Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.Israel Zangwill an die Neutralen Adolf Lriedemcinn von u Anfang des großen Krieges lasen wir, daß der englische Dichter Jetzt hat Zangwill es für notwendig befunden, den mit seinem Feldzug "Obgleich der ungeheuerlichste Krieg menschlicher Geschichte in^nie in Nach dieser vielversprechenden Einleitung, aus der sich ergibt, daß Herr "Ich muß sagen, daß es besser ist, daß die jüdische Minderheit sin Israel Zangwill an die Neutralen Adolf Lriedemcinn von u Anfang des großen Krieges lasen wir, daß der englische Dichter Jetzt hat Zangwill es für notwendig befunden, den mit seinem Feldzug „Obgleich der ungeheuerlichste Krieg menschlicher Geschichte in^nie in Nach dieser vielversprechenden Einleitung, aus der sich ergibt, daß Herr „Ich muß sagen, daß es besser ist, daß die jüdische Minderheit sin <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0162" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329390"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_329227/figures/grenzboten_341899_329227_329390_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Israel Zangwill an die Neutralen<lb/><note type="byline"> Adolf Lriedemcinn</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_527"> u Anfang des großen Krieges lasen wir, daß der englische Dichter<lb/> Israel Zangwill, bekannt durch seine prächtigen literarischen Dar¬<lb/> stellungen des jüdischen Lebens im Ghetto und eifriger Vorkämpfer<lb/> der territorialistischen Idee der Schaffung eines Judenstaates, in<lb/> Manchester und Liverpool gegen den Krieg gesprochen habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_528"> Jetzt hat Zangwill es für notwendig befunden, den mit seinem Feldzug<lb/> gegen den Krieg begangenen Taktmangel durch einen größeren wettzumachen.<lb/> In The Star hat er einen Appell an die amerikanischen Juden gerichtet, so<lb/> unglaublich, daß wir ihn der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen, die ja<lb/> jetzt von den Vorgängen in der Welt so wenig zu hören Gelegenheit hat. Das<lb/> politische Ingenium des großen Landsuchers äußert sich folgendermaßen:</p><lb/> <p xml:id="ID_529"> „Obgleich der ungeheuerlichste Krieg menschlicher Geschichte in^nie in<lb/> Qerman^ ist, und obgleich Deutschlands Verhalten im Kriege so barbarisch ist,<lb/> wie seine Gemütsverfassung im Frieden, bemerke ich zu meinem Bedauern,<lb/> daß ein Teil der Judenheit in Amerika und in anderen neutralen Ländern<lb/> Großbritannien und seinen Verbündeten seine Sympathien vorzuenthalten<lb/> scheint."</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Nach dieser vielversprechenden Einleitung, aus der sich ergibt, daß Herr<lb/> Zangwill sich die abgedroschensten Phrasen der englischen Presse aneignet —<lb/> denn er muß doch schon einige Male von deutschen zeitgenössischen Kultur¬<lb/> menschen gehört haben — fährt er fort:</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> „Ich muß sagen, daß es besser ist, daß die jüdische Minderheit sin<lb/> Rußland) fortfährt zu leiden, und daß ich weit eher meine eigenen Rechte<lb/> als englischer Staatsbürger verlieren möchte, als daß das große Interesse<lb/> unter dem Triumph des preußischen Militarismus untergehen sollte. Indem<lb/> ich dies sage, spreche ich nicht als britischer Patriot, sondern als Weltpatriot,<lb/> voll Verstimmung und Abscheu vor dem unmenschlichen Ideal des gotischen<lb/> Übermenschen. Ich sehe wohl, daß Deutschlands Preßagent Deutschland als<lb/> den Hüter der Zivilisation malt und als einen Engel im Verzweiflungskampfe<lb/> gegen die aus Afrika und Asien eingeführten Horden von Wilden. Aber,<lb/> wenn wir schwarze Streitkräfte verwenden, so geschieht es zu weißen Zwecken,<lb/> während Deutschland weiße Streitkräfte zu schwarzen Zwecken verwendet.!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0162]
[Abbildung]
Israel Zangwill an die Neutralen
Adolf Lriedemcinn von
u Anfang des großen Krieges lasen wir, daß der englische Dichter
Israel Zangwill, bekannt durch seine prächtigen literarischen Dar¬
stellungen des jüdischen Lebens im Ghetto und eifriger Vorkämpfer
der territorialistischen Idee der Schaffung eines Judenstaates, in
Manchester und Liverpool gegen den Krieg gesprochen habe.
Jetzt hat Zangwill es für notwendig befunden, den mit seinem Feldzug
gegen den Krieg begangenen Taktmangel durch einen größeren wettzumachen.
In The Star hat er einen Appell an die amerikanischen Juden gerichtet, so
unglaublich, daß wir ihn der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen, die ja
jetzt von den Vorgängen in der Welt so wenig zu hören Gelegenheit hat. Das
politische Ingenium des großen Landsuchers äußert sich folgendermaßen:
„Obgleich der ungeheuerlichste Krieg menschlicher Geschichte in^nie in
Qerman^ ist, und obgleich Deutschlands Verhalten im Kriege so barbarisch ist,
wie seine Gemütsverfassung im Frieden, bemerke ich zu meinem Bedauern,
daß ein Teil der Judenheit in Amerika und in anderen neutralen Ländern
Großbritannien und seinen Verbündeten seine Sympathien vorzuenthalten
scheint."
Nach dieser vielversprechenden Einleitung, aus der sich ergibt, daß Herr
Zangwill sich die abgedroschensten Phrasen der englischen Presse aneignet —
denn er muß doch schon einige Male von deutschen zeitgenössischen Kultur¬
menschen gehört haben — fährt er fort:
„Ich muß sagen, daß es besser ist, daß die jüdische Minderheit sin
Rußland) fortfährt zu leiden, und daß ich weit eher meine eigenen Rechte
als englischer Staatsbürger verlieren möchte, als daß das große Interesse
unter dem Triumph des preußischen Militarismus untergehen sollte. Indem
ich dies sage, spreche ich nicht als britischer Patriot, sondern als Weltpatriot,
voll Verstimmung und Abscheu vor dem unmenschlichen Ideal des gotischen
Übermenschen. Ich sehe wohl, daß Deutschlands Preßagent Deutschland als
den Hüter der Zivilisation malt und als einen Engel im Verzweiflungskampfe
gegen die aus Afrika und Asien eingeführten Horden von Wilden. Aber,
wenn wir schwarze Streitkräfte verwenden, so geschieht es zu weißen Zwecken,
während Deutschland weiße Streitkräfte zu schwarzen Zwecken verwendet.!
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