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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Alte Beziehungen zwischen demi Indien des Gödens und Luropa

spricht. Dafür, daß das der Fall ist, läßt sich natürlich nicht allgemein sorgen;
soweit es möglich ist, ist es durch Sondervorschristen für einzelne Gewerbe
geschehen. Das Weitere können wir ruhig der Selbsthilfe der Arbeiterschaft
überlassen; nur, wo die versagt, ist polizeilicher Zwang angebracht. Beliebt
macht man sich nirgends damit, nicht einmal bei denen, denen man nützen will.
iVs quick ulmi8!




Alte Beziehungen zwischen dem Indien des Ostens
und Europa
von Dr. Linn Larthaus

onnig geradezu hat es mich angemutet, wenn ich auf meinen
Wanderungen im Hochgebirge der malaiischen Inseln über der
Zone der immergrünen Eichen, Kastanien, Podocarpeen und anderen
stolzen Waldbäume, welche in einer Höhe von 1500 bis 2000Meter
einen hervorragenden Anteil an der Zusammensetzung des Ur¬
waldes nehmen, an dessen Rande ^voie auf Grasflächen und an Wegen blaue
Veilchen und Glockenblumen, vielblättrige Maiblumen, Heidelbeerarten wie auch
noch manche andere zierliche nordische Pflanzengestalt zwischen echt tropischen
Gewächsformen hervorlugen sah. Wie Grüße aus der Heimat im fernen Nord¬
lande erschienen sie mir. Von ähnlichen Empfindungen wurde ich befangen,
wenn ich, als ich schon gründlicher mit Land und Leuten im indischen
Jnselmeere bekannt geworden war, oft ganz unvermutet in Religion,
Sprache, Sitten und gesellschaftlichen Einrichtungen der Eilandsbewohner auf
unverkennbare Spuren indogermanischen Kultureinflusses stieß. Auge und
Geist müssen zuerst durch vielfache Umschau und emsiges Studium daran gewöhnt
sein, diese im Laufe vieler Jahrhunderte zuweilen beinahe gänzlich verwischten
Spuren uralten arischen Kultureinflusses wieder aufzufinden; denn das "Andre
Zeiten andre Sitten" gilt ganz besonders' für jene ausgedehnte Inselwelt, welche
heute das niederländische Indien bildet. Mehr als tausend Jahre haben unsere
arischen Urvettern, die hochintelligenten, fleißigen und energischen Hindus, einen
weitgehenden Einfluß auf die Kultur des letzteren ausgeübt. Dann bahnte sich
mit seinem grenzenlosen Fanatismus der Islam, repräsentiert durch die Araber,
seinen Weg bis zu den entferntesten dieser malaiischen Inseln und tief bis in
ihr Inneres hinein. Diesen semitischen Missionaren folgten, sich hier und da
zu Herren der gottgesegneten Inselländer machend, sodann die Portugiesen,
seltsames Christentum unter ihrer Gier nach Gold hervorkehrend, und nach ihnen


Alte Beziehungen zwischen demi Indien des Gödens und Luropa

spricht. Dafür, daß das der Fall ist, läßt sich natürlich nicht allgemein sorgen;
soweit es möglich ist, ist es durch Sondervorschristen für einzelne Gewerbe
geschehen. Das Weitere können wir ruhig der Selbsthilfe der Arbeiterschaft
überlassen; nur, wo die versagt, ist polizeilicher Zwang angebracht. Beliebt
macht man sich nirgends damit, nicht einmal bei denen, denen man nützen will.
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Alte Beziehungen zwischen dem Indien des Ostens
und Europa
von Dr. Linn Larthaus

onnig geradezu hat es mich angemutet, wenn ich auf meinen
Wanderungen im Hochgebirge der malaiischen Inseln über der
Zone der immergrünen Eichen, Kastanien, Podocarpeen und anderen
stolzen Waldbäume, welche in einer Höhe von 1500 bis 2000Meter
einen hervorragenden Anteil an der Zusammensetzung des Ur¬
waldes nehmen, an dessen Rande ^voie auf Grasflächen und an Wegen blaue
Veilchen und Glockenblumen, vielblättrige Maiblumen, Heidelbeerarten wie auch
noch manche andere zierliche nordische Pflanzengestalt zwischen echt tropischen
Gewächsformen hervorlugen sah. Wie Grüße aus der Heimat im fernen Nord¬
lande erschienen sie mir. Von ähnlichen Empfindungen wurde ich befangen,
wenn ich, als ich schon gründlicher mit Land und Leuten im indischen
Jnselmeere bekannt geworden war, oft ganz unvermutet in Religion,
Sprache, Sitten und gesellschaftlichen Einrichtungen der Eilandsbewohner auf
unverkennbare Spuren indogermanischen Kultureinflusses stieß. Auge und
Geist müssen zuerst durch vielfache Umschau und emsiges Studium daran gewöhnt
sein, diese im Laufe vieler Jahrhunderte zuweilen beinahe gänzlich verwischten
Spuren uralten arischen Kultureinflusses wieder aufzufinden; denn das „Andre
Zeiten andre Sitten" gilt ganz besonders' für jene ausgedehnte Inselwelt, welche
heute das niederländische Indien bildet. Mehr als tausend Jahre haben unsere
arischen Urvettern, die hochintelligenten, fleißigen und energischen Hindus, einen
weitgehenden Einfluß auf die Kultur des letzteren ausgeübt. Dann bahnte sich
mit seinem grenzenlosen Fanatismus der Islam, repräsentiert durch die Araber,
seinen Weg bis zu den entferntesten dieser malaiischen Inseln und tief bis in
ihr Inneres hinein. Diesen semitischen Missionaren folgten, sich hier und da
zu Herren der gottgesegneten Inselländer machend, sodann die Portugiesen,
seltsames Christentum unter ihrer Gier nach Gold hervorkehrend, und nach ihnen


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[0404] Alte Beziehungen zwischen demi Indien des Gödens und Luropa spricht. Dafür, daß das der Fall ist, läßt sich natürlich nicht allgemein sorgen; soweit es möglich ist, ist es durch Sondervorschristen für einzelne Gewerbe geschehen. Das Weitere können wir ruhig der Selbsthilfe der Arbeiterschaft überlassen; nur, wo die versagt, ist polizeilicher Zwang angebracht. Beliebt macht man sich nirgends damit, nicht einmal bei denen, denen man nützen will. iVs quick ulmi8! Alte Beziehungen zwischen dem Indien des Ostens und Europa von Dr. Linn Larthaus onnig geradezu hat es mich angemutet, wenn ich auf meinen Wanderungen im Hochgebirge der malaiischen Inseln über der Zone der immergrünen Eichen, Kastanien, Podocarpeen und anderen stolzen Waldbäume, welche in einer Höhe von 1500 bis 2000Meter einen hervorragenden Anteil an der Zusammensetzung des Ur¬ waldes nehmen, an dessen Rande ^voie auf Grasflächen und an Wegen blaue Veilchen und Glockenblumen, vielblättrige Maiblumen, Heidelbeerarten wie auch noch manche andere zierliche nordische Pflanzengestalt zwischen echt tropischen Gewächsformen hervorlugen sah. Wie Grüße aus der Heimat im fernen Nord¬ lande erschienen sie mir. Von ähnlichen Empfindungen wurde ich befangen, wenn ich, als ich schon gründlicher mit Land und Leuten im indischen Jnselmeere bekannt geworden war, oft ganz unvermutet in Religion, Sprache, Sitten und gesellschaftlichen Einrichtungen der Eilandsbewohner auf unverkennbare Spuren indogermanischen Kultureinflusses stieß. Auge und Geist müssen zuerst durch vielfache Umschau und emsiges Studium daran gewöhnt sein, diese im Laufe vieler Jahrhunderte zuweilen beinahe gänzlich verwischten Spuren uralten arischen Kultureinflusses wieder aufzufinden; denn das „Andre Zeiten andre Sitten" gilt ganz besonders' für jene ausgedehnte Inselwelt, welche heute das niederländische Indien bildet. Mehr als tausend Jahre haben unsere arischen Urvettern, die hochintelligenten, fleißigen und energischen Hindus, einen weitgehenden Einfluß auf die Kultur des letzteren ausgeübt. Dann bahnte sich mit seinem grenzenlosen Fanatismus der Islam, repräsentiert durch die Araber, seinen Weg bis zu den entferntesten dieser malaiischen Inseln und tief bis in ihr Inneres hinein. Diesen semitischen Missionaren folgten, sich hier und da zu Herren der gottgesegneten Inselländer machend, sodann die Portugiesen, seltsames Christentum unter ihrer Gier nach Gold hervorkehrend, und nach ihnen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/404>, abgerufen am 26.05.2024.