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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Fichte und die älteren Romantiker

die PostVerwaltung manche polnische Beamtenfamilien in das deutsche Sprach¬
gebiet und dafür Deutsche in die Ostmarken.

Im Dezember 1905 ergab die Volkszählung:

Deutsch und Polnisch Polen einhebt.
Deutsche: Sprechende: Kassuben:
I. In Westpreußen . . 1061685 oder 11569 oder 667 318 oder
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Zu- oder Abnahme
gegen 1900 . . -s- 54 285 oder -- 4 561 oder -s- 30 045 oder
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II. In Posen .... 761 301 oder 733" oder 1 216206 oder
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Zu- oder Abnahme
gegen 1000 . . -j- 42 830 oder -- 3 226 oder ->- 59 34" oder
V" - 1.9°/°° - 0,8°/vo

Von 1900 bis 1905 hat in Westpreußen das Deutschtum zugenommen,
aber nicht auf Kosten der Polen, sondern nur zum Nachteile der Doppelsprachigen
und versprengter Angehöriger anderer Völker. In Posen ist das deutsche Volk
um ein Viertel vom Hundert unter Schwächung der Polen und der Doppel¬
sprachigen gewachsen. Die Steigerung der deutschen Anteile ist nicht so groß,
daß man ein langsameres Tempo in der Besiedlung einschlagen kann. Von
1906 bis 1910 hat die Kommission ihre Tätigkeit ein wenig verstärkt und
7738 Stellen besetzt.

Man muß daher wünschen, daß nicht eine Minderung, sondern eine Ver¬
mehrung der jährlichen Stellenbesetzung eintritt.




Fichte und die älteren Romantiker
von Dr. ZV. s chIIIidt II.

MW>-
'.MMiölderlin liebt den hellen Tag und den Glanz der Sterne; aber
"himmlischer als jene blitzenden Sterne" dünken Novalis die "uuend-
I lichen Augen", die die Nacht in ihm geöffnet. Es ist die träumende
! Nacht eines magischen Idealismus. Er will auch nichts wissen
I von Kant und Rousseau, den Vorbildern Hölderlins. Seine Lehr¬
meister sind Platon. die Neuplatoniker -- die Vorläufer der mittelalterlichen
Mystiker --, Spinoza und Hemsterhuis. Wir treten bei Novalis in das Aller-
heiligste der Romantik. Es öffnet sich aber keinem, der nicht die blaue Wunder-


Grenzboten l 1912 s
Fichte und die älteren Romantiker

die PostVerwaltung manche polnische Beamtenfamilien in das deutsche Sprach¬
gebiet und dafür Deutsche in die Ostmarken.

Im Dezember 1905 ergab die Volkszählung:

Deutsch und Polnisch Polen einhebt.
Deutsche: Sprechende: Kassuben:
I. In Westpreußen . . 1061685 oder 11569 oder 667 318 oder
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Von 1900 bis 1905 hat in Westpreußen das Deutschtum zugenommen,
aber nicht auf Kosten der Polen, sondern nur zum Nachteile der Doppelsprachigen
und versprengter Angehöriger anderer Völker. In Posen ist das deutsche Volk
um ein Viertel vom Hundert unter Schwächung der Polen und der Doppel¬
sprachigen gewachsen. Die Steigerung der deutschen Anteile ist nicht so groß,
daß man ein langsameres Tempo in der Besiedlung einschlagen kann. Von
1906 bis 1910 hat die Kommission ihre Tätigkeit ein wenig verstärkt und
7738 Stellen besetzt.

Man muß daher wünschen, daß nicht eine Minderung, sondern eine Ver¬
mehrung der jährlichen Stellenbesetzung eintritt.




Fichte und die älteren Romantiker
von Dr. ZV. s chIIIidt II.

MW>-
'.MMiölderlin liebt den hellen Tag und den Glanz der Sterne; aber
„himmlischer als jene blitzenden Sterne" dünken Novalis die „uuend-
I lichen Augen", die die Nacht in ihm geöffnet. Es ist die träumende
! Nacht eines magischen Idealismus. Er will auch nichts wissen
I von Kant und Rousseau, den Vorbildern Hölderlins. Seine Lehr¬
meister sind Platon. die Neuplatoniker — die Vorläufer der mittelalterlichen
Mystiker —, Spinoza und Hemsterhuis. Wir treten bei Novalis in das Aller-
heiligste der Romantik. Es öffnet sich aber keinem, der nicht die blaue Wunder-


Grenzboten l 1912 s
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[0069] Fichte und die älteren Romantiker die PostVerwaltung manche polnische Beamtenfamilien in das deutsche Sprach¬ gebiet und dafür Deutsche in die Ostmarken. Im Dezember 1905 ergab die Volkszählung: Deutsch und Polnisch Polen einhebt. Deutsche: Sprechende: Kassuben: I. In Westpreußen . . 1061685 oder 11569 oder 667 318 oder ___646,7»/„„_7,0°/vo_345,6°/«o Zu- oder Abnahme gegen 1900 . . -s- 54 285 oder — 4 561 oder -s- 30 045 oder ^- 2.4°/^ - 3,3°/„„ -4- 2,0°/w II. In Posen .... 761 301 oder 733» oder 1 216206 oder _383.2°/.,,._3.7°/o„__612,2°/o„ Zu- oder Abnahme gegen 1000 . . -j- 42 830 oder -- 3 226 oder ->- 59 34» oder V« - 1.9°/°° - 0,8°/vo Von 1900 bis 1905 hat in Westpreußen das Deutschtum zugenommen, aber nicht auf Kosten der Polen, sondern nur zum Nachteile der Doppelsprachigen und versprengter Angehöriger anderer Völker. In Posen ist das deutsche Volk um ein Viertel vom Hundert unter Schwächung der Polen und der Doppel¬ sprachigen gewachsen. Die Steigerung der deutschen Anteile ist nicht so groß, daß man ein langsameres Tempo in der Besiedlung einschlagen kann. Von 1906 bis 1910 hat die Kommission ihre Tätigkeit ein wenig verstärkt und 7738 Stellen besetzt. Man muß daher wünschen, daß nicht eine Minderung, sondern eine Ver¬ mehrung der jährlichen Stellenbesetzung eintritt. Fichte und die älteren Romantiker von Dr. ZV. s chIIIidt II. MW>- '.MMiölderlin liebt den hellen Tag und den Glanz der Sterne; aber „himmlischer als jene blitzenden Sterne" dünken Novalis die „uuend- I lichen Augen", die die Nacht in ihm geöffnet. Es ist die träumende ! Nacht eines magischen Idealismus. Er will auch nichts wissen I von Kant und Rousseau, den Vorbildern Hölderlins. Seine Lehr¬ meister sind Platon. die Neuplatoniker — die Vorläufer der mittelalterlichen Mystiker —, Spinoza und Hemsterhuis. Wir treten bei Novalis in das Aller- heiligste der Romantik. Es öffnet sich aber keinem, der nicht die blaue Wunder- Grenzboten l 1912 s

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/69>, abgerufen am 29.04.2024.