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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die preußische Artillerie
im Dienste des Küstenrettungswesens
Ludwig Aemmer Ein Beitrag zu ihrer Geschichte von
2. Ein Artillerieoffizier vom Strand

> cmgsam, aber lang wirkte der Erfolg, den die Pillauer Artilleristen
mit ihrem Siebenpfünder im Jahre 1823 auf dem Möwenhaken
errungen hatten, nach. Der Bericht über das Ereignis, der im
Jahrgang 1836 des Archivs für die preußischen Artillerie- und
! Ingenieur-Offiziere erschienen war, veranlaßte im Jahre 1845 den
Kaufmann und Leutnant a. D. Gaedtke in Leba, bei dem Oberpräsidium der
Provinz Pommern die Errichtung einer Mörserstcitivn in Leba anzuregen.
Aus dieser Anregung erwuchsen zwischen 1845 und 1349 die Stationen Leba,
Stolpmünde, Rügenwaldermünde und Kolbergermünde.

Unmittelbar nach dem Unglücks- und Glückstag hatte es den Anschein, als
solle die preußische Küste bald eine Strandungswehr erhalten. Der Minister des
Innern entschloß sich, eine Anzahl von Küstenorten mit Manbyschen Nettungs-
apparaten auszurüsten. Der Kriegsminister war bereit, die Mörser und die
Munition zu stellen. Die Regierungen wurden beauftragt, mit den Militär¬
behörden zu beraten, welche Ansrüstungsgegenstände für die Apparate aus den
Artilleriedepots entnommen werden könnten. Die Ergebnisse der Versuche, die
von Danziger und Königsberger Artillerieoffizieren "mit so großer Bereit¬
willigkeit" angestellt worden waren, sollten bei den neuen Apparaten nutzbar
gemacht werden. Diese sollten in Danzig hergestellt werden, in der Stadt,
deren Türmer nach Eichendorff seit uralten Zeiten singt:


Wolle Gott den Schiffer wahren,
Der bei Nacht vorüberzieht! --

im Bereiche der Behörden, die das Verfahren bis jetzt am freudigsten auf¬
genommen und am verständigsten gefördert hatten, an der Küste, auf der die
Weihe dieses guten Strebens und des ersten Erfolgs lag. Ein englischer
Originalapparat, der sich seit dem Jahre 1825 in Neufahrwasser befand, sollte
als Muster dienen. An der ostpreußischen Küste, im Bezirke der Königsberger
Negierung gedachte der Minister in Memel, in Pillau und in Georgenswalde
auf der Frischer Nehrung Rettungsstationen zu errichten, an der westpreußischen




Die preußische Artillerie
im Dienste des Küstenrettungswesens
Ludwig Aemmer Ein Beitrag zu ihrer Geschichte von
2. Ein Artillerieoffizier vom Strand

> cmgsam, aber lang wirkte der Erfolg, den die Pillauer Artilleristen
mit ihrem Siebenpfünder im Jahre 1823 auf dem Möwenhaken
errungen hatten, nach. Der Bericht über das Ereignis, der im
Jahrgang 1836 des Archivs für die preußischen Artillerie- und
! Ingenieur-Offiziere erschienen war, veranlaßte im Jahre 1845 den
Kaufmann und Leutnant a. D. Gaedtke in Leba, bei dem Oberpräsidium der
Provinz Pommern die Errichtung einer Mörserstcitivn in Leba anzuregen.
Aus dieser Anregung erwuchsen zwischen 1845 und 1349 die Stationen Leba,
Stolpmünde, Rügenwaldermünde und Kolbergermünde.

Unmittelbar nach dem Unglücks- und Glückstag hatte es den Anschein, als
solle die preußische Küste bald eine Strandungswehr erhalten. Der Minister des
Innern entschloß sich, eine Anzahl von Küstenorten mit Manbyschen Nettungs-
apparaten auszurüsten. Der Kriegsminister war bereit, die Mörser und die
Munition zu stellen. Die Regierungen wurden beauftragt, mit den Militär¬
behörden zu beraten, welche Ansrüstungsgegenstände für die Apparate aus den
Artilleriedepots entnommen werden könnten. Die Ergebnisse der Versuche, die
von Danziger und Königsberger Artillerieoffizieren „mit so großer Bereit¬
willigkeit" angestellt worden waren, sollten bei den neuen Apparaten nutzbar
gemacht werden. Diese sollten in Danzig hergestellt werden, in der Stadt,
deren Türmer nach Eichendorff seit uralten Zeiten singt:


Wolle Gott den Schiffer wahren,
Der bei Nacht vorüberzieht! —

im Bereiche der Behörden, die das Verfahren bis jetzt am freudigsten auf¬
genommen und am verständigsten gefördert hatten, an der Küste, auf der die
Weihe dieses guten Strebens und des ersten Erfolgs lag. Ein englischer
Originalapparat, der sich seit dem Jahre 1825 in Neufahrwasser befand, sollte
als Muster dienen. An der ostpreußischen Küste, im Bezirke der Königsberger
Negierung gedachte der Minister in Memel, in Pillau und in Georgenswalde
auf der Frischer Nehrung Rettungsstationen zu errichten, an der westpreußischen


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[0410] [Abbildung] Die preußische Artillerie im Dienste des Küstenrettungswesens Ludwig Aemmer Ein Beitrag zu ihrer Geschichte von 2. Ein Artillerieoffizier vom Strand > cmgsam, aber lang wirkte der Erfolg, den die Pillauer Artilleristen mit ihrem Siebenpfünder im Jahre 1823 auf dem Möwenhaken errungen hatten, nach. Der Bericht über das Ereignis, der im Jahrgang 1836 des Archivs für die preußischen Artillerie- und ! Ingenieur-Offiziere erschienen war, veranlaßte im Jahre 1845 den Kaufmann und Leutnant a. D. Gaedtke in Leba, bei dem Oberpräsidium der Provinz Pommern die Errichtung einer Mörserstcitivn in Leba anzuregen. Aus dieser Anregung erwuchsen zwischen 1845 und 1349 die Stationen Leba, Stolpmünde, Rügenwaldermünde und Kolbergermünde. Unmittelbar nach dem Unglücks- und Glückstag hatte es den Anschein, als solle die preußische Küste bald eine Strandungswehr erhalten. Der Minister des Innern entschloß sich, eine Anzahl von Küstenorten mit Manbyschen Nettungs- apparaten auszurüsten. Der Kriegsminister war bereit, die Mörser und die Munition zu stellen. Die Regierungen wurden beauftragt, mit den Militär¬ behörden zu beraten, welche Ansrüstungsgegenstände für die Apparate aus den Artilleriedepots entnommen werden könnten. Die Ergebnisse der Versuche, die von Danziger und Königsberger Artillerieoffizieren „mit so großer Bereit¬ willigkeit" angestellt worden waren, sollten bei den neuen Apparaten nutzbar gemacht werden. Diese sollten in Danzig hergestellt werden, in der Stadt, deren Türmer nach Eichendorff seit uralten Zeiten singt: Wolle Gott den Schiffer wahren, Der bei Nacht vorüberzieht! — im Bereiche der Behörden, die das Verfahren bis jetzt am freudigsten auf¬ genommen und am verständigsten gefördert hatten, an der Küste, auf der die Weihe dieses guten Strebens und des ersten Erfolgs lag. Ein englischer Originalapparat, der sich seit dem Jahre 1825 in Neufahrwasser befand, sollte als Muster dienen. An der ostpreußischen Küste, im Bezirke der Königsberger Negierung gedachte der Minister in Memel, in Pillau und in Georgenswalde auf der Frischer Nehrung Rettungsstationen zu errichten, an der westpreußischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/410>, abgerufen am 01.05.2024.