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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Vie asiatische Linwandrung
i

er zunehmende Strom asiatischer Einwcmdrung in große Länder¬
gebiete und sogar Kontinente, die die Weiße Nasse als ihr alleiniges
Eigentum betrachtet, hat ein Problem entstehn lassen, dessen Be¬
deutung vielleicht noch nicht überall voll erkannt ist, das aber
^ trotzdem zu einer Frage von allgemeinster Bedeutung für die Welt
heranreifen wird.*) In Deutschland werden wir. trotzdem Deutsch-Ostafrika
auch seine Jndierfrage hat, zunächst vielleicht nicht von den ernsten Folgen
berührt, die mit der Masseneinwcmdrung von Asiaten verbunden sind, sie treffen
vornehmlich England, seine großen Tochterstaaten Kanada, Australien und
Südafrika sowie die Vereinigten Staaten. Am letzten Ende aber ist es weder
eine rein lokale noch andrerseits eine rein britische Neichsangelegenheit, sondern
eine Weltfrage, an deren Lösung alle weißen Nationen Interesse haben, vor¬
nehmlich die, deren handelspolitische Beziehungen über den Erdball reichen.
ur

Der alte und landläufige Begriff, daß sich Eopa und die übrigen von
weißen Völkern bewohnten Gebiete Asien gegenüber immer in einer überlegnen
und unangreifbaren wirtschaftlichen Position befinden werden, muß schon heute
eingeschränkt werden. Wir sind Zeugen des Erwachens Asiens. In schärferer
Form als bisher weisen die asiatischen Völker das zurück, was sie als unge¬
recht empfinden. Es entsteht dort ein unbestimmtes, aber stetig wachsendes
Gefühl für die kommerzielle Macht, die sie Europa gegenüber ausüben können.
--or--

Die Swadeshi-Bewegung in Indien Bykott britischer Waen , die
Boykottierung amerikanischer Waren in China sind in dieser Beziehung nicht
ohne Bedeutung, es sind immerhin Mittel, mit denen sich Asien manche Kon¬
zession erzwingen und manche verschloßne Tür öffnen kann.



Der Verfasser lehnt sich hauptsächlich an folgende Werke an: L. E. Neame, Ili-Z ^sistiv
vantz-si' in elf Ooloniss, Sir Frank Swettenham, si'nisu Aals,zu> Howard Angus Kennedy,
Nov OansM svÄ elf uso 0im"Uaos." Ms rissn 8in", varon Lu/smÄtsu. ?utnam ^Vsalu,
ti'nos in elf Dsst alte? ik aktsrmatli und andre,
Grenzboten II 1908 Is


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gebiete und sogar Kontinente, die die Weiße Nasse als ihr alleiniges
Eigentum betrachtet, hat ein Problem entstehn lassen, dessen Be¬
deutung vielleicht noch nicht überall voll erkannt ist, das aber
^ trotzdem zu einer Frage von allgemeinster Bedeutung für die Welt
heranreifen wird.*) In Deutschland werden wir. trotzdem Deutsch-Ostafrika
auch seine Jndierfrage hat, zunächst vielleicht nicht von den ernsten Folgen
berührt, die mit der Masseneinwcmdrung von Asiaten verbunden sind, sie treffen
vornehmlich England, seine großen Tochterstaaten Kanada, Australien und
Südafrika sowie die Vereinigten Staaten. Am letzten Ende aber ist es weder
eine rein lokale noch andrerseits eine rein britische Neichsangelegenheit, sondern
eine Weltfrage, an deren Lösung alle weißen Nationen Interesse haben, vor¬
nehmlich die, deren handelspolitische Beziehungen über den Erdball reichen.
ur

Der alte und landläufige Begriff, daß sich Eopa und die übrigen von
weißen Völkern bewohnten Gebiete Asien gegenüber immer in einer überlegnen
und unangreifbaren wirtschaftlichen Position befinden werden, muß schon heute
eingeschränkt werden. Wir sind Zeugen des Erwachens Asiens. In schärferer
Form als bisher weisen die asiatischen Völker das zurück, was sie als unge¬
recht empfinden. Es entsteht dort ein unbestimmtes, aber stetig wachsendes
Gefühl für die kommerzielle Macht, die sie Europa gegenüber ausüben können.
—or—

Die Swadeshi-Bewegung in Indien Bykott britischer Waen , die
Boykottierung amerikanischer Waren in China sind in dieser Beziehung nicht
ohne Bedeutung, es sind immerhin Mittel, mit denen sich Asien manche Kon¬
zession erzwingen und manche verschloßne Tür öffnen kann.



Der Verfasser lehnt sich hauptsächlich an folgende Werke an: L. E. Neame, Ili-Z ^sistiv
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[0117] [Abbildung] OVOI. Fö5 /!/i//?i/u/6sse/' Vie asiatische Linwandrung i er zunehmende Strom asiatischer Einwcmdrung in große Länder¬ gebiete und sogar Kontinente, die die Weiße Nasse als ihr alleiniges Eigentum betrachtet, hat ein Problem entstehn lassen, dessen Be¬ deutung vielleicht noch nicht überall voll erkannt ist, das aber ^ trotzdem zu einer Frage von allgemeinster Bedeutung für die Welt heranreifen wird.*) In Deutschland werden wir. trotzdem Deutsch-Ostafrika auch seine Jndierfrage hat, zunächst vielleicht nicht von den ernsten Folgen berührt, die mit der Masseneinwcmdrung von Asiaten verbunden sind, sie treffen vornehmlich England, seine großen Tochterstaaten Kanada, Australien und Südafrika sowie die Vereinigten Staaten. Am letzten Ende aber ist es weder eine rein lokale noch andrerseits eine rein britische Neichsangelegenheit, sondern eine Weltfrage, an deren Lösung alle weißen Nationen Interesse haben, vor¬ nehmlich die, deren handelspolitische Beziehungen über den Erdball reichen. ur Der alte und landläufige Begriff, daß sich Eopa und die übrigen von weißen Völkern bewohnten Gebiete Asien gegenüber immer in einer überlegnen und unangreifbaren wirtschaftlichen Position befinden werden, muß schon heute eingeschränkt werden. Wir sind Zeugen des Erwachens Asiens. In schärferer Form als bisher weisen die asiatischen Völker das zurück, was sie als unge¬ recht empfinden. Es entsteht dort ein unbestimmtes, aber stetig wachsendes Gefühl für die kommerzielle Macht, die sie Europa gegenüber ausüben können. —or— Die Swadeshi-Bewegung in Indien Bykott britischer Waen , die Boykottierung amerikanischer Waren in China sind in dieser Beziehung nicht ohne Bedeutung, es sind immerhin Mittel, mit denen sich Asien manche Kon¬ zession erzwingen und manche verschloßne Tür öffnen kann. Der Verfasser lehnt sich hauptsächlich an folgende Werke an: L. E. Neame, Ili-Z ^sistiv vantz-si' in elf Ooloniss, Sir Frank Swettenham, si'nisu Aals,zu> Howard Angus Kennedy, Nov OansM svÄ elf uso 0im«Uaos." Ms rissn 8in», varon Lu/smÄtsu. ?utnam ^Vsalu, ti'nos in elf Dsst alte? ik aktsrmatli und andre, Grenzboten II 1908 Is

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/117>, abgerufen am 01.05.2024.