Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


2>viscKsn Wssssi' u. W-Act -lusssnst xssunci gs!sxsn. --
Lsl-sieht M"' fils ScKuIIclssssn, cjs" ^inMK, iKsn-,
l^nimsris""-, Abiturienten - ^xamsn voi". /^non Osmsn-
Vol-bsnsitung. -- Kleine Klassen. Q"'0ncIIir:not', incii-
viciusllsk-, eicioktiscnsi' Untsnnicnt. Oaruni sonnsiis"
>->us!<:usu ciss ?isiss. -- sei-snZo /Vutsient. -- Que"
Pension. -- KSi"psr-ot1sso unter Sr-tlienoi" UsitunA.
-0-5-
Wak'su in IVlsoKIb.
3M IViÜk-le?866.
---hö-^-IN^

(Line Hochschule für großgermanische Aultur

le Geschichte des Germanentums ist noch nicht geschrieben, dürfte
auch sobald nicht geschrieben werden. Und wenn eines Tages
der Schriftsteller da ist, der sie zu schreiben unternimmt, dann
wird er nicht nur der Anwalt der edelsten Bestrebungen in der
menschlichen Kultur sein, er wird auch zum Ankläger werden müssen
gegen die Kleinsucht und gegen den Kurzblick ungezählter Geschlechter, die un¬
bewußt die große Aufgabe des Germanentums vertraten, die aber nicht die
Schranken niederzwingen konnten, die Brudervolk von Brudervolk schieden.

Von allen Völkerfamilien ist die germanische am weitesten und gründlichsten
auseinandergekommen. Seit dem Beginn unserer Zeitrechnung ziehen ununter¬
brochen die Völker fort aus der alten nordischen Heimat, um nach einer kurzen
Zeit der Selbständigkeit in den brandenden Wogen fremden Volkstums unter¬
zutauchen. Verwest sind die Spuren der Wandalen, verschwunden die West-
und Oftgoten, die Langobarden, Gepiden, Heruler, die salischen Franken,
Burgunden und andere Stämme, die tatensroh das Erbe der antiken Kultur
antraten. Untergegangen ist der Kulturbesitz, den sie aus der Heimat mitbrachten;
das Emporstreben der eingeborenen Bevölkerungen hat ihn aufgezehrt und mit
ihm, was an jugendlicher Kraft und Gesundheit in die fremden Gefilde getragen
worden war. So gründlich ist dieser Aufsaugungsprozeß vor sich gegangen,
daß man den Germanen jede eigene Kultur glaubte absprechen zu können. Nur
die Angelsachsen haben sich in ihrer neuen, meerumgürteten Heimat erhalten,
fortentwickelt und neue Kolonisationszüge in die gigantisch erweiterte Welt
hinausgesandt. Die Völker, die in der Heimat blieben oder wenigstens den
Zusammenhang mit ihr nicht verloren: die Skandinavier, Dänen, Holländer,
Deutschen. Deutsch-Österreicher, Schweizer, Nordamerikaner sind dagegen einander
fremd geworden; sie haben wohl auch in blutiger Fehde die Waffen gegeneinander
gekehrt, sich geschwächt und fremden Einflüssen unterworfen.


Grenzbuten III 1912 2S


2>viscKsn Wssssi' u. W-Act -lusssnst xssunci gs!sxsn. —
Lsl-sieht M»' fils ScKuIIclssssn, cjs» ^inMK, iKsn-,
l^nimsris»»-, Abiturienten - ^xamsn voi». /^non Osmsn-
Vol-bsnsitung. — Kleine Klassen. Q»'0ncIIir:not', incii-
viciusllsk-, eicioktiscnsi' Untsnnicnt. Oaruni sonnsiis»
>->us!<:usu ciss ?isiss. — sei-snZo /Vutsient. — Que«
Pension. — KSi»psr-ot1sso unter Sr-tlienoi» UsitunA.
-0-5-
Wak'su in IVlsoKIb.
3M IViÜk-le?866.
—-hö-^-IN^

(Line Hochschule für großgermanische Aultur

le Geschichte des Germanentums ist noch nicht geschrieben, dürfte
auch sobald nicht geschrieben werden. Und wenn eines Tages
der Schriftsteller da ist, der sie zu schreiben unternimmt, dann
wird er nicht nur der Anwalt der edelsten Bestrebungen in der
menschlichen Kultur sein, er wird auch zum Ankläger werden müssen
gegen die Kleinsucht und gegen den Kurzblick ungezählter Geschlechter, die un¬
bewußt die große Aufgabe des Germanentums vertraten, die aber nicht die
Schranken niederzwingen konnten, die Brudervolk von Brudervolk schieden.

Von allen Völkerfamilien ist die germanische am weitesten und gründlichsten
auseinandergekommen. Seit dem Beginn unserer Zeitrechnung ziehen ununter¬
brochen die Völker fort aus der alten nordischen Heimat, um nach einer kurzen
Zeit der Selbständigkeit in den brandenden Wogen fremden Volkstums unter¬
zutauchen. Verwest sind die Spuren der Wandalen, verschwunden die West-
und Oftgoten, die Langobarden, Gepiden, Heruler, die salischen Franken,
Burgunden und andere Stämme, die tatensroh das Erbe der antiken Kultur
antraten. Untergegangen ist der Kulturbesitz, den sie aus der Heimat mitbrachten;
das Emporstreben der eingeborenen Bevölkerungen hat ihn aufgezehrt und mit
ihm, was an jugendlicher Kraft und Gesundheit in die fremden Gefilde getragen
worden war. So gründlich ist dieser Aufsaugungsprozeß vor sich gegangen,
daß man den Germanen jede eigene Kultur glaubte absprechen zu können. Nur
die Angelsachsen haben sich in ihrer neuen, meerumgürteten Heimat erhalten,
fortentwickelt und neue Kolonisationszüge in die gigantisch erweiterte Welt
hinausgesandt. Die Völker, die in der Heimat blieben oder wenigstens den
Zusammenhang mit ihr nicht verloren: die Skandinavier, Dänen, Holländer,
Deutschen. Deutsch-Österreicher, Schweizer, Nordamerikaner sind dagegen einander
fremd geworden; sie haben wohl auch in blutiger Fehde die Waffen gegeneinander
gekehrt, sich geschwächt und fremden Einflüssen unterworfen.


Grenzbuten III 1912 2S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321952"/>
            <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341895_321746/figures/grenzboten_341895_321746_321952_000.jpg"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> 2&gt;viscKsn Wssssi' u. W-Act -lusssnst xssunci gs!sxsn. &#x2014;<lb/>
Lsl-sieht M»' fils ScKuIIclssssn, cjs» ^inMK, iKsn-,<lb/>
l^nimsris»»-, Abiturienten - ^xamsn voi». /^non Osmsn-<lb/>
Vol-bsnsitung. &#x2014; Kleine Klassen. Q»'0ncIIir:not', incii-<lb/>
viciusllsk-, eicioktiscnsi' Untsnnicnt. Oaruni sonnsiis»<lb/>
&gt;-&gt;us!&lt;:usu ciss ?isiss. &#x2014; sei-snZo /Vutsient. &#x2014; Que«<lb/>
Pension. &#x2014; KSi»psr-ot1sso unter Sr-tlienoi» UsitunA.<lb/>
-0-5-<lb/>
Wak'su in IVlsoKIb.<lb/>
3M IViÜk-le?866.<lb/>
&#x2014;-hö-^-IN^</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p/>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> (Line Hochschule für großgermanische Aultur</head><lb/>
          <p xml:id="ID_821"> le Geschichte des Germanentums ist noch nicht geschrieben, dürfte<lb/>
auch sobald nicht geschrieben werden. Und wenn eines Tages<lb/>
der Schriftsteller da ist, der sie zu schreiben unternimmt, dann<lb/>
wird er nicht nur der Anwalt der edelsten Bestrebungen in der<lb/>
menschlichen Kultur sein, er wird auch zum Ankläger werden müssen<lb/>
gegen die Kleinsucht und gegen den Kurzblick ungezählter Geschlechter, die un¬<lb/>
bewußt die große Aufgabe des Germanentums vertraten, die aber nicht die<lb/>
Schranken niederzwingen konnten, die Brudervolk von Brudervolk schieden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_822"> Von allen Völkerfamilien ist die germanische am weitesten und gründlichsten<lb/>
auseinandergekommen. Seit dem Beginn unserer Zeitrechnung ziehen ununter¬<lb/>
brochen die Völker fort aus der alten nordischen Heimat, um nach einer kurzen<lb/>
Zeit der Selbständigkeit in den brandenden Wogen fremden Volkstums unter¬<lb/>
zutauchen. Verwest sind die Spuren der Wandalen, verschwunden die West-<lb/>
und Oftgoten, die Langobarden, Gepiden, Heruler, die salischen Franken,<lb/>
Burgunden und andere Stämme, die tatensroh das Erbe der antiken Kultur<lb/>
antraten. Untergegangen ist der Kulturbesitz, den sie aus der Heimat mitbrachten;<lb/>
das Emporstreben der eingeborenen Bevölkerungen hat ihn aufgezehrt und mit<lb/>
ihm, was an jugendlicher Kraft und Gesundheit in die fremden Gefilde getragen<lb/>
worden war. So gründlich ist dieser Aufsaugungsprozeß vor sich gegangen,<lb/>
daß man den Germanen jede eigene Kultur glaubte absprechen zu können. Nur<lb/>
die Angelsachsen haben sich in ihrer neuen, meerumgürteten Heimat erhalten,<lb/>
fortentwickelt und neue Kolonisationszüge in die gigantisch erweiterte Welt<lb/>
hinausgesandt. Die Völker, die in der Heimat blieben oder wenigstens den<lb/>
Zusammenhang mit ihr nicht verloren: die Skandinavier, Dänen, Holländer,<lb/>
Deutschen. Deutsch-Österreicher, Schweizer, Nordamerikaner sind dagegen einander<lb/>
fremd geworden; sie haben wohl auch in blutiger Fehde die Waffen gegeneinander<lb/>
gekehrt, sich geschwächt und fremden Einflüssen unterworfen.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbuten III 1912 2S</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0205] [Abbildung] 2>viscKsn Wssssi' u. W-Act -lusssnst xssunci gs!sxsn. — Lsl-sieht M»' fils ScKuIIclssssn, cjs» ^inMK, iKsn-, l^nimsris»»-, Abiturienten - ^xamsn voi». /^non Osmsn- Vol-bsnsitung. — Kleine Klassen. Q»'0ncIIir:not', incii- viciusllsk-, eicioktiscnsi' Untsnnicnt. Oaruni sonnsiis» >->us!<:usu ciss ?isiss. — sei-snZo /Vutsient. — Que« Pension. — KSi»psr-ot1sso unter Sr-tlienoi» UsitunA. -0-5- Wak'su in IVlsoKIb. 3M IViÜk-le?866. —-hö-^-IN^ (Line Hochschule für großgermanische Aultur le Geschichte des Germanentums ist noch nicht geschrieben, dürfte auch sobald nicht geschrieben werden. Und wenn eines Tages der Schriftsteller da ist, der sie zu schreiben unternimmt, dann wird er nicht nur der Anwalt der edelsten Bestrebungen in der menschlichen Kultur sein, er wird auch zum Ankläger werden müssen gegen die Kleinsucht und gegen den Kurzblick ungezählter Geschlechter, die un¬ bewußt die große Aufgabe des Germanentums vertraten, die aber nicht die Schranken niederzwingen konnten, die Brudervolk von Brudervolk schieden. Von allen Völkerfamilien ist die germanische am weitesten und gründlichsten auseinandergekommen. Seit dem Beginn unserer Zeitrechnung ziehen ununter¬ brochen die Völker fort aus der alten nordischen Heimat, um nach einer kurzen Zeit der Selbständigkeit in den brandenden Wogen fremden Volkstums unter¬ zutauchen. Verwest sind die Spuren der Wandalen, verschwunden die West- und Oftgoten, die Langobarden, Gepiden, Heruler, die salischen Franken, Burgunden und andere Stämme, die tatensroh das Erbe der antiken Kultur antraten. Untergegangen ist der Kulturbesitz, den sie aus der Heimat mitbrachten; das Emporstreben der eingeborenen Bevölkerungen hat ihn aufgezehrt und mit ihm, was an jugendlicher Kraft und Gesundheit in die fremden Gefilde getragen worden war. So gründlich ist dieser Aufsaugungsprozeß vor sich gegangen, daß man den Germanen jede eigene Kultur glaubte absprechen zu können. Nur die Angelsachsen haben sich in ihrer neuen, meerumgürteten Heimat erhalten, fortentwickelt und neue Kolonisationszüge in die gigantisch erweiterte Welt hinausgesandt. Die Völker, die in der Heimat blieben oder wenigstens den Zusammenhang mit ihr nicht verloren: die Skandinavier, Dänen, Holländer, Deutschen. Deutsch-Österreicher, Schweizer, Nordamerikaner sind dagegen einander fremd geworden; sie haben wohl auch in blutiger Fehde die Waffen gegeneinander gekehrt, sich geschwächt und fremden Einflüssen unterworfen. Grenzbuten III 1912 2S

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/205
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/205>, abgerufen am 05.05.2024.