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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Napoleonbriefe

werden, und die niemals einer Bank, der Post aber nur mit Rücksicht auf ihre
absolute Sicherheit übergeben werden würden; andrerseits wird der Postscheck-
Verkehr fiuanztechnisch erzieherisch wirken und deshalb viele seiner Teilnehmer
dem bankmäßigen Scheckverkehr zuführen.

Wer noch kein Bankkonto hat, lasse sich also bei einer zuverlässigen Stelle
ein solches errichten. Nach dem im Juli dieses Jahres veröffentlichten vortreff¬
lichen Entwurf eines Scheckgesetzes kommen als solche Stellen in Betracht: die
Reichsbank, alle staatlichen und kommunalen Geld- und Kreditinstitute (also auch
Sparkassen) und Kreditgenossenschaften, sofern sie sich nach ihren Statute" mit
dem Scheckverkehr befassen wollen; schließlich alle in das Handelsregister ein¬
getragnen Firmen, die gewerbsmäßig Bankiergeschäfte betreiben. Man lasse sich
im Interesse des Allgemeinwohls durch etwaigen Widerstand einiger Zahlungs¬
empfänger nicht entmutigen. Hauseigentümer, Rechtsanwälte, Gewerbetreibende
werden allmählich, wenn man ihnen als Zahlung mehr und mehr Schenks
anbietet, genötigt sein, sich ebenfalls ein Bankkonto errichten zu lassen, sodaß
wir hoffentlich in kürzester Zeit von einer tatsächlichen Einbürgerung des
Scheckverkehrs reden können.

Die Frage: Wie macht man sich mit der Handhabung des Überweisungs¬
und Scheckverkehrs vertraut? beantwortet ein soeben erschienenes Flugblatt der
Königlichen Seehandlung (Preußische Staatsbank) folgendermaßen: "Wer der
Anregung, sich ein Bankkonto einrichten zu lassen, gefolgt ist, hat schon den
wichtigsten Schritt getan; keinerlei Mühe wird er haben, sich mit der Hand¬
habung des Überweisungs- und Scheckverkehrs vertraut zu machen. Theoretischer
Auseinandersetzungen über Scheckweseu usw. bedarf es für den praktischen
Gebrauch absolut nicht. An der Kasse des Bankiers wird sich jeder an der
Hand von Mustern in wenigen Minuten über die Bedeutung von Einrichtungen
klar werden, deren Wert so einleuchtend ist, daß man nicht verstehn wird, wie
man sich fast überall in Deutschland so lange von deren Benutzung hat fern¬
halten können."




Napoleonbriefe
v I. Newald on

z^?^Uern Sie oder meine Beschützer mir nicht die Mittel zu einem
anständigem Lebensunterhalt geben, so berufen Sie mich lieber
HV^Milans Hause zurück, und zwar sofort. Ich bin es satt, meine
A^-M^Z Armut an den Pranger zu stellen und das Gelächter frecher
l^MMWl Schüler zu erregen, die nur ihr Vermögen vor mir voraus
haben; denn es ist nicht einer darunter, der geistig nicht tief unter mir stünde.
Nun, mein Herr, soll Ihr Sohn beständig die Zielscheibe einiger Taugenichtse
sein" usw.


Napoleonbriefe

werden, und die niemals einer Bank, der Post aber nur mit Rücksicht auf ihre
absolute Sicherheit übergeben werden würden; andrerseits wird der Postscheck-
Verkehr fiuanztechnisch erzieherisch wirken und deshalb viele seiner Teilnehmer
dem bankmäßigen Scheckverkehr zuführen.

Wer noch kein Bankkonto hat, lasse sich also bei einer zuverlässigen Stelle
ein solches errichten. Nach dem im Juli dieses Jahres veröffentlichten vortreff¬
lichen Entwurf eines Scheckgesetzes kommen als solche Stellen in Betracht: die
Reichsbank, alle staatlichen und kommunalen Geld- und Kreditinstitute (also auch
Sparkassen) und Kreditgenossenschaften, sofern sie sich nach ihren Statute» mit
dem Scheckverkehr befassen wollen; schließlich alle in das Handelsregister ein¬
getragnen Firmen, die gewerbsmäßig Bankiergeschäfte betreiben. Man lasse sich
im Interesse des Allgemeinwohls durch etwaigen Widerstand einiger Zahlungs¬
empfänger nicht entmutigen. Hauseigentümer, Rechtsanwälte, Gewerbetreibende
werden allmählich, wenn man ihnen als Zahlung mehr und mehr Schenks
anbietet, genötigt sein, sich ebenfalls ein Bankkonto errichten zu lassen, sodaß
wir hoffentlich in kürzester Zeit von einer tatsächlichen Einbürgerung des
Scheckverkehrs reden können.

Die Frage: Wie macht man sich mit der Handhabung des Überweisungs¬
und Scheckverkehrs vertraut? beantwortet ein soeben erschienenes Flugblatt der
Königlichen Seehandlung (Preußische Staatsbank) folgendermaßen: „Wer der
Anregung, sich ein Bankkonto einrichten zu lassen, gefolgt ist, hat schon den
wichtigsten Schritt getan; keinerlei Mühe wird er haben, sich mit der Hand¬
habung des Überweisungs- und Scheckverkehrs vertraut zu machen. Theoretischer
Auseinandersetzungen über Scheckweseu usw. bedarf es für den praktischen
Gebrauch absolut nicht. An der Kasse des Bankiers wird sich jeder an der
Hand von Mustern in wenigen Minuten über die Bedeutung von Einrichtungen
klar werden, deren Wert so einleuchtend ist, daß man nicht verstehn wird, wie
man sich fast überall in Deutschland so lange von deren Benutzung hat fern¬
halten können."




Napoleonbriefe
v I. Newald on

z^?^Uern Sie oder meine Beschützer mir nicht die Mittel zu einem
anständigem Lebensunterhalt geben, so berufen Sie mich lieber
HV^Milans Hause zurück, und zwar sofort. Ich bin es satt, meine
A^-M^Z Armut an den Pranger zu stellen und das Gelächter frecher
l^MMWl Schüler zu erregen, die nur ihr Vermögen vor mir voraus
haben; denn es ist nicht einer darunter, der geistig nicht tief unter mir stünde.
Nun, mein Herr, soll Ihr Sohn beständig die Zielscheibe einiger Taugenichtse
sein" usw.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/35>, abgerufen am 19.05.2024.