennung findet.<^ ^ /
M


Die Kurse für Regiermigsreferendare

gewaltige Erz-, besonders Kupferlager sowie große Kohlenfelder am untern
Lauf der Lena, die bisher noch fast gar nicht ausgebeutet worden sind,
werden ebenfalls durch die Bahn erschlossen werden. Die reichen Getreide¬
ernten Sibiriens, die oft so ergiebig sind, daß früher die Bauern ganze Felder
ungeschnitten stehn ließen, weil sie nicht wußten, was sie mit dem vielen Ge¬
treide anfangen sollten, sind zwar in vielen Teilen des Landes schon durch
die sibirische Bahn dem allgemeinen Nutzen zugänglich gemacht worden
aber auch die neue Bahn kann in dieser Hinsicht noch für weite Strecken
Sibiriens eine hohe, volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen, und ebenso kann
bei dem immer zunehmenden Wald- und Holzmangel die Weltwirtschaft große
Vorteile aus der fortschreitenden Erschließung des enormen sibirischen Wald¬
reichtums ziehen.

Die amerikanische Jntercssentengruppe, die das treibende Element des neuen
Bahnprojekts ist, verlangt als Gegenleistung für ihre Bemühungen vom
russischen Staat nichts andres, als daß ihr zu beiden Seiten der Bahn ein ins¬
gesamt 24 Kilometer breiter Streifen Land zur freien Verfügung, auch zur
bergmännischen Ausbeutung, überlassen wird. Nach dem Gesagten wird man
es nun wohl verstehn, daß unter solchen Umständen der Bau der Bahn trotz
des riesigen Kostenaufwandes von 54 Millionen Pfund Sterling ein sehr ren¬
tables Unternehmen werden kann.

Jedenfalls darf man dem beispiellos kühnen Projekt nach den sehr
gründlich betriebnen Vorstudien der amerikanischen Ingenieure einen ernsthaften,
realen Hintergrund nicht absprechen, und die Kulturwelt wird die weitere Ent¬
wicklung des gewaltigen Unternehmens, das einen der gewaltigsten Fortschritte
in der Entwickung des Verkehrs bedeuten würde, mit höchstem Interesse ver¬
folgen. Für die Verkehrsgeographie würde sie übrigens ein Kuriosum sein,
denn durch ihre Vermittlung würde es geradezu möglich sein, mit der Bahn
ohne Unterbrechung von Europa nach Amerika, von Paris bis Newuork oder
San Francisco zu fahren!




Die Kurse für Regierungsreferendare
Regierungsrat <Luno von in

i eher die Tätigkeit in den Kursen für die Regierungsreferendare
ist öffentlich wohl wenig bekannt. Dies ist ja auch durchaus er¬
klärlich, wenn man bedenkt, daß es sich um eine noch neue Ein¬
richtung handelt, die kaum seit Jahresfrist gesetzlich eingeführt
^ I worden ist. Und wenn da und dort diese Einrichtung einer nicht
gerade milden und anerkennenden Kritik unterworfen ist, so darf man sich darüber
nicht wundern. Alles Neue muß sich durchringen, bis es Anerkennung findet.<^ ^ /
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[0288] Die Kurse für Regiermigsreferendare gewaltige Erz-, besonders Kupferlager sowie große Kohlenfelder am untern Lauf der Lena, die bisher noch fast gar nicht ausgebeutet worden sind, werden ebenfalls durch die Bahn erschlossen werden. Die reichen Getreide¬ ernten Sibiriens, die oft so ergiebig sind, daß früher die Bauern ganze Felder ungeschnitten stehn ließen, weil sie nicht wußten, was sie mit dem vielen Ge¬ treide anfangen sollten, sind zwar in vielen Teilen des Landes schon durch die sibirische Bahn dem allgemeinen Nutzen zugänglich gemacht worden aber auch die neue Bahn kann in dieser Hinsicht noch für weite Strecken Sibiriens eine hohe, volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen, und ebenso kann bei dem immer zunehmenden Wald- und Holzmangel die Weltwirtschaft große Vorteile aus der fortschreitenden Erschließung des enormen sibirischen Wald¬ reichtums ziehen. Die amerikanische Jntercssentengruppe, die das treibende Element des neuen Bahnprojekts ist, verlangt als Gegenleistung für ihre Bemühungen vom russischen Staat nichts andres, als daß ihr zu beiden Seiten der Bahn ein ins¬ gesamt 24 Kilometer breiter Streifen Land zur freien Verfügung, auch zur bergmännischen Ausbeutung, überlassen wird. Nach dem Gesagten wird man es nun wohl verstehn, daß unter solchen Umständen der Bau der Bahn trotz des riesigen Kostenaufwandes von 54 Millionen Pfund Sterling ein sehr ren¬ tables Unternehmen werden kann. Jedenfalls darf man dem beispiellos kühnen Projekt nach den sehr gründlich betriebnen Vorstudien der amerikanischen Ingenieure einen ernsthaften, realen Hintergrund nicht absprechen, und die Kulturwelt wird die weitere Ent¬ wicklung des gewaltigen Unternehmens, das einen der gewaltigsten Fortschritte in der Entwickung des Verkehrs bedeuten würde, mit höchstem Interesse ver¬ folgen. Für die Verkehrsgeographie würde sie übrigens ein Kuriosum sein, denn durch ihre Vermittlung würde es geradezu möglich sein, mit der Bahn ohne Unterbrechung von Europa nach Amerika, von Paris bis Newuork oder San Francisco zu fahren! Die Kurse für Regierungsreferendare Regierungsrat <Luno von in i eher die Tätigkeit in den Kursen für die Regierungsreferendare ist öffentlich wohl wenig bekannt. Dies ist ja auch durchaus er¬ klärlich, wenn man bedenkt, daß es sich um eine noch neue Ein¬ richtung handelt, die kaum seit Jahresfrist gesetzlich eingeführt ^ I worden ist. Und wenn da und dort diese Einrichtung einer nicht gerade milden und anerkennenden Kritik unterworfen ist, so darf man sich darüber nicht wundern. Alles Neue muß sich durchringen, bis es Anerkennung findet.<^ ^ / M

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/288>, abgerufen am 26.05.2024.