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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Das rote Areuz

In der Geschichte der Zuckerrohrkultur und der ältesten Zuckerrohrindustrie
spiegelt sich also bei aufmerksamer Betrachtung, namentlich auch vom Standpunkte
der vergleichenden Linguistik aus, ein recht interessantes Stück uralter Kultur-
geschichte des fernen Ostens wieder; man ersieht daraus zugleich aber auch, daß
doch die Beziehungen dieses letzteren zu unserem alten Europa viel lebhafter
waren als man bisher annahm, selbst zu der Zeit, wo der rücksichtslos jeden
Kasir oder Ungläubigen von sich abstoßende Islam, das nördliche Kafiristan
von dem südlichen, Europa von Indien, möglichst fernhielt.

Hüben wie drüben wohnen Indogermanen, und ich möchte wissen, ob einmal
eine Zeit kommen wird, wo in den südlichen Ariern mit ihrer großen Kultur¬
vergangenheit das Gefühl uralter Stammverwandtschaft mit den nördlichen
Indogermanen, Germanen, Romanen und Slawen wieder aufleben wird!
Vielleicht zwingt einmal eine Zeit der schweren Not bei dem Umsichgreifen und
Vordringen der mongolischen Nasse die Tausende von Jahren getrennten Indo¬
germanen im Norden und Süden, sich ihrer schon aus grauer Vorzeit herleitenden
Verwandtschaft wieder inne zu werden, um der arischen Rasse für immer un¬
bestritten die Weltherrschaft zu sichern. Ob diese Zeit einst kommen wird? --
Nach demi, was ich im fernen Osten gesehen und beobachtet habe, mehr als ein
Jahrzehnt in Berührung mit indolenten Malaien, immer regen, nimmer trägen,
genügsamen, allen klimatischen Einflüssen trotzenden Chinesen, sowie den Epigonen
altadeliger Hindus und ihren modernen, klugen, handelsgewandten Vettern,
Orang Keling noch heute im malaiischen Archipel, wie wohl schon vor tausend
Jahren, genannt, möchte ich glauben, jene Zeit wird kommen, mag auch inzwischen
noch viel Wasser den heiligen Ganges hinunterfließen.




Das Rote Rreuz,
seine Entstehung und völkerrechtliche Entwicklung
von v, v, Strantz

as den Humanitären Bestrebungen unserer Zeit in beredter Weise
Betätigung gebende Note Kreuz stellt den Zusammenschluß aller
durch das Band der Menschlichkeit und der Nächstenliebe ver¬
bundenen Völker dar.

Angesichts der zunehmenden Furchtbarkeit des modernen
Krieges und seiner Kampf- und Zerstörungsmittel bleibt jetzt keine Nation den
Leiden der anderen gegenüber teilnahmloser Zuschauer, und selbst die weiten
Entfernungen von einem Weltteil zum anderen vermögen nicht der Hilfsbereitschaft


Das rote Areuz

In der Geschichte der Zuckerrohrkultur und der ältesten Zuckerrohrindustrie
spiegelt sich also bei aufmerksamer Betrachtung, namentlich auch vom Standpunkte
der vergleichenden Linguistik aus, ein recht interessantes Stück uralter Kultur-
geschichte des fernen Ostens wieder; man ersieht daraus zugleich aber auch, daß
doch die Beziehungen dieses letzteren zu unserem alten Europa viel lebhafter
waren als man bisher annahm, selbst zu der Zeit, wo der rücksichtslos jeden
Kasir oder Ungläubigen von sich abstoßende Islam, das nördliche Kafiristan
von dem südlichen, Europa von Indien, möglichst fernhielt.

Hüben wie drüben wohnen Indogermanen, und ich möchte wissen, ob einmal
eine Zeit kommen wird, wo in den südlichen Ariern mit ihrer großen Kultur¬
vergangenheit das Gefühl uralter Stammverwandtschaft mit den nördlichen
Indogermanen, Germanen, Romanen und Slawen wieder aufleben wird!
Vielleicht zwingt einmal eine Zeit der schweren Not bei dem Umsichgreifen und
Vordringen der mongolischen Nasse die Tausende von Jahren getrennten Indo¬
germanen im Norden und Süden, sich ihrer schon aus grauer Vorzeit herleitenden
Verwandtschaft wieder inne zu werden, um der arischen Rasse für immer un¬
bestritten die Weltherrschaft zu sichern. Ob diese Zeit einst kommen wird? —
Nach demi, was ich im fernen Osten gesehen und beobachtet habe, mehr als ein
Jahrzehnt in Berührung mit indolenten Malaien, immer regen, nimmer trägen,
genügsamen, allen klimatischen Einflüssen trotzenden Chinesen, sowie den Epigonen
altadeliger Hindus und ihren modernen, klugen, handelsgewandten Vettern,
Orang Keling noch heute im malaiischen Archipel, wie wohl schon vor tausend
Jahren, genannt, möchte ich glauben, jene Zeit wird kommen, mag auch inzwischen
noch viel Wasser den heiligen Ganges hinunterfließen.




Das Rote Rreuz,
seine Entstehung und völkerrechtliche Entwicklung
von v, v, Strantz

as den Humanitären Bestrebungen unserer Zeit in beredter Weise
Betätigung gebende Note Kreuz stellt den Zusammenschluß aller
durch das Band der Menschlichkeit und der Nächstenliebe ver¬
bundenen Völker dar.

Angesichts der zunehmenden Furchtbarkeit des modernen
Krieges und seiner Kampf- und Zerstörungsmittel bleibt jetzt keine Nation den
Leiden der anderen gegenüber teilnahmloser Zuschauer, und selbst die weiten
Entfernungen von einem Weltteil zum anderen vermögen nicht der Hilfsbereitschaft


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[0415] Das rote Areuz In der Geschichte der Zuckerrohrkultur und der ältesten Zuckerrohrindustrie spiegelt sich also bei aufmerksamer Betrachtung, namentlich auch vom Standpunkte der vergleichenden Linguistik aus, ein recht interessantes Stück uralter Kultur- geschichte des fernen Ostens wieder; man ersieht daraus zugleich aber auch, daß doch die Beziehungen dieses letzteren zu unserem alten Europa viel lebhafter waren als man bisher annahm, selbst zu der Zeit, wo der rücksichtslos jeden Kasir oder Ungläubigen von sich abstoßende Islam, das nördliche Kafiristan von dem südlichen, Europa von Indien, möglichst fernhielt. Hüben wie drüben wohnen Indogermanen, und ich möchte wissen, ob einmal eine Zeit kommen wird, wo in den südlichen Ariern mit ihrer großen Kultur¬ vergangenheit das Gefühl uralter Stammverwandtschaft mit den nördlichen Indogermanen, Germanen, Romanen und Slawen wieder aufleben wird! Vielleicht zwingt einmal eine Zeit der schweren Not bei dem Umsichgreifen und Vordringen der mongolischen Nasse die Tausende von Jahren getrennten Indo¬ germanen im Norden und Süden, sich ihrer schon aus grauer Vorzeit herleitenden Verwandtschaft wieder inne zu werden, um der arischen Rasse für immer un¬ bestritten die Weltherrschaft zu sichern. Ob diese Zeit einst kommen wird? — Nach demi, was ich im fernen Osten gesehen und beobachtet habe, mehr als ein Jahrzehnt in Berührung mit indolenten Malaien, immer regen, nimmer trägen, genügsamen, allen klimatischen Einflüssen trotzenden Chinesen, sowie den Epigonen altadeliger Hindus und ihren modernen, klugen, handelsgewandten Vettern, Orang Keling noch heute im malaiischen Archipel, wie wohl schon vor tausend Jahren, genannt, möchte ich glauben, jene Zeit wird kommen, mag auch inzwischen noch viel Wasser den heiligen Ganges hinunterfließen. Das Rote Rreuz, seine Entstehung und völkerrechtliche Entwicklung von v, v, Strantz as den Humanitären Bestrebungen unserer Zeit in beredter Weise Betätigung gebende Note Kreuz stellt den Zusammenschluß aller durch das Band der Menschlichkeit und der Nächstenliebe ver¬ bundenen Völker dar. Angesichts der zunehmenden Furchtbarkeit des modernen Krieges und seiner Kampf- und Zerstörungsmittel bleibt jetzt keine Nation den Leiden der anderen gegenüber teilnahmloser Zuschauer, und selbst die weiten Entfernungen von einem Weltteil zum anderen vermögen nicht der Hilfsbereitschaft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/415>, abgerufen am 18.05.2024.