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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Philipp Otto Runge und die Romantiker

kammer, Schinkel, und der volkswirtschaftliche Referent der Kolonialverwaltung,
Regierungsrat Zoepfl, anführten, gaben diesem Eindruck den nötigen Hinter¬
grund. Zum Beispiel spricht die Tatsache, daß sich die Ausfuhr der Kolonien
von 1904 bis 1908 verdoppelt und daß der früher minimale Anteil des
Mutterlandes am Kolonialhandel in das Gegenteil sich verwandelt hat und
stetig weiter verwandelt, mehr als lange statistische Auseinandersetzungen. Die
demnächst zu erwartenden amtlichen Jahresberichte über die Entwickelung der
Schutzgebiete werden ja Gelegenheit geben, die erfreulichen Fortschritte der
Kolonien zahlenmäßig nachzuweisen.

Vom dritten Kolonialkongreß läßt sich wirklich mit Fug und Recht sagen:
"Er hat den Nachweis erbracht, welche Summe ideeller Volkskräfte hinter der
Kolonialbewegung steht und wie sie getragen ist von einer starken geistigen
Macht in unsern: Volke, wie alle Berufe, wie Kirche, Schule und Mission,
wie Wissenschaft, Handel und Industrie gleichmäßig warm für sie eintreten."




Philipp Otto Runge und die Romantiker
Josef Butt von

eit vor zwanzig Jahren der Name des Malers Runge als Vor¬
kämpfer der Pleinairkunst verkündet wurde, ist er in Fachkreisen
umstritten gewesen, bis die Jahrhundertausstellung 1906 sein
Werk aus dem Heim der Hamburger Kunsthalle vor die große
-Öffentlichkeit brachte. Damals wurde durch zahlreiche Repro¬
duktionen und orientierende Darstellungen in Zeitschriften auch weiteren Kreisen
des kunstliebenden Publikums Runge bekannt. In seinem Zeichen steht die
schöne Frucht, die aus der Jahrhundertausstellung im "Stillen Garten" (Düsseldorf,
Langewiesche) gesammelt wurde. Ist nun auch mit der allgemeinen Würdigung
die mit seinem Namen anfänglich verbundene Sensation geschwunden, der Mensch
und Maler ist uns um so lieber geworden.

Ungefähr gleichzeitig sind im vorigen Jahre drei Bücher erschienen, die
Runge zu ihrem Thema machen. Das schönste und liebenswürdigste darunter
ist das von Andreas Andere, der sich früher schon mir den geistesverwandten
Kaspar David Friedrich verdient gemacht hat. In der schlicht schönen Aus¬
stattung des Verlages Paul Cassirer (Berlin) bietet das Buch in edler Form
eine tiefgreifende, innig verstehende Darstellung von dem romantischen Schaffen
des Künstlers, und dazu eine Reihe würdiger Reproduktionen seiner Werke.
Zu wünschen bleibt freilich noch immer eine vollständige Sammlung seiner
Arbeiten und Studien; die Fülle des Fertigen und des Erstrebten, das jetzt


Philipp Otto Runge und die Romantiker

kammer, Schinkel, und der volkswirtschaftliche Referent der Kolonialverwaltung,
Regierungsrat Zoepfl, anführten, gaben diesem Eindruck den nötigen Hinter¬
grund. Zum Beispiel spricht die Tatsache, daß sich die Ausfuhr der Kolonien
von 1904 bis 1908 verdoppelt und daß der früher minimale Anteil des
Mutterlandes am Kolonialhandel in das Gegenteil sich verwandelt hat und
stetig weiter verwandelt, mehr als lange statistische Auseinandersetzungen. Die
demnächst zu erwartenden amtlichen Jahresberichte über die Entwickelung der
Schutzgebiete werden ja Gelegenheit geben, die erfreulichen Fortschritte der
Kolonien zahlenmäßig nachzuweisen.

Vom dritten Kolonialkongreß läßt sich wirklich mit Fug und Recht sagen:
„Er hat den Nachweis erbracht, welche Summe ideeller Volkskräfte hinter der
Kolonialbewegung steht und wie sie getragen ist von einer starken geistigen
Macht in unsern: Volke, wie alle Berufe, wie Kirche, Schule und Mission,
wie Wissenschaft, Handel und Industrie gleichmäßig warm für sie eintreten."




Philipp Otto Runge und die Romantiker
Josef Butt von

eit vor zwanzig Jahren der Name des Malers Runge als Vor¬
kämpfer der Pleinairkunst verkündet wurde, ist er in Fachkreisen
umstritten gewesen, bis die Jahrhundertausstellung 1906 sein
Werk aus dem Heim der Hamburger Kunsthalle vor die große
-Öffentlichkeit brachte. Damals wurde durch zahlreiche Repro¬
duktionen und orientierende Darstellungen in Zeitschriften auch weiteren Kreisen
des kunstliebenden Publikums Runge bekannt. In seinem Zeichen steht die
schöne Frucht, die aus der Jahrhundertausstellung im „Stillen Garten" (Düsseldorf,
Langewiesche) gesammelt wurde. Ist nun auch mit der allgemeinen Würdigung
die mit seinem Namen anfänglich verbundene Sensation geschwunden, der Mensch
und Maler ist uns um so lieber geworden.

Ungefähr gleichzeitig sind im vorigen Jahre drei Bücher erschienen, die
Runge zu ihrem Thema machen. Das schönste und liebenswürdigste darunter
ist das von Andreas Andere, der sich früher schon mir den geistesverwandten
Kaspar David Friedrich verdient gemacht hat. In der schlicht schönen Aus¬
stattung des Verlages Paul Cassirer (Berlin) bietet das Buch in edler Form
eine tiefgreifende, innig verstehende Darstellung von dem romantischen Schaffen
des Künstlers, und dazu eine Reihe würdiger Reproduktionen seiner Werke.
Zu wünschen bleibt freilich noch immer eine vollständige Sammlung seiner
Arbeiten und Studien; die Fülle des Fertigen und des Erstrebten, das jetzt


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[0520] Philipp Otto Runge und die Romantiker kammer, Schinkel, und der volkswirtschaftliche Referent der Kolonialverwaltung, Regierungsrat Zoepfl, anführten, gaben diesem Eindruck den nötigen Hinter¬ grund. Zum Beispiel spricht die Tatsache, daß sich die Ausfuhr der Kolonien von 1904 bis 1908 verdoppelt und daß der früher minimale Anteil des Mutterlandes am Kolonialhandel in das Gegenteil sich verwandelt hat und stetig weiter verwandelt, mehr als lange statistische Auseinandersetzungen. Die demnächst zu erwartenden amtlichen Jahresberichte über die Entwickelung der Schutzgebiete werden ja Gelegenheit geben, die erfreulichen Fortschritte der Kolonien zahlenmäßig nachzuweisen. Vom dritten Kolonialkongreß läßt sich wirklich mit Fug und Recht sagen: „Er hat den Nachweis erbracht, welche Summe ideeller Volkskräfte hinter der Kolonialbewegung steht und wie sie getragen ist von einer starken geistigen Macht in unsern: Volke, wie alle Berufe, wie Kirche, Schule und Mission, wie Wissenschaft, Handel und Industrie gleichmäßig warm für sie eintreten." Philipp Otto Runge und die Romantiker Josef Butt von eit vor zwanzig Jahren der Name des Malers Runge als Vor¬ kämpfer der Pleinairkunst verkündet wurde, ist er in Fachkreisen umstritten gewesen, bis die Jahrhundertausstellung 1906 sein Werk aus dem Heim der Hamburger Kunsthalle vor die große -Öffentlichkeit brachte. Damals wurde durch zahlreiche Repro¬ duktionen und orientierende Darstellungen in Zeitschriften auch weiteren Kreisen des kunstliebenden Publikums Runge bekannt. In seinem Zeichen steht die schöne Frucht, die aus der Jahrhundertausstellung im „Stillen Garten" (Düsseldorf, Langewiesche) gesammelt wurde. Ist nun auch mit der allgemeinen Würdigung die mit seinem Namen anfänglich verbundene Sensation geschwunden, der Mensch und Maler ist uns um so lieber geworden. Ungefähr gleichzeitig sind im vorigen Jahre drei Bücher erschienen, die Runge zu ihrem Thema machen. Das schönste und liebenswürdigste darunter ist das von Andreas Andere, der sich früher schon mir den geistesverwandten Kaspar David Friedrich verdient gemacht hat. In der schlicht schönen Aus¬ stattung des Verlages Paul Cassirer (Berlin) bietet das Buch in edler Form eine tiefgreifende, innig verstehende Darstellung von dem romantischen Schaffen des Künstlers, und dazu eine Reihe würdiger Reproduktionen seiner Werke. Zu wünschen bleibt freilich noch immer eine vollständige Sammlung seiner Arbeiten und Studien; die Fülle des Fertigen und des Erstrebten, das jetzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/520>, abgerufen am 29.04.2024.